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Durch das große Feuer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Eisele eBookserschienen am30.03.2023Auflage
Eine unvergessliche Liebesgeschichte und ein mitreißender Pageturner. Gewinner des Waterstones Debut Prize for Fiction und des Debut Book of the Year bei den British Book Awards Für die englischen Eliteschüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood ist der Krieg noch sehr weit weg. Nur über die wöchentlichen Meldungen in ihrer Schülerzeitung erfahren sie von den jungen Männern, die im Kampf an der Front ihr Leben lassen, und feiern sie als Helden. Doch Gaunt ist viel mehr beschäftigt mit der heimlichen Anziehung, die er für seinen charmanten Freund Ellwood empfindet, ohne zu ahnen, dass auch dieser Gefühle für ihn hegt. Als sich die beiden schließlich nacheinander bei der britischen Armee melden, holt die Realität sie schnell ein - und verändert das Leben und die Freundschaft der beiden Männer auf unvorhersehbare Weise. »Der Inbegriff eines Pageturners.« Sunday Times »Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte. Wann kamen mir Romanfiguren das letzte Mal so real vor, so liebenswert, so lebendig? Alice Winn haucht vertrauter Geschichte neues Leben ein und führt uns in diesem großartigen Debüt die ganze Bandbreite menschlichen Lebens vor Augen.« Garth Greenwell, Autor von REINHEIT und WAS ZU DIR GEHÖRT »Durch das große Feuer ist ein großartiges Buch - mitreißend und überwältigend, klug und gefühlvoll, mit Anklängen an Wiedersehen mit Brideshead und Abbitte. Ich liebe es!« Lev Grossman

ALICE WINN wuchs in Paris auf und wurde in britischen Internaten erzogen. Sie studierte Englische Literatur an der Oxford University und lebt heute in Brooklyn, wo sie mit ihrer Oscar-nominierten Drehbuchpartnerin (Dallas Buyer's Club) für das Kino schreibt. Durch das große Feuer ist ihr Debütroman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEine unvergessliche Liebesgeschichte und ein mitreißender Pageturner. Gewinner des Waterstones Debut Prize for Fiction und des Debut Book of the Year bei den British Book Awards Für die englischen Eliteschüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood ist der Krieg noch sehr weit weg. Nur über die wöchentlichen Meldungen in ihrer Schülerzeitung erfahren sie von den jungen Männern, die im Kampf an der Front ihr Leben lassen, und feiern sie als Helden. Doch Gaunt ist viel mehr beschäftigt mit der heimlichen Anziehung, die er für seinen charmanten Freund Ellwood empfindet, ohne zu ahnen, dass auch dieser Gefühle für ihn hegt. Als sich die beiden schließlich nacheinander bei der britischen Armee melden, holt die Realität sie schnell ein - und verändert das Leben und die Freundschaft der beiden Männer auf unvorhersehbare Weise. »Der Inbegriff eines Pageturners.« Sunday Times »Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte. Wann kamen mir Romanfiguren das letzte Mal so real vor, so liebenswert, so lebendig? Alice Winn haucht vertrauter Geschichte neues Leben ein und führt uns in diesem großartigen Debüt die ganze Bandbreite menschlichen Lebens vor Augen.« Garth Greenwell, Autor von REINHEIT und WAS ZU DIR GEHÖRT »Durch das große Feuer ist ein großartiges Buch - mitreißend und überwältigend, klug und gefühlvoll, mit Anklängen an Wiedersehen mit Brideshead und Abbitte. Ich liebe es!« Lev Grossman

ALICE WINN wuchs in Paris auf und wurde in britischen Internaten erzogen. Sie studierte Englische Literatur an der Oxford University und lebt heute in Brooklyn, wo sie mit ihrer Oscar-nominierten Drehbuchpartnerin (Dallas Buyer's Club) für das Kino schreibt. Durch das große Feuer ist ihr Debütroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961611621
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum30.03.2023
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse21474 Kbytes
Artikel-Nr.9998676
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1. kapitel

