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Plötzlich ist alles anders

BuchGebunden
Deutsch
Irene Dorfnererschienen am01.01.2024Neuauflage
Der Banker Johann Scharl aus dem oberbayerischen Winhöring verschwindet spurlos. Während seine Stelle bei der Altöttinger Sparbank sofort neu besetzt wird, ist Scharls Ehefrau Karin nicht unglücklich über das Verschwinden ihres Mannes.Leo Schwartz und die Kollegen der Mühldorfer Kriminalpolizei unterstützen die Vermisstenabteilung - und dabei fällt Leo der Fall Johann Scharl ins Auge. Die Aussagen der Ehefrau und der Kollegen gefallen ihm nicht und deshalb befragt er die Beteiligten erneut und gräbt tiefer.Während der Durchsuchung der Sparbank bringt die Sekretärin und Scharls Kurzzeitaffäre Silvana Kurz brisante Unterlagen über unsaubere Geschäfte der Bank in Sicherheit. Ihr Weg führt sie ins nahegelegene Hotel Zur Post am Kapellplatz. Dort findet sie Hilfe bei der Angestellten Gitta Weiß - denn Silvana hat zwar die Unterlagen in Sicherheit gebracht, aber das bringt sie selbst in größte Gefahr...mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,90
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,90

Produkt

KlappentextDer Banker Johann Scharl aus dem oberbayerischen Winhöring verschwindet spurlos. Während seine Stelle bei der Altöttinger Sparbank sofort neu besetzt wird, ist Scharls Ehefrau Karin nicht unglücklich über das Verschwinden ihres Mannes.Leo Schwartz und die Kollegen der Mühldorfer Kriminalpolizei unterstützen die Vermisstenabteilung - und dabei fällt Leo der Fall Johann Scharl ins Auge. Die Aussagen der Ehefrau und der Kollegen gefallen ihm nicht und deshalb befragt er die Beteiligten erneut und gräbt tiefer.Während der Durchsuchung der Sparbank bringt die Sekretärin und Scharls Kurzzeitaffäre Silvana Kurz brisante Unterlagen über unsaubere Geschäfte der Bank in Sicherheit. Ihr Weg führt sie ins nahegelegene Hotel Zur Post am Kapellplatz. Dort findet sie Hilfe bei der Angestellten Gitta Weiß - denn Silvana hat zwar die Unterlagen in Sicherheit gebracht, aber das bringt sie selbst in größte Gefahr...
Details
ISBN/GTIN978-3-98738-194-2
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatGenäht
ErscheinungsortAltötting
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum01.01.2024
AuflageNeuauflage
Reihen-Nr.46
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.55814630
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Er lag vor ihr. Die Augen starrten ins Leere, der Mund stand offen. War er wirklich tot? Hatte sie es wirklich geschafft? War es endlich vorbei? Um sicher zu gehen, behielt sie die Schere in der Hand - bereit, wieder zuzustechen, wenn er doch noch ein Lebenszeichen von sich gab. Minuten vergingen. Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Hatte ihr beschissenes Leben tatsächlich endlich ein Ende gefunden? Konnte das wahr sein?Irgendwann wagte sie es, den Körper vorsichtig mit dem Fuß anzustoßen. Erst behutsam, dann immer heftiger. Das Arschloch rührte sich nicht, trotzdem blieb sie in Alarmbereitschaft. Wie oft hatte er sie getäuscht? Sie konnte es nicht mehr zählen. Narben übersäten ihren Körper, von blauen Flecken und den frischen Wunden ganz zu schweigen. Er ging immer vorsichtig vor und verletzte sie nur dort, wo man es nicht sehen konnte. Gesicht, Hals und die Unterarme blieben immer verschont. Trotz seiner Brutalität und Unbeherrschtheit ging er stets umsichtig vor, damit ihm niemand auf die Schliche kam. Draußen gab er sich als liebevoller Ehemann, Freund und Kollege. Er machte sie