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Mord im Landesmuseum

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am25.06.2024
Auf Mörderjagd in der Zürcher Kunstszene - rasant, packend und ein Kommissar mit Charakter. Kommissar Fabio Monti erhält von seinem zukünftigen Schwiegervater den Auftrag, den Eigentümer eines wertvollen Gemäldes ausfindig zu machen. Doch wenige Tage später verschwindet nicht nur das Kunstwerk aus dem Zürcher Landesmuseum, sondern auch dessen Kurator. Das Einzige, was auftaucht, ist die Leiche der verschwiegenen Besitzerin des Bildes, die es dem Museum geliehen hatte. Monti begibt sich auf die Suche nach dem Täter - und damit tief in die dunkle Vergangenheit seines Schwiegervaters.

Oliver Thalmann wurde 1975 geboren und wuchs in Hergiswil bei Willisau im Kanton Luzern auf. Seit über 15 Jahren arbeitet er als Unternehmer im Bereich der erneuerbaren Energien. Sein Debütroman »Mord im Hotel Savoy« landete auf Anhieb in den Top Ten der Schweizer Taschenbuch-Bestsellerliste. Er lebt mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern im Kanton Zürich. www.oliverthalmann.ch
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextAuf Mörderjagd in der Zürcher Kunstszene - rasant, packend und ein Kommissar mit Charakter. Kommissar Fabio Monti erhält von seinem zukünftigen Schwiegervater den Auftrag, den Eigentümer eines wertvollen Gemäldes ausfindig zu machen. Doch wenige Tage später verschwindet nicht nur das Kunstwerk aus dem Zürcher Landesmuseum, sondern auch dessen Kurator. Das Einzige, was auftaucht, ist die Leiche der verschwiegenen Besitzerin des Bildes, die es dem Museum geliehen hatte. Monti begibt sich auf die Suche nach dem Täter - und damit tief in die dunkle Vergangenheit seines Schwiegervaters.

Oliver Thalmann wurde 1975 geboren und wuchs in Hergiswil bei Willisau im Kanton Luzern auf. Seit über 15 Jahren arbeitet er als Unternehmer im Bereich der erneuerbaren Energien. Sein Debütroman »Mord im Hotel Savoy« landete auf Anhieb in den Top Ten der Schweizer Taschenbuch-Bestsellerliste. Er lebt mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern im Kanton Zürich. www.oliverthalmann.ch
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071584
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum25.06.2024
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3629 Kbytes
Artikel-Nr.14920757
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Es gab nichts Ehrlicheres als eine Träne im Gesicht eines Menschen. Worte gaben dem Empfänger einen Freiraum für Interpretationen. Tränen logen nicht.

Draußen setzten sich Huber und Monti an den letzten freien Tisch im Restaurant »Spitz«. Unter dem Schirm fanden sie Schutz vor der Sonne.

Nun hatte er es mit eigenen Augen gesehen - das Rotkäppchen, über das sich Huber den Kopf zerbrach. Angesichts der Gefühlslage von Huber, die er im Museum wahrgenommen hatte, sah sich Monti bestätigt: Er lag richtig mit seinem Bauchgefühl. Das Anliegen von Huber, was immer es sein mochte, musste er ernst nehmen. Eine Bagatelle konnte es auf keinen Fall sein. Denn dafür würde ein ehemaliger Major der Schweizer Armee nicht in so einen Zustand verfallen. Zudem fühlte Monti sich geehrt. Huber hatte sich ihm anvertraut. Das war eine Art Ritterschlag.

Im September stand die Hochzeit von Nicole und Monti an, und im Winter würde ihr erstes Kind auf die Welt kommen. Vielleicht war es für Monti an der Zeit, seinen Schwiegervater etwas besser kennenzulernen? Und Probleme und Krisen schweißten einen zusammen, vor allem wenn man sie mit Erfolg überwinden konnte.

Monti mochte Huber. Was ihn am meisten an ihm beeindruckte, war dessen Kleiderordnung und mit welcher Konsistenz er sie befolgte. Selbst an Sonntagen, wenn Nicole und er bei seinen Schwiegereltern zu Besuch vorbeigingen, trug Huber einen Anzug mit Hemd und Krawatte. Nicole witzelte, ihr Vater habe gar keine anderen Kleider im Schrank. Auch an diesem Hitzetag trug er einen dunkelblauen Maßanzug mit roter Krawatte und passendem Einstecktuch.

Huber maß fast zwei Meter, hatte einen schlanken Körperbau, einen lang gezogenen Hals, und seine grauen, kurz geschnittenen Haare hatte er zu einem Seitenscheitel gekämmt. Die Augenbrauen waren markant, leicht buschig und dunkler als die Kopfhaare. Die Ohren waren proportional zu groß für das Gesicht, in Bezug auf die ganze Körpergröße fiel das aber nicht auf. Für sein Alter wies er relativ wenige Furchen im Gesicht auf.

