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Das Haus im Nebel

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
555 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am01.03.20151. Auflage
V.C. Andrews - eine der erfolgreichsten Bestsellerautorinnen der Welt. Und eine Meisterin der romantischen Spannung! Misty, Star, Jade und Cat - vier junge Mädchen, die eines eines gemeinsam haben: Sie kommen aus zerrütteten Familien und werden von entsetzlichen Erinnerungen gequält, über die sie mit niemandem sprechen können. Jede erfundene Geschichte ist vermutlich besser als die grauenvolle Wahrheit. Doch in der Therapiegruppe ihres Psychiaters Dr. Marlowe lernen die vier, sich einander zu öffnen, und erfahren das Wunder, dass es Menschen gibt, die für ihre Gefühle größtes Verständnis zeigen ... Liebe, Hass und dunkle Geheimnisse - V.C. Andrews´ bewegende Wildflower-Saga!mehr

Produkt

KlappentextV.C. Andrews - eine der erfolgreichsten Bestsellerautorinnen der Welt. Und eine Meisterin der romantischen Spannung! Misty, Star, Jade und Cat - vier junge Mädchen, die eines eines gemeinsam haben: Sie kommen aus zerrütteten Familien und werden von entsetzlichen Erinnerungen gequält, über die sie mit niemandem sprechen können. Jede erfundene Geschichte ist vermutlich besser als die grauenvolle Wahrheit. Doch in der Therapiegruppe ihres Psychiaters Dr. Marlowe lernen die vier, sich einander zu öffnen, und erfahren das Wunder, dass es Menschen gibt, die für ihre Gefühle größtes Verständnis zeigen ... Liebe, Hass und dunkle Geheimnisse - V.C. Andrews´ bewegende Wildflower-Saga!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955306878
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.03.2015
Auflage1. Auflage
Seiten555 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1830017
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

Wir wurden getrennt zu Dr. Marlowes Haus gebracht. Meine Mutter fuhr mich selbst hin, denn sie war auf dem Weg zu ihrem wöchentlichen Schaufensterbummel mit ihrer Freundin Tammy, der gekrönt wurde von einem Mittagessen mit einigen Freundinnen in einem der teuren Restaurants Santa Monicas in Strandnähe.

Meine Mutter glaubte immer noch, sie hätte eine Chance, entdeckt zu werden und auf dem Titelblatt einer Zeitschrift zu landen. Erst gestern hielt sie ein Zeitschriftencover neben ihr Gesicht und fragte: »Findest du nicht auch, dass ich genauso hübsch bin wie sie, Misty? Dabei bin ich mindestens zehn Jahre älter.«

Zwanzig Jahre älter stimmt wohl eher, dachte ich, wagte es aber nicht zu sagen. Alt zu werden wird bei uns zu Hause definitiv als eine Krankheit betrachtet. Minuten hält man für Krankheitserreger, Tage, Monate und Jahre für Seuchen. Meine Mutter machte Ponce de Leons Suche nach der sagenumwobenen Quelle der Jugend zu einem bloßen Sonntagsschulausflug. Es gibt nichts, was sie nicht kaufen würde, keinen Ort, an den sie nicht gehen würde, wenn auch nur die geringste Möglichkeit bestünde, den Lauf der Zeit dadurch aufzuhalten. Die meisten ihrer Freundinnen sind genauso und hegen ähnliche Befürchtungen. Ich frage mich nur, ob ich eines Tages auch so werde und in panischer Angst vor grauen Haaren, Falten und Kalziummangel lebe.

Wenn meine Mutter heute nicht nach Santa Monica gefahren wäre, hätte sie wie üblich ein Taxi für mich bestellt und meinem Vater die Rechnung geschickt. Sie schickt ihm liebend gerne Rechnungen. Jedes Mal, wenn sie einen Umschlag beleckt und schließt, klopft sie mit der geschlossenen Faust darauf und sagt: »Da hast du´s.« Wenn Daddy so einen Umschlag in seiner Post sieht, schneidet er sicher eine Grimasse und sein Portemonnaie schreit »Autsch«.