Ellwood war ein präfekt, deswegen hatte er in dem Jahr ein famoses Zimmer, eines, durch dessen Fenster man auf einen merkwürdigen Dachvorsprung gelangte. Ständig kletterte er irgendwo herum, wo er nichts zu suchen hatte. Wer aber den Ausguck auf dem Dach am meisten liebte, war Gaunt. Es gefiel ihm, die Jungs bei ihren Stippvisiten in der Fletcher Hall zu beobachten, wo sie Kekse stibitzten, zu verfolgen, wie Präfekte über den Rasen im Hof schlenderten, wie der Orgelmeister die Kapelle verließ. Es beruhigte ihn zu sehen, dass die Schule auch ohne ihn ihren geordneten Gang weiterging, und zu wissen, dass er darüber erhaben war.

Ellwood saß auch gern auf dem Dach. Er formte seine Hände zu einem Gewehr und feuerte auf alle, die unten vorbeigingen.

»Verdammter Fritz! Den hab ich ins Auge getroffen. Bring das dem Kaiser nach Hause!«

Gaunt, der die Sommer meist in München verbracht hatte, schloss sich diesen Kriegsspielen eher nicht an.

Er balancierte den Preshutian beim Umblättern auf den Knien und las den letzten In Memoriam. Sieben der neun Gefallenen hatte er gekannt. Der längste Nachruf war Clarence Roseveare gewidmet, dem ältesten Bruder eines von Ellwoods vielen Freunden. Zur Würdigung von Gaunts Freund - und Feind - Cuthbert-Smith hatte ein magerer Absatz genügt. Beide Jungs waren, so versicherte ihn der Preshutian, eines heldenhaften Todes gestorben. Wie jeder andere Schüler von Preshute, der bislang im Krieg gefallen war.

»Peng!«, machte Ellwood leise neben ihm. »Auf Wiedersehen!« Das sagte er auf Deutsch.

Gaunt zog heftig an seiner Zigarette und faltete die Zeitung zusammen.

»Über Roseveare haben sie ein ganzes Stück mehr zu sagen als über Cuthbert-Smith, was?«

Ellwoods Gewehr wurde wieder zu Händen. Die Finger geschickt, langgliedrig, tintenverschmiert.

»Ja.« Gedankenverloren fasste er sich ans Haar. Es war dunkel und widerspenstig. Er glättete es immer mit Pomade und strich es nach hinten, lebte aber in der ständigen Angst, eine aufsässige Strähne könnte sich lösen und die falsche Art Aufmerksamkeit auf ihn lenken. »Ja, das fand ich auch etwas schäbig.«

»Ein Bauchschuss!« Unwillkürlich wanderte Gaunts Hand zu seinem eigenen Bauch. Er stellte sich vor, wie er von einem Stück Metall gestreift und aufgerissen würde. Unschön.

»Roseveare nimmt das mit seinem Bruder ziemlich mit«, sagte Ellwood. »Die drei Roseveares standen sich sehr nah.«

»Im Speisesaal kam er mir eigentlich vor wie immer.«

»Er ist keiner, der viel Aufhebens macht«, sagte Ellwood und runzelte die Stirn. Er griff nach Gaunts Zigarette und vermied dabei gewissenhaft, dessen Hand zu berühren. So körperlich Ellwoods Beziehung zu seinen anderen Freunden auch war, Gaunt berührte er so gut wie nie, wenn sie sich nicht gerade zum Spaß prügelten. Gaunt wäre lieber gestorben, als Ellwood zu erkennen zu geben, wie viel ihm das ausmachte.

Ellwood zog einmal und gab Gaunt dann die Zigarette zurück.

»Was wohl in meinem In Memoriam stehen würde?«, sinnierte er.

