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Sinnentaumel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Silberburg-Verlagerschienen am07.09.2012
Rätselhafte Todesfälle im idyllischen Allgäu des 18. Jahrhunderts - ein spannender Kriminalroman von der Autorin von 'Sommergarben'. Es ist eine illustre Gesellschaft, die sich im Sommer des Jahres 1745 in der malerisch gelegenen Badwirtschaft bei Leutkirch zu einer Trink- und Badekur einfindet. Die Idylle wird jedoch jäh gestört, als der Wirt Franz Graf bei einem seiner morgendlichen Kontrollgänge im Ufergebüsch eines Weihers die schaurig schöne, aufrecht im Wasser stehende Leiche der jungen Theresie Baumann entdeckt. Ein bedauerlicher Unfall? Die Kurgäste ergehen sich aufgeregt in wilden Spekulationen und gegenseitigen Verdächtigungen. Sie vermuten ein Verbrechen. Und tatsächlich: Bereits zwei Tage später ereilt den Nächsten aus ihren Reihen der Tod. Neben einer packenden Krimihandlung eröffnet Ines Ebert in ihrem neuen Roman einen faszinierenden Blick in die Anfänge des Kurtourismus.

Ines Ebert, geboren 1949 in Heubach im Ostalbkreis, ist Diplom-Museologin (FH) im Ruhestand und arbeitete freiberuflich für Städte und Gemeinden in den Bereichen Museum und Archiv. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Katze Lilli in Wangen im Allgäu.
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Produkt

KlappentextRätselhafte Todesfälle im idyllischen Allgäu des 18. Jahrhunderts - ein spannender Kriminalroman von der Autorin von 'Sommergarben'. Es ist eine illustre Gesellschaft, die sich im Sommer des Jahres 1745 in der malerisch gelegenen Badwirtschaft bei Leutkirch zu einer Trink- und Badekur einfindet. Die Idylle wird jedoch jäh gestört, als der Wirt Franz Graf bei einem seiner morgendlichen Kontrollgänge im Ufergebüsch eines Weihers die schaurig schöne, aufrecht im Wasser stehende Leiche der jungen Theresie Baumann entdeckt. Ein bedauerlicher Unfall? Die Kurgäste ergehen sich aufgeregt in wilden Spekulationen und gegenseitigen Verdächtigungen. Sie vermuten ein Verbrechen. Und tatsächlich: Bereits zwei Tage später ereilt den Nächsten aus ihren Reihen der Tod. Neben einer packenden Krimihandlung eröffnet Ines Ebert in ihrem neuen Roman einen faszinierenden Blick in die Anfänge des Kurtourismus.

Ines Ebert, geboren 1949 in Heubach im Ostalbkreis, ist Diplom-Museologin (FH) im Ruhestand und arbeitete freiberuflich für Städte und Gemeinden in den Bereichen Museum und Archiv. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Katze Lilli in Wangen im Allgäu.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783842515284
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum07.09.2012
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1548 Kbytes
Artikel-Nr.2751066
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Donnerstag, 15. Juli anno 1745

Dort, wo die ersten Strahlen der frühen Morgensonne auf die Wasseroberfläche trafen, begann das Wasser des Weihers zu glitzern und zu funkeln, wie wenn es mit Edelsteinen besetzt wäre.

Eigentlich war der Ellerazhofer Weiher gar kein Weiher, sondern ein See von beträchtlichem Ausmaß, der vor Hunderten von Jahren einmal künstlich aufgestaut worden war. Auch seine Namensgebung war eine Ungereimtheit, so zumindest ließ der Wirt des Willerazhofer Bades, Franz Graf, jeden wissen, der es hören wollte oder auch nicht. Lag doch seine Badwirtschaft wesentlich näher an dem Gewässer als das Dorf Ellerazhofen, das ihm einst den Namen verliehen hatte. Überhaupt müsste der Ellerazhofer Weiher, ginge es nach Franz Graf, Willerazhofer See heißen. Zum einen nach dem nahe und malerisch auf einem Hügel über dem See gelegenen Dorf Willerazhofen mit seiner weithin sichtbaren, der heiligen Margarethe geweihten Kirche, und zum anderen wegen seiner Größe.

Wie jeden Morgen war Graf gleich nach Sonnenaufgang auf seinem Anwesen unterwegs. An diesem Morgen wunderte er sich, dass die Haustür nicht, wie sonst üblich, verschlossen war. Der Schlüssel steckte Tag und Nacht von innen und entweder er oder seine Frau schlossen jeden Abend ab, bevor sie zu Bett gingen.

