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Harko und der Kunstprofessor

Band 3 aus der Krimireihe 'Der Bulle von Korfu'
BuchKartoniert, Paperback
264 Seiten
Deutsch
HSB-Verlagerschienen am26.01.20061., Aufl.
Die Krimireihe - Der Bulle von Korfu:Roberto Bardéz, gebürtiger Argentinier, ist Autor und Figur zugleich: Als multisprachlicher Ich-Erzähler berichtet er in der Krimi-Reihe Der Bulle von Korfu mit Witz und viel Selbstironie, wie er mit seinem Freund und Partner Hartmut Kolbe, genannt Harko, einem ehemaligen Kommissar aus Deutschland, schwierige Kriminalfälle löst. Ihr Vorgehen ist nicht immer konventionell, und die Beiden sind auch nicht immer einer Meinung: Roberto hat als Schriftsteller eine blühende Phantasie und hält (fast) alle Menschen für Engel, Harko richtet sich streng nach Fakten und weiß um die kriminellen Energien, die in vielen Menschen schlummern. Ge-meinsam mit Georgos Katsatopoulos, dem Reviervorsteher von Karousades, Manousos, einem lokalen Bauunternehmer, und vielen Anderen erleben sie in Afionas, einem kleinen Dorf im Nordwesten Korfus, spannende Abenteuer, die sie gelegentlich auch in die weite Welt führen.mehr

Produkt

KlappentextDie Krimireihe - Der Bulle von Korfu:Roberto Bardéz, gebürtiger Argentinier, ist Autor und Figur zugleich: Als multisprachlicher Ich-Erzähler berichtet er in der Krimi-Reihe Der Bulle von Korfu mit Witz und viel Selbstironie, wie er mit seinem Freund und Partner Hartmut Kolbe, genannt Harko, einem ehemaligen Kommissar aus Deutschland, schwierige Kriminalfälle löst. Ihr Vorgehen ist nicht immer konventionell, und die Beiden sind auch nicht immer einer Meinung: Roberto hat als Schriftsteller eine blühende Phantasie und hält (fast) alle Menschen für Engel, Harko richtet sich streng nach Fakten und weiß um die kriminellen Energien, die in vielen Menschen schlummern. Ge-meinsam mit Georgos Katsatopoulos, dem Reviervorsteher von Karousades, Manousos, einem lokalen Bauunternehmer, und vielen Anderen erleben sie in Afionas, einem kleinen Dorf im Nordwesten Korfus, spannende Abenteuer, die sie gelegentlich auch in die weite Welt führen.
Details
ISBN/GTIN978-3-9810177-2-4
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2006
Erscheinungsdatum26.01.2006
Auflage1., Aufl.
Reihen-Nr.3
Seiten264 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht230 g
Illustrationen2 s/w Zeichnungen, 6 s/w Rastergrafiken, 5 s/w Abbildungen
Artikel-Nr.11461862
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Georgos Katsatopoulos, der Reviervorsteher der kleinen Polizeistation in Karousades, hatte schlechte Laune. Sogar so schlechte Laune, dass er den vor ihm stehenden Heleniko, den starken, schwarzen griechischen Kaffee, den er von morgens bis abends trank, noch nicht einmal angerührt hatte. Der Grund für Georgos Mißstimmung war Vassilis Bardis, der Ortsvorsteher von Afionas, der gerade seinem Ärger Luft machte. Und Vassilis war in dieser Woche bereits der fünfte."Bekniet hat er mich, zwei Monate lang hat er buchstäblich gebettelt, bis ich nachgegeben habe. Was ist schon dabei, habe ich mir gedacht. Und ihm auch noch den Traktor der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Ein Kunstwerk, hat er gesagt, ein einziges. Ausnahmsweise sogar eines, das gefällt. Wir haben noch gemeinsam den Standort ausgesucht: Unten am Strand von Agios Georgios, an einer Stelle, an der es auffällt, aber nicht stört. Doch was macht er? Während ich zu wichtigen Besprechungen in Athen bin, verunstaltet er die ganze Straße mit seinem Müll, von seinem Haus bis zum Strand. Jetzt behauptet er steif und fest, erst alles zusammen sei ein Kunstwerk und ich habe die Aufstellung genehmigt. Sie müssen ihn zur Vernunft bringen, er muss dieses schreckliche Zeug wieder entfernen."Er, das war Professor Xaver Hintermooser, bis vor fünf Jahren ordentlicher Professor in München und seitdem engagierter, bislang jedoch regelmäßig missverstandener freischaffender