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Palästina und die Palästinenser

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
365 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am26.08.20211. Auflage
Die Geschichte Palästinas und der Palästinenser ist von Krieg, Vertreibung, Verlust und Exil und von einem nunmehr fast hundertjährigen Befreiungskampf geprägt. Die bekannte Nahost-Expertin Muriel Asseburg erzählt die Geschichte des kleinen, zerstückelten Landes und eines Volkes ohne Staat von der Gründung Israels im Jahr 1948 bis heute und lässt dabei wichtige palästinensische Politiker, Künstler und Intellektuelle wie Jassir Arafat, Mahmud Darwisch, Edward Said oder Hanan Aschrawi lebendig werden. Ihre faktenreiche und zugleich einfühlsame Darstellung lässt uns Palästina und die Palästinenser mit anderen Augen sehen. Die Staatsgründung Israels im Mai 1948 und der folgende Krieg wurden von den Arabern im britischen Mandatsgebiet Palästina als Nakba, als Katastrophe, empfunden, bei der Hunderttausende ihre Häuser, ihr Eigentum und ihre Heimat verloren. Muriel Asseburg erläutert Vorgeschichte und Hintergründe dieses Schlüsseljahres, erzählt die Geschichte der palästinensischen Nationalbewegung und ihrer wichtigsten Protagonisten, beschreibt Kriege, Aufstände und Friedensinitiativen, berichtet über die Erfahrungen der palästinensischen Selbstverwaltung und porträtiert wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. Ihre faktenreiche und zugleich einfühlsame Darstellung lