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Tödliche Stimmen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
208 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am16.01.20171., Aufl
Eine junge Frau ist ermordet worden. Schnell wird Hauptkommissar Birger Andresen klar, dass es eine Verbindung zu einer kurz zuvor ermordeten Medizinstudentin gibt. Welche Rolle spielt der zwielichtige Anatomieprofessor? Was bedeuten die verwirrenden Aufzeichnungen der Toten? Sind es womöglich doch zwei Täter? Als eine Journalistin verschwindet, setzt Andresen, der sich auf eine seltsame Weise zu ihr hingezogen fühlt, alles daran, sie zu finden.

Jobst Schlennstedt, 1976 in Herford geboren und dort aufgewachsen, studierte Geografie an der Universität Bayreuth. Seit Anfang 2004 lebt er in Lübeck. Hauptberuflich arbeitet er als Senior Consultant für ein großes dänisches Unternehmen und berät die Hafen- und Logistikwirtschaft. Im Emons Verlag veröffentlicht er seit 2006 Küsten- und Westfalen-Krimis sowie Titel aus der 111-Orte-Reihe. www.jobst-schlennstedt.de
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Produkt

KlappentextEine junge Frau ist ermordet worden. Schnell wird Hauptkommissar Birger Andresen klar, dass es eine Verbindung zu einer kurz zuvor ermordeten Medizinstudentin gibt. Welche Rolle spielt der zwielichtige Anatomieprofessor? Was bedeuten die verwirrenden Aufzeichnungen der Toten? Sind es womöglich doch zwei Täter? Als eine Journalistin verschwindet, setzt Andresen, der sich auf eine seltsame Weise zu ihr hingezogen fühlt, alles daran, sie zu finden.

Jobst Schlennstedt, 1976 in Herford geboren und dort aufgewachsen, studierte Geografie an der Universität Bayreuth. Seit Anfang 2004 lebt er in Lübeck. Hauptberuflich arbeitet er als Senior Consultant für ein großes dänisches Unternehmen und berät die Hafen- und Logistikwirtschaft. Im Emons Verlag veröffentlicht er seit 2006 Küsten- und Westfalen-Krimis sowie Titel aus der 111-Orte-Reihe. www.jobst-schlennstedt.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863587178
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum16.01.2017
Auflage1., Aufl
Reihen-Nr.1
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3428 Kbytes
Artikel-Nr.3297235
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Birger Andresen versuchte sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal so wenig zu tun gehabt hatte wie in den vergangenen Wochen. Und nicht nur ihm erging es so. Der Großteil seiner Kollegen bei der Lübecker Mordkommission war mehr oder weniger beschäftigungslos. Auch wenn das natürlich niemand zugegeben hätte.

Endlich hatte er Zeit, all die Papiere abzuarbeiten, die sich auf seinem Schreibtisch angesammelt hatten und mittlerweile von Kaffee- und Fettflecken gezeichnet waren. Aber wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass es ihn langweilte, sich an die liegen gebliebenen Fälle zu setzen, die zum Teil mehr als ein halbes Jahr alt waren.

Seitdem Andresen im April zum Hauptkommissar befördert worden war, hatte er keine größere Ermittlung mehr übernommen. Es schien ihm fast so, als sei er durch seinen neuen Dienstgrad zum Schreibtischhengst verkommen.

Sein Blick fiel auf eine Nachricht seines ehemaligen Kollegen Heckmann. Sie hatte zwischen all den Unterlagen gelegen. Heckmann und er waren im letzten Sommer Augenzeugen eines Amoklaufs in einem Lübecker Kaufhaus geworden, bei dem fünf unschuldige Menschen ums Leben gekommen waren, darunter auch eine junge Kollegin der Schutzpolizei. Das war der Anfang einer komplizierten und langatmigen Ermittlung gewesen, die schließlich einen der größten Medikamentenschmuggel zwischen Deutschland und Russland aufdecken konnte.

Nichts als Rechtfertigungen und Ausreden, dachte Andresen, während er den Brief las. Heckmann war nicht stark genug gewesen. Anstatt sich durchzubeißen nach den schlimmen Vorfällen, hatte er im Februar einfach seinen Dienst quittiert. Es wurde sogar gemunkelt, dass er nicht nur seinem Beruf, sondern auch Lübeck den Rücken kehren wollte. Sein Nachfolger hatte nicht lange auf sich warten lassen. Kriminalrat Frank Sibius, der Leiter der Mordkommission, war überaus bemüht gewesen, so schnell wie möglich adäquaten Ersatz zu präsentieren. Und es war ein offenes Geheimnis, dass er dabei seine Kontakte ins Ostwestfälische hatte spielen lassen.

