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Die Mühlenkinder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Verlag Friedrich Oetingererschienen am20.02.2020
Antonia Michaelis kennt die Träume der Kinder 'Wenn der Wind aus Nordosten weht, erwacht die Mühle.' Und dann ist ein Abenteuer auf dem Weg zu Liv und ihren drei Schwestern. Die Mühle, in der sie wohnen, verwandelt sich in einen magischen Ort. Eines morgens ist die Mühle ein Schloss, und die Mädchen Prinzessinnen. Da wird Prinzessin Jorunn entführt! Ihre Schwestern machen sich auf eine gefährliche Suche nach ihr. Den wilden Fluss entlang bis zur Burg des bösen Wassertrolls führt die Reise. Jetzt brauchen die Mädchen ihren all ihren Mut und all ihre Cleverness, um ihre Schwester zu befreien. ...

Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg. 'Der Märchenerzähler', ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Claudia Carls wurde 1978 geboren und studierte in Hamburg Kinder- und Jugendbuchillustration. Sie arbeitet als freiberufliche Illustratorin und gestaltet Bilderbücher, auch zu eigenen Texten, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Plakate.
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Produkt

KlappentextAntonia Michaelis kennt die Träume der Kinder 'Wenn der Wind aus Nordosten weht, erwacht die Mühle.' Und dann ist ein Abenteuer auf dem Weg zu Liv und ihren drei Schwestern. Die Mühle, in der sie wohnen, verwandelt sich in einen magischen Ort. Eines morgens ist die Mühle ein Schloss, und die Mädchen Prinzessinnen. Da wird Prinzessin Jorunn entführt! Ihre Schwestern machen sich auf eine gefährliche Suche nach ihr. Den wilden Fluss entlang bis zur Burg des bösen Wassertrolls führt die Reise. Jetzt brauchen die Mädchen ihren all ihren Mut und all ihre Cleverness, um ihre Schwester zu befreien. ...

Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg. 'Der Märchenerzähler', ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Claudia Carls wurde 1978 geboren und studierte in Hamburg Kinder- und Jugendbuchillustration. Sie arbeitet als freiberufliche Illustratorin und gestaltet Bilderbücher, auch zu eigenen Texten, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Plakate.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960521686
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum20.02.2020
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5063214
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2

Am nächsten Morgen erwachte ich davon, dass das Licht anders durch die Fenster schien als sonst. Ich spürte, halb im Traum noch, wie Mama mir einen Kuss gab.

»Schlaf noch ein bisschen weiter, meine große kleine Liv«, sagte sie. »Heute ist keine Schule, aber ich muss arbeiten. Passt auf euch auf.« Sie roch nach Mama und doch nicht nach Mama, es war seltsam, sie roch nach einer Mischung aus ihrem Parfum und wilden Rosen, wie Helden sie an einem Bach in einer Geschichte finden, aber nur an Abenden, an denen ein Sturm aufzieht.

Als ich zu ihr aufblinzelte, sah ich sie nicht richtig, weil sie vor dem Fenster stand, durch das das Licht kam. Ich sah, dass sie schön aussah, wie Mama und doch nicht wie Mama, irgendwie glänzender und funkelnder. Und dann war sie fort, und ich hörte, wie sie sich über Marits Bett beugte, wobei ihr Kleid raschelte, und flüsterte: »Schlaf noch ein wenig weiter, meine große kleine Marit.«

Dann war sie fort, in einem Rauschen wie von Vogelschwingen, und ich sank zurück in einen Traum aus Licht und Rosen, und als ich schließlich richtig aufwachte, war die Sonne schon ein ganzes Stück höher gewandert und blendete mich nicht mehr. Ich setzte mich im Bett auf und sah zum Fenster hinüber, vor dem ein sturmzerrissener Wolkenhimmel lag.

Das Fenster lief oben in einem Bogen spitz zu, sein Rahmen war aus Marmor, und auf dem breiten steinernen Fensterbrett, das mehr eine Nische war, kauerte Marit mit angezogenen Knien und sah ebenfalls hinaus.

Ich schluckte. Ja, er hatte die Mühlenflügel gedreht, der Wind aus Nordost, die ganze Nacht über, und nun hatte die Mühle sich also entschieden, was sie sein wollte. Und es war schön, aber es war auch unheimlich, denn hinter der Schönheit lauerte etwas Dunkles, Unbestimmtes. Während ich mich umsah, hatte ich das Gefühl, dass dies wieder einer der Tage war, an denen wir in Schwierigkeiten geraten würden.

Die Decke des Zimmers war hoch und mit Bildern von Gärten und Mauern und Menschen bemalt, die in altmodischen Seidengewändern an Säulen lehnten oder im Gras knieten und an Blumen rochen, und die Möbel waren dunkel und voller Schnitzereien; mein Kleiderschrank ragte so hoch auf wie ein Turm, und sein Schlüsselloch hatte sich in ein geschnitztes Auge verwandelt.

Das Netz voller bunter Stofffische, das sonst über meinem Bett hängt, war zu schweren Brokatvorhängen voller goldener Troddeln geworden, und die Füße des Bettes hatten Krallen wie Löwenpfoten.

Marit drehte sich zu mir um und lächelte. Sie trug ein dunkelgrünes Seidenkleid, das an ihr hinabfloss wie ein nur halb gezähmtes Gewässer; oben war es mit silbernen Haken geschlossen und sehr eng, und der Kragen, der ihr bis zum Kinn reichte, war innen mit weißen Rüschen gefüttert. Ihr rotblondes Haar hatte sie zu vielen kleinen Zöpfen geflochten und sie alle hochgesteckt, während ich geschlafen hatte. Um die Stirn trug sie einen Silberreif, um den sich eine Efeuranke wand. Wahrscheinlich waren die Efeublätter auch aus Seide, aber sie sahen so echt aus, als wären sie aus den Haaren meiner Schwester gesprossen, und ich schüttelte mich.

»Du bist also auch endlich wach«, sagte Marit. Wenigstens ihre Stimme klang genauso wie immer.

»Die Mühle â¦«, begann ich. »Was â¦ ist sie?«

Marit erhob sich, und ihr Kleid raschelte und rauschte wie das von Mama, als sie gegangen war.

»Ein Schloss«, antwortete Marit. Sie stieg vom Fensterbrett und drehte sich mitten in dem riesigen Raum, den ein kalter Luftzug durchwehte. »Wir leben in einem Schloss.«

»Es ist sehr schlecht geheizt«, sagte ich und nieste.

Marit drehte noch eine Pirouette, und als sie die Arme über den Kopf erhob, brachte die aufgewirbelte Luft die kleinen Kristalle an dem Kerzenlüster hoch über ihr zum Klingeln.

»Für einen Tag sind wir Königstöchter«, wisperte Marit feierlich in das Klingeln hinein. Und ich hörte, wie sehr ihr das gefiel.

Sie spielte manchmal, dass sie reich war und einkaufen ging, sie sprach mit sich selbst dabei und sagte Dinge wie: »Diese Handtasche steht Ihnen aber gut, Madam - ja danke, sie passt zu meinem Teint, ich weiß«, und wenn ich sie bei diesem Spiel erwischte, war es ihr furchtbar peinlich, weil sie niemals zugegeben hätte, dass sie gerne reich gewesen wäre.

Jetzt öffnete Marit den Kleiderschrank, und ich stand vor einem Wald aus raschelnden Stoffen und Bändern und Haken und Ösen und Rüschen.

»Nimm das blutrote«, sagte Maria. »Oder das meerblaue â¦«

»Nee«, sagte ich, »ich nehme das hier unten.«

Das hier unten war eine Hose, die auf dem Schrankboden lag, achtlos hingeworfen - oder, dachte ich, aus irgendeinem Grund versteckt. Daneben fand ich ein etwas zerknülltes graues Hemd. Beides war mir zu groß, und ich nahm die goldene Vorhangkordel und benützte sie als Gürtel, ehe ich vor den großen goldgerahmten Spiegel trat.

Was mir entgegenblickte, war ein magerer Junge mit streichholzkurzem Haar, einer etwas spitzen Nase und ein paar vereinzelten Sommersprossen.

»Steck dir wenigstens was Hübsches an«, sagte Marit und hielt mir einen kleinen silbernen Kamm entgegen, besetzt mit kleinen funkelnden Diamanten. »Damit man sieht, dass du eine Königstochter bist.«

»Danke, ich nehm das hier«, sagte ich, nahm einen der alten Degen von der Wand, wo er zur Dekoration hing, und steckte ihn durch meinen Kordelgürtel.

»Liv«, sagte Marit, »du bist schrecklich. Aber ich hab dich trotzdem lieb.« Dann gab sie mir einen Kuss auf die Nase, und dann flog die Tür so plötzlich auf, dass wir beide zusammenzuckten.

Im Flur stand eine kleine, energische Gestalt, die sich vollkommen in ein sternenhimmelfarbenes Kleid verwickelt hatte. Irgendwo in den Rüschen steckte ein Stoffhase fest.

»Dieses Kleiderdings ist gemein und schlau«, beschwerte sich Jorunn. »Ich wollte es anziehen, aber es hat mich angegriffen und versucht, mich zu fressen.«

Marit lachte und schlang ihre Arme um Jorunn. »Außerdem hat sich das Haus um mich herum verlaufen«, erklärte Jorunn, während Marit sie enthedderte und mit dem Silberkamm ihr wirres braunes Haar kämmte, bis es glänzte.

