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Der Babylonische Talmud

Ein Zugang zur wichtigsten Quelle der jüdischen Religion.
BuchGebunden
464 Seiten
Deutsch
marixverlagerschienen am14.03.20232. Aufl.
Die Grundlagen der bis heute gültigen jüdischen Religionsgesetze wurden in rabbinischer Zeit nach der Zerstörung des Zweiten Tempels verbindlich festgelegt. Das erste schriftlich kodifizierte Werk, die hebräische Mischna, wurde ab dem 3. Jahrhundert weitgehend auf Aramäisch kommentiert und nahm im Babylonischen Talmud autoritative Gestalt an, die in der Folge alle jüdischen Lebenswelten nachhaltig prägen sollte. Jakob Fromer, Übersetzer und Herausgeber einer in ihren Kontexten und Inhalten nach wie vor repräsentativen Auswahl aus dem babylonischen Talmud, die erstmals 1924 in Berlin erschien, war noch selbst im traditionellen Rahmen der Talmudausbildung erzogen worden. Das erklärte Ziel, das er mit seiner philologischen Erschließung des Talmuds verband, war es, einer westeuropäischen Öffentlichkeit den Zugang zur wichtigsten Quelle der jüdischen Religion zu ermöglichen und ihr Einblicke in die detaillierte Gesetzespraxis, die fantastischen Traditionen und einen Lebensentwurf, der Alltagsfrömmigkeit mit dem Lernen heiliger Schriften verband, zu verschaffen.mehr

Produkt

KlappentextDie Grundlagen der bis heute gültigen jüdischen Religionsgesetze wurden in rabbinischer Zeit nach der Zerstörung des Zweiten Tempels verbindlich festgelegt. Das erste schriftlich kodifizierte Werk, die hebräische Mischna, wurde ab dem 3. Jahrhundert weitgehend auf Aramäisch kommentiert und nahm im Babylonischen Talmud autoritative Gestalt an, die in der Folge alle jüdischen Lebenswelten nachhaltig prägen sollte. Jakob Fromer, Übersetzer und Herausgeber einer in ihren Kontexten und Inhalten nach wie vor repräsentativen Auswahl aus dem babylonischen Talmud, die erstmals 1924 in Berlin erschien, war noch selbst im traditionellen Rahmen der Talmudausbildung erzogen worden. Das erklärte Ziel, das er mit seiner philologischen Erschließung des Talmuds verband, war es, einer westeuropäischen Öffentlichkeit den Zugang zur wichtigsten Quelle der jüdischen Religion zu ermöglichen und ihr Einblicke in die detaillierte Gesetzespraxis, die fantastischen Traditionen und einen Lebensentwurf, der Alltagsfrömmigkeit mit dem Lernen heiliger Schriften verband, zu verschaffen.
Details
ISBN/GTIN978-3-86539-318-0
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum14.03.2023
Auflage2. Aufl.
ReiheJudaika
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht728 g
Artikel-Nr.18943669