mit kleinen, gekonnt abgesetzten Bemerkungen schlecht, stellte sie als Schussel und nicht selten als dumm dar. Alle glaubten ihm. Mit seinem Charme nahm er alle für sich ein, sie hatte sich ja auch von ihm täuschen lassen. Sie war seit Jahren nur noch das unterwürfige, wortkarge und unscheinbare Anhängsel des ach so tollen und beliebten Mannes, der nicht selten mit seinen beruflichen Erfolgen prahlte. Ob die stimmten? Sie wusste es nicht, denn er sprach zuhause nie über seinen Job, auf ihre Fragen ging er grundsätzlich nicht ein. Das Büro im Erdgeschoss ihres riesigen Hauses war für sie tabu, das durfte sie nicht betreten. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie ihn zu beruflichen Terminen begleiten durfte, musste sie den Mund halten - die Anweisung war unmissverständlich. Jegliche Informationen bezüglich seines Jobs blieben ihr verborgen. Wie hätte sie also wissen können, ob seine Prahlereien auch wahr waren? Zu Beginn ihrer Beziehung glaubte sie ihm jedes Wort, inzwischen zweifelte sie jede einzelne Silbe an. Johann war früher ein ganz anderer Mensch gewesen. Er war höflich, großzügig und liebevoll, aber das änderte sich mit der Hochzeit vor siebzehn Jahren, seitdem hielt er sie klein. Sie hatte ihren Job aufgegeben und zog zu ihm. Warum auch nicht? Während sie in einer kleinen Mietswohnung in Mühldorf lebte, besaß er ein stattliches Eigenheim in Winhöring. Ob das abbezahlt war? Sie wusste es nicht, auch hier ging er nicht auf ihre Fragen ein. Für sie war der Umzug nur logisch. Damals war sie sogar stolz auf ihren vermeintlichen Aufstieg. Wenn sie geahnt hätte, dass sie direkt in die Hölle ging, hätte sie diesen Schritt niemals gewagt. Aber sie war verliebt und glaubte seinen süßen Worten. Einige ihrer Freunde hatten sie gewarnt, auch ihre Schwester schien sich nicht für sie zu freuen. Sie hörte immer noch die mahnenden Worte von Bettina. Er tut dir nicht gut, Karin. Gib dir noch Zeit. Aber sie schlug alle Bedenken in den Wind. Johann meinte, dass Bettina nur neidisch wäre und sie ihr das Glück nicht gönnen würde. Seitdem hatte sie ihre Schwester nicht mehr gesehen. Wie es ihr ging? Karin wusste es nicht und es war auch nicht wichtig, denn seit Jahren war ihr klar, dass sie allein auf sich gestellt war und auf niemanden zählen konnte. Die ersten Änderungen nach dem Umzug merkte sie schnell, nahm sie aber nicht ernst. Bewerbungen verhinderte Johann gekonnt, bis er sie davon überzeugte, einfach zu Hause zu bleiben und nicht zu arbeiten. Karin war überglücklich und genoss die ersten Wochen. Damals war sie noch davon überzeugt gewesen, dass sie das ganz große Los gezogen hatte. Sie war sogar davon überzeugt, dass niemand auf der ganzen Welt so glücklich war wie sie. Dass Johann immer mehr das Zepter übernahm, merkte sie viel zu spät. Nach wenigen Wochen übernahm er die eingehende Post und alle Rechnungen komplett. Dem Vorschlag eines gemeinsamen Kontos kam sie nach. Das war für sie logisch und sie freute sich über sein Vertrauen, schließlich hatte er sehr viel mehr Geld als sie. Dass sie keinen Zugang zu dem Konto hatte, machte sie nicht misstrauisch. Sie bekam ihr Haushaltsgeld pünktlich zu Monatsanfang in bar. Erst nach vielen Monaten fiel ihr auf, dass sie nicht einmal den Namen der Bank wusste. Johann hatte sie entmündigt, aber auch das merkte sie viel zu spät. Während sie sich nur um den Haushalt und den Garten kümmerte, übernahm er den Rest. Sie ließ sich blenden und genoss ihr vermeintlich süßes, sorgenfreies Leben. Die berühmte rosarote Brille hatte sie doppelt und