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Mörderisches Stade und Altes Land

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
313 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am26.03.20182024
11 Monate lang ermittelt Kriminalist Jörg Ritter in elf verschiedenen Fällen in Stade und im Alten Land. 11 Mal glaubt ein Täter, schlauer als die Polizei zu sein. 11 spannende Geschichten, in denen ein Jörg Ritter mit Humor und Köpfchen ermittelt, sich in eine bezaubernde Frau verliebt und durch diese eine neue Wendung in seinem Leben erfährt ...

Thomas Trczinka, gelernter Koch, bezeichnet sich selbst als Berufsnomade, arbeitete unter anderem als Verkäufer, Sicherungskraft, Versicherungsfachmann, Call-Center-Agent, ... Er kombiniert sprachliche Gediegenheit mit genauer Recherche und einem gehörigen Schuss Fantasie, schrieb mit an »Tödlicher Tauchgang« (2005) und wurde daraufhin mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. 2013 erschien im Gmeiner-Verlag sein Ostseekrimi »Sonderauftrag«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
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E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

Klappentext11 Monate lang ermittelt Kriminalist Jörg Ritter in elf verschiedenen Fällen in Stade und im Alten Land. 11 Mal glaubt ein Täter, schlauer als die Polizei zu sein. 11 spannende Geschichten, in denen ein Jörg Ritter mit Humor und Köpfchen ermittelt, sich in eine bezaubernde Frau verliebt und durch diese eine neue Wendung in seinem Leben erfährt ...

Thomas Trczinka, gelernter Koch, bezeichnet sich selbst als Berufsnomade, arbeitete unter anderem als Verkäufer, Sicherungskraft, Versicherungsfachmann, Call-Center-Agent, ... Er kombiniert sprachliche Gediegenheit mit genauer Recherche und einem gehörigen Schuss Fantasie, schrieb mit an »Tödlicher Tauchgang« (2005) und wurde daraufhin mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. 2013 erschien im Gmeiner-Verlag sein Ostseekrimi »Sonderauftrag«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839257364
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum26.03.2018
Auflage2024
Seiten313 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3400425
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2 Tot unterm Tannenbaum

»O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit«, klang es über den Bützflether Weihnachtsmarkt14. Reinhard Köhler sang kräftig mit. Er hatte ordentlich dem Glühwein mit Schuss zugesprochen und er war bester Laune. Es war ein milder Winternachmittag. Die Dunkelheit sorgte für die richtige Stimmung. Die Verkaufsbuden waren festlich geschmückt und es duftete nach Gebratenem und süßen Leckereien. Schade, dass bisher kein Schnee gefallen war. Es geht doch nichts über weiße Weihnacht, dachte Köhler, dann schlenderte er weiter. Er blickte in lachende Kinderaugen und sah Eltern, die ihre Sprösslinge beim Karussellfahren beobachteten, als der nächsten Glühweinstand von ihm besucht wurde. Heute herrschte Hochbetrieb. Einen Augenblick dauerte es bis er einen neuen Becher mit dem Heißgetränk in der Hand hielt. Vorsichtig pustend probierte er. »Oh ja, der ist gut«, murmelte Köhler leise vor sich hin.

Heute würde er hier bleiben und morgen wollte er den Weihnachtsmarkt auf dem Stader Pferdemarkt15, direkt in der Altstadt aufsuchen.

Langsam trank er. Ebenso langsam ging er weiter. Nach diesem Glühwein wollte er Räucherfisch essen. Plötzlich hatte er Appetit auf geräucherten Fisch. Er schaute sich um. Wo war der nächste Stand mit Räucherfisch? Etwas in einer Ecke ließ ihn stutzen. Hier in der Festung Grauerort16 gab es einige schlecht ausgeleuchtete Winkel und Ecken. Zu groß war die Anlage. Neugierig ging Köhler näher. Unter einer großen Tanne, die in einer Ecke stand, lag ein Mann. Köhler beugte sich hinab und rüttelte an den Schultern des Mannes. Doch der reagierte nicht. »Mann bist du besoffen. Kannst doch hier nicht pennen. Du erfrierst!«

Kopfschüttelnd kam Köhler aus der Hocke hoch. Er trank den Rest des Glühweins, Hilfe suchend schaute er sich um. Ein junges Pärchen schlenderte eng umschlungen vorbei.

»Dein Kumpel holt sich den Tod. Hat er zu viel gesoffen?«

Der junge Mann lachte, dann widmete er sich wieder seinem Mädchen, die ihn weiterzog.

»Ist nicht mein Kumpel«, rief Köhler dem Pärchen hinterher.