Seit Anfang April gehörte Ben Kregel nun zum Team der Lübecker Mordkommission. Er war zuvor bei der Kripo Bielefeld tätig gewesen. Andresen wusste nicht viel über seinen neuen Kollegen, außer dass ihm der Ruf vorauseilte, ein Stinkstiefel sondergleichen zu sein. Aus diesem Grund und wegen eines Anflugs von Rivalität hatte Andresen bislang kaum mehr als fünf Sätze mit Kregel gewechselt, geschweige denn mit ihm zusammengearbeitet. Er ging ihm schlicht und einfach aus dem Weg.

Es war kurz vor elf. Gleich hatte er einen Termin mit einer Redakteurin der Lübecker Rundschau. Anlässlich des Prozesses gegen Thomas Hünemeier, einen der Drahtzieher des Medikamentenschmuggels aus dem vergangenen Jahr, war er angesprochen worden, vom Polizeialltag nach solchen Ereignissen zu berichten.

Ein Vogel flog gegen das Fenster und weckte ihn aus seinen Gedanken. Diese Geschichte würde er wohl zeit seines Lebens nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Zu stark waren die Bilder gewesen. Sie hatten sich fest in seine Erinnerungen eingebrannt.

Das Telefon klingelte. Er sah, dass es das Sekretariat war.

»Die Frau von der Presse ist da.«

»Danke, Sylvia, ich komme.«

Andresen trat auf den Flur und sah, dass die junge Frau auf der Besucherbank Platz genommen hatte. Zielstrebig ging er auf sie zu und stellte sich vor.

»Andresen. Guten Tag, Frau ...«

»Hennings. Wiebke Hennings, Lübecker Rundschau.«

»Bitte kommen Sie. In meinem Büro können wir uns ungestört unterhalten.« Er ging in Richtung seines Zimmers. »Möchten Sie etwas trinken? Kaffee, Tee, Wasser?«

»Cappuccino?«, fragte sie zögerlich.

»Klar, warten Sie bitte einen Augenblick.«

Er ging den Gang zurück und betätigte am Kaffeeautomaten die entsprechenden Knöpfe. Während er wartete, betrachtete er die Frau genauer. Erst jetzt bemerkte er, dass sie ihn an jemanden erinnerte. Doch ihm fiel nicht ein, an wen. Sie sah durchaus attraktiv aus mit ihren langen blonden Haaren und dem eng anliegenden dunkelbraunen Zweiteiler. Andresen nahm den Cappuccino und ging den Flur entlang. Mit einem kurzen Nicken machte er deutlich, dass sie ihm in sein Büro folgen sollte.

»So, Frau Hennings. Nehmen Sie bitte Platz. Vielleicht können Sie mir noch einmal erklären, was genau Thema Ihres Artikels sein soll.«

»Natürlich«, antwortete Wiebke Hennings. Sie schenkte ihm ein niedliches Lächeln, offenbar mit der Absicht, dass Andresen das Gefühl haben sollte, ernst genommen zu werden.

»Wir möchten unseren Lesern gern davon berichten, wie die Polizei mit den Folgen dieser schrecklichen Ereignisse im letzten Jahr umgeht. Auch um der Bevölkerung Mut zu machen, dass es nicht noch einmal zu so etwas wie diesem Amoklauf kommen wird.«

»Dann schießen Sie mal los!«

»Danke«, sagte Wiebke Hennings. »Meine erste Frage bezieht sich auf den Tag, an dem ...«

Das Klingeln des Telefons unterbrach sie.

»Bitte entschuldigen Sie.« Andresen nahm den Hörer ab.

»Ah, Julia. Was gibt´s denn? Ich bin gerade in einem Gespräch.«

Er drehte sich in seinem Schreibtischstuhl zur Seite und blickte aus dem Fenster, während er Julias Worten lauschte. »Wo seid ihr denn jetzt?«, fragte er nach einer Weile. »Und die Hausnummer? - In Ordnung. Ich bin in fünf Minuten bei euch. Sichert alles ab! Und ruf Kregel und die Techniker an. Sie sollen ebenfalls kommen.«

Andresen legte auf. Er starrte nachdenklich aus dem Fenster.

»Wir müssen unser Gespräch ein andermal fortsetzen. Es tut mir schrecklich leid, Frau ... äh ... Hennings, aber manchmal gibt es einfach Dinge, die wichtiger sind als PR-Arbeit.«

»Natürlich«, antwortete Wiebke Hennings verständnisvoll. »Ist etwas Ernstes geschehen?«

Andresen war augenblicklich auf der Hut. Er rief sich ins Gedächtnis, dass sie, trotz aller Sympathie, die er für sie empfand, eine Journalistin war und nichts anderes als eine gute Story im Sinn hatte.