Im Kopf war der Mann, der letztes Jahr seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert hatte, hellwach. Wo andere längst ihren Ruhestand genossen, arbeitete er immer noch aktiv mit in der von ihm gegründeten Anwaltskanzlei »Huber & Suter«, die er zu einer der führenden im Bereich des Wirtschaftsrechts in der Schweiz aufgebaut hatte. Er übte zwar nur wenige Mandate aus, verpasste jedoch keine Sitzung in den Aufsichtsgremien bei den Stiftungen und Unternehmen, wo er Einsatz nahm. Perfekt vorbereitet oder detailversessen, wie ihm Nicole zu berichten wusste. Trotz seines Erfolges war Huber bescheiden geblieben. Er protzte nicht mit teuren Autos, Luxusbooten und Ferienhäusern, obwohl er solche besaß. Huber wirkte auf Monti wie ein Gentleman der alten Schule: zurückhaltend und unaufdringlich. Nie hatte er beim Anwalt auch nur einen Anflug von Hochmut in dessen Aussagen ausgemacht.

Huber hatte sich erholt, wirkte jedoch müde und niedergeschlagen.

»Das Museum ist ein schöner Ort, in dem Artefakte an den Wänden hängen und in dessen Räumen wir Besucher in eine andere, mystische Welt abtauchen. In einer zunehmend posthumanen und postsozialen Welt, in der das Leben sich nur um das Individuum dreht, kommt der Kunst mit ihrer reinigenden Kraft eine besondere Bedeutung zu.« Huber blickte zu Monti. »Ein Gemälde muss zu seinem Besitzer passen wie eine Garderobe, die authentisch wirkt.« Er genehmigte sich einen Schluck Mineralwasser.

Das Gemälde barg ein Geheimnis. Eines, das man mit bloßen Augen nicht sah. Sonst hätte Monti es entdeckt, davon war er überzeugt. Er rührte den Zucker in seine Espressotasse, während er fragte: »Was hat es mit dem Rotkäppchen auf sich?«

»Es ist eine glückliche Fügung. Ich habe es endlich wiedergefunden. Gott sei Dank!« Auf einmal strahlte Huber nur so vor Glück. »Das Rotkäppchen ist mein Lieblingsbild.«

»Warum ist das Rotkäppchen auf dem Bild so traurig? Es ist doch dem Wolf noch nicht begegnet.«

»Du siehst das Gemälde durch die Brille des Detektivs, der nur das sieht, was sich vor seinen Augen befindet, chronologisch Sachverhalte aneinanderreiht und seine Schlüsse daraus zieht. Die Kunst funktioniert anders: Der Maler drückt mit dem Bild eine Gemütslage aus. Der Maler malt nicht bloß das, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich fühlt. Anker zeigt in seinen Werken Alltagsszenen - das einfache Leben -, die ergreifend auf uns wirken. Man muss die Geschichte und das Umfeld des Malers kennen, um die Impressionen zu verstehen. Neben seinen Stillleben hatte er viele Kinderbilder gemalt, vor allem Landkinder, die oft keine Schulen besuchen konnten. Die obligatorische Schulpflicht wurde in der Schweiz erst 1874 eingeführt. Das Bild zeigt eine Mischung aus Nüchternheit und Unversehrtheit, die auf dem Land zu dieser Zeit vorherrschte. Man spricht bei Anker auch gerne vom selektiven Realismus. Er vermittelte vom Landleben bloß einen Ausschnitt. Er legte Wert auf Familie, Bildung und Arbeitsamkeit.«

Monti hatte das Bild anders, dunkler interpretiert. Eine Diskussion mit Huber, in der er intellektuell unterlegen war, wollte er nicht vom Zaun brechen. Ihm gefielen die Kunst und die damit verbundenen Geschichten. In seinem Büro hingen zwei Reproduktionen von Claude Monet. Sein Interesse galt im Moment aber weder den Interpretationen der Kunstliebhaber noch dem, was Anker mit dem Gemälde ausdrücken wollte, sondern der Frage, wo die Verbindung zu Hubers Problem lag. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten, Huber hatte es auf die Spitze getrieben. Schwiegervater hin oder her. »Wie kann ich dir helfen?«

Huber schaute sich um und lehnte sich über den Tisch zu ihm. Monti konnte das Parfum riechen, das eine holzige Note mit einem Hauch Zimt aufwies.