Ich bin wie ein Dart-Pfeil, mit dem sie jetzt nach ihm wirft. »Sie braucht neue dies; sie braucht neue das. Der Zahnarzt sagt, sie braucht eine Klammer. Sie braucht neue Schulkleidung. Hier ist die Rechnung von ihrem Besuch beim Hautarzt, die Rechnung, die deine Versicherung nicht bezahlt.«

Mom landet immer weitere Volltreffer, sie bestraft meinen Vater mit meinen Bedürfnissen, haut ihm die Kosten für Designerjeans, gepflegte Zähne und alles andere, was sie für Geld kaufen kann, um die Ohren. Sie stürzt sich auf jede neue Rechnung, addiert dann schleunigst und schickt sie ihm so bald als möglich. Einmal ließ sie ihm eine Rechnung durch Kurier ins Büro zustellen, obwohl er noch Tage Zeit hatte, sie zu begleichen.

Daddy bemüht sich, die Ausgaben niedrig zu halten, fragt deshalb manchmal warum und versucht Alternativen zu finden, aber immer wenn er das tut, führt Mommy mir seine Ansichten vor Augen wie ein Torero dem Stier das rote Tuch und schreit: »Siehst du, wie viel du ihm wert bist? Immer ist er auf der Suche nach einem Sonderangebot. Wenn er für alles, was du brauchst, billigere Angebote finden will, soll er doch die ganzen Einkäufe erledigen.«

Daddy sagt, er will nur sichergehen, dass die Sachen auch ihr Geld wert sind.

Ich bin ja so froh, solch besorgte Eltern zu haben. Für alles, was mir beschert wurde, muss ich von Herzen dankbar sein. Wünscht sich nicht jeder, seine Eltern wären geschieden? Ich fragte mich, ob die anderen Mädchen, die heute zu Dr. Marlowe kommen, auch in Peitschen verwandelt worden waren, mit denen ihre Eltern aufeinander einschlugen.

Jade wurde vom Chauffeur ihres Vaters gefahren, weil es zufällig ihr Wochenende bei ihrem Vater war und dieser noch einen Termin hatte. Alle Mitglieder der WME, Waisen mit Eltern, sind einfach entzückt, wenn sie von einem »wichtigen Termin« hören. Was unsere Eltern normalerweise damit sagen wollen ist: »Ich habe etwas Wichtigeres zu tun, als mich um dich zu kümmern. Wenn ich nicht geschieden wäre, könnte dein Vater einspringen, aber das ist nun mal nicht möglich. Bei uns ist das anders. Du bist wie eine wilde Blume, die außerhalb des Gartens wächst, ohne Pflege, meistens auf sich selbst angewiesen, die für die richtige Menge Regen und Sonnenschein beten muss, weil niemand da ist, um sie zu gießen und zu nähren.«

»Ich muss Scheuklappen angehabt haben, als ich deine Mutter heiratete«, sagt Daddy. Mommy sagt: »Ich muss völlig besoffen gewesen sein. Es gibt keine andere denkbare Erklärung für solch eine Dummheit.«

Sagten die Eltern der anderen Mädchen auch so etwas in ihrer Gegenwart? Manchmal fühlte ich mich wie unsichtbar, als würden meine Eltern einfach vergessen, dass ich anwesend war, wenn sie tobten und schrien. Mit einer Sache hatte Dr. Marlowe Recht: Ich war wirklich gespannt, etwas über die Erfahrungen der anderen Mädchen zu hören. Das trieb mich mehr als alles andere heute hierher. Oh, ich kenne andere Waisen mit Eltern in der Schule, aber ohne die Therapie, ohne eine Dr. Marlowe, die Licht in die dunklen Ecken bringt, vertrauen sie dir nicht an, was in ihnen vorgeht. Sie sind verschlossen, haben Angst oder schämen sich, dass jemand entdecken könnte, wie verloren und allein sie wirklich sind.

Stars Großmutter brachte sie zu Dr. Marlowes Haus. Star erzählte uns später, dass ihre Großmutter achtundsechzig war und die Verantwortung für sie und ihren kleinen Bruder zu einer Zeit übernommen hatte, als sie eigentlich im Schaukelstuhl auf der Veranda sitzen und Pullover für ihre Enkel stricken sollte. Und plötzlich - war sie wieder Mutter.

