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Weltgericht und Seelenwaage

Große Kunst in kleinen Kirchen. Die Bunten Kirchen im Bergischen Land
BuchKartoniert, Paperback
116 Seiten
Deutsch
Thomas-Morus-Akad.erschienen am17.06.20152., Auflage
Was macht ein großes, buntes Bild von Maria, die den Balken einer überdimensionalen Waage niederdrückt, in einer evangelischen Kirche? Und ein Schwein, das fröhlich einen Dudelsack bläst? Was tut dort ein himmlischer Hofstaat und der Abgrund der Hölle? Und eine Reihe der Apostel und der heilige Hubertus? Sie alle künden von einer Bilderfrömmigkeit, die die Reformation mit der alten Kirche verbindet - und noch häufiger beide trennt. Wegen der zahlreichen Bilder heißen fünf bergische Kirchen in den Orten Müllenbach, Lieberhausen, Marienberghausen, Marienhagen und Wiedenest die Bunten Kirchen . Es sind große, unübersehbare Wandmalereien, es sind Bilder, die faszinieren, die irritieren, die Rätsel aufgeben, die zur Stellung herausfordern. Und die fünf evangelisch gewordenen Gemeinden haben sich in der Tat nach allen Registern der Kunst mit dieser Tradition auseinander gesetzt: Die Wandgemälde wurden kommentiert oder (seltener) einfach gelassen, sie wurden übertüncht und wieder freigelegt, restauriert und wieder entrestauriert . Mit diesen Auseinandersetzungen, deren Spuren die Bilder noch tragen, erzählen die Bunten Kirchen mehr als ein halbes Jahrtausend Kirchengeschichte: Sie berichten von einer mittelalterlichen Frömmigkeit und den theologischen Reflexionen zum Umgang mit diesen Bildern in Zeiten der Reformation im 16. Jahrhundert. Aus ihnen kann gelesen werden, dass die lutherische Theologie zu anderen Lösungen kam als die calvinistische (auch reformiert genannte) Theologie. Denn die Lutheraner ließen die Bilder bestehen und traten mit ihnen in eine theologische Debatte ein. Die Reformierten dagegen setzten radikal die Bilderlosigkeit, diese immer bedrohte Theologie, um und ließen die Malereien hinter einer neuen weißen Oberfläche verschwinden - zunächst einmal. Manchmal blieb es auch nicht bei dieser Entscheidung des Entweder-Oder. Manchmal berichten die Gemälde auch von den Entscheidungen lutherischer Gemeinden im 19. Jahrhundert, die Bilder nun doch verschwinden zu lassen, wenn auch, wie zu zeigen ist, andere Motive den Ausschlag gaben als die Reformation. Oder sie berichten vom Historismus des 19. und 20. Jahrhunderts, der das Alte um des Alten willen zeigen wollte, der die Bilder unter den Putzschichten wieder hervorholte und die Gemeinden vor die Frage stellte, wie sie mit dieser theologiefreien Entscheidung theologisch umgehen sollten. Alle diese Debatten treten zu Tage, wenn die Wandmalereien der Bunten Kirchen aus ihrer Geschichte heraus betrachtet und interpretiert werden - und dabei wird sich jede Kirche als Sonderfall erweisen. Aber hinter den Wandmalereien und den Menschen, die sie deuteten, steht mehr: Es stehen Kirchgebäude, die bis in die frühmittelalterliche Siedlungsphase reichen, stehen die Stifte St. Severin in Köln und das Cassiusstift in Bonn, zu deren Zehntgebiet sie gehörten, steht eine Wirtschaftsgeschichte mit Erzvorkommen, die das Bergische Land zu Wohlstand brachten. Und die Bilder haben einen Bezug zur politischen Geschichte, in der vor allem vier Geschlechter die Geschicke dieser Region bestimmten: die Herren von Berg, von Sayn, von der Mark und von Schwarzenberg. Und natürlich spiegeln sie die Geschichte der christlichen Ikonographie wieder, so dass das Bildprogramm der Bunten Kirchen bis in die Antike zurückgeführt werden kann.Diese Dimensionen sind bei der Betrachtung der bunten Bilder in diesen bergischen Kirchen zu berücksichtigen. Es wird nicht immer möglich sein, jede dieser Ebenen in all ihren Facetten zu beleuchten; oft fehlen auch die Quellen. Aber sicher ist, dass die Wandmalereien ohne die politischen, theologischen oder kunsthistorischen Kontexte wie verloren an den Kirchenwänden kleben , zu rein ästhetischen Objekten werden würden. Es wird daher der Versuch unternommen, die Schätze der Wandmalereien der fünf Bunten Kirchen in ihrer Vielschichtigkeit zu entschlüsseln - umso auch ein wenig die Geschichte des Bergischen Landes zu lesen.mehr

