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Flammensee

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
384 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am07.10.2014
Vor drei Jahren verschwand am Bodensee der sechsjährige Tim. Damals fiel der Verdacht auf Katharina Mink, die Mutter des Jungen. Als jetzt die gleichaltrige Martha verschwindet, ist Katharina die Letzte, die das Mädchen lebend gesehen hat. Während die Polizei auf die Spur eines rätselhaften Mannes gerät, ermittelt Privatdetektiv Martin Schwarz im Kreis der Familien. Dort stößt er auf ungeahnte Verstrickungen und Abgründe - und ein verstörendes Geheimnis ...

Matthias Moor, Jahrgang 1969, lebt seit über 20 Jahren am Bodensee. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet als Gymnasiallehrer und als freier Journalist und liebt den Bodensee mit seinen vielgestaltigen Landschaften. Wenn mal nichts anliegt, fährt er am liebsten mit seinem Boot zum Angeln auf den See hinaus. www.matthias-moor.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextVor drei Jahren verschwand am Bodensee der sechsjährige Tim. Damals fiel der Verdacht auf Katharina Mink, die Mutter des Jungen. Als jetzt die gleichaltrige Martha verschwindet, ist Katharina die Letzte, die das Mädchen lebend gesehen hat. Während die Polizei auf die Spur eines rätselhaften Mannes gerät, ermittelt Privatdetektiv Martin Schwarz im Kreis der Familien. Dort stößt er auf ungeahnte Verstrickungen und Abgründe - und ein verstörendes Geheimnis ...

Matthias Moor, Jahrgang 1969, lebt seit über 20 Jahren am Bodensee. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet als Gymnasiallehrer und als freier Journalist und liebt den Bodensee mit seinen vielgestaltigen Landschaften. Wenn mal nichts anliegt, fährt er am liebsten mit seinem Boot zum Angeln auf den See hinaus. www.matthias-moor.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863586126
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum07.10.2014
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3396 Kbytes
Artikel-Nr.3133807
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Donnerstag, 1. August

Der See hatte ein Blau, als wäre der Himmel hineingefallen. Wolfgang Mink lächelte und ließ seinen Blick schweifen. Keine zwei Stunden war er fort gewesen: in Ruhe einen Kaffee trinken, ein paar dringende Mails beantworten, ein wenig für sich sein.

Am anderen Ufer lag das Städtchen Überlingen mit seinem hellgrauen Sandsteinmünster und den roten Stadthausdächern, den Weinhängen, den sanften, dunkelgrün bewaldeten Hügeln â¦ Im Süden erkannte er die Klosterkirche Birnau. Darunter, direkt am Ufer, lag der »Winzerhof«, ihr Hotel. Hier, einige Kilometer entfernt, das Dingelsdorfer Strandbad mit den satten Wiesen und schattenspendenden Bäumen â¦

Er hörte Kinderlachen, Stimmengewirr, eine schimpfende Mutter, Wasserplanschen. Sommerbadestrandgeräusche. Ein perfekter Tag. Das für den Nachmittag angekündigte Gewitter war noch nicht zu sehen. Warum war er eigentlich fortgegangen?

Wolfgang Mink lächelte noch immer. Es gab Momente, in denen das Leben fast angenehm war. Früher hatte er den Bodensee geliebt, wie auch seine Frau Katharina. Schon als Kind hatte er mit seiner Familie immer hier Urlaub gemacht, obwohl sie gar nicht weit entfernt, in Pfullendorf, lebten.

Da rief ein Vater nach seinem Kind, und Minks Lächeln verschwand. Kurz schloss er die Augen.

»Tim!«, flüsterte er. Es gibt keinen Frieden mehr, dachte er, niemals und nirgends. Er atmete schwer.

Er blickte auf und sah Verena Steinfort. Sie kam vom Joggen und ging auf seine Frau zu. Katharina Mink lag in ihrem Liegestuhl, als wäre sie mit ihm verwachsen. Warum hatte er sie damals geheiratet? War es der Glamour? Ihre Schönheit? Oder doch die innere Verwandtschaft zwischen ihnen, diese verborgene Verletzlichkeit, die damals nur in seltenen Momenten aus ihren großen dunklen Augen sprach?

Diese Wut stieg wieder in ihm hoch.

Eine quälende Ahnung, die ihn schneller gehen ließ.

Er hätte auf seine Zweifel hören sollen damals.

Verena Steinfort stand neben Katharinas Liegestuhl, hatte die Hände in ihre Hüften gestemmt und blickte zum Strand.

Scheinbar ganz ruhig.

Eine schöne Frau.