»Das wird sich zeigen«, antwortete er ausweichend. »Rufen Sie mich doch einfach morgen an, dann können wir einen neuen Termin vereinbaren.«

Er begleitete sie bis zum Fahrstuhl und verabschiedete sich von ihr. Unschlüssig stand er auf dem Gang. Warum eigentlich hatte er nicht auch den Fahrstuhl genommen? Er hatte Julia gesagt, er sei in fünf Minuten da. Völlig utopisch. Kurzerhand nahm er die Treppe und rannte im Eilschritt hinunter ins Parkhaus.

***

Zehn Minuten später parkte er vor dem Haus in der Fleischhauerstraße. Trotz Blaulicht und Martinshorn war es ihm stets ein Gräuel, sich durch den zäh fließenden Verkehr Lübecks zu kämpfen.

Julia und Niels standen bereits im Eingangsbereich des Hauses und erwarteten ihn.

»Sind wir die Ersten?« Andresen wunderte sich.

»Mitnichten«, rief plötzlich eine Stimme. Harald Seelhoff, Leiter der Kriminaltechnik, kam auf ihn zu und zog die Augenbrauen hoch. »Oder meinst du, der Tatort sperrt sich von allein ab?« Er schob sich an Andresen vorbei und drängte sich durch die Eingangstür des renovierungsbedürftigen Altstadthauses. Andresen sah seinem Kollegen hinterher und schüttelte den Kopf. Was waren Kriminalpolizisten doch manchmal für Kotzbrocken. Und davon konnte er nicht einmal sich selbst ausschließen.

»Wie habt ihr eigentlich davon erfahren?«

»Ein Mann rief an und sagte, er glaube, Meike Kalm sei etwas zugestoßen, weil er sie seit Tagen nicht mehr gesehen hat. Und dann hat er einfach aufgelegt«, antwortete Kriminalmeisterin Julia Winter. Sie war seit zwei Jahren bei der Lübecker Kriminalpolizei, nachdem sie zuvor die Polizeianwärterschule mit herausragenden Noten abgeschlossen hatte. Andresen wusste, dass sie es im Kollegenkreis nicht immer einfach gehabt hatte. Vor allem die männlichen Kollegen hatten sie aufgrund ihrer blonden Haare und des hübschen Aussehens auf dem Kieker. Manch einer schien ein Auge auf sie geworfen zu haben. Andresen schätzte Julia allerdings vor allem als eine äußerst gewissenhafte und zielstrebige junge Frau, auch wenn sie mit ihrer gelegentlich ungestümen Art schon das ein oder andere Mal über das Ziel hinausgeschossen war.

»Hast du mit ihm gesprochen?«

Sie schüttelte den Kopf und nickte zu Kriminalobermeister Niels Reiser hinüber.

»Es war ein komisches Gespräch, wenn man denn überhaupt von einem Gespräch reden kann. Er klang so ... so desinteressiert. Gar nicht, als ob er sich tatsächlich Sorgen machen würde.«

Andresen hörte nicht mehr richtig zu. Seelhoffs Verhalten von vorhin beschäftigte ihn mehr, als er nach außen hin zeigen wollte. Andauernd hatte er Probleme mit den Technikern. Mit Siederdissen war er bereits mehrfach aneinandergeraten. Dass sich jetzt auch noch Seelhoff so ungehobelt verhielt, wurmte ihn. Nachdenklich betrat er das Haus und ging die schmale Treppe hinauf. Vor der hölzernen Wohnungstür im zweiten Stock hantierte Siederdissen mit rot-weißen Absperrbändern herum. Als er Andresen erblickte, verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse und wandte sich demonstrativ von ihm ab.

»Sie liegt im Schlafzimmer.«

Andresen verzichtete darauf, ihm zu antworten, und betrat stattdessen die Wohnung.

»Pass doch auf!«, raunzte Seelhoff plötzlich. »Hast du keine Überzieher dabei? Dann hol dir von Siederdissen welche!«

Andresen zuckte zusammen und ging ein paar Schritte zurück. Nachdem er sich die blauen Plastikfolien über die Schuhe gezogen hatte, nahm er einen zweiten Anlauf und betrat die Wohnung.

»Es ist kein schöner Anblick. Ich weiß nicht, was hier...
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Jobst Schlennstedt, 1976 in Herford geboren und dort aufgewachsen, studierte Geografie an der Universität Bayreuth. Seit Anfang 2004 lebt er in Lübeck. Hauptberuflich arbeitet er als Senior Consultant für ein großes dänisches Unternehmen und berät die Hafen- und Logistikwirtschaft. Im Emons Verlag veröffentlicht er seit 2006 Küsten- und Westfalen-Krimis sowie Titel aus der 111-Orte-Reihe.
jobst-schlennstedt.de