dreifach auf. Sie sollte nur für ihn da sein und das süße Leben an seiner Seite genießen. Dass es das niemals geben würde, war ihr damals nicht bewusst.Sie starrte immer noch auf das tote Arschloch und seufzte. War sie damals zu jung und zu naiv gewesen? Warum fiel sie auf so einen Typen rein und nahm die Anzeichen nicht ernst? Beleidigungen überhörte sie, bis es die ersten Schläge gab. Natürlich war sie davon überzeugt, dass die Angriffe auf sie schnell wieder aufhörten und nur dem Stress geschuldet waren. Er entschuldigte sich auf Knien und schwor, dass das nie wieder vorkäme. Seine süßen Worte, dass er sie zu sehr liebte und sich deshalb nicht im Griff hatte, glaubte sie nur zu gern. Die jeweiligen Geschenke, die seine Entschuldigungen unterstrichen, nahm sie auch sehr gerne an. Warum hätte sie ihm nicht glauben sollen? Zu spät merkte sie, dass die cholerischen Ausfälle, die sich mehr und mehr häuften, sein wahres Ich zeigten. Der liebevolle Umgang kippte immer mehr, bis es ihn nur noch gab, wenn andere Menschen dabei waren. Karin Scharl lächelte bitter. Bis sie merkte, dass Johann die Zügel enger zog, war es zu spät. Das knappe Haushaltsgeld war nur für Lebensmittel und Drogerieartikel gedacht. Wo sie einkaufte bestimmte er, dafür überließ er ihr die Auswahl des Einkaufs. Dass er das als sehr großzügig empfand, brachte er immer wieder auf den Tisch, denn schließlich war es sein Geld - was er nur zu gerne betonte. Da er lange Haare liebte, gab es keine Friseurtermine. Kleidung kaufte auch er, da er meinte, dass sie kein glückliches Händchen dafür hätte. Das, was sie täglich anziehen musste, war nicht ihr persönlicher Geschmack, es war seiner. Anfangs hatte sie protestiert und wollte ihren Willen durchsetzen, aber er hatte überzeugende Argumente, denen sie schließlich nachgab - die Narben erinnerten sie täglich an diese schreckliche Zeit. Als sie genug hatte und endlich gehen wollte, verstand sie erst, dass es niemanden gab, der sie aufnehmen würde. Er hatte schon vor der Hochzeit dafür gesorgt, dass ihr Freundeskreis minimiert und dann aufgelöst wurde, dasselbe galt für ihre Familie. Als sie merkte, dass er ihre Telefonate kontrollierte, war sie außer sich. Der damalige Streit artete derart aus, dass sie ins Krankenhaus musste. Erst weigerte er sich, einen Krankenwagen zu rufen, aber sie war zu sehr verletzt, also blieb ihm nichts anderes übrig. Auf der Fahrt bläute er ihr ein, den Mund zu halten. Im Krankenhaus sprach er mit dem Arzt. Erst viel später erfuhr sie, dass er ein Märchen nach dem anderen erzählte, um die Verletzungen zu erklären. Natürlich bestand er darauf, dass er seine geliebte Frau sofort nach Hause nehmen wollte, als man die Wunden versorgt hatte. Der Arzt schien Verdacht zu schöpfen und fragte sie selbst nach ihrem Willen, aber eingeschüchtert wie sie war, unterschrieb sie die Entlassungspapiere. Wieder eine Chance vertan, der Hölle zu entkommen. Sie war einfach zu schwach und schaffte es nicht, sich gegen das Monster aufzulehnen. Johann zog die Schrauben noch fester. Sie durfte ab sofort mit niemandem mehr sprechen, konnte sich demnach auch nie jemandem anvertrauen. Dazu gehörten auch Nachbarn, die sie eigentlich mochte. Ihr Mann erzählte ihr Geschichten, in denen er das Opfer von übler Nachrede und Intrigen war und die sie ihm alle glaubte. Als Ehefrau war es nur selbstverständlich, dass sie zu ihrem Mann hielt. Sie hätte den Teufelskreis durchbrechen und mutig sein müssen, aber das war sie nicht. Gab sie Widerworte, wurde er verbal verletzend, bis er schließlich zuschlug. Schläge waren seine letzten Argumente, mit denen er sie gefügig machte. Rund ums Haus wurden Kameras angebracht - die galten keinen Eindringlingen, sondern nur zu ihrer Überwachung und Einschüchterung. Ein eigenes Auto hatte sie nicht. Er meinte, dass sie genug Zeit hätte, um alles zu Fuß zu erledigen, weshalb sie seitdem allein nicht mehr aus Winhöring herauskam. Sie war dort regelrecht gefangen. Die Tagesaufgaben, die er ihr auferlegte, waren so massiv, dass sie kaum Zeit zum Durchatmen hatte. Alles musste perfekt sein. Tagtäglich drehte er seine Runde durchs Haus und kontrollierte, ob sie auch wirklich alle Aufgaben zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte. Er vergab sogar Noten, um sie zu bewerten. Er nannte es Motivation, besser zu werden, für sie war es nur Schikane. Auch hier merkte sie zu spät, dass das alles Kalkül war, um sie zu überwachen und kurz zu halten. Schließlich gab es irgendwann nur noch ihn als einzige Bezugsperson. Und es gab nichts für sie, außer die Einkäufe und ihr Zuhause. Sie saß in der Falle. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als seine Spielchen mitzumachen. Mit den Jahren wurde sie immer kleiner und wagte es nicht einmal mehr, ihn anzusehen. Mordgedanken keimten in ihr auf, nachdem eine Flucht für sie nicht möglich war. Aber auch dafür fehlte ihr der Mut. Johann war oft unterwegs. Er schob berufliche Termine vor, aber daran glaubte sie schon lange nicht mehr. Wo er war? Es war ihr egal. Sie war sogar froh darüber, wenn er wieder für einige Tage weg war, in der Zeit konnte sie durchatmen und sich erholen. Trotzdem wusste sie, dass er sie überwachte und machte auch allein das, was sie sonst immer tat. Er hatte sie in der Hand und irgendwann ergab sie sich ihrem Schicksal, dem sie ja doch nicht entkommen konnte.Nur ein einziges Mal in ihrem Leben war sie mutig gewesen und hatte selbst entschieden. Das war ihr Geheimnis, das sie bis heute niemandem anvertraute. Sie wurde schwanger. Dass sie von diesem Arschloch kein Kind wollte, stand für sie fest, denn das wäre bei ihm nicht sicher. Zum Arzt konnte sie nicht gehen, weshalb eine Abtreibung schwierig war. Was sollte sie machen? Je mehr Zeit verging, desto gefährlicher wurde ihre Situation. In den ersten Monaten konnte sie die Schwangerschaft verheimlichen. Er meckerte zwar, weil sie dicker wurde, aber das war es auch schon. Die dämlichen Sprüche und Beleidigungen steckte sie weg. Ab dem siebten Monat wurde es wirklich brenzlig. Sie war verzweifelt und suchte nach einem Ausweg, aber dann spielte ihr das Schicksal in die Karten. Er war geschäftlich in Amerika - und dann kam Corona. Er konnte nicht ausreisen, ihre Freude war riesig! Endlich hatte auch sie einmal Glück im Leben! Zwar hatte er sie durch die Kameras immer im Auge, aber inzwischen hatte sie gelernt, wie sie sich benehmen musste, um ihn zu täuschen. Die Wochen vergingen. Während sich die ganze Welt über die Corona-Maßnahmen aufregte und dagegen anging, konnte sie jede Minute genießen. Ihr Leben war noch nie so schön wie in dieser Zeit. Johann blieb nichts anderes übrig, als ihr die Zahlenkombination des Safes zu übermitteln, denn sie brauchte schließlich Geld. Sie wusste damals nicht einmal, dass es einen Safe gab. Zum ersten Mal betrat sie Johanns Büro, das ihr fremd und kalt vorkam. Der protzige Safe war als solcher nicht sofort zu erkennen, er sah aus wie ein ganz normaler Schrank. Er stand auf der rechten Seite und wurde von protzigen Bücherregalen umrahmt. Ob das Arschloch die Bücher jemals las? Ganz sicher nicht...mehr