Produkt

KlappentextWas macht ein großes, buntes Bild von Maria, die den Balken einer überdimensionalen Waage niederdrückt, in einer evangelischen Kirche? Und ein Schwein, das fröhlich einen Dudelsack bläst? Was tut dort ein himmlischer Hofstaat und der Abgrund der Hölle? Und eine Reihe der Apostel und der heilige Hubertus? Sie alle künden von einer Bilderfrömmigkeit, die die Reformation mit der alten Kirche verbindet - und noch häufiger beide trennt. Wegen der zahlreichen Bilder heißen fünf bergische Kirchen in den Orten Müllenbach, Lieberhausen, Marienberghausen, Marienhagen und Wiedenest die Bunten Kirchen . Es sind große, unübersehbare Wandmalereien, es sind Bilder, die faszinieren, die irritieren, die Rätsel aufgeben, die zur Stellung herausfordern. Und die fünf evangelisch gewordenen Gemeinden haben sich in der Tat nach allen Registern der Kunst mit dieser Tradition auseinander gesetzt: Die Wandgemälde wurden kommentiert oder (seltener) einfach gelassen, sie wurden übertüncht und wieder freigelegt, restauriert und wieder entrestauriert . Mit diesen Auseinandersetzungen, deren Spuren die Bilder noch tragen, erzählen die Bunten Kirchen mehr als ein halbes Jahrtausend Kirchengeschichte: Sie berichten von einer mittelalterlichen Frömmigkeit und den theologischen Reflexionen zum Umgang mit diesen Bildern in Zeiten der Reformation im 16. Jahrhundert. Aus ihnen kann gelesen werden, dass die lutherische Theologie zu anderen Lösungen kam als die calvinistische (auch reformiert genannte) Theologie. Denn die Lutheraner ließen die Bilder bestehen und traten mit ihnen in eine theologische Debatte ein. Die Reformierten dagegen setzten radikal die Bilderlosigkeit, diese immer bedrohte Theologie, um und ließen die Malereien hinter einer neuen weißen Oberfläche verschwinden - zunächst einmal. Manchmal blieb es auch nicht bei dieser Entscheidung des Entweder-Oder. Manchmal berichten die Gemälde auch von den Entscheidungen lutherischer Gemeinden im 19. Jahrhundert, die Bilder nun doch verschwinden zu lassen, wenn auch, wie zu zeigen ist, andere Motive den Ausschlag gaben als die Reformation. Oder sie berichten vom Historismus des 19. und 20. Jahrhunderts, der das Alte um des Alten willen zeigen wollte, der die Bilder unter den Putzschichten wieder hervorholte und die Gemeinden vor die Frage stellte, wie sie mit dieser theologiefreien Entscheidung theologisch umgehen sollten. Alle diese Debatten treten zu Tage, wenn die Wandmalereien der Bunten Kirchen aus ihrer Geschichte heraus betrachtet und interpretiert werden - und dabei wird sich jede Kirche als Sonderfall erweisen. Aber hinter den Wandmalereien und den Menschen, die sie deuteten, steht mehr: Es stehen Kirchgebäude, die bis in die frühmittelalterliche Siedlungsphase reichen, stehen die Stifte St. Severin in Köln und das Cassiusstift in Bonn, zu deren Zehntgebiet sie gehörten, steht eine Wirtschaftsgeschichte mit Erzvorkommen, die das Bergische Land zu Wohlstand brachten. Und die Bilder haben einen Bezug zur politischen Geschichte, in der vor allem vier Geschlechter die Geschicke dieser Region bestimmten: die Herren von Berg, von Sayn, von der Mark und von Schwarzenberg. Und natürlich spiegeln sie die Geschichte der christlichen Ikonographie wieder, so dass das Bildprogramm der Bunten Kirchen bis in die Antike zurückgeführt werden kann.Diese Dimensionen sind bei der Betrachtung der bunten Bilder in diesen bergischen Kirchen zu berücksichtigen. Es wird nicht immer möglich sein, jede dieser Ebenen in all ihren Facetten zu beleuchten; oft fehlen auch die Quellen. Aber sicher ist, dass die Wandmalereien ohne die politischen, theologischen oder kunsthistorischen Kontexte wie verloren an den Kirchenwänden kleben , zu rein ästhetischen Objekten werden würden. Es wird daher der Versuch unternommen, die Schätze der Wandmalereien der fünf Bunten Kirchen in ihrer Vielschichtigkeit zu entschlüsseln - umso auch ein wenig die Geschichte des Bergischen Landes zu lesen.
Details
ISBN/GTIN978-3-89198-117-7
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum17.06.2015
Auflage2., Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten116 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht351 g
Artikel-Nr.16504369
Rubriken

