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Die Erzählungen

Mit Leseband
BuchGebunden
216 Seiten
Deutsch
Friedenauer Presseerschienen am18.09.20131. Auflage
1987 wurde Joseph Brodsky, frisch gekürter Nobelpreisträger für Literatur, von Studenten gefragt, welchen russischen Prosaschriftsteller er im XX. Jahrhundert für den bedeutendsten halte. Brodsky zögerte mit einer Antwort, und als ihm Namen wie Babel, Bulgakov und Platonov zugeraunt wurden, sagte er schnell und bestimmt: »Dobycin. Leonid Dobycin«, einen Autor, der selbst in Rußland den wenigsten bekannt war. An ihm - er lebte 1894 bis 1936 - bestachen Brodsky die »Gogolsche Kraft«, »das geschärfte Gefühl für die Semantik«, die »Proustsche Aufmerksamkeit für das Detail (das in seiner Bedeutung die Hauptsache überwuchere)« und eine »starke Joycesche Note«, bezogen wohl vor allem auf The Dubliners.Alle diese Eigenheiten erkannte Brodsky an Dobycins Roman Die Stadt N. (1935): »Leben in der Provinz. Alles geschieht wie immer in der russischen Provinz, genauer: nichts geschieht. Geschehen war, übrigens, die Revolution.«Die hier vorgelegten kurzen Erzählungen Dobycin - sie erschienen zwischen 1924 und 1930 verstreut in literarischen Zeitschriften und Almanachen Leningrads - bilden so etwas wie das Manifest des erzählerischen Stils dieses Autors, der sich im übrigen theoretisch nie geäußert hat, es sei denn in aphoristischen Bemerkungen in Briefen. Dobycins Erzählstil ist geprägt von Puskins Diktum über die künstlerische Prosa »Genauigkeit und Kürze« wie von Anton Cechovs Forderung nach »äußerster Kürze«. Diese Forderung wird von Dobycins Erzählungen nochmals radikal reduziert auf ein Minimum des Möglichen und Allernötigsten. Die Rolle des Erzählers entfällt bzw. wird übernommen von einer imaginären, absolut objektiven Filmkamera, deren Aufnahmen eben jener »treffenden Details« mit der modernen Schnittechnik der Montage neu zusammenfügt: russische Provinz, hier die westrussische Kleinstadt Brjansk in den Jahren nach der Revolution: »Alles geschieht wie immer in der russischen Provinz, genauer: nichts geschieht.« Nur daß dieses »Nichts« in Wirklichkeit ungeheuer viel - bei Dobycin Konzentration und Dichte erlangt, wie sie erzählerische Prosa im Russischen nie wieder erreicht hat: Dobycin rückt die Gattung der Prosaminiatur an die Grenze zum epischen, bisweilen sogar lyrischen Gedicht.mehr

