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Die Frauen von der Purpurküste - Julies Entscheidung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am31.08.2020Auflage
Vom Zauber eines Neuanfangs und dem Traum vom Backen Lara ist dreißig, als ihre Mutter nach langer Krankheit stirbt. Sie fühlt sich verloren und hofft, dass sie auf der Suche nach ihren Wurzeln auch zu sich selbst zurückfindet. Ihre Mutter hatte nie ein Wort über ihren leiblichen Vater verloren, doch durch einen Zufall erfährt Lara von einem vergangenen Au-Pair-Aufenthalt ihrer Mutter in Südfrankreich. Sie reist nach Collioure und stürzt sich dort neben der Vatersuche in die Arbeit in einer kleinen Crêperie und lernt den attraktiven Félix kennen. Durch eine uralte Notiz erfährt Lara von einer schicksalhaften Entscheidung, die 1944 die Schwester einer Geburtenklinik treffen musste, und deren Auswirkungen bis in Laras Gegenwart reichen ...  

Silke Ziegler lebt mit ihrer Familie in Weinheim an der Bergstraße. Zum Schreiben kam sie 2013 durch Zufall, als sie während eines Familienurlaubs im Süden Frankreichs auf ihre erste Romanidee stieß. Wenn sie nicht gerade in ihre französische Herzensheimat reist, liest und schreibt sie sich die traumhafte Kulisse einfach herbei. Die Autorin steht für Veranstaltungen zur Verfügung. Anfagen bitte an: autorin-silke-ziegler.de/
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextVom Zauber eines Neuanfangs und dem Traum vom Backen Lara ist dreißig, als ihre Mutter nach langer Krankheit stirbt. Sie fühlt sich verloren und hofft, dass sie auf der Suche nach ihren Wurzeln auch zu sich selbst zurückfindet. Ihre Mutter hatte nie ein Wort über ihren leiblichen Vater verloren, doch durch einen Zufall erfährt Lara von einem vergangenen Au-Pair-Aufenthalt ihrer Mutter in Südfrankreich. Sie reist nach Collioure und stürzt sich dort neben der Vatersuche in die Arbeit in einer kleinen Crêperie und lernt den attraktiven Félix kennen. Durch eine uralte Notiz erfährt Lara von einer schicksalhaften Entscheidung, die 1944 die Schwester einer Geburtenklinik treffen musste, und deren Auswirkungen bis in Laras Gegenwart reichen ...  

Silke Ziegler lebt mit ihrer Familie in Weinheim an der Bergstraße. Zum Schreiben kam sie 2013 durch Zufall, als sie während eines Familienurlaubs im Süden Frankreichs auf ihre erste Romanidee stieß. Wenn sie nicht gerade in ihre französische Herzensheimat reist, liest und schreibt sie sich die traumhafte Kulisse einfach herbei. Die Autorin steht für Veranstaltungen zur Verfügung. Anfagen bitte an: autorin-silke-ziegler.de/
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843722896
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.08.2020
AuflageAuflage
Reihen-Nr.2
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3382 Kbytes
Artikel-Nr.4940846
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

Januar 1944
Maternité suisse d´Elne,
Schweizer Mütterklinik Elne

Julie starrte abwesend auf das rot gefärbte Wasser, das unter ihren Händen unaufhörlich in den Abfluss lief, während sie das Blut aus dem braunen Handtuch schrubbte. Der Gedanke an den winzigen Säugling, der vor einer knappen halben Stunde das Licht der Welt erblickt hatte, zauberte ihr ein schwaches Lächeln auf die Lippen. Doch bereits im nächsten Moment wurde die Freude über das neue Leben von der Sorge um die ungewisse Zukunft des Babys überschattet. Was würde dieses Kind erwarten? Wann musste die Mutter zurück in das Internierungslager, aus dem sie vor drei Wochen hergebracht worden war?

Julie schloss für einen Moment die Augen und versuchte, die Verzweiflung zu verdrängen, die sich in ihr auszubreiten drohte. Was würden die nächsten Jahre für den kleinen Erdenbürger bereithalten? Würde er jemals ein Leben außerhalb des Lagers kennenlernen dürfen? Würde ihn eine Kindheit erwarten, die man auch so nennen konnte? Würde er mit anderen Kindern herumtoben und Spaß haben können? Oder würde er in einem Lager arbeiten, Hunger leiden und gehorchen müssen?

Die Fragen schnürten Julie die Kehle zu. Sie umfasste das Handtuch fester und tauchte es erneut in die Seifenlauge.

Zwei Schwestern betraten den Waschraum und stellten sich an das Becken gegenüber von Julie.