Er ging zum nächsten Stand. Hier wurden Schwibbögen angeboten.

»Na, welcher soll es sein?« Die Verkäuferin, eine Frau Anfang sechzig, strahlte ihn an.

»Ich will nichts kaufen. Nur, dahinten liegt einer.«

Er zeigte in die Richtung der Tanne.

»Na dann helfen Sie ihm auf!« Sie schüttelte den Kopf.

»Wie?«

»Wie? Typisch Mann. Wenn einer da liegt, hilft man ihm auf. Ist das so schwer?«

Köhler hob flehentlich die Arme. »Ich habe es ja versucht, aber der rührt sich nicht! Können Sie nicht mal ...«

»Ich soll? Na, sagen Sie mal, ...«

Köhler unterbrach sie. »Ich habe doch kein Telefon! Da muss ein Arzt her!«

Die Frau musterte Köhler, dann zog sie ein Handy aus ihrer dicken Jacke und wählte den Notruf.

Eine knappe Stunde später betrat Ritter die Festung. Er kannte das Gelände gut. Vor zwei Jahren hatte er im Urlaub hier gearbeitet. Er hatte einem Freund geholfen, der Mitglied des Fördervereins war. Sie hatten einen Lokschuppen hergerichtet, damit die Kleinbahn17 wieder fahren konnte. Doch am meisten hatte ihm die Landungsbrücke18 imponiert. Groß und trotzig ragte sie in die Elbe hinein.

Ritter ging zügig durch die wartende Menge. Die Kollegen hatten das Gelände weiträumig abgesperrt. Halogenscheinwerfer auf hohen Stativen warfen ihr Licht auf den Fundort. Wo ihr Licht sich traf, lag ein Mann. Ein großer Tannenbaum hatte seine Zweige über ihm ausgebreitet. Die Spurensicherung packte zusammen und die Gerichtsmedizinerin beendete ihre erste Leichenschau.

»Na, Frau Dr. Seidenbach, Sie haben auch kein Zuhause?«

Die Ärztin musterte ihn lächelnd. »Da geht es mir, wie ihnen. Also, männlicher Leichnam, verstorben vor etwa einer Stunde. Woran? Fragen Sie mich morgen nach der Obduktion. Ich kann es nicht sagen.«

Sie zuckte hilflos mit den Achseln.

»So kenne ich Sie gar nicht.« Ritter war überrascht.

»Ich mich auch nicht, aber wir Gerichtsmediziner haben auch nicht immer gleich eine Antwort parat. Schauen Sie selbst.«

Sie beugten sich zum Toten hinunter. Frau Dr. Seidenbach deutete auf eine Stelle am Kopf. »Hier sehen Sie, diese Stelle! Sonst sind keine weiteren Spuren zu sehen.«

Ritter sah eine dunkelrote Stelle und auf diese deutete die Ärztin.

»Kann das vom Sturz herrühren?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nur wenn er irgendwo gegengefallen ist. Hier ist aber nichts.«

Sie nahm einen Ast des Tannenbaumes in die Hand. »Der Baum und die Äste geben nach.«

»Wurde der Mann bewegt?«

»Nein, ich glaube nicht. Warten Sie bitte die Obduktion ab. Gleich morgen früh mach ich mich an die Arbeit.«

Sie richtete sich wieder auf. »Und bevor Sie fragen warum heute nicht mehr. Erstens habe ich Feierabend, zweitens sind Überstunden nicht erwünscht, man muss schließlich sparen und drittens gehe ich heute Abend ins Stadeum.19 Wir haben Karten für Prokofjews Cinderella, getanzt vom russischen Staatsballett.«

Auch Ritter hatte sich wieder aufgerichtet. Er schmunzelte.

»Ich hätte Sie nicht gefragt. Morgen ist okay, Ihnen und ihrem Mann viel Spaß beim Betrachten von Männern in Strumpfhosen.«

»Kulturbanause!« Sie streckte ihm die Zunge heraus.

Er zwinkerte ihr zu und befragte dann die Spurensicherung. Doch die schüttelten nur die Köpfe.

»Zu viele Leute und nur überlagernde Spuren. Das wird schwer!«

»Und sonst?«

»Sein Portemonnaie war in der Innentasche der Jacke. Der Mann heißt Torsten Hursch, ist 52 Jahre alt und wohnt in Stade. Laut seiner Visitenkarte hat er sich auf Haushaltsauflösungen, Wohnungsräumungen und Umzüge spezialisiert.«

Ritter überlegte kurz. »Der annonciert doch des Öfteren. Mir ist so. Na egal, mach bitte weiter.«

»Er trug 152,36 Euro bei sich, ebenso Führerschein und Personalausweis. Ein Schlüsselbund war in der rechten Jackentasche und eine Packung Papiertaschentücher. In der linken Tasche eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug aus Kunststoff, Farbe rot.«

»Da hast du es wieder! Raucher sterben früher!«

Ritter schmunzelte. Er wusste, der Leiter der Spurensicherung war begeisterter Pfeifenraucher.