Produkt

Klappentext1987 wurde Joseph Brodsky, frisch gekürter Nobelpreisträger für Literatur, von Studenten gefragt, welchen russischen Prosaschriftsteller er im XX. Jahrhundert für den bedeutendsten halte. Brodsky zögerte mit einer Antwort, und als ihm Namen wie Babel, Bulgakov und Platonov zugeraunt wurden, sagte er schnell und bestimmt: »Dobycin. Leonid Dobycin«, einen Autor, der selbst in Rußland den wenigsten bekannt war. An ihm - er lebte 1894 bis 1936 - bestachen Brodsky die »Gogolsche Kraft«, »das geschärfte Gefühl für die Semantik«, die »Proustsche Aufmerksamkeit für das Detail (das in seiner Bedeutung die Hauptsache überwuchere)« und eine »starke Joycesche Note«, bezogen wohl vor allem auf The Dubliners.Alle diese Eigenheiten erkannte Brodsky an Dobycins Roman Die Stadt N. (1935): »Leben in der Provinz. Alles geschieht wie immer in der russischen Provinz, genauer: nichts geschieht. Geschehen war, übrigens, die Revolution.«Die hier vorgelegten kurzen Erzählungen Dobycin - sie erschienen zwischen 1924 und 1930 verstreut in literarischen Zeitschriften und Almanachen Leningrads - bilden so etwas wie das Manifest des erzählerischen Stils dieses Autors, der sich im übrigen theoretisch nie geäußert hat, es sei denn in aphoristischen Bemerkungen in Briefen. Dobycins Erzählstil ist geprägt von Puskins Diktum über die künstlerische Prosa »Genauigkeit und Kürze« wie von Anton Cechovs Forderung nach »äußerster Kürze«. Diese Forderung wird von Dobycins Erzählungen nochmals radikal reduziert auf ein Minimum des Möglichen und Allernötigsten. Die Rolle des Erzählers entfällt bzw. wird übernommen von einer imaginären, absolut objektiven Filmkamera, deren Aufnahmen eben jener »treffenden Details« mit der modernen Schnittechnik der Montage neu zusammenfügt: russische Provinz, hier die westrussische Kleinstadt Brjansk in den Jahren nach der Revolution: »Alles geschieht wie immer in der russischen Provinz, genauer: nichts geschieht.« Nur daß dieses »Nichts« in Wirklichkeit ungeheuer viel - bei Dobycin Konzentration und Dichte erlangt, wie sie erzählerische Prosa im Russischen nie wieder erreicht hat: Dobycin rückt die Gattung der Prosaminiatur an die Grenze zum epischen, bisweilen sogar lyrischen Gedicht.
ZusammenfassungDie hier vorgelegten kurzen Erzählungen Dobyèin - sie erschienen zwischen 1924 und 1930 verstreut in literarischen Zeitschriften und Almanachen Leningrads - bilden so etwas wie das Manifest des erzählerischen Stils dieses Autors, der sich im übrigen theoretischnie geäußert hat, es sei denn in aphoristischen Bemerkungen in Briefen. Dobyèins Erzählstil ist geprägt von Puskins Diktum überdie künstlerische Prosa 'Genauigkeit und Kürze' wie von Anton Cechovs Forderungnach' äußerster Kürze«. Diese Forderung wird von Dobyèins Erzählungen nochmals radikal reduziert auf ein Minimum des Möglichen und Allernötigsten. Die Rolle des Erzählers entfällt bzw. wirdübernommen von einer imaginären, absolutobjektiven Filmkamera, deren Aufnahmeneben jener 'treffenden Details' mit der modernen Schnittechnik der Montage neu zusammenfügt: russische Provinz, hier die westrussische Kleinstadt Brjansk in den Jahren nach der Revolution: 'Alles geschieht wie immer in der russischen Provinz, genauer: nichts geschieht' Nur daß dieses 'Nichts' in Wirklichkeit ungeheuer viel - bei Dobyèin Konzentration und Dichte erlangt, wie sie erzählerische Prosa im Russischen nie wieder erreicht hat: Dobyèin rückt die Gattung der Prosaminiatur an die Grenze zum epischen, bisweilen sogar lyrischen Gedicht.
Details
ISBN/GTIN978-3-932109-80-5
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum18.09.2013
Auflage1. Auflage
Seiten216 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht308 g
Artikel-Nr.28909049
Rubriken

Autor

Peter Urban, geboren 1941 in Berlin, studierte Slavistik, Germanistik und Geschichte in Würzburg und Belgrad, war Verlagslektor bei Suhrkamp, Hörspieldramaturg beim WDR und ist Lektor im Verlag der Autoren in Frankfurt; er übersetzte u.a. Werke von Gorkij, Ostrovskij, Daniil Charms, Kazakov, Chlebnikov und das gesamte dramatische Werk von Anton Cechov. Für seine Neuedition und -übersetzung der Cechov-Briefe wurde ihm der Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis zuerkannt. Peter Urban verstarb 2013.
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