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Was du nicht weißt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am03.08.20171. Auflage
Was Du nicht weißt, bringt Dir den Tod ... Zwei brutale Morde an jungen Frauen erschüttern die sonst so friedliche Kanalinsel Jersey und geben dem Chef de Police Rätsel auf. Dass dabei gefährliche und nie geklärte Ereignisse aus der Vergangenheit eine Rolle spielen, findet ausgerechnet die Zeugin Emily Bloom heraus. Denn die sympathische Teehänderlin mit dem absoluten Gedächtnis hat die seltene Begabung, sich an alles in ihrem Leben genauestens zu erinnern. Doch schon bald muss Emily wegen dieser Fähigkeit um ihr eigenes Leben bangen ... >>Mord ist auch auf einer schönen, friedlichen Insel nicht ausgeschlossen. Ein Krimi mit Spannung bis zuletzt und eine empfehlenswerte Reiselektüre.<< TERRY NEALE, JERSEY EVENING POST

Claus Beling, geb. 1949, war fast zwei Jahrzehnte lang Unterhaltungschef des ZDF und hat in dieser Funktion unzählige erfolgreiche Programme kreiert, vom anspruchsvollen Fernsehfilm über den Krimi bis zur internationalen Romanverfilmung. Als Erfinder der Rosamunde-Pilcher-Reihe und der Inga-Lindström-Filme hat Claus Beling wie kaum ein anderer die dramatische Kraft großer Landschaften erkannt und erzählerisch genutzt. Der promovierte Literaturwissenschaftler ist ein profunder England-Kenner und hat mehrere Reisebücher über das Land geschrieben. Falls er sich nicht gerade in seinen Lieblingslandschaften Cornwall und Jersey aufhält, lebt er im Chiemgau.
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Produkt

KlappentextWas Du nicht weißt, bringt Dir den Tod ... Zwei brutale Morde an jungen Frauen erschüttern die sonst so friedliche Kanalinsel Jersey und geben dem Chef de Police Rätsel auf. Dass dabei gefährliche und nie geklärte Ereignisse aus der Vergangenheit eine Rolle spielen, findet ausgerechnet die Zeugin Emily Bloom heraus. Denn die sympathische Teehänderlin mit dem absoluten Gedächtnis hat die seltene Begabung, sich an alles in ihrem Leben genauestens zu erinnern. Doch schon bald muss Emily wegen dieser Fähigkeit um ihr eigenes Leben bangen ... >>Mord ist auch auf einer schönen, friedlichen Insel nicht ausgeschlossen. Ein Krimi mit Spannung bis zuletzt und eine empfehlenswerte Reiselektüre.<< TERRY NEALE, JERSEY EVENING POST

Claus Beling, geb. 1949, war fast zwei Jahrzehnte lang Unterhaltungschef des ZDF und hat in dieser Funktion unzählige erfolgreiche Programme kreiert, vom anspruchsvollen Fernsehfilm über den Krimi bis zur internationalen Romanverfilmung. Als Erfinder der Rosamunde-Pilcher-Reihe und der Inga-Lindström-Filme hat Claus Beling wie kaum ein anderer die dramatische Kraft großer Landschaften erkannt und erzählerisch genutzt. Der promovierte Literaturwissenschaftler ist ein profunder England-Kenner und hat mehrere Reisebücher über das Land geschrieben. Falls er sich nicht gerade in seinen Lieblingslandschaften Cornwall und Jersey aufhält, lebt er im Chiemgau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955309879
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum03.08.2017
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2421040
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
EIN GUTES GEDÄCHTNIS IST EIN FLUCH, DER EINEM SEGEN ÄHNLICH SIEHT.
Harold Pinter
An diesem Tag herrschte ein Wetter, dem alles zuzutrauen war, wie die Fischer immer sagten. Der Strand von St. Brelade´s Bay zeigte sich auffallend menschenleer. Seit den frühen Morgenstunden zogen tief hängende, dicke Nebelschwaden über Jersey hinweg und ließen kaum die Sonne durch. Niemand hatte Lust, schwimmen zu gehen, auch weil der Westwind sehr viel heftiger wehte als sonst.

Nur am Anfang der Bucht, an der stattlichen Kirche mit ihrer kleineren Fisherman´s Chapel, parkten auffällig viele Autos. Nicht dass man in St. Brelade´s Bay besonders religiös gewesen wäre. Aber heute war der Tag, an dem der junge Vikar Godfrey Ballard verkünden wollte, wie viel Geld die Versteigerung der beiden Tagebücher des Schriftstellers Victor Hugo eingebracht hatte, die man durch Zufall auf dem Dachboden des Pfarrhauses gefunden hatte. Hugo hatte von 1852 bis 1855 im Exil auf Jersey gelebt, und der Fund seiner Tagebücher aus dieser Zeit - mit ersten Ideen für den großen Roman Les Misérables - war eine literarische Sensation gewesen. Gestern hatte bei Christie´s in Paris die Auktion stattgefunden, deren Erlös die kleine Kirchengemeinde dringend für Renovierungen benötigte.

Als schon alle in der Kirche saßen, öffnete sich noch einmal leise die schwere Holztür zum Vorraum, und Simon Stubbley schlüpfte hinein. Um nicht gesehen zu werden, blieb er in einer Nische stehen, wo er sich heftig atmend an die Wand lehnte. Er war den ganzen Weg von den Dünen bis hierher gelaufen. Den Kragen seiner unauffälligen grauen Jacke hatte er hochgestellt, sodass man nicht viel mehr sah als weiße Haare und ein weißbärtiges Gesicht. Er glaubte nicht, dass ihn hier im Halbdunkel jemand erkennen würde. Die Jacke hatten sie ihm bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis mitgegeben, und er war froh, dass er sie heute Morgen angezogen hatte.

Vorsichtig spähte Simon in das Innere der Kirche. Der Gang war mit einem blauen Teppich ausgelegt. Da der Gottesdienst noch nicht begonnen hatte und gerade erst die Gesangsbücher verteilt wurden, stand der Vikar noch an der vorletzten Bank und plauderte mit John Willingham, dem eleganten ehemaligen Richter, der jetzt wieder als Anwalt arbeitete und seinen Anteil daran hatte, dass Simon vorzeitig entlassen worden war. Willingham war für seine Schlagfertigkeit bekannt. Vikar Ballard fragte ihn etwas, worauf Willingham schnell und witzig antwortete, sodass Godfrey lachen musste.

Simon ließ seinen Blick über die anderen Bänke in der Kirche schweifen. Sie waren alle da. Es erfüllte ihn mit Befriedigung zu sehen, dass die meisten von ihnen in den vergangenen sechs Jahren ebenfalls sichtlich gealtert waren.

Dann entdeckte er endlich auch Emily Bloom.

Nur ihretwegen war er hier. Er wollte noch einmal wissen, wie sie lebend aussah.

Sie saß in der vierten Reihe. Lächelnd unterhielt sie sich mit ihrem Banknachbarn. Simon konnte sehen, dass sie immer noch eine interessante Frau war. Sie musste jetzt um die fünfzig sein und wirkte mit ihren hochgesteckten dunkelblonden Haaren wie eine wahrhafte Lady. Es schmerzte ihn.

All die Jahre im Gefängnis hatte er das kleine Foto von Emily Bloom aufgehoben und es sich von Zeit zu Zeit angeschaut. Das tat er immer dann, wenn er merkte, dass ihr Bild in seiner Erinnerung zu verblassen drohte.

Er hatte die Aufnahme vor acht Jahren an einem sonnigen Montagmorgen gemacht, als er wieder einmal auf dem Weg zum Hafen von St. Aubin gewesen war, um sich von den Fischern ein paar Seebarschköpfe schenken zu lassen, aus denen er dann Suppe kochte. Emily Bloom stand gerade vor ihrem Teeladen und pflanzte rote Blumen in die beiden Hängetöpfe rechts und links der Eingangstür. In diesem Moment hatte er abgedrückt. Aber sie hatte es rechtzeitig bemerkt, sich umgedreht und in die Kamera gelacht, sodass er schnell ein zweites Foto machte. Damals war er noch fest davon ausgegangen, dass ihr Lachen auch bedeutete, dass sie ihn mochte.

Doch das sollte sich bald als Irrtum herausstellen.

Sie war verlogen und hinterhältig. Aber das hatte er erst bemerkt, als es zu spät war und sie ihn verraten hatte.

Am meisten bereute er, dass er ihr so viel von sich erzählt hatte. Das hatte sich nur ergeben, weil er im Sommer oft am Strand campierte. Wenn sie auf ihren Spaziergängen vorbeigekommen war, hatte sie sich oft für eine Weile auf seine Decke gesetzt und mit ihm über dies und das geredet. Seinen Rotwein hatte sie nie angerührt, dazu war sie zu vornehm. Am meisten hatte ihn aber beeindruckt, dass sie niemals der Versuchung erlegen war, ihm sein Leben als Strandläufer auszureden.

Und dann ihr Verrat.

Dabei wusste er auch etwas von ihr und hatte es immer für sich behalten. Emily Blooms großes Geheimnis.

Sie hatte ihm gestanden, dass sie das absolute Gedächtnis besaß, mit dessen Hilfe sie sich buchstäblich an jeden einzelnen Tag ihres Lebens erinnern konnte. Ein Professor hatte ihr gesagt, dass es nur wenige Menschen auf der Welt gab, die über diese besondere Fähigkeit verfügten. Es war wie Hexerei.

Sie redete nicht groß darüber, weil es den Leuten Angst gemacht hätte. Erst hatte er es nicht glauben wollen, doch dann hatte sie es ihm lachend vorgemacht. Sie wusste noch ganz genau, an welchem Tag vor 15 Jahren sie ihn zum ersten Mal auf der Hafenrampe von St. Aubin getroffen hatte und mit welchem Wortlaut sie ins Gespräch gekommen waren. Sogar, dass aus dem Imbiss hinter ihnen grässlicher Zwiebelgeruch herübergeweht war, wusste sie noch.