Obwohl sie joggen gewesen war, saß ihr blonder Pagenschnitt perfekt.

»Alles in Ordnung?«, fragte Wolfgang Mink besorgt, als er einige Schritte hinter ihr stand. Er war leicht außer Atem.

Verena drehte sich um, und als er ihr Gesicht sah - die weit geöffneten Augen, diesen fahrigen Blick -, da wusste er schon, was sie sagen würde.

»Martha!«, sprach sie ernst. Schweiß rann in dünnen Bändern von ihrer Stirn. »Wo ist Martha?«

Wolfgang Mink wurde für einen Moment ganz starr. Sein Blick ging zum Strand; dorthin, wo Martha vor zwei Stunden zufrieden gespielt hatte. Sprang von Kind zu Kind. Doch Martha war nicht da.

Und Katharina reagierte nicht. Noch immer waren ihre Augen geschlossen.

»Katharina!« Er beugte sich zu ihr, aber sie schien nichts wahrzunehmen.

»Katharina!«, rief er und rüttelte an ihren nackten Schultern.

Nichts. Ihre Haut war eigentümlich kühl. Oder kam ihm das nur so vor, weil er schwitzte?

Mink presste die Lippen zusammen und atmete tief ein.

Verena Steinfort stand neben ihm. Sie hatte sich umgedreht und suchte mit den Augen den Kinderspielplatz hinter ihnen ab.

»Verdammt, wach auf!« Er schrie jetzt. Lauter, drängender und wütender, als er eigentlich wollte.

»Wolfgang!« Verena fuhr herum. Ihre Blicke trafen sich. Vorwurfsvoll sah sie ihn an. Auch in dieser Situation hielt sie zu Katharina, sorgte sich um sie. In diesem Moment! Diese Freundschaft hatte Wolfgang Mink nie verstanden.

Da endlich eine Regung â¦

Katharina blinzelte â¦

Wo war sie wieder gewesen? Was ging in ihr vor?

»Wo zum Teufel ist Martha? Du solltest auf Martha aufpassen, verflucht noch mal!«

Er spürte Verenas befremdeten Blick. Der Hass in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Katharina schien jetzt ohne Schwierigkeiten die Augen offen halten zu können. Auf einmal! Sonst klagte sie stets über die grelle Sonne, suchte immer Schatten und trug eine Sonnenbrille. Irgendetwas stimmte nicht.

»Lass sie, bitte«, meinte Verena und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. Wie konnte sie so ruhig sein? Sie wirkte konzentriert, gefasst. Wie unbeteiligt. War das nicht ungewöhnlich?

Doch als Verena Steinfort sich zu seiner Frau beugte und ihre Hand nahm, sah er, dass sie zitterte.

»Katharina, wo ist Martha? Du solltest nach ihr sehen!«

Auch in ihrer scheinbar ruhigen Stimme nahm er das Zittern wahr.

Dann schien Katharina zu verstehen. Ihre Augen weiteten sich. Das Sonnenlicht schmerzte sie offenbar überhaupt nicht mehr.

»Martha! Oh mein Gott!«

Katharina sprach langsam, wirkte immer noch leicht abwesend, als wäre sie aus einem schweren Schlaf erwacht.

Sie blickte zum Strand.

Plötzlich stand ihr der Schrecken im Gesicht.

»Was hab ich nur getan!«, flüsterte Katharina. »Was hab ich nur getan?«

Wo ist sie gewesen?, fragte sich Wolfgang Mink. Welche Gedanken haben sie wieder in eine andere Welt gebracht? Die Mutter? Tim? Ruth? Er seufzte.

Verena Steinfort ließ die Freundin los und richtete sich auf. Sie blickte zu Katharina, dann zu ihm.

Das blanke Entsetzen.

Für einen Moment fürchtete Wolfgang Mink, dass Verena zusammenbrechen würde.

Dann ballte sie die Hände zu Fäusten.

»Wir müssen etwas tun!«, sagte sie bestimmt. »Wir müssen sofort etwas tun, Wolfgang!«

Wolfgang Mink nickte. »Verena, du gehst zum Kiosk und zum Spielplatz. Sieh dich dort noch einmal kurz um. Wenn Martha da nicht sein sollte, suchst du sofort den Bademeister. Er soll über Lautsprecher durchsagen, dass Martha vermisst wird und wie sie aussieht. Die Leute sollen beim Suchen helfen! Und niemand soll das Strandbad verlassen, bis sie gefunden ist. Hörst du? Er selbst soll sich darum kümmern, dass an den Ausgängen Leute stehen und niemand hinauskann. Ich schaue unten am Strand, und wenn Martha da nicht ist, rufe ich die Polizei an. Und Minister Volz.«

Verena Steinfort nickte. Sie ging sofort in Richtung Kiosk.

