Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Sturm über der Ostsee

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.10.2023
Eine brutale Mordserie erschüttert die Ostseeküste. Ein schwerer Herbststurm zieht über die Lübecker Bucht. Zwischen Hochwasser und Stromausfällen wird in Grömitz ein Ehepaar ermordet. Das Team der Lübecker Kriminalpolizei um Kommissar Morten Sandt findet schnell heraus, dass die Opfer in dem beliebten Küstenort mehr Feinde als Freunde hatten. Als es in Travemünde zu einem weiteren schrecklichen Verbrechen kommt, stößt auch Birger Andresen wieder zum Team. Doch niemand ahnt, dass die beiden Morde erst der Anfang sind ...

Jobst Schlennstedt wurde 1976 in Herford geboren. 21 Jahre blieb er der Stadt treu, ehe er sein Geografiestudium an der Universität Bayreuth begann. Seit Anfang 2004 lebt er in Lübeck. Im Emons Verlag veröffentlicht er Küsten- und Westfalen-Krimis und unter seinem Pseudonym Jesper Lund Schweden-Krimis sowie Titel aus der 111-Orte-Reihe. www.jobst-schlennstedt.de
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine brutale Mordserie erschüttert die Ostseeküste. Ein schwerer Herbststurm zieht über die Lübecker Bucht. Zwischen Hochwasser und Stromausfällen wird in Grömitz ein Ehepaar ermordet. Das Team der Lübecker Kriminalpolizei um Kommissar Morten Sandt findet schnell heraus, dass die Opfer in dem beliebten Küstenort mehr Feinde als Freunde hatten. Als es in Travemünde zu einem weiteren schrecklichen Verbrechen kommt, stößt auch Birger Andresen wieder zum Team. Doch niemand ahnt, dass die beiden Morde erst der Anfang sind ...

Jobst Schlennstedt wurde 1976 in Herford geboren. 21 Jahre blieb er der Stadt treu, ehe er sein Geografiestudium an der Universität Bayreuth begann. Seit Anfang 2004 lebt er in Lübeck. Im Emons Verlag veröffentlicht er Küsten- und Westfalen-Krimis und unter seinem Pseudonym Jesper Lund Schweden-Krimis sowie Titel aus der 111-Orte-Reihe. www.jobst-schlennstedt.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070853
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.10.2023
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3480 Kbytes
Artikel-Nr.12577993
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Blackout

Alexander Clasen stapfte breitbeinig und mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen durch seinen Garten und stemmte sich gegen die Böen, die im Sekundentakt um das Haus peitschten. Er hatte die Abdeckung seines Gasgrills und die metallene Gießkanne, die von der Terrasse weggeweht worden waren, im kleinen Schuppen am Ende der Rasenfläche in Sicherheit gebracht. Aus den Augenwinkeln sah er, dass ein paar Blumentöpfe umgefallen und kaputtgegangen waren. Aber er würde es Maren erst morgen früh sagen, sie würde sich nur aufregen und ihm Vorwürfe machen, dass er die Töpfe nicht rechtzeitig gesichert hatte.

Der Sturm, der sich draußen über der Ostsee gerade so richtig zusammenbraute, würde kein normaler Novembersturm werden, sondern schwerer als alles, was Norddeutschland in den letzten zwanzig Jahren erlebt hatte, sagten die Meteorologen in Radio und Fernsehen. Aber das behaupteten sie oft, wusste Clasen. Meistens blieb es zum Glück bei solchen Ankündigungen und nicht viel mehr als einem büschen Wind, wie die Leute an der Küste sagten.

Heute war er sich allerdings unsicher, ob sie nicht doch richtig lagen und es schlimm werden würde. Die Böen fegten bereits mit einer solchen Wucht durch Grömitz, dass er für die bevorstehende Nacht ein mulmiges Gefühl hatte. Dazu kam ein fast waagerechter Regen, der in Wellen gegen das Haus peitschte. Es hätte ihn nicht einmal gewundert, wenn es kein Regen, sondern das aufgewirbelte Wasser der Ostsee gewesen wäre, auch wenn das Meer ein paar hundert Meter entfernt war.

Er mochte keine Unwetter. Nicht dass er Angst um sich hatte, aber immer wenn es stürmte oder ein Gewitter über sie hinwegzog, sorgte er sich um die Villa. Dass ihnen womöglich das Dach davonflog oder eine der alten großen Eichen umknickte und das Haus traf.

Alexander ging die Außentreppe zum Keller hinunter und hielt kurz inne. Er war sich sicher, dass er die Tür vorhin hinter sich zugezogen hatte, aber durch den Wind war sie offenbar ein Stück aufgeschlagen. Fröstelnd schob er den Gedanken beiseite und atmete tief durch, als er die Tür schließlich hinter sich schloss. Dann fuhr er sich durch die vom Wind zerzausten Haare und schwor sich, erst dann wieder einen Schritt aus dem Haus zu tun, wenn der Sturm vorbei wäre.