» Eitler Geck stirbt bei tragischem Schirmunglück. Ermittlungen anhängig. «

»Nein«, widersprach Ellwood. »Nein. Ich glaube, eher etwas wie Heute hat die englische Literatur ihren hellsten Stern verloren ... « Er grinste zu Gaunt hinüber, doch Gaunt erwiderte das Lächeln nicht. Seine Hand lag noch auf seinem Bauch, als würden seine Eingeweide wie bei Cuthbert-Smith hervorquellen, wenn er die Hand entfernte. Ihm entging nicht, dass Ellwood das bemerkte.

»Weißt du, ich würde deins schreiben«, sagte Ellwood leise.

»Wahrscheinlich ausschließlich in Versen.«

»Natürlich. Wie Tennyson für Arthur Hallam.«

Ellwood verglich sich häufig mit Tennyson und Gaunt mit dessen bestem Freund, und meist fand Gaunt den Gedanken ganz reizvoll, außer, wenn er sich überlegte, dass Arthur Hallam mit zweiundzwanzig gestorben war und Tennyson die nächsten siebzehn Jahre mit dem Verfassen von Trauergedichten verbracht hatte. Dann fand Gaunt die Vorstellung etwas morbid, als wünschte Ellwood sich seinen Tod, damit er etwas habe, worüber er schreiben könne.

Einmal hatte Gaunt Cuthbert-Smith sein Knie in den Magen gerammt. Inwieweit fühlte sich eine Kugel anders an als ein Tritt?

»Deine Schwester fand Cuthbert-Smith eigentlich ganz gut aussehend«, sagte Ellwood. »Das hat sie mir letzten Sommer bei Lady Asquith erzählt.«

»Ach ja?«, fragte Gaunt ohne sonderliche Begeisterung. »Wahnsinnig nett von ihr, sich dir so anzuvertrauen.«

»Maud ist klasse«, sagte Ellwood und stand abrupt auf. »Fabelhaftes Mädchen.« Unter seinen Füßen zerbröckelte eine Schieferplatte, die Bruchstücke fielen drei Stockwerke tief nach unten.

»Verdammt, Elly, hör auf!« Gaunt klammerte sich an die Fensterbrüstung. Grinsend kletterte Ellwood ins Zimmer zurück.

»Komm rein, da draußen ist es nass«, sagte er.

Rasch zog Gaunt noch mal an seiner Zigarette und warf sie dann in ein Regenrohr. Ellwood fläzte auf dem Sofa, schlug die Beine aber hastig unter, als Gaunt sich dazusetzte.

»Du konntest Cuthbert-Smith nicht ausstehen«, sagte Ellwood.

»Ja. Tja, das wird mir fehlen.«

Ellwood lachte.

»Du wirst jemand anderen finden, den du nicht leiden kannst. Das tust du doch immer.«

»Zweifelsohne«, pflichtete Gaunt ihm bei. Aber darum ging es nicht. Er hatte gehässige Gedichte über Cuthbert-Smith geschrieben, und Cuthbert-Smith hatte (Gaunt war sich ziemlich sicher, dass er es gewesen war) »Henry Gaunt ist ein deutscher SPION« auf die Wände der Bibliotheksgarderobe geschmiert. Dafür hatte Gaunt ihm einen Fausthieb versetzt, aber in den Bauch hätte er ihm nicht geschossen.

»Irgendwie glaube ich, dass er im nächsten Trimester wieder hier sein wird, selbstgefällig und voller Märchen von der Front«, sagte Ellwood nachdenklich.

»Vielleicht kommt keiner von ihnen wieder.«

»Mit einer derart defätistischen Einstellung verlieren wir den Krieg.« Ellwood neigte den Kopf zur Seite. »Henry, der gute alte Cuthbert-Smith war ein Idiot. Wahrscheinlich ist er schnurstracks in die Kugel hineingelaufen. Wenn wir an der Front sind, wird es ganz anders sein.«

»Ich rücke nicht ein.«

Ellwood schlang die Arme um die Knie und starrte Gaunt an.