Künstler, außerdem Einwohner von Afionas, einem kleinen Ort an der Nordwestküste Korfus. Und das schreckliche Zeug, über das sich neben Vassilis Bardis auch die anderen Einwohner von Afionas aufregten, war das, was Professor Hintermooser als Kunst bezeichnete.Seine Liebe galt in erster Linie dem Edelstahl. Bereits ein Stück eigenwillig verbogenen rostfreien Stahls, das er auf einem Schrottplatz fand, schien ihm wert, der Nachwelt als von ihm entdecktes Kunstobjekt erhalten zu bleiben. In zweiter Linie galt seine Liebe dem Holz; regelmäßig suchte der Professor am Strand nach Treibholz. Ein von den Wellen geschliffenes und von der Sonne gebleichtes Stück Olivenholz konnte ihn zu stundenlangen kontemplativen Versenkungen anregen. Treibholz in Verbindung mit einem Edelstahlrest war für ihn die perfekte Symbiose aus Natur und Zivilisation, gleichermaßen dazu geeignet, den Betrachter in ehrfürchtiges Staunen zu versetzen wie ihn durch Provokation zum Nachdenken zu zwingen.Als Intellektueller, der sich niemals in die profanen Niederungen der kommerziellen Verwertung seiner Kunstobjekte begeben hätte, konnte der Professor nur wenige Werke verkaufen. Sein großes Grundstück, anfangs nur mit wenigen, ausgesuchten Objekten dekoriert, glich inzwischen mehr und mehr einem Warenlager für Edelstahlschrott und Feuerholz. So war der Professor, ob aus Überzeugung oder der schlichten Notwendigkeit heraus, Platz zu schaffen, auf die Idee gekommen, eines seiner Kunstwerke der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Was in diesem Fall hieß: Den Bewohnern von Afionas und den Touristen, die in der Bucht von Agios Georgios Urlaub machten.Das Problem mit den Werken des Professors war: Seine Kunst war nicht wirklich schlecht. Ganz im Gegenteil - einige seiner Plastiken strahlten etwas Faszinierendes aus. Doch diese Werke entstanden, genau wusste das niemand, entweder aus Versehen oder in einer schwachen Stunde des Professors. Denn eine seiner Lieblingsmaximen lautete: Kunst muss provozieren.Was sie denn auch tat. Diesmal jedoch war der Professor einen Schritt zu weit gegangen. Er hatte die ganze Straße von seinem Haus bis zur Bucht von Agios Georgios zu einem Kunstwerk umgewandelt. Oder, wie die Bewohner von Afionas fanden, er hatte unerlaubt seinen Müll auf der Straße abgeladen."Die Touristen, die zu uns in die Bucht kommen," sagte Vassilis Bardis, ein im allgemeinen ruhiger Mann Anfang 60, "die kommen wegen der unberührten Natur. Und dem Flair, den wir ihnen in Afionas und in Agios Georgios bieten. Erst vor einem Jahr haben wir viel Geld ausgegeben, um den Weg von Afionas nach Agios Georgios mit Straßenlaternen zu beleuchten. Doch was sehen die Touristen jetzt am Abend? Scheußliche Monstrositäten. Sie müssen etwas dagegen unternehmen."Die Bucht von Agios Georgios, im Nordwesten von Korfu gelegen, lockte mit zwei Kilometern weißem Sandstrand und kristallklarem Wasser im Sommer viele Touristen an. Im Osten und Westen von zwei mächtigen Felsen begrenzt, war sie ein Paradies für Segler und Windsurfer. Auf dem westlichen Felsen lag Afionas, ein kleines, trotz der sommerlichen Touristenströme noch immer verträumtes Dorf. Die Straße, die Professor Xaver Hintermooser für seine Kunstausstellung gewählt hatte, war die Verbindung zwischen Afionas und dem Strand, eine kleine, gewundene Straße, die das Pech hatte, direkt am Haus des Professors vorbeizuführen.Georgos Katsatopoulos kannte den Stolz der Dorfbewohner auf die neue Straßenbeleuchtung. Er konnte auch ihren Ärger verstehen, wenn die Straße nun durch die Kunst des Professors verschandelt wurde. Doch was konnte er dagegen tun? Hilflos zuckte er die Schultern. "Was erwarten Sie von mir? Soll ich die Kunstwerke entfernen?""Wenn es sein muss," antwortete Vassilis Bardis."Das kann ich nicht," bekannte der Reviervorsteher offen und strich sich bedächtig über seinen mächtigen Schnauzbart. "Ohne Gerichtsbeschluss wäre das Sachbeschädigung."Vassilis Bardis