Wahrscheinlich spielt Martha am Spielplatz, dachte er. Sicher ist alles gut.

Katharinas Liegestuhl befand sich keine zwanzig Meter vom Strand entfernt, im Schatten zweier Bäume. Als er vor etwa anderthalb Stunden gegangen war, spielte Martha mit ihren Sandkastensachen unten am Ufer. Seicht war das Wasser hier; ein-, zweihundert Meter konnte ein Kind bequem hinauswaten, bevor die Tiefe kam. Martha konnte gut schwimmen. Ertrunken war sie sicher nicht.

Noch einmal ließ Wolfgang Mink seinen Blick über die riesige blaue Wasserfläche gleiten. Kinder spielten Ball, planschten im Wasser, andere gruben mit Plastikschaufeln im Kies. Unbeschwertheit überall. Ein Mann warf einen Tennisball in den See hinaus, und ein kleiner Hund jagte bellend hinterher.

Da sah er etwas.

Weit draußen im See, ein Mädchen mit hellbraunen Haaren, das hinausschwamm.

»Martha«, sagte er zu sich.

»Martha!«, rief er so laut, dass die Umstehenden sich zu ihm umdrehten. Er rannte los, mit seinen Segelschuhen ins Wasser hinein, hin zu dem Kind.

»Martha!«, schrie Mink, und in seiner Stimme lagen Hoffnung wie Verzweiflung.

Der See war flach hier, aber durch das aufspritzende Wasser beim schnellen Laufen waren seine Shorts und sein Sommerhemd schon nass.

Fünfzig Meter war er sicher schon gelaufen, das Kind jetzt nicht mehr weit von ihm entfernt.

Da stellte es sich auf, drehte sich um und blickte zu ihm.

Wie angewurzelt blieb Mink stehen. Er keuchte. Das war nicht Martha, auf keinen Fall. Martha trug einen schwarz-gelben Badeanzug, das Kind hier einen roten. Und das Gesicht â¦

Mink fühlte sich plötzlich unendlich schwer. Er merkte, dass ihn die anderen Badenden skeptisch ansahen.

»Ich passe auf, geht ihr los!«, hatte Katharina gemeint.

Gelächelt hatte sie. Es schien doch alles in Ordnung zu sein mit ihr. Verena wollte zum Joggen, er ein wenig für sich sein. Die Arbeit rief. Warum auch nicht? Die Vertragsverhandlungen mit Daimler zogen sich hin. In den letzten Jahren war seinem Unternehmen eine Konkurrenz in Bulgarien erwachsen. Und jetzt wollten die Einkäufer von Daimler mächtig auf die Preise drücken.

Katharina hatte Fortschritte gemacht in den letzten Monaten; lange war sie nicht mehr in diese Art Trance geraten, in welcher sie der Welt zu entgleiten schien. Seit Monaten nahm sie ihr Antidepressivum nicht mehr. Der Therapeut hatte gemeint, dass man ihr unbedingt Verantwortung übergeben sollte.

Martha war nirgendwo zu sehen.

Damals war es kalt gewesen, der See grau und verloren.

Vor drei Jahren war ihr Sohn Tim nicht vom Spielen zurückgekehrt, keine zehn Kilometer von hier entfernt. Und seitdem nicht wiedergekommen.

Katharina hatte in den Tagen danach stundenlang im Garten des Hotels gestanden und auf den See hinausgestarrt. Warum? Was hatte sie dort gesucht?

Er blickte vor sich aufs Wasser.

Dann vernahm er die Stimme aus dem Lautsprecher. Verena hatte den Bademeister schnell überzeugen können. Mit nervöser, aber fester Stimme sagte er, dass ein sechsjähriges, schlankes, braunhaariges Mädchen namens Martha vermisst werde.

»Die Eltern des Kindes bitten um Ihre Mithilfe bei der Suche! Rufen Sie Ihre Kinder zu sich. Sollten Sie Martha finden, bringen Sie das Kind bitte zum Kiosk des Strandbads. Ich möchte Sie weiterhin bitten, das Gelände bis zum...
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Matthias Moor, Jahrgang 1969, lebt seit über 20 Jahren am Bodensee. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet als Gymnasiallehrer und als freier Journalist und liebt den Bodensee mit seinen vielgestaltigen Landschaften. Wenn mal nichts anliegt, fährt er am liebsten mit seinem Boot zum Angeln auf den See hinaus.
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