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'Maskeraden des Auslands'

Lektüren zu Franz Kafkas 'Process'
BuchGebunden
184 Seiten
Deutsch
Elfenbeinerschienen am15.10.20111., Aufl.
Kafkas erzählerisches Werk ist von suggestiver Schönheit. Von ihm geht ein faszinierender Sog aus, dem sich kaum ein Leser zu entziehen vermag. In zahlreichen Variationen zerbricht das Ich als ein zentrales seelisches Steuerungsorgan an der Unlösbarkeit seiner Aufgabe und geht im Traumkreis der Maskeraden des Auslands , dem Schrecken innerer wie äußerer Straf- und Gerichtssysteme, unter.Die hier vorgelegten Lektüren - Bilanz der jahrzehntelangen Kafka-Studien des Autors - lassen die im Roman Der Process herrschende Traumwelt transparent werden, in der noch das ganz und gar Befremdliche als zugleich wirklich und unwirklich erscheint. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Bildsemiotik des Romans wie den von den Gesetzen des Unbewussten gesteuerten Formen der Versprachlichung einer Physiognomik des Seelischen (H. M. Emrich) vor dem Hintergrund der Literatur der Moderne und ihrer Ästhetik. Ausgewählte Passagen werden in eine enge Beziehung zu Kleists, Dostojewskijs und Strindbergs Schaffen gestellt. Dieser komparatistische Zugriff auf Kafkas Roman schärft den Blick des Lesers für ein Theater der Innenwelt (G. Kurz), auf dem im Process die Verwandlung des Josef K. in den Tod inszeniert wird. Die spezifische Weise dieser Inszenierung lässt eine gewisse Nähe zu der Gattung des metaphysischen Kriminalromans (R. Robertson) erkennen. Im Anschluss an moderne Interpreten werden ausgewählte Kapitel des Romans wie Die Kanzleien im Sinne einer von Kafka in Literatur transformierten Rekapitulation gnostischer Denkstrukturen erkennbar. Den Abschluss der Lektüren , die die Ergebnisse der neuesten Forschung berücksichtigen, bilden Reflexionen zum Tod in Kafkas Werk.mehr

Produkt

KlappentextKafkas erzählerisches Werk ist von suggestiver Schönheit. Von ihm geht ein faszinierender Sog aus, dem sich kaum ein Leser zu entziehen vermag. In zahlreichen Variationen zerbricht das Ich als ein zentrales seelisches Steuerungsorgan an der Unlösbarkeit seiner Aufgabe und geht im Traumkreis der Maskeraden des Auslands , dem Schrecken innerer wie äußerer Straf- und Gerichtssysteme, unter.Die hier vorgelegten Lektüren - Bilanz der jahrzehntelangen Kafka-Studien des Autors - lassen die im Roman Der Process herrschende Traumwelt transparent werden, in der noch das ganz und gar Befremdliche als zugleich wirklich und unwirklich erscheint. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Bildsemiotik des Romans wie den von den Gesetzen des Unbewussten gesteuerten Formen der Versprachlichung einer Physiognomik des Seelischen (H. M. Emrich) vor dem Hintergrund der Literatur der Moderne und ihrer Ästhetik. Ausgewählte Passagen werden in eine enge Beziehung zu Kleists, Dostojewskijs und Strindbergs Schaffen gestellt. Dieser komparatistische Zugriff auf Kafkas Roman schärft den Blick des Lesers für ein Theater der Innenwelt (G. Kurz), auf dem im Process die Verwandlung des Josef K. in den Tod inszeniert wird. Die spezifische Weise dieser Inszenierung lässt eine gewisse Nähe zu der Gattung des metaphysischen Kriminalromans (R. Robertson) erkennen. Im Anschluss an moderne Interpreten werden ausgewählte Kapitel des Romans wie Die Kanzleien im Sinne einer von Kafka in Literatur transformierten Rekapitulation gnostischer Denkstrukturen erkennbar. Den Abschluss der Lektüren , die die Ergebnisse der neuesten Forschung berücksichtigen, bilden Reflexionen zum Tod in Kafkas Werk.
Details
ISBN/GTIN978-3-941184-13-8
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum15.10.2011
Auflage1., Aufl.
Reihen-Nr.3
Seiten184 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht250 g
Artikel-Nr.11879451

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Der Process fordert, die Antinomien in einem Schreibprojekt zu respektieren, das Kafka abgebrochen hat. Es muss offen bleiben, ob die vielfältigen Sprachen des Gerichts - das Schreien des Aufsehers, der Ruf des Domgeistlichen, das Klopfen des Hauptmanns, der Lärm der Mädchen vor der Tür Titorellis - Hilfe der Entscheidung zu einer Selbstwerdung oder - was nahe liegt - ihre Verhinderung in dem an Josef K.s dreißigstem Geburtstag eingeläuteten und am Vorabend seines einunddreißigsten Geburtstages endenden Prozess ist. Fest steht: Der Dichter gab das Schreiben an seinem Roman am 20. Januar 1915 auf. In einem Brief an Max Brod vom Januar 1918 hat er sich dahingehend geäußert, dass für seinen Fall von dem Roman als Berufungsinstanz keine Hilfe zu erwarten sei. Diese Äußerung, bestätigt durch den Satz in dem Brief vom 5. Juli 1922 an Max Brod: Ich habe mich durch das Schreiben nicht losgekauft , ist ernst zu nehmen. Aus Respekt vor ihr, die von Literatur nicht viel erwartet, erscheint es geboten, auf jede abschließende Anwort, was jenseits des Erzählens von einem Prozess sein Sinn sei, zu verzichten. Dieser Verzicht, der dem Satz des Kaufmanns Block eine gewisse Anerkennung zollt - Sie müssen bedenken, dass in diesem Verfahren immer wieder viele Dinge zur Sprache kommen, für die der Verstand nicht mehr ausreicht -, kennt eine Ausnahme. Das Licht, das unverlöschlich aus der Tür des Gesetzes bricht, darf nie vergessen werden. Es ist bei Kafka, so verstehe ich es, Zeichen für den Eingang in eine unzerstörbare Wahrheit, die sich vielleicht im Tod erfüllt. Wir wissen hier nichts. Aus der Literatur Kafkas lässt sich, sollten wir sie richtig verstanden haben, nur so viel ableiten: unten das Dunkel, oben das Licht.mehr

Autor

Wiebrecht Ries (geb. 1940) ist Professor emeritus für Philosophie an der Leibniz-Universität Hannover. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik in Basel und Heidelberg promovierte er mit einer Arbeit zur Nietzsche-Rezeption und habilitierte sich 1974 mit der religionsphilosophischen Studie Transzendenz als Terror zu Kafka. 1987 publizierte er den Band Franz Kafka in der Reihe Artemis Einführungen , 2007 erschien von ihm Nietzsche / Kafka. Zur ästhetischen Wahrnehmung der Moderne . Zahlreiche Publikationen zu Nietzsche, zur Philosophie der Antike und zur philosophischen Hermeneutik.