schnaufte wütend und hieb zur Bekräftigung seiner Entschlossenheit mit der Faust auf den Tisch. "Wenn Sie nichts unternehmen wollen, muss ich mich eben an die Polizei in Korfu-Stadt wenden. Oder gleich nach Athen."Georgos zuckte zusammen, diese Drohung war ernst. Es war seine Welt hier im Norden Korfus, Einmischung von außen duldete er nur, wenn Spezialisten benötigt wurden. Bekamen seine Vorgesetzten in der Insel-Hauptstadt den Eindruck, er könne nicht einmal ein kleines lokales Problem lösen, warf das kein gutes Licht auf ihn."Ich kümmere mich darum," sagte er deshalb zum Ortsvorsteher von Afionas, "in ein paar Tagen sind die Objekte entfernt.""Das will ich hoffen," sagte Vassilis Bardis und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Gruß.Georgos nippte an seinem Heleniko, stellte ihn aber sofort wieder auf den Tisch: Der griechische Mokka war kalt geworden. Georgos überlegte, ob er sich zuerst einen neuen kochen oder gleich mit dem Professor sprechen sollte. Er entschied sich für zweiteres - einen Heleniko musste man genießen und Georgos war nicht in der Stimmung dazu.Missmutig setzte er sich in den Polizei-Jeep und fuhr nach Agios Georgios. Unberührte Natur, dachte er grimmig, als er wenig später die kleine Straße am Strand entlangfuhr, das Flair erhalten. Die Bucht selbst war ein Traum, weißer Strand, tiefblaues Wasser. Doch am Ufer stand eine Taverne an der anderen, unterbrochen nur von Supermärkten und Appartementhäusern, viele Bauten schwarz errichtet oder zumindest schwarz erweitert. Wer hierher kam, wollte sich erholen, suchte Ruhe, gutes Essen und freundliche Menschen. Genau das fanden die Urlauber in Agios Georgios und Afionas. Aber Flair?Georgos Katsatopoulos fuhr die ganze Bucht entlang, bis kurz vor ihrem westlichen Ende die kleine Straße nach Afionas abzweigte. Er hielt an und stieg aus, um sich das erste - und laut Vassilis Bardis einzige genehmigte - Kunstwerk zu betrachten.Mitten aus dem Sand, nur wenige Meter vom Meer entfernt, ragte ein mächtiger Olivenstamm in die Höhe. Hätte er noch Äste und Blätter, dachte Georgos, würde er sich in nichts von den Millionen anderen Olivenbäumen unterscheiden, die Korfu ganzjährig mit ihrem Grün überzogen. Und läge der Stamm auf der Seite, wäre er schlicht Brennholz. Immerhin wurde das aufgerichtete Brennholz von einem Stahlreif geziert. Das war Kunst? Georgos Katsatopoulos schüttelte verständnislos den Kopf.Er ging zurück zu seinem Wagen, fuhr langsam den Hügel hinauf. Es war genau so, wie Vassilis beschrieben hatte: Am linken Straßenrand stand alle 50 Meter eine Straßenlaterne, akkurat in der Mitte zwischen den Laternen jeweils ein Kunstwerk. Jedes Stück bestand aus Holz und Stahl, Fundstücke aus den Olivenwäldern der Insel, vom Strand und von Schrottplätzen aus halb Europa, vom Künstler zu eigenwilligen Kreationen zusammengefügt.Georgos fuhr den halben Hügel hinauf, dann hielt er erneut an und stieg aus. Zunächst neben dem Wagen stehend, ließ er seinen Blick über die Kunstobjekte schweifen. Schön war keines davon, zumindest nicht nach den Maßstäben, die Georgos an Kunst anlegte. Die Vollkommenheit des Parthenon, das Ebenmaß antiker Statuen - Georgos konnte in den Werken des Professors nichts vergleichbares erkennen.Und doch: Das war nicht einfach Müll. Das Monument, das ihm am nächsten stand, war wie das erste am Strand aus Holz und Stahl gefertigt, doch beide Materialien waren nun gleichwertig genutzt. Das Holz, wieder ein alter Olivenstamm, wies deutliche Spuren von Bearbeitung auf. Georgos legte den Kopf zur Seite, ging einige Schritte nach links, dann nach rechts, musterte das Objekt aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ihm schien, als könne er eine Figur darin erkennen: Die Andeutung eines Kopfes, das Mittelstück vielleicht ein Körper, ein Spalt am unteren Ende mochte Füße darstellen. Sollten gar die an der Seite befestigten Edelstahltrümmer Arme symbolisieren?Zu Fuß ging Georgos weiter