»Bist du dir wirklich sicher?«

»Louis hat es von seinem Cousin gehört.«

»Ich frage mich langsam, welchen Sinn unsere Arbeit hier hat, wenn die Deutschen dermaßen brutal gegen ihre eigenen Landsleute vorgehen.«

»Landsleute?« Die Jüngere lachte bitter.

Julie meinte, sich zu erinnern, dass sie Marine hieß. Da sie erst wenige Wochen hier arbeitete, war sie sich aber nicht sicher.

»Louis hat mir erzählt, was sie mit den Juden machen.«

Julie hätte am liebsten ihre Ohren verschlossen. Sie wollte das nicht hören. Natürlich kannte auch sie die Geschichten, die man sich hinter vorgehaltener Hand berichtete. All die Schreckensnachrichten drangen auch zu Julie vor, doch ihr Verstand konnte nach wie vor nicht begreifen, zu was Menschen fähig zu sein schienen.

Julie versuchte, das Gespräch der beiden Frauen auszublenden, und dachte erneut an das Baby, das zumindest erst mal sicher bei seiner Mutter verweilte, die sich hier in den nächsten Tagen von den Strapazen der Geburt erholen konnte. In Ruhe. Ohne Schikanen und ohne die ständige Angst, die die Menschen in den Lagern nie wieder losließ.

Als die Stimmen der beiden Schwestern hinter ihr plötzlich lauter wurden, drehte sie sich um.

»Julie?« Die Schwester, von der sie glaubte, sie hieße Marine, sah sie fragend an. »Du bist doch Julie, oder?«

»Ja.«

»Wir bekommen gleich drei Hochschwangere. Zwei Frauen, die angeblich für die Résistance gearbeitet haben, und eine deutsche Jüdin. Da wir heute Abend nicht voll besetzt sind, wäre es gut, wenn du noch ein wenig bleiben könntest.«

»Drei Schwangere auf einmal?«, fragte Julie überrascht.

Die andere Schwester nickte ernst. »Die Jüdin wurde vor Kurzem auf der Flucht erwischt. Ihren Mann haben die Nazis noch an Ort und Stelle erschossen. Sie ist seit zwei Wochen in Haft, hätte eigentlich nach Deutschland zurückgebracht werden sollen, aber ...« Sie verstummte, da sie alle wussten, dass eine Rückkehr nach Deutschland den sicheren Tod für diese Frau und ihr ungeborenes Kind bedeutet hätte.

»Wann kommen sie?«

»Sie müssten jeden Moment eintreffen.«

»Gut, ich bleibe.« Hoffentlich würden sich Julies Eltern keine Sorgen machen, wenn sie nicht wie üblich nach Hause käme. Doch was sollte sie tun? Zu dieser späten Stunde befand sich nur eine Hebamme im Haus. Drei Schwangere, dachte Julie beklommen. Hoffentlich standen ihnen unkomplizierte Geburten bevor.

Als Julie wenige Minuten später das nasse Handtuch aufhängte, drang aus dem Erdgeschoss Stimmengewirr zu ihr herauf, begleitet von schmerzvollem Stöhnen.

»Die da schafft es wohl kaum. Auf der Fahrt dachte ich mehrmals, sie sei schon verreckt.« Der harte Akzent eines Deutschen. Julie presste die Lippen aufeinander. Rasch trocknete sie ihre Hände ab und eilte die Treppe hinunter. Als sie im Erdgeschoss ankam, waren die Schwestern damit beschäftigt, die werdenden Mütter zu stützen und in die Geburtszimmer zu bringen. Eine der Frauen hatte die Augen geschlossen, ihr Kopf hing schlaff auf der Brust.

»Was ist mit ihr?«, wollte Julie leise wissen.

Der Deutsche sah sie stirnrunzelnd an. Er hatte brünettes Haar und war anderthalb Köpfe größer als sie. Hastig senkte sie den Blick.

»Sind Sie auch Schweizerin?«

Julie schüttelte den Kopf, während sie beobachtete, wie zwei Pflegerinnen die Frau behutsam auf einem der Eisenbetten im ersten Geburtszimmer ablegten. »Ich bin Französin«, erwiderte sie unsicher.

Er lachte. »Halten Sie all das hier«, er zeigte in den Eingangsbereich, »nicht für völlig überflüssig? Diese Frauen sind Verräterinnen. Gefangene, Kommunistinnen, Judenschweine. Warum dieser Aufwand?« Er schüttelte den Kopf, während ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht erschien.

