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BuchKartoniert, Paperback
240 Seiten
Deutsch
Merveerschienen am01.06.2015
1960 zieht Daniel Defert zum Studieren nach Paris, er unterstützt die algerische Befreiungsbewegung, lernt Michel Foucault kennen und wird sein Lebensgefährte, arbeitet mit ihm in der Antiknast-Gruppe Gip und gründet 1984 nach dem Tod von Foucault AIDES, die bis heute größte Organisation zur Unterstützung von HIV-positiven und an Aids erkrankten Menschen in Frankreich.In Gesprächen mit Philippe Artières und Éric Favereau zeichnet Daniel Defert seinen Lebensweg nach, in dem sich Politik und Persönliches stets unauflöslich miteinander verschränken.Demonstrationen organisieren, Aufrufe und Stellungnahmen redigieren, gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung kämpfen, Allianzen bilden, Privilegien und Redeverhalten reflektieren, sich zu staatlicher Repression verhalten... Über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren hinweg behandelt das Buch dieselben Fragestellungen, mit denen sich linke radikale Kämpfe und aktivistische Bewegungen auch heute noch konfrontiert sehen.mehr

Produkt

Klappentext1960 zieht Daniel Defert zum Studieren nach Paris, er unterstützt die algerische Befreiungsbewegung, lernt Michel Foucault kennen und wird sein Lebensgefährte, arbeitet mit ihm in der Antiknast-Gruppe Gip und gründet 1984 nach dem Tod von Foucault AIDES, die bis heute größte Organisation zur Unterstützung von HIV-positiven und an Aids erkrankten Menschen in Frankreich.In Gesprächen mit Philippe Artières und Éric Favereau zeichnet Daniel Defert seinen Lebensweg nach, in dem sich Politik und Persönliches stets unauflöslich miteinander verschränken.Demonstrationen organisieren, Aufrufe und Stellungnahmen redigieren, gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung kämpfen, Allianzen bilden, Privilegien und Redeverhalten reflektieren, sich zu staatlicher Repression verhalten... Über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren hinweg behandelt das Buch dieselben Fragestellungen, mit denen sich linke radikale Kämpfe und aktivistische Bewegungen auch heute noch konfrontiert sehen.
ZusammenfassungIn Gesprächen mit Philippe Artières und Éric Favereau zeichnetDaniel Defert seinen Lebensweg nach, in dem sich Politikund Persönliches stets unauflöslich miteinander verschränken.Demonstrationen organisieren, Aufrufe und Stellungnahmenredigieren, gegen Stigmatisierung und Ausgrenzungkämpfen, Allianzen bilden, Privilegien und Redeverhaltenreflektieren, sich zu staatlicher Repression verhalten...Über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren hinweg behandeltdas Buch dieselben Fragestellungen, mit denen sichlinke radikale Kämpfe und aktivistische Bewegungen auchheute noch konfrontiert sehen.
Details
ISBN/GTIN978-3-88396-370-9
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.06.2015
ReiheIMD
Reihen-Nr.426
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht235 g
IllustrationenFotos
Artikel-Nr.33815770

Inhalt/Kritik

Leseprobe
In diesem ersten Artikel sagen Sie: »Wir müssen nochmehr Freiwillige für eine Struktur finden, die nach demVorbild der Groupe d information sur les prisons und derGauche Prolétarienne geschmeidig und mobil bleibensoll.« Sie halten an dieser Abstammungslinie fest?Das Problem zwischen Aids und dem Gefängnis war in der Tatziemlich gleich: eine stigmatisierende Situation, mit der mannicht zurechtkommt. Während bei der Groupe d informationsur les prisons die Konfrontation mit der Institution Gegenstanddes Kampfes war, ging es hier nicht hauptsächlichdarum, die Krankenhäuser zu bekämpfen, sondern eineGegenmacht zu den schlechten Praktiken im Krankenhauszu bilden: die Krankenschwestern in Astronautenanzügen,die roten Punkte auf den Blutproben von Aidskranken, wennsie nicht sogar direkt an den Türen oder auf den Schildern anden Fußenden der Krankenbetten angebracht wurden, dieWegwerflaken aus Papier, die Abfalleimer und die Speisetabletts,die in den Zimmern blieben, eine allgemeine Furchtvor dem Patienten, eine Ablehnung des jeweiligen Lebensgefährtenals Gesprächspartner, ganz zu schweigen von derInkompatibilität zwischen Krankenhausdisziplin und Drogensüchtigenin der damaligen Zeit. An Stelle einer allgemeinenVerbreitung der Vorsichtsmaßnahmen, betrieb man eine Diskriminierungder Aidskranken.Haben Sie mit der Gesundheitsministerin gesprochen?Ja, ich habe sie zum ersten Mal auf der Welt-Aids-Konferenzim Juni 1986 getroffen. Wir haben bald über das ganzeProgramm von AIDES gesprochen. Mit der GesundheitsministerinMichèle Barzach wurde die Aids-Frage fast ausschließlichvom Kabinett behandelt, weil sie nun zu einerpolitischen Frage wurde.Man muss unsere Position richtig verstehen. Wir wareneine Macht des Gegenvorschlags, wir forderten nicht nur einegesetzliche Regelung. Wir verteilten bereits Präservative undbald auch saubere Spritzen für Drogenkonsumenten. Späterwürden wir ein Programm zur häuslichen Hilfe initiieren. Aberwir wollten keine Dienstleistungen übernehmen, für die derStaat zuständig war: wir wollten sie ausprobieren, bevor derStaat sie allgemein verbreitete. So deckten wir alle Bereichevon Aids ab. Aber jedes Programm wurde mit und ausgehendvon der Erfahrung der Kranken entwickelt.Im Grunde ist das die Realität: das stumme Wissen, dasdie Leute haben. Das erklärt, warum sehr viele Eltern nachdem Tod ihres Sohnes Freiwillige bei AIDES wurden. Daswar eine der Fragen, die man uns oft bei AIDES stellte: Wannsoll man es sagen? Wie soll man es den Eltern sagen? DieLeute, die sich an AIDES wandten, mussten dieser doppeltenEnthüllung ins Auge sehen: dass sie krank waren, und dasssie krank waren, weil sie homosexuell waren. Sie empfandenihre Krankheit als eine erzwungene Denunziation, aber diemeisten hatten das Bedürfnis, diese Enthüllung zu machen.Es gab jedoch einige, die es vorzogen, einsam zu sterben.Was AIDES und Act Up vielleicht auch unterschiedenhat, war ihr Verhältnis zum Staat.AIDES hat eher eine Aufklärung der Gesellschaft bevorzugtals eine Kritik des Staates, indem wir die Zielsetzungen derGesundheit so präsentierten, dass sie die öffentliche Meinungüberzeugten, denn wenn es eine öffentliche Meinunggab, leistete der Staat keinen Widerstand mehr. Die Leutemobilisieren sich gegen den Staat, wenn es um etwas geht,das alle betrifft. Wenn die Sexualität oder die Drogensuchtnur bestimmte Gruppen betreffen, hat man es schwer, zumobilisieren. Eine Politik der Sexualität, eine Politik der Drogensuchtist der breiten Öffentlichkeit schwer zu vermitteln,und die Politiker sind, wenn es um Wahlen geht, nicht diebesten Pädagogen. Eine Rede über die Sicherheit ist erfolgversprechenderals eine Politik zugunsten von Ersatzproduktenfür Heroin, eines Drogenkonsumraumes und der Ehefür alle. Ich glaube, es ist viel leichter, den Staat anzugreifen,als die öffentliche Meinung zu erziehen.mehr

Autor

Daniel Defert (1937), Soziologe, Mitherausgeber der Schriften von Michel Foucault.Daniel Defert war der Lebensgefährte von Michel Foucaultbis zu dessen Tod im Jahre 1984. Als Student unterstützteer Anfang der 60er Jahre die algerische Befreiungsbewegung,engagierte sich mit anderen Intellektuellen in der aktivistischenBewegung Gauche prolétarienne und gründetegemeinsam mit Foucault die Antiknast-Gruppe GIP (Grouped'information sur les prisons).