»Die Sache ist die ...«, holte Huber aus und schaute an Monti vorbei. »Es handelt sich um eine persönliche Angelegenheit, die mir sehr am Herzen liegt. Bevor ich mit der Geschichte beginne, muss ich sicher sein, dass ich dir vertrauen kann. Ich verlange absolute Verschwiegenheit in dieser Angelegenheit. Nicht einmal Nicole und schon gar nicht Anna dürfen davon erfahren. Kann ich mich auf dich verlassen?«

»Certo. Das ist Ehrensache. Ich bin verschwiegen wie ein Grab.«

Der Anwalt schlug sein rechtes Bein über das linke. »Ich muss ein wenig ausholen, damit du den Kontext verstehst und du mich nicht für komplett verrückt hältst.«

»Du bist die letzte Person auf dem Planeten, die ich für verrückt halte.«

Huber atmete tief ein und aus. Es schien ihm nicht leichtzufallen, über die Sache zu sprechen. »Die Geschichte begann in den siebziger Jahren. Ich ging 1970 nach Los Angeles, um meine juristische Ausbildung abzuschließen. Und, was für die Sache von wesentlicher Bedeutung ist, ich traf Anna im Februar 1974 während einer Vernissage in einer Kunstgalerie in Pasadena.«

Im Familienkreis sprach Huber nur über allgemeine Dinge wie die Wirtschaft, die Politik und die Kunst. Nie hatte Monti ihn über seine Fälle oder Klienten sprechen hören, geschweige denn über private Erlebnisse. Selbst wenn er ihn mit einer Fangfrage aus der Reserve locken wollte, erkannte er nur Selbstbeherrschung und Unerschütterlichkeit in dessen Gesicht. So gestalteten sich die Familientreffen bei den Hubers häufig etwas steif für Montis Geschmack, denn es fehlte an Überraschungen. Man traf sich, näher kennenlernen tat man sich nicht.

Monti nickte, und Huber fuhrt fort: »Wir verliebten uns und entschieden, ohne groß nachzudenken, zu heiraten. Wir waren jung und unbeschwert. Anna arbeitete damals als Kunsthistorikerin in einem Museum in Los Angeles und schrieb ihre Doktorarbeit über Albert Anker, die übrigens mit summa cum laude ausgezeichnet wurde.«

Huber schwärmte vom Stil des Berner Malers, der immer authentisch gewesen sei. Die gemalten Personen würden zeigen, wie die Menschen in dieser Zeit gelebt hätten. Ankers Kinderporträts hätten Anna in den Bann gezogen. Sie habe alles über Albert Anker gesammelt. Ihre Faszination für den Maler habe bis heute nicht nachgelassen. »Als die Hochzeit näher rückte, kam ich auf die glorreiche Idee, meiner zukünftigen Frau ihr absolutes Lieblingsgemälde von Albert Anker - das Rotkäppchen - zu schenken. Das war der Anfang des Problems.«

Monti horchte auf. »Das Bild kostete sicherlich ein Vermögen. Wie konntest du dir das leisten, du hattest doch gerade erst das Studium beendet?«

»Das war eine Herkulesaufgabe. Der Kaufpreis überstieg meine Ersparnisse. Mit Unterstützung meines Umfelds und einem Darlehen gelang es mir, das Werk einem Kunsthändler abzukaufen. Zum Glück interessierten sich zu dieser Zeit nur wenige Sammler für Schweizer Künstler. Der Erwerbsprozess des Rotkäppchens spielt keine Rolle. Wichtig ist nur die Geschichte selbst, besser gesagt die Geschichte danach.«

»Kein Wunder, hat dich Anna geheiratet«, sagte Monti und bedauerte seinen Scherz umgehend.

Huber ignorierte ihn. »Am 6. September 1975 fand die Hochzeit statt, in einem kleinen Rahmen. Wir konnten uns nicht mehr leisten. Du hättest Annas Gesicht sehen sollen, als sie das Werk in ihren Händen hielt. Sie war hin und weg. Nachdem sie sich gefasst hatte, fragte sie mich, ob ich das Gemälde gestohlen hätte.«

Die Hubers hatten über die Jahre eine Sammlung an Kunstwerken erworben, die sich sehen lassen konnte. Monti sah Bilder von Ferdinand Hodler, Angelika Kauffmann und Albert Anker vor sich. Das Rotkäppchen hatte er noch nie gesehen, wenn er im Hause Huber zu Besuch war. Vielleicht hing es im Schlafzimmer, dorthin hatte er sich nicht vorgewagt.

»Ich hoffe, du...
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Oliver Thalmann wurde 1975 geboren und wuchs in Hergiswil bei Willisau im Kanton Luzern auf. Sein Debütroman »Mord im Hotel Savoy« und »Mord im Prime Tower« landeten auf Anhieb in den Top Ten der Schweizer Bestsellerliste. Er lebt mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern im Kanton Zürich.
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