»Seltsam«, murmelte Graf. »Maria muss gestern vergessen haben abzuschließen.«

Nachdem er das Gelände um das Haus mit einem kurzen Blick auf den in voller sommerlicher Pracht stehenden Gemüse- und Kräutergarten und die auf einer Anhöhe hinter dem Haus liegende gefasste Heilquelle inspiziert hatte, untersuchte er die hölzerne Leitung, die das Heilwasser ins Haus führte, sorgfältig auf undichte Stellen. Als er alles in bester Ordnung fand, nahm er die Sense aus dem Verschlag, in dem er sein Werkzeug aufbewahrte, und überquerte den Fahrweg, der zwischen der Wirtschaft und dem See verlief. Sozusagen im Vorübergehen mähte er in kaum einer Viertelstunde mit weit ausholenden, kräftigen Schwüngen die Wiese am Ufer. Sie war mit Stühlen und Bänken bestückt und diente den verehrten Kurgästen tagsüber zum bequemen Aufenthalt im Freien. Danach betrat er den hölzernen Steg, der ein Stück in den Weiher hinausführte und an dessen Ende die Badehütte auf hölzernen Stelzen im Wasser stand.

Neben dem Sitzen im Heilwasser, das die Kurgäste in Wannen und Bottichen im Badehaus im Inneren der Badwirtschaft genießen konnten, hatte Graf die zunehmend aufkommende Mode der Körperertüchtigung und des Schwimmens in Flüssen und Weihern unverzüglich aufgegriffen, den Steg ausbessern und an dessen Ende anstelle der alten eine größere Badehütte errichten lassen, um die neuen Bedürfnisse der Erholungsuchenden sogleich in klingende Münze umzusetzen.

Langsam schlenderte Graf über den vom Morgentau feuchten Steg und genoss dabei die herrliche Aussicht auf die Alpen, die sich im Morgenlicht mit spitzen Zacken in der Ferne abzeichneten. Er warf einen Blick in die Badehütte und stellte zufrieden fest, dass alles sauber und bestens in Schuss war - der Tagesbetrieb konnte also getrost beginnen.

Gemächlich trat er den Rückweg an und kontrollierte dabei das einseitige Geländer des Steges, indem er ein paar Mal daran rüttelte - alles war fest, nichts wackelte. »Das wäre ja auch noch schöner, wenn ein Gast wegen eines morschen Geländers ins Wasser fiele«, dachte er. Vom Haus her drangen bereits die üblichen morgendlichen Alltagsgeräusche zu ihm herüber, höchste Zeit also, sich zu sputen und das Tagesgeschäft aufzunehmen.

Er hatte den Steg schon fast hinter sich gelassen, als sich ihm ein Anblick bot, der ihn abrupt stehen bleiben ließ. Sein Nacken versteifte sich und ein kalter Schauer jagte ihm den Rücken hinunter. Zwischen den bis in den See überhängenden Ästen einer Weide ragte der leblose Oberkörper einer Frau aus dem Wasser. Graf war in seinem eisigen Schrecken seltsam fasziniert von dem schaurig schönen Anblick, den die Leiche bot - denn dass es sich um eine Leiche handelte, daran bestand für ihn kein Zweifel. Sie war mit einem weißen Nachthemd bekleidet, das sich an einer Stelle sanft über der Wasseroberfläche bauschte. Ihr Kopf saß gerade auf den Schultern und die haselnussbraunen, langen Haare hatten sich derart in den Zweigen verfangen, dass sie wie ein Strahlenkranz das Gesicht umrahmten. Sie schien einfach nur dazustehen und die Landschaft zu bewundern. Die Augen waren weit geöffnet und um ihren Mund spielte ein feines Lächeln.

Graf bekreuzigte sich ein ums andere Mal, unfähig, seinen Blick von der Gestalt abzuwenden. Langsam, dann siedend heiß drang das Erkennen in sein Bewusstsein vor. Ein Gast! Die Tote war ein Gast! Theresie Baumann aus Ulm! Erst vor zwei Tagen war sie in Begleitung ihrer Tante, der Jungfer Viktoria Baumann, angereist.

Graf stöhnte auf und ein »Ach du lieber Himmel!« entrang sich seinen Lippen. Ein nervöses Leiden hatte sie hierhergeführt, wie er sich erinnerte. Sie hatte Linderung durch eine Badekur gesucht.

Grafs Starre löste sich, er rannte zurück zum Haus und schrie: »Zu Hilfe! Zu Hilfe!«

Peter Natterer, der heute in aller Frühe zum Brotbacken in die Badwirtschaft gekommen war, stürzte herbei und rief: »Um Himmels willen, was ist denn los?«

Graf packte ihn wortlos am Arm und zog ihn hastig ein Stück auf den Steg hinaus. Beim Anblick der Leiche blieb nun auch Natterer wie angewurzelt stehen, seine Hand fuhr zum Mund, wie um zu verhindern, dass sich daraus ein Schrei lösen konnte.

Gemeinsam bargen sie die Leiche und legten sie auf der frisch gemähten Wiese ab. Sie hatten große Mühe gehabt, die Haare der Toten von den Zweigen zu trennen, an denen sie zur Verwunderung der Männer wie angeknüpft waren und den Leichnam dadurch aufrecht im Wasser gehalten hatten.

Inzwischen hatten sich auch Grafs Frau Maria, die vier Kinder, die Magd Veronika und die anderen zehn Gäste eingefunden.

Die schnell herbeigerufene Tante eilte schluchzend heran und rief fassungslos: »Theresie! Mein Gott, Theresie! Das arme Kind! Warum ist es nur ins Wasser gegangen! Sie war doch noch so jung!«

»Was für eine Tragödie«, murmelte Agatha Bäuerle, während sie ihrer Schwester Martha einen bedeutsamen Blick zuwarf.

Die beiden stammten aus Ravensburg und waren ungefähr im gleichen Alter wie Viktoria Baumann, in den Fünfzigern. Sie befanden sich bereits seit einer Woche hier. Beide litten seit einigen Jahren an der Gicht, die Zehen und Finger ausgiebig mit schmerzhaften Knoten befallen hatte. Die Schwestern waren gutem Essen sehr zugetan und entsprechend beleibt. Sie kleideten sich zwar stets nur schwarz, aber die teure und ausgesuchte Qualität ihrer Garderobe war nicht zu übersehen. Fast alle Kleidungsstücke waren mit feinen, ebenfalls in Schwarz gehaltenen Seidenstickereien ausgeziert. Beim Gehen stützten sich beide auf einen Krückstock mit silbernem Knauf, der es ihnen immerhin ermöglichte, sich mit mühsamen, kleinen Schritten auf den schmerzenden Füßen fortzubewegen. Wenn sie allerdings morgens nach dem Frühstück im warmen Wasser ihrer Badezuber saßen, fühlten sie sich leicht und wie neu geboren, was ihre Hoffnung nährte, dass die Kur sie womöglich doch noch ganz von ihrem lästigen Leiden befreien könnte.

»Ja, was für eine Tragödie!«, pflichtete Martha ihrer Schwester bei und warf einen mitleidigen Blick auf Viktoria Baumann, die weinend und kreideweiß im Gesicht auf den leblosen Körper ihrer Nichte starrte.

»Wie konnte denn nur so etwas geschehen?«, flüsterte Anna Leistner ihrem Mann zu, der daraufhin lediglich mit den Schultern zuckte.

Das ungleiche Ehepaar Leistner kam aus Isny. Joseph Leistner, ein ehemaliger Wirt und Viehhändler, war schon hoch in den Sechzigern und schwer vom Rheumatismus geplagt. Es bereitete ihm große Mühe, seinen massigen Körper fortzubewegen, und vor Anstrengung stand ihm, sobald er sich in Bewegung setzte, sofort der Schweiß auf der Stirn. Mit seiner hübschen, blonden und mehr als dreißig Jahre jüngeren Frau Anna war er in dritter Ehe verheiratet.

Im Gegensatz zu ihrem Gatten erfreute Anna sich bester Gesundheit. Leistners Ehen waren alle kinderlos geblieben und so hatte er vor ein paar Jahren seine gutgehende Wirtschaft verkauft. In der freien Reichsstadt Isny, die sich in den letzten hundert Jahren von der Pest und zwei Stadtbränden nur schwer erholte, hatte er sich günstig und mit dem Entgegenkommen des Magistrats an der unteren Stadtmauer ein schönes neues Haus gebaut. Anna war früher eine seiner Bedienungen gewesen. Als es mit ihm gesundheitlich immer mehr bergab gegangen war, hatte er Anna die Ehe und eine großzügige Versorgung angetragen, wenn sie sich bis an sein Lebensende um ihn kümmerte. Die Vereinbarung klappte seither ganz gut, sah man einmal davon ab, dass...
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