Maren saß im Wohnzimmer und blätterte in einem der Kataloge, die sie von der Messe in München vergangene Woche mitgebracht hatten. Sie war auf der Suche nach Interieurideen für ihr zuletzt erworbenes Objekt, eine Villa direkt an der Kurpromenade in Timmendorfer Strand. Etwas besonders Exklusives, das sie nach erfolgreicher Sanierung zu einem Preis verkaufen würden, der deutlich über dem lag, zu dem sie die Immobilie erworben hatten. Sie kalkulierten in der Regel mit einem Aufschlag von über achtzig Prozent, abzüglich der Investitionen musste immer ein Gewinn von fünfzig Prozent unter dem Strich stehen. Das war ihre eiserne Regel, die bislang bis auf zwei Ausnahmen in der Anfangszeit immer funktioniert hatte.

Das Knarzen der Dachbalken, die dem Sturm trotzten, drang durch das ganze Haus. Das Geräusch war wohlvertraut, doch heute klang es viel bedrohlicher als sonst. In immer schnellerer Abfolge krachten die Böen jetzt gegen das über hundert Jahre alte Gebäude.

»Die nächsten Stunden werden ziemlich ungemütlich«, sagte er beiläufig, als er an Maren vorbei in die offene Küche ging, um sich ein Glas Bordeaux aus der Flasche einzuschenken, die auf der marmornen Arbeitsfläche stand.

»Dann lass uns doch versuchen, sie gemütlich zu machen«, sagte sie, ohne ihren Blick vom Katalog zu heben.

»An was denkst du?«, fragte er überrascht. Wollte sie ihn etwa verführen?

»Du schnappst dir die Flasche und noch ein weiteres Glas und kommst zu mir auf die Couch. Und dann richten wir das neue Haus gemeinsam ein.«

»Dein Arbeitseifer in allen Ehren, aber ich habe heute Abend keine Lust mehr, mir einen Kopf über Böden oder Badezimmerarmaturen zu machen«, entgegnete er enttäuscht. »Die letzten Tage waren anstrengend, und du weißt genau, was morgen auf mich wartet. Das Gespräch mit Sander entscheidet darüber, ob wir so weitermachen wie bislang oder ob wir uns neue Partner suchen müssen.«

»Und du weißt, was ich von Sander halte«, sagte Maren nun bestimmt. »Ich hätte kein Problem damit, wenn du ihm morgen einfach kompromisslos die Pistole auf die Brust setzt. Wenn er sich dann trotzdem weigern sollte, schießt du ihn eiskalt ab.«

»Ich liebe deine direkte Sprache, aber ganz so unkompliziert ist die Sache nun leider nicht. Ich muss dir nicht erzählen, was an der Zusammenarbeit mit ihm alles dranhängt. Mir wäre es lieber, wir einigen uns.«

»Aber nur zu unseren Bedingungen.«

Alexander zuckte mit den Schultern. Er hatte sich eigentlich mit dem Rotweinglas in seinen Design-Loungesessel setzen wollen, doch stattdessen ging er jetzt durch den Raum zurück ins offene Treppenhaus. Vielleicht würde er oben ein Bad nehmen. Der kurze Gang in den Garten hatte ihn ausgekühlt. Obwohl es zehn Grad waren und der Winter noch keine Anstalten machte, an der Küste Einzug zu halten, hatte der kalte Wind ihn frieren lassen. Aber die Wahrheit war wohl vielmehr, dass er überhaupt keine Lust hatte, die neue Immobilie durchzuplanen, wenn schon in Kürze vielleicht alles am seidenen Faden hing.

Wieder knarzten die Dachbalken. Er spürte regelrecht, wie der Sturm das Haus bearbeitete. Mal mit einer kurzen Salve von schnellen Schlägen, dann wiederum mit einem weit ausgeholten Kinnhaken, der alles erbeben ließ.

Alexander nippte an seinem Glas, während er die letzten Treppenstufen hoch ins Dachgeschoss nahm und ins Badezimmer ging, um Wasser in den Whirlpool einzulassen. Er setzte sich auf den Rand, verlor sich in Gedanken und ließ sich vom Rotwein und dem Rauschen des laufenden Badewassers beruhigen. Das war auch nötig, denn die Sache mit Sander setzte ihm zu. Er wusste nicht, wie er die Lage einschätzen sollte, und wenn er eines nicht leiden konnte, war das Unsicherheit. Er brauchte das Gefühl, das Heft des Handelns in den eigenen Händen zu halten.

Maren hatte recht, Sander stellte zunehmend eine Gefahr für sie dar. Er war unberechenbar geworden, es schien fast so, als hegte er Ambitionen, selbst ins Immobiliengeschäft einzusteigen. Dabei konnte er doch froh sein, überhaupt einer der bekanntesten und größten Bauunternehmer in der Lübecker Bucht geworden zu sein. Ohne ihn wäre Sanders Firma wahrscheinlich noch immer eine Dreimannbude, die auf den großen Auftrag wartete. Er hatte Sander doch erst zu dem gemacht, was er heute war, weil er ihn regelmäßig mit Sanierungsarbeiten und Neubauprojekten versorgt hatte. Und jetzt versuchte dieser Mann allen Ernstes, seine Macht und die erreichte Monopolstellung gegen ihn auszuspielen?

Sie waren in den letzten Wochen bereits ein paarmal aneinandergeraten, aber was morgen bevorstand, besaß definitiv das Potenzial für eine Kriegserklärung.

Alexander fuhr zusammen. Wieder eine heftige Böe, die das Dach der Villa so stark erschütterte, dass ihr bestimmt nicht alle Ziegel standgehalten hatten. Im nächsten Moment flackerte das Licht, dann verschwand die Spannung vollständig, und von einem Moment auf den anderen war alles um ihn herum stockdunkel.

Er drehte das Wasser aus und stürzte aus dem Badezimmer. Im Treppenhaus blieb er stehen. Über ihm der Sturm, der mit aller Wucht an seinem Haus rüttelte. Wie auf einem durch die Wellen stampfenden Schiff kam er sich vor, während er sich am Treppengeländer festhielt und nach unten lief.

»Maren? Alles in Ordnung bei dir?«

Keine Antwort.

»Ich befürchte, wir haben einen Stromausfall«, versuchte Alexander sich auch selbst gut zuzureden, spürte aber das Unbehagen, das sich in seinem Körper breitmachte. Vielleicht hatte es das Haus wirklich schwer getroffen.

Er griff nach seinem Handy in der Hosentasche und schaltete die Taschenlampe ein. Vorsichtig versuchte er sich von der Treppe aus zu orientieren.

»In der Schublade der Vitrine liegen Feuerzeuge. Zünd ein paar Teelichter an!«, sagte er laut genug, dass Maren ihn hören musste. »Auf der Fensterbank stehen die beiden kabellosen Lampen, die kannst du einschalten. Ich komme jetzt runter.«

Alexander wartete auf eine Antwort, aber nachdem seine Stimme verklungen war, herrschte wieder nur Stille. Bis sie durch ein helles Geräusch unterbrochen wurde, das wie ein auf Fliesenboden zerspringendes Glas klang.

»Pass auf, dass du dich nicht an den Scherben verletzt«, rief er noch etwas lauter und rannte die Treppenstufen jetzt förmlich hinunter.

Das Unbehagen war längst einer aufkommenden Angst um Maren gewichen. Weshalb reagierte sie nicht? War sie in der Dunkelheit gestolpert und vielleicht nicht bei Bewusstsein, weil sie sich den Kopf angeschlagen hatte?

Nur langsam setzte er nun einen Fuß vor den anderen, bis er wieder den Flur erreicht hatte, der in das große Wohnzimmer mit den hohen Decken, der chilligen Sitzecke aus teuren Sofamöbeln und dem Essbereich mit der langen Tafel führte.

Hier war es stockdunkel. Von draußen drang durch die großen Fenster kein bisschen Licht, offenbar waren auch die Straßenlaternen ausgefallen. Alexander leuchtete in Richtung Fenster in der Erwartung, dass ihn das Taschenlampenlicht auf den Scheiben blenden würde, erkannte aber dann, dass die großen Stoffvorhänge zugezogen waren. Das waren sie noch nie, solange er zurückdenken konnte. Was zum Teufel ...?

Wo steckte Maren? Er leuchtete mit der Taschenlampe durch das große Zimmer. Keine Spur von ihr.

Der Lichtkegel zitterte jetzt auf dem Boden. Er spürte, wie er förmlich verharrte, fast in Schockstarre verfiel, nur seine Hand, in der er das...
mehr

Autor

Jobst Schlennstedt wurde 1976 in Herford geboren. 21 Jahre blieb er der Stadt treu, ehe er sein Geografiestudium an der Universität Bayreuth begann. Seit Anfang 2004 lebt er in Lübeck. Im Emons Verlag veröffentlicht er Küsten- und Westfalen-Krimis und unter seinem Pseudonym Jesper Lund Schweden-Krimis sowie Titel aus der 111-Orte-Reihe.
jobst-schlennstedt.de