Seit damals hatte er ihr vertraut, weil sie so herzlich war. Manchmal war sie ein Stück mitgelaufen, wenn er wieder mal in ihrer Bucht Strandgut sammelte. Eine fröhliche, burschikose Lady in Gummistiefeln.

Natürlich konnte da nicht ausbleiben, dass auch er ihr ein paar Sachen anvertraute. Wie man das eben so macht unter Freunden. Mrs. Bloom hatte es sich immer wie eine geduldige Beichtmutter angehört und ihn nicht ein einziges Mal kritisiert. Nur dass er immer so schnell wütend wurde, fand sie nicht gut.

Jetzt bereute er heftig, dass er ihr so viel erzählt hatte.

Ihr Foto besaß er immer noch, aber jetzt war ihr lachendes Gesicht mit einem dicken schwarzen Kreuz durchgestrichen. Es war ein Macumba-Kreuz, mit dem man seine Feinde für tot erklärte. Sein Zellennachbar Joaquim hatte es ihm beigebracht.

Er war ein echter Freund geworden. Seit der Brasilianer im vergangenen Jahr schwer krank gewesen war und er ihn in der Zelle gepflegt hatte, zeigte Joaquim eine fast unterwürfige Anhänglichkeit. Für dich würde ich sogar töten, hatte er voller Dankbarkeit gesagt. Ein größeres Kompliment konnte man von einem Brasilianer wohl nicht bekommen.

Dann war Simon jemand eingefallen, den man dringend töten müsste.

Er wusste zwar noch nicht, wie er Mrs. Bloom sterben lassen wollte, aber dass sie vorher richtig Angst bekommen sollte, war ihm wichtig. Erst sollte sie seine Macht spüren und dann zitternd den Tod erwarten.

Plötzlich war ihm wieder das Samuraischwert eingefallen, das sie ihm einmal in ihrem Gartenhaus gezeigt hatte. Er hatte sich aus der Gefängnisbibliothek das Lexikon ausgeliehen, in dem auf zwei Seiten historische Waffen abgebildet waren. Die Samuraischwerter hatten ihm am besten gefallen. Angeblich waren sie scharf wie Rasiermesser.

Das wäre doch was für Mrs. Blooms Hals.

Das Erste, was Emily Bloom an diesem Vormittag auffiel, als sie auf die Terrasse trat, war die aufgebrochene Tür des Gartenhauses. Sie stand halb offen, mit abgerissenem Griff und zersplittertem Türrahmen.

Doch erst der Blick ins Innere der Holzhütte offenbarte das ganze Maß der Zerstörung. Überall lagen Glasscherben herum. Mehrere der roten Sitzkissen, die aufgestapelt in der Ecke lagen, waren aufgeschlitzt und von einem heruntergefallenen Fläschchen Fahrradöl verschmiert. Das hübsche alte Vogelhäuschen hing zerfetzt an einem der Wandhaken für die Gartengeräte.

Entsetzt fragte sich Emily, wer so etwas tat. Instinktiv blickte sie sich im Garten um, als könnte sich der Einbrecher noch immer hier verstecken. Es war nichts Auffälliges zu sehen oder zu hören, nur das übliche Rauschen des Windes, der vom Meer heraufkam und über die Anhöhe von St. Brelade´s Bay hinwegstrich.

Sie zog die Hüttentür ganz auf und ging hinein. Auch wenn es ihr schwerfiel, im Durcheinander der Blumentöpfe, des Grillzubehörs und der Liegestühle festzustellen, was sonst noch fehlte, stach ihr sofort ihre hellbraune Picknickdecke ins Auge. Sonst lag sie immer ordentlich zusammengefaltet auf dem obersten Brett des hinteren Regals. Jetzt befand sie sich ausgebreitet auf dem staubigen Boden und hatte dem nächtlichen Besucher ganz offensichtlich als Schlafstelle gedient. Ein Teil der Decke war übersät mit ekligen grauen Flecken. Sie stammten vermutlich von der leeren Weißweinflasche, deren Hals unter der Decke hervorschaute.

Dann erst fiel Emilys Blick auf die linke Innenwand der Hütte.

Sie war leer. Nur ein senkrecht verlaufender heller Streifen auf dem nachgedunkelten Holz verriet, das dort etwas fehlte.

Das japanische Samurai-Schwert.

Emily erschrak. Auch wenn das Schwert nur ein Exemplar aus billigem Eisen gewesen war, konnte es doch in falschen Händen gefährlich werden. Emilys damaliger Ehemann Richard hatte das mit Drachenfiguren verzierte Stück von einem Teehändler aus Tokio als Werbegeschenk erhalten. Sie hatten es damals sofort ins Gartenhaus verbannt und ihre Scherze damit getrieben. Benutzt wurde es immer nur dann, wenn sie eine...
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