»Los«, sagte sie dann. »Gehen wir das Schloss erforschen. Es gehört uns, ist das nicht fabelhaft? Alles, was in den Räumen ist, gehört uns, und wir können machen, was wir wollen! Es ist ein großes Abenteuer.«

Sie nahm Jorunn an der einen Hand und mich an der anderen, und so rannten wir los, den endlos langen Flur mit seinem roten Teppich entlang.

Ja, dann erforschten wir das Schloss. Wir wanderten durch hohe Hallen und riesige Säle voller Säulen, Flure und Flure und Flure entlang, traten auf Balkons hinaus und blickten über Gärten hin, aber alles, was wir fanden, war alt, verwittert und irgendwie fadenscheinig.

Die Teppiche glänzten stellenweise, so viele Füße waren im Laufe der Jahre darübergelaufen, die Seidentapete hatte Schimmelkolonien, die Spiegel waren angelaufen und beinahe blind. Die meisten Tische und Regale, Kommoden und Schränke waren leer, aber hier und da sah man viereckige oder runde Flecken, als hätte dort einmal etwas gestanden.

Schließlich traten wir unten in eine unglaublich große Küche mit einem Boden aus Steinplatten und einem Tisch in der Mitte, der aussah wie ein Tier aus Urzeiten.

Über einem offenen Kamin hing ein Kessel, aus dem es nach etwas roch, das ich kannte: Grießbrei.

»Das hier muss die Gesindeküche sein«, sagte Marit, die alles über Schlösser weiß. »Hier essen die Bediensteten. Der Speisesaal ist sicher woanders. Vielleicht ist dort ein wunderbares Frühstück für uns aufgetischt, und die Diener sind gerade im Garten, um frische Kräuter â¦«

»Ich will auch Ei«, sagte Jorunn. »Jetzt.« Sie stieß eine weitere Tür auf, und dahinter befand sich tatsächlich eine lange, lange Tafel. Sie war so leer, als hätte seit Jahrzehnten niemand mehr daran gesessen. Es wäre Platz gewesen für dreißig Stühle, aber es waren nur vier da.

In den schattigen Ecken zwischen Servierwagen und Beistelltischchen schien etwas zu lauern. Vielleicht die Vergangenheit.

»Na, dieses Schloss hat bessere Tage gesehen«, sagte ich. Sonst sagte Mama das über das Auto oder die klemmende Haustür.

»Hasi hat Hunger«, sagte Jorunn kläglich.

Wir kehrten zurück in die Gesindeküche. Marit, die manchmal wie eine Mama sein kann, fand in einer Holzkiste Brot und Butter und etwas Leberwurst, und so setzten wir uns an den klobigen Tisch und aßen. Das heißt, ich saß auf dem Tisch. Ich sitze lieber auf Dingen statt daneben. Es gab auch Wasser in einer Kanne. Und den Rest Grießbrei.

»Vielleicht hat die Köchin ein kleines Kind«, sagte ich. »Für das war der Grießbrei. Sie geht jetzt mit dem Kind spazieren, aber wenn sie merkt, dass wir wach sind, wird sie hereinstürzen und Eier mit Speck für uns braten und untröstlich sein, dass sie nicht schon vorher da war, und sie wird frische Waffeln backen und Kakao über dem Herd kochen und â¦«

»Guckt mal!«, rief Jorunn und lief zum Fenster, und wir folgten ihr.

Draußen im Garten, zwischen ziemlich verwilderten Kräuterbeeten, ging jemand mit einem Kind spazieren. Aber es war keine Köchin. Es war ein großer Mann mit gebeugtem Rücken und etwas abgewetztem rotem Mantel, ein Mann, auf dessen schütterem Haar, ein wenig schief, ein Goldreif saß.

»Eine Krone«, wisperte ich leise. »Das ist â¦ der König.«

»Nee, Quatsch«, sagte Jorunn störrisch wie ein kleiner Esel. »Das ist Papa.«

»Das ist in diesem Fall wohl das Gleiche«, bemerkte Marit, und dann rannten wir alle zur Hintertür hinaus auf Papa und das Kind an...
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Antonia Michaelis, Jahrgang 1979, in Norddeutschland geboren, in Süddeutschland aufgewachsen, zog es nach dem Abitur in die weite Welt. Sie arbeitete u.a. in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie nun als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat zahlreiche Kinder und Jugendbücher veröffentlicht, facettenreich, fantasievoll und mit großem Erfolg. "Der Märchenerzähler", ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Claudia Carls wurde 1978 geboren und studierte in Hamburg Kinder- und Jugendbuchillustration. Sie arbeitet als freiberufliche Illustratorin und gestaltet Bilderbücher, auch zu eigenen Texten, Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Plakate.