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
VORWORT; DIE GOTTESLEHRE - IHR URSPRUNG UND IHRE GESCHICHTE; ERSTE ORDNUNG: SAATEN; 1. Traktat: 'Berachot', Lobsprüche; ZWEITE ORDNUNG: 'MOED', FEST; 1. Traktat: 'Schabbat', Sabbat; 3. Traktat: 'Pesachim', die Passahfeste; 5. Traktat: 'Joma', Der Tag (Versöhnungstag); 7. Traktat: 'Rosch Haschana', Neujahr; 8. Traktat: 'Taanit', Fasten; DRITTE ORDNUNG: 'NASCHIM', FRAUEN; 1. Traktat: 'Jevamot', Schwägerinnen; 2. Traktat: 'Ketubbot', Verschreibungen, Ehekontrakte; 3. Traktat: 'Gittin', Scheidebriefe; 4. Traktat: 'Kidduschin', Heiligungen, Trauungsformen; VIERTE ORDNUNG: 'NESIKIN', BESCHÄDIGUNGEN; 2. Traktat: 'Baba Kamma', Erste Pforte; 2. Traktat: 'Baba Mezia', Mittlere Pforte; 3. Traktat: 'Baba Batra', Die letzte Pforte; 5. Traktat: 'Sanhedrin', Gerichtshof; 5. Traktat: 'Avoda Sara', Götzendienst; NACHWORTmehr
Leseprobe
»Lebenslanges Lernen« lautet eine der beiden wichtigsten Grundlagen des Judentums seit der Antike. Allerdings nicht im Sinne der allseits bekannten modernen Parole, soweit sie nur auf einen ökonomisch verwertbaren Informationsgehalt gemünzt ist; vielmehr soll der Liebe zur Tora, das heißt zur hebräischen Bibel und ihrer schriftlichen und mündlichen Überlieferung, entsprochen werden. Letztere wurde nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Gestalt der Mischna zu Beginn des 3. Jahrhunderts kodifiziert und dann in den palästinischen und babylonischen Akademien in zwei Versionen als Talmud kommentiert. Beide Bezeichnungen, sowohl Mischna als auch Talmud, bedeuten »Lehre« und »Studium (der Tora)«. Neben diesem kanonisch gewordenen Teil der mündlichen Lehre konnte auch die Auslegungskunst der hebräischen Bibel Schule machen und, obschon nicht mit der gleichen Verbindlichkeit, schriftliche Werke hervorbringen, die mit dem Midrasch (»Erforschen«, also ebenfalls »Studium« des Bibeltextes) eine eigene literarische Gattung begründeten, die sich stellenweise auch im Talmud niedergeschlagen hat. Ethische Prinzipien bekamen durch die kreative, manchmal geradezu fantastische Aufbereitung mit erbaulichem, nicht-gesetzlichem Erzählstoff (Aggada) nicht nur hohen Stellen- sondern auch Unterhaltungswert. Die zweite wesentliche Grundlage des rabbinischen Judentums betrifft die Lebensweise, die Alltagsfrömmigkeit. Dazu gehört die praktische Anwendung des Gelernten, die Ausübung der Gebote, aber auch eine religiöse Haltung, die im Judentum in zugespitzter Weise zum Ausdruck gebracht wurde, etwa wenn die Liebe zu Gott, wie sie das Hauptgebet »Höre Israel« in Deuteronomium 6,4ff. formuliert, die »Heiligung« seines »Namens« miteinschließt - was in Zeiten der Verfolgung und Zwangskonversion als Bereitschaft zur Hingabe des eigenen Lebens gedeutet wurde. Genauso wurden soziale Forderungen, wie sie Levitikus 19 für das eigene Volk vorsah, auf den mitmenschlichen Umgang überhaupt angewandt - Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gelten überall, immer und für alle. Diese drei Kerngebiete - Lernen der Tora, Leben nach dem Religionsgesetz (Halacha) und liebendes Handelnfokussiert auch der Mischna-Traktat »Sprüche der Väter« in dem die Überlieferung der »mündlichen Tora« mit rabbinischer Autorität begründet und diese der Offenbarung der »schriftlichen Tora«, die Mose am Sinai erhielt, gleichgesetzt wird. Sie formulieren einen Anspruch, der konkret und in vollem Umfang eingelöst werden will; mit einem Bekenntnis oder Sympathie allein ist es nicht getan. Nach talmudischem Verständnis ist das jüdische Volk nicht nur ein Volk des Buches, sondern auch ein Volk der Tradition, die Lebensregeln innerhalb der Gemeinschaft, für die Familie und den Einzelnen in allen Bereichen diskutiert und verbindlich festlegt. Die gottgegebene »Weisung«, so die berühmte Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig für »Tora«, nach der gelebt werden soll, muss auch studiert werden, um einerseits zu verstehen, wie sie gelebt werden soll, und sie andererseits durch dieses Studium (Talmud Tora) bereits als wesentlichen Teil des Lebens selbst zu begreifen. Es dauerte wohl Jahrhunderte, bis die rabbinischen Ideale von lebenslangem Lernen und eine detailliert von den biblischen 248 Geboten und 365 Verboten sowie ihrer immer wieder aktualisierten Anwendungspraxis bestimmte Lebensweise ganz allgemein und kulturübergreifend in den unterschiedlichen jüdischen Lebenswelten verinnerlicht worden war; aber noch länger - in den »orthodoxen« und »konservativen« Strömungen des Judentums bis heute - behielten sie ihre Gültigkeit. Was als schriftlich fixiertes Welt- und Wirklichkeitsverständnis der rabbinischen Gelehrten begann, sollte schließlich über Generationen hinweg die Auffassung von Bildung maßgeblich beeinflussen. Doch mit den für gefährlich gehaltenen Herausforderungen der Moderne konnte eine so entstandene Lebensrealität mit ihrer Hochschätzung des Talmudunterrichts, wie sie sich vor allem im osteuropäischen Judentum mit eigener Sprache und Kultur entwickelt hatte, nicht Schritt halten. Neue Wege wurden von den intellektuellen Eliten allerdings schon früh genug gesucht, traditionelle und philosophische Weltanschauungen konkurrierten bereits im Mittelalter, und die pädagogischen Ziele der jüdischen Aufklärer führten schließlich im Verein mit gesellschaftspolitischen Umbrüchen - Assimilationsbestrebungen auf der einen Seite, die Rivalität zum Christentum auf der anderen und die weitgehend negative Einstellung der Umwelt taten das ihrige - bei nicht wenigen zu einer Eingrenzung oder gar zum Abschied von der jüdischen Religion. In dieser Situation befand sich Jakob Fromer (1865-1938), der Herausgeber und Übersetzer der vorliegenden Auswahl aus dem umfangreichen babylonischen Talmud. Geboren und aufgewachsen im Armenviertel Baluty in Lodz, wurde er nach traditionellem Talmudunterricht und anschließendem, hart erarbeiteten Selbststudium Privatlehrer in galizischen Kleinstädten, bis er sich - trotz fehlendem Schulabschluss - 1893 an der Universität Breslau für Philosophie und Semitische Sprachen einschreiben und vier Jahre später mit seiner Arbeit »Maimonides Commentar zum Tractat Middoth mit der hebräischen Übersetzung des Natanel Almoli« promovieren konnte. Um die Jahrhundertwende erhielt er die preußische Staatsbürgerschaft und eine Anstellung als Bibliothekar der jüdischen Gemeinde in Berlin. Kurz darauf kam es zum Eklat: In der Zeitschrift Die Zukunft des konvertierten jüdischen Journalisten Maximilian Harden veröffentlichte er 1904 unter dem Pseudonym Elias Jakob den Artikel »Das Wesen des Judentums«, dessen Inhalt er ein Jahr später gekürzt aber mit Angabe des Autors in seine gleichnamige Monographie aufnahm, die zufällig im selben Jahr wie Leo Baecks Auseinandersetzung mit Adolf von Harnacks Wesen des Christentums erschien, die ebenfalls diesen Titel trug. Aber was verstand Fromer unter dem »Wesen des Judentums«? In radikaler Weiter- und Engführung von Spinozas Religionskritik und Mendelssohns Relativierung der Offenbarung der Tora nur noch das Zeremonialgesetz bzw. die Gebotserfüllung als alleiniger Inhalt einer ethischen Ausrichtung, die nicht nur auf jede ästhetische Befriedigung und die Verantwortung vor der Vernunft verzichtete, sondern diese sogar bekämpfte! Er verglich es mit seinem patriarchalischen Familienbild, wonach der Vater die Logik, die Kinder die Ästhetik und die Mutter die Ethik personifiziere. Eine unabhängige Existenz der letzteren stellte sich Fromer (der mit sechzehn geheiratet hatte, sich aber nach sechs Jahren wieder scheiden ließ) genauso absurd dar wie das Fortleben des »historischen Judentums« inmitten einer zivilisatorischen Hochkultur, die natürlich von der Vernunft geleitet wird. Es überrascht nicht, dass Fromer sofort nach Bekanntwerden seiner Autorschaft seine Stelle bei der jüdischen Gemeinde verlor. Nicht nur den friedliebenden Marburger Philosophen Hermann Cohen, der sich einer Darstellung des Judentums als Vernunftreligion widmen wollte, die in idealer Weise mit der deutschen Kultur zu vereinbaren ist, hatte diese gegen das talmudische Judentum gerichtete Attacke in Harnisch gebracht. Fromers Fürsprecher fanden sich allein im christlichen Lager, wie etwa der Orientalist Theodor Nöldeke in Straßburg oder die Theologen Franz Delitzsch in Leipzig und Julius Wellhausen in Göttingen, wobei ihm letzterer auch materielle Unterstützung zukommen ließ. Als freier Schriftsteller begann Fromer, sein Lebensprojekt, die philologische Erschließung (er nennt es »Realkonkordanz«) der rabbinischen Literatur im Allgemeinen und des babylonischen Talmud mit seinem enzyklopädischen Charakter im Besonderen, durch Übersetzungen und Editionsarbeit auf den Weg zu bringen. Was wollte er damit erreichen? Es ging ihm um ein »klares und authentisches Bild jener gigantischen Schöpfung [...] die das gesamte Denken, Empfinden und Handeln des Judentums seit dem Exil bis zur Gegenwart umfaßt und keine noch so geringfügige Lebensäußerung der Willkür des Individuums überläßt« wie er in seiner durchaus bewegenden Einleitung zum Wesen des Judentums schreibt (S. 4). Er sah sich als Wissenschafter, dessen Verpflichtung zur Objektivität keine Gefühlsverwirrung zulassen darf. Das bedeutete für ihn, trotz seiner Zugehörigkeit zum Judentum »mit Leib und Seele« eine »rücksichtslose Forschung, die, unbekümmert um das, was dem Menschen angenehm oder unangenehm, schön oder häßlich, nützlich oder schädlich, gut oder schlecht erscheint, ihren Weg verfolgt«, als durchdringende »Sonne« scheinen zu lassen, um »finstere Vorurteile, Haß, Neid und Niedertracht erzeugende Beschränktheit« (S. 12) auszuräumen. Oder, um in Fromers anderem Bild zu bleiben, als Familienvater nicht einfach den Wünschen und Gefühlen von Frau und Kindern nachzugeben, sondern nur zu tun, was sachlich richtig ist und ihnen dadurch am besten zu nützen. Er sprach in diesem Zusammenhang aber auch von der »Tragik der Selbstzerfleischung zwischen Gemüt und Verstand« (S. 2), die nur derjenige nachvollziehen könne, der ähnliches durchgemacht habe. Damit meinte er seinen schwierigen Bildungsweg, und es ist kein Zufall, dass er 1911 die berühmte Lebensgeschichte von Salomon Maimon (1753-1800) neu herausgab, der wie er selbst geradezu verzweifelt im Ghetto - für Fromer ein Synonym zu Talmud - seinen Bildungshorizont erweitern wollte, dem allerdings der Einzug in die aufgeklärten Berliner Gesellschaftskreise auch nicht zu einer geglückten Biographie verhalf. Bereits 1906 hatte Fromer seine eigene Lebensgeschichte unter dem Titel »Vom Ghetto zur modernen Kultur« (in den weiteren Auflagen hieß das Buch »Ghetto-Dämmerung«) veröffentlicht. Seine Arbeit am talmudischen Schrifttum verstand Fromer als professionellen Beitrag zu einer historisch-kritischen Darstellung des Judentums nach seinen Quellen. Nicht nur Hass oder »blindmachende« Liebe behinderten seiner Meinung nach ein Verständnis der jüdischen Religion, sondern vor allem Unwissenheit. Neben der Sprachbarriere waren auch Form und Methode der rabbinischen Schriften ohne besondere Kenntisse nicht zu bewältigen. In seiner Übersetzung umging Fromer diese Probleme teilweise durch freiere Wiedergabe und Umstellungen sowie Erkärungen, die hauptsächlich als »Referat«, d. h. schlüssige Zusammenfassung des talmudischen Kommentars (der Gemara, von dem aramäischen Verb »vollenden«, »lernen«) zu jedem Satz des Mischna-Textes (der ebenfalls »Mischna« genannt wird und bei Fromer »Scholie« heißt), vorangestellt sind. Unter der Überschrift »Wort- und sinngemäße Übersetzung« erwarten den Leser allerdings auch Zusätze, die im Einzelfall nicht mehr - beispielsweise durch Einklammerung - als solche kenntlich gemacht werden; wenn es etwa im Traktat Sanhedrin 38a bei Fromer heißt: »Wer hat den ersten Menschen betört? Die Frau, die ihm gesagt hat, dass er vom Apfel essen sollte«, so findet sich im Talmud eigentlich nur die Antwort »eine Frau hat zu ihm gesprochen«, um damit Proverbia 6,22 zu illustrieren (»wer sich von einer Frau verführen lässt, ist ein Tor«), nicht, um Eva herauszuheben. Und von dem Apfel, mit dem die Erklärung dem unkundigen Leser schmackhaft gemacht wird, weiß die jüdische Tradition, die andere Beispiele für die Frucht vom Baum der Erkenntnis kennt (Weintrauben, Feige etc.), sowieso nichts.mehr

Schlagworte

Autor

Jakob Fromer (1865-1938), in Biluty bei Lodz geboren, war Talmud-Übersetzer und Schriftsteller und am Ende seiner Karriere der erste Bibliothekar der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Berlin.Gerold Necker studierte Katholische Theologie und Judaistik; er promovierte 1999. Bis 2002 Hochschulassistent am Seminar für Judaistik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main; 2000/2001 hatte er die Kurt-David-Brühl-Gastprofessur für Jüdische Studien an der Karl-Franzens-Universität Graz inne. Seit 2002 ist er Lehrkraft für besondere Aufgaben am Seminar für Judaistik/Jüdische Studien der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
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Mitarbeit:Fromer, Jakob