den Hügel hinauf. Tatsächlich: Je weiter er vorankam, desto plastischer wurden die Gebilde, desto stärker waren sie bearbeitet. Der Anteil von Holz wurde weniger, der Stahlanteil nahm zu.Als Georgos vor dem letzten Kunstwerk stand, grinste ihn ein Koloss aus Stahl an - fast vier Meter hoch, doch eindeutig mit menschlichen Zügen: Mächtige Augenbrauen über dunklen Höhlen, ein höhnisch lächelnder Mund, riesige Arme. Und ein Penis, auf den sogar ein Elefant neidisch gewesen wäre.Georgos stand jetzt vor der Einfahrt zum Grundstück des Künstlers, und sah sich einem auffälligen Schild gegenüber: KIR ART.Erst stutzte Georgos, dann schmunzelte er: Ein Teil von Kerkira, dem griechischen Namen Korfus, und Art, dem englischen Wort für Kunst, zu einem neuen Begriff kombiniert. Das Ganze in Edelstahl gefräst, mit blauem Glas hinterlegt, in der Mitte die Umrisse der Insel, ebenfalls aus dem Stahl herausgearbeitet und anschließend leicht erhöht wieder eingefügt. Man mochte über die Kunst des Professors denken, was man wollte: Als Designer war er jedenfalls gut.Dann verstand Georgos, was der Professor mit seinem angeblichen Kunstwerk beabsichtigte: Es sollte Besucher auf sein Grundstück locken, wie ein gewaltiger Wegweiser, mehr als einen halben Kilometer lang.Nachdenklich strich sich Georgos Katsatopoulos über seinen Schnauzbart. Die Idee war gut, da gab es keinen Zweifel. Selbst wenn einem Betrachter die Kunstobjekte nicht gefielen: Die Neugier wurde auf jeden Fall geweckt. In einer Stadt, dachte Georgos, würden die Objekte für Aufsehen sorgen und sicher Besucher in Scharen anlocken. Doch hier auf dem Land? In Afionas?Vassilis hätte niemals seine Einwilligung zu dieser riesigen Werbe. - ja, was denn eigentlich? Werbe-Kunst? Georgos überlegte, ob bereits ein Wort für diese Objekte existierte, doch er bezweifelte es - vermutlich war vor Professor Hintermooser noch niemand auf die Idee gekommen, seine Werke derart massiv ins rechte Licht und, dessen war sich Georgos sicher, des Nachts sogar in die rechte Beleuchtung zu setzen.Doch es half nichts, wenn er versuchte, Verständnis für den Professor zu entwickeln: Die Einwohner von Afionas wollten nichts wissen von dieser Vergewaltigung durch Kunst und der Professor hatte das Vertrauen des Ortsvorstehers missbraucht. Da es sich hier um eine öffentliche Straße und nicht um einen Privatweg von Professor Hintermooser handelte, hatte die Forderung der Afioniten Vorrang.Innerlich schmunzelnd, äußerlich um ein möglichst seriöses Aussehen bemüht, ging Georgos zurück zum Wagen. Im Rückspiegel kontrollierte er, ob auch nicht das kleinste Anzeichen von Lächeln in seinem Gesicht zu finden war. Als er mit seinem grimmigen Gesichtsausdruck zufrieden war, startete er den Motor und fuhr den Rest des Weges hoch zur Einfahrt.Oben am Haus, das wie ein Krähennest mitten in den steilen Hang gebaut war, stand der Professor auf der Terrasse und winkte Georgos zu. Georgos fuhr die steile Zufahrt hoch und stellte den Jeep auf einem kleinen Parkplatz ab.Er war neugierig auf das Domizil des Künstlers, er kannte es nur von der Straße her und da war außer einigen imposanten weißen Wänden nicht viel zu sehen. Jetzt erkannte Georgos, dass es nicht nur eines, sondern in Wahrheit drei Häuser waren - reichlich viel für einen allein lebenden Mann. Das linke Gebäude, zugleich das größte, war offensichtlich das Wohnhaus, das rechte, deutlich kleiner und durch ein großes Rolltor wie eine Garage wirkend, schien die Werkstatt zu sein: Georgos sah durch das halb geöffnete Tor viel Stahl, viel Holz und viele Maschinen. Nur mit dem mittleren Gebäude konnte Georgos nichts anfangen - ein Flachbau mit großen Fenstern. Die Fensterläden waren zugeklappt, weshalb der Blick ins Innere verwehrt war. Auch die große, zweiflügelige Tür war geschlossen.Aus dem linken Gebäude trat jetzt der Professor, lächelnd kam er auf Georgos Katsatopoulos zu.Mehr finden Sie auf der Webseite www.korfu-krimi.demehr