»Quatsch«, sagte er.

»Ich bin nicht grundsätzlich gegen Krieg«, widersprach Gaunt. »Nur gegen diesen. Deutscher Militarismus  - als würden wir unser Empire nicht mit militärischer Gewalt zusammenhalten! Warum sollte ich auf mich schießen lassen, bloß weil ein österreichischer Erzherzog von einem aufgebrachten Serben ermordet wurde?«

»Aber Belgien ...«

»Jaja, belgische Gräueltaten«, sagte Gaunt. Darüber hatten sie schon mehrmals gesprochen. Sie hatten sogar eine Debatte darüber abgehalten, und Ellwood hatte ihn geschlagen, 596 Stimmen zu vier. Ellwood hätte jede Debatte gewonnen, das ganze Internat liebte ihn.

»Aber du musst dich verpflichten«, sagte Ellwood. »Sofern überhaupt noch Krieg ist, wenn wir fertig sind mit der Schule.«

»Warum? Weil du dich verpflichtest?«

Ellwood machte ein finsteres Gesicht und schaute weg.

»Du wirst kämpfen, Gaunt«, sagte er.

»Ach ja?«

»Du kämpfst doch immer. Gegen alle.« Ellwood rieb die kleine flache Stelle an seiner Nase. Das tat er häufig. Gaunt fragte sich, ob es Ellwood störte, dass er ihn dort geboxt hatte. Sie hatten sich nur einmal geprügelt. Und es war nicht Gaunt, der damit angefangen hatte.

»Mit dir nicht«, widersprach er.

» γνῶθι ÏεαÏÏÏν «, zitierte Ellwood.

»Ich kenne mich durchaus selbst«, sagte Gaunt und schlug mit einem Kissen nach Ellwood, damit der verstummte, und einen Moment brachte keiner von ihnen ein Wort heraus, weil Ellwood sich krümmte vor kreischendem Lachen, während Gaunt mit ihm rang, um ihn vom Sofa zu stoßen. Gaunt hatte Kraft, aber Ellwood war schneller, er glitt durch Gaunts Arme und landete, hilflos vor Lachen, am Boden. Gaunt ließ den Kopf über den Sofarand hängen, und sie pressten Stirn an Stirn.

»Meinst du diese Art zu kämpfen?«, fragte Gaunt, als sie wieder zu Luft gekommen waren. »Die Deutschen zu Tode ringen?«

Ellwood hörte auf zu lachen, bewegte den Kopf aber nicht. Einen Moment blieben sie so, Stirn an Stirn, bis Ellwood sich bewegte und das Gesicht auf Gaunts Arm legte.

Bei der Berührung spannten sich alle Muskeln in Gaunts Körper an. Ellwoods Atem war heiß. Das erinnerte Gaunt an seinen Hund von zu Hause, Trooper. Womöglich deshalb zauste er Ellwood das Haar, suchte nach Strähnen, die der Pomade entkommen waren. Er hatte Ellwood seit Jahren nicht mehr übers Haar gestrichen, seit der ersten Klasse nicht, als sie mit dreizehn nach Preshute gekommen waren und er Ellwood immer wieder als weinendes Häufchen Elend zusammengekauert unter seinem Schreibtisch gefunden hatte.

Aber jetzt waren sie in der Upper Sixth, dem letzten Schuljahr, und berührten sich fast nie.

Ellwood hielt ganz still.

»Du bist wie mein Hund«, sagte Gaunt, weil irgendetwas schwer im Raum hing.

Ellwood riss sich los.

»Zu freundlich.«

»Das ist nett gemeint....

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ALICE WINN wuchs in Paris auf und wurde in britischen Internaten erzogen. Sie studierte Englische Literatur an der Oxford University und lebt heute in Brooklyn, wo sie mit ihrer Oscar-nominierten Drehbuchpartnerin (Dallas Buyer's Club) für das Kino schreibt. Durch das große Feuer ist ihr Debütroman.