Dieser zeigte ihm einen Vogel. »Immer diese Diskriminierung!«

Ritter wurde wieder ernst. »Wer hat ihn gefunden?«

»Ein Reinhard Köhler! Er steht dort und wartet auf deine Befragung.«

»Dann wollen wir ihn mal nicht warten lassen. Ich danke dir. Wenn ihr was habt, klingelst du durch?«

Der Leiter der Spusi versprach sich zu melden, und Ritter ging zu Reinhard Köhler. Dieser beobachtete das Geschehen. Ein uniformierter Polizist war in seiner Nähe. Ritter stellte sich vor. Köhler war laut seinem Personalausweis 72 Jahre alt. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht, in dessen Mitte eine große, rote Nase prangte. Er schlug die Füße gegeneinander. Scheinbar war ihm kalt. Ritter musterte den Mann. Einfacher Mantel und billige Schuhe dachte er. Als Köhler zum Sprechen ansetzte, schlug Ritter eine gewaltige Glühweinfahne entgegen.

»Mann, Sie haben aber ganz gut gebechert.« Ritter drehte seine Nase aus der Richtung von Köhlers Atem.

»Nur ein paar Glühweinchen. Ist gut gegen die Kälte und schmeckt ja auch lecker.« Ritter nickte verstehend. Viel konnte ihm Köhler nicht berichten. Immerhin erfuhr Ritter den Zeitpunkt des Fundes. Sonst hatte er nichts bemerkt. Nach einer kurzen Befragung war Köhler entlassen.

Ritter wandte sich der Verkäuferin zu, welche den Notruf gewählt hatte. Sie stellte sich als Frau Berger vor. Ja, sie hatte angerufen. Der alte Herr war aufgeregt zu ihrem Stand gekommen und hatte um Hilfe gebeten.

Ritter dankte ihr, doch auf die Frage, ob sie sonst etwas bemerkt hatte, schüttelte sie den Kopf.

»Nein, ich habe mit meinem Stand alle Hände voll zu tun, da bekomme ich wenig mit, was drumherum geschieht.«

Der Kriminalist steckte die Hände in die Manteltaschen und überlegte. War das überhaupt ein Fall für ihn? Wahrscheinlich nicht, aber Vorsicht ist nun mal die Mutter der Porzellankiste. Mit diesem Gedanken tröstete er sich. Minuten später wurde der Leichnam abgeholt und das Gelände wieder freigegeben.

Gegen Mittag des nächsten Tages hielt Ritter den Obduktionsbefund in der Hand. Ab diesem Zeitpunkt war es ein Fall für die Kriminalpolizei. Hursch war keines natürlichen Todes gestorben. Ein Schlag an den Kopf hatte ihn getötet. Präzise und sehr dosiert war dieser ausgeführt worden, mit einem Gegenstand, dessen Schlagfläche drei Zentimeter im Durchmesser hatte und kegelförmig war. Ritter überlegte. Er dachte zuerst an einen Hammer. Genau so einen, wie ihn Amerikaner verwenden. Runder Kopf und die andere Seite als Klaue gefertigt. Doch er verwarf diesen Gedanken wieder. Welcher Hammer hatte einen kegelförmigen Kopf und war das Tatwerkzeug überhaupt ein Hammer? Die Gerichtsmedizinerin hatte sich dazu nicht weiter geäußert.

Ritter rief sie an. Sie hielt sich bedeckt. Er solle ihr das Tatwerkzeug bringen, dann könne sie sagen, ob es das Richtige sei.

Verärgert legte Ritter auf. So schwammig sollte er mal seine Berichte schreiben. Die Staatsanwaltschaft würde ihn zerfetzen.

Er beschloss, zur Wohnung des...

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Autor

Thomas Trczinka, gelernter Koch, bezeichnet sich selbst als Berufsnomade, arbeitete unter anderem als Verkäufer, Sicherungskraft, Versicherungsfachmann, Call-Center-Agent, ... Er kombiniert sprachliche Gediegenheit mit genauer Recherche und einem gehörigen Schuss Fantasie, schrieb mit an »Tödlicher Tauchgang« (2005) und wurde daraufhin mit einem Literaturpreis ausgezeichnet. 2013 erschien im Gmeiner-Verlag sein Ostseekrimi »Sonderauftrag«.