Cathys Mutter hatte sie hergebracht, aber um ihr diese Information zu entlocken benötigte man beinahe eine Brechstange. Vielleicht hatte sie Angst davor, ihre eigene Stimme zu hören und sich selbst einzugestehen, dass es sie gab. Sehr schnell erinnerte sie uns an ein verängstigtes Kätzchen, das sich zu einem Fellknäuel zusammengerollt hatte. Ich war diejenige, die sie Cat statt Cathy nannte, und ratet mal, was nach einer Weile passierte? Es gefiel ihr selbst auch besser.

An einem warmen Frühsommermorgen wurde ich in Brentwood vor dem Haus, das Wohnung und Praxis der Ärztin beherbergte, ausgeladen. Der dunkelblaue Morgennebel hob sich gerade und gab den Blick frei auf einen kalifornischen Himmel in der Farbe verwaschener Jeans. Es würde einer dieser vollkommenen Tage werden, die für uns alle in Los Angeles so selbstverständlich sind. Am Nachmittag würden duftige, an Baisers erinnernde Wolken aufziehen. Die Brise fühlte sich dann wie sanfte Finger auf deiner Wange und in deinem Haar an, und die Autoscheiben wurden zu funkelnden Spiegeln.

Wir lebten in einer so vollkommenen Welt. Warum waren wir so unvollkommen? Bei uns allen lauerten Schatten in den Ecken und Getuschel hinter den Türen, ganz gleich wie hell und strahlend es draußen war. Ich stellte mir immer vor, dass alle anderen friedlich lebten, nur wir waren Schachfiguren in lautlosen Kriegen. Es wurde nicht geschossen, aber wir fragten uns alle, ob es nicht noch dazu kommen würde. Die Verwundeten und Toten waren nur Hoffnungen und Wünsche, die Bomben waren nur Worte, gemeine Worte in kaltes Lächeln verpackt oder auf offizielle Dokumente gedruckt, die zusammen mit der Asche der Feuer, in denen unsere Familien verbrannten, in unser Leben trieben.

Man konnte leicht erkennen, dass Dr. Marlowe eine erfolgreiche Praxis führte. Ihr riesiges Haus im Tudorstil stand auf einem Grundstück von beachtlicher Größe in einer erstklassigen Gegend. Dort wohnten nur sie und ihre ältere Schwester Emma; daher war reichlich Platz für ihre Praxisräume vorhanden.

Warum sollte sie keine profitable Praxis haben, fragte ich mich. Schließlich werden ihr nie die Klienten ausgehen. Selbst die Kinder, die nicht aus zerbrochenen Familien kamen, hatten Probleme, und viele von ihnen waren entweder privat oder beim Schulpsychologen in Therapie.

Vielleicht war es eine Epidemie. Arthur Pols, einer der Jungen aus meinem Schuljahrgang, behauptete, diese ganzen gestörten Familienverhältnisse seien eine Folge der Sonnenflecken. Er war ein Computercrack und ein Wissenschaftsfreak, daher glaubten einige meiner Freundinnen, er könnte vielleicht Recht haben. Mir kam es so vor, als hätte er den Kopf voller Bienen, von denen jede in eine andere Richtung summte, während sie aufeinander einstachen. Immer wenn ich ihn anschaute und er es bemerkte, rollte er die Augen wie Murmeln in einem Glas.

»Ruf mich an, und sag mir, wann du abgeholt werden sollst, Misty«, forderte mich meine Mutter auf, als ich die Autotür öffnete und ausstieg. »Ich habe dir doch bereits gesagt, wann du hier sein sollst«, erwiderte ich.

»Ja schon, aber du weißt doch, dass ich kein Zeitgefühl habe. Denk daran, wenn ich nicht zu Hause bin, leitet der Antwortdienst das Gespräch an mein Handy weiter, okay, Honey?«

»In Ordnung«, antwortete ich und knallte die Tür ein wenig fester als nötig zu. Sie hasste das. Angeblich erschütterte das ihr Nervensystem. Alles erschütterte heutzutage ihr Nervensystem dermaßen, dass sie an einen Flipperautomaten erinnerte, der »tilt« anzeigte, wenn man ihn zu heftig anstieß. Ihre Augen nahmen dann diese graue glasige Farbe kaputter Glühbirnen an, und sie bekam eine Kiefersperre.

Ich drehte mich um und steuerte auf den von einem Bogen überwölbten Eingang zu, in der Hoffnung, nicht die Erste zu...

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