»Eine Geburt ist etwas sehr Persönliches«, erklärte Julie voller Überzeugung. »Jede Frau sollte ...«

»Das da sind keine Frauen«, unterbrach der Soldat sie barsch und spuckte auf den Boden. »Das sind nicht einmal Menschen.«

Julie drehte sich bei seinen abfälligen und verächtlichen Worten fast der Magen um. Doch sie wagte nicht zu widersprechen, da sie wusste, dass mit den Deutschen nicht zu spaßen war. Ihr Vater hatte ihr oft genug eingebläut, den Besatzern aus dem Weg zu gehen. Sie waren unberechenbar, richteten Menschen auf offener Straße hin, nur weil ihnen deren Blick nicht gefiel, verhafteten Leute aufgrund von Lappalien. Nein, auf keinen Fall durfte Julie sich auf eine Diskussion mit dem Nazi einlassen. »Pardon, ich muss ...« Sie deutete in den Geburtsraum, in dem sich die Bewusstlose noch immer nicht rührte.

Er winkte ungeduldig und drehte sich um.

Lautlos atmete Julie aus und hastete zu der Frau. Da sie keine ausgebildete Krankenschwester war, half sie den Pflegerinnen, indem sie ihnen zuarbeitete, Handtücher und heißes Wasser brachte, Hilfestellung nach Anweisung leistete und die jungen Mütter, soweit es ihr möglich war, umsorgte und pflegte. Es war nicht viel, was Julie tun konnte, doch es war eine sinnvolle Aufgabe, die sie mit Dankbarkeit und Ehrfurcht erfüllte.

Die nächsten Stunden zählten dennoch nicht zu den schönsten Momenten ihrer Arbeit. Sie zogen sich wie ein nicht enden wollender Albtraum dahin. Zwei der Frauen lagen in den Anfangswehen und erfüllten die Klinik abwechselnd mit beklemmendem Wimmern, schmerzerfüllten Schreien und fluchendem Jammern, weil es nicht voranging, während die Schwestern angestrengt versuchten, Sara Rosenbaum, die deutsche Jüdin, zu stabilisieren, weil sie immer wieder das Bewusstsein zu verlieren drohte. Nicht einmal die Hebamme wusste, wie sie der jungen Frau noch helfen konnte. Die aufreibende Flucht, auf der sie und ihr Mann von den Deutschen gefangen genommen worden waren, schien ihr sämtliche Lebenskräfte geraubt zu haben.

Julie half, wo sie konnte. Sie redete den beiden Verräterinnen, wie der Deutsche die Frauen mehrfach tituliert hatte, gut zu und bemühte sich, ihr Leiden zumindest ein wenig zu lindern, indem sie ihnen behutsam Kissen hinter den Rücken schob oder langsam ein paar Schritte mit ihnen im Flur auf und ab ging, um den Geburtsvorgang weiter voranzutreiben. Den Frauen stand der Schweiß auf der Stirn, das Haar hing ihnen strähnig ins Gesicht. Julie mochte sich gar nicht ausmalen, welch unsagbare Schmerzen sie gerade erlitten.

Bei Sara Rosenbaum freute sie sich hingegen über jeden noch so leisen Ton, den die Gebärende von sich gab, denn das signalisierte ihnen, dass die völlig erschöpfte Frau noch bei Bewusstsein war. Die ernsten Gesichter der Pflegerinnen und der Hebamme ließen Julie jedoch erzittern. Das Leben von Mutter und Kind schien am seidenen Faden zu hängen. Das Baby steckte im Geburtskanal fest, und die junge Frau hatte nicht mehr genügend Kraft, um aktiv bei den Wehen mitzuhelfen.

Während Julie ihr ein kaltes Tuch auf die Stirn legte, kämpfte sie mit den Tränen. Ein grausiges Röcheln entfuhr der Kehle der Schwangeren. »Sie schaffen das«, raunte Julie ihr tröstend zu. »Denken Sie an Ihr Baby.«

Sara Rosenbaum schüttelte kaum merklich den Kopf.

Julie war sich nicht einmal sicher, ob sie sie überhaupt verstanden hatte. »Es ist gut«, stotterte sie unsicher auf Deutsch. Im Laufe der Jahre hatte sie immer mal wieder ein paar Brocken der ihr fremden Sprache aufgeschnappt. Und auch durch ihre vorherige Arbeitsstelle kannte sie den einen oder anderen deutschen Ausdruck.

Sara riss die Augen auf und schüttelte erneut den Kopf. »Nichts ist gut. Sie haben ihn erschossen. Wie ein Tier. Er hatte ...« Sie begann zu...
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Silke Ziegler lebt mit ihrer Familie in Weinheim an der Bergstraße. Zum Schreiben kam sie 2013 durch Zufall, als sie während eines Familienurlaubs im Süden Frankreichs auf ihre erste Romanidee stieß. Wenn sie nicht gerade in ihre französische Herzensheimat reist, liest und schreibt sie sich die traumhafte Kulisse einfach herbei.
Die Autorin steht für Veranstaltungen zur Verfügung. Anfagen bitte an: autorin-silke-ziegler.de/