Inhalt/Kritik

Vorwort
Vorwort zur 1. Auflage:Schlichte und doch markante Kirchen prägen das Bild der Gemeinden Lieberhausen, Marienberghausen, Marienhagen, Müllenbach und Wiedenest mitten im Oberbergischen Land. Die wehrhaften Türme und Mauern der fünf Gotteshäuser bergen eine vielschichtige und farbenfrohe Ausmalung. Weil diese Bilder im Gedächtnis haften blieben, spricht man heute von Bunten Kirchen oder Bonten Kerken . Der vorliegende Band von Dr. Verena Kessel macht mit diesen Kleinodien und ihren architektonischen und künstlerischen Besonderheiten bekannt. Seit dem frühen Mittelalter bis heute haben die Gemeinden sowie kirchliche und weltliche Herren die Kirchen errichtet, umgebaut, ausgestattet und restauriert. Jede Kirche besitzt ihre eigene Bilderwelt, die Bekanntes, Überraschendes und manchmal sogar Rätselhaftes aufweist. Die Autorin geht den wechselvollen Bau- und Restaurierungsgeschichten nach und bietet Deutungen der Ausmalungsprogramme an. Als beredte Zeugnisse des Glaubens und der Frömmigkeit werden die Wandmalereien lebendig. Zugleich lenkt das Buch die Aufmerksamkeit auf die politische, wirtschaftliche und konfessionelle Geschichte des Bergischen Landes. Damit erschließt sich auch die Bedeutung der Bunten Kirchen für die Identität der Region.Anlass für die Publikation war das Festival Bunte Kirchen im Bergischen Land , das erstmals im Sommer 2009 stattfand. Das Programm aus Musik, Wort und Begegnung machte den Reiz der Bunten Kirchen auf besondere Art und Weise erfahrbar. Hervorgegangen aus einem Gemeinschaftsprojekt des Oberbergischen Kreises, der Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln, der Regionale 2010, der Thomas-Morus-Akademie Bensberg sowie der Evangelischen Kirchengemeinden Lieberhausen, Marienberghausen, Marienhagen, Müllenbach und Wiedenest zeigt die Initiative, welche große Kunst in kleinen Kirchen versteckt ist.Ein besonderer Dank gilt Dr. Verena Kessel, die die Reise zu den Bunten Kirchen mit viel Expertise und Herzblut zusammengestellt hat. Das Buch soll Freude beim Anschauen und Entdecken der Gotteshäuser bereiten. Es lädt aber auch ein zu einem Besuch vor Ort - zu stiller Andacht und Zwiesprache mit den Botschaften, die uns die kirchlichen Räume mitteilen.Vorwort zur 2. Auflage:Die Bunten Kirchen im Bergischen Land haben in den letzten Jahren einen starken Zuspruch erfahren. Dazu hat auch das seit 2009 jährlich stattfindende Festival Bunte Kirchen beigetragen. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet haben diese kleinen und sehenswerten Gotteshäuser kennengelernt. Nach über 500 Jahren faszinieren ihre mittelalterlichen Wandmalereien mit den konzentrierten und durchdachten Bildprogrammen immer noch die Betrachter. Auch wenn in anderen Regionen im Mittelalter ausgemalte Kirchen und Kapellen anzutreffen sind, so haben sich die fünf Bunten Kirchen im Oberbergischen als Gruppe und Verbund entwickelt. Damit sind die Bunten Kirchen im Bergischen Land zu einem besonderen touristischen Anziehungspunkt geworden. Das Festival Bunte Kirchen regt immer wieder Besucherinnen und Besucher an, einen Blick in diese besonderen Kirchen zu werfen.Über Jahre hinweg findet die Veröffentlichung über die Bunten Kirchen im Bergischen Land eine gleichbleibend hohe Nachfrage. Das hat uns dazu bewogen, mit wenigen Änderungen eine Neuauflage der Bensberger Edition auf den Weg zu bringen. Einige redaktionelle Änderungen durch Dr. Verena Kessel, die durch aktuelle Forschungsergebnisse oder durch Veränderungen in den Kirchen notwendig wurden, sind in die Neuauflage eingearbeitet. Der Autorin gilt an dieser Stelle unser besonderer Dank für ihr jahrelanges Forschen und Bemühen um die Erschließung der Bunten Kirchen. An einer Stelle wurden auch Fotos ausgetauscht, denn durch die Reinigung der Wandmalereien in Wiedenest erscheinen diese nun klarer und heller.Das Projekt wird weiterhin getragen vom Oberbergischen Kreis, der Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln, der Region Köln/Bonn, der Thomas-Morus-Akademie Bensberg sowie den Evangelischen Kirchengemeinden Lieberhausen, Marienberghausen, Marienhagen, Müllenbach und Wiedenest. Wir hoffen, dass auch die Neuauflage das Interesse an den Bunten Kirchen weiter unterstützt und Freude beim Besuch und der Entdeckung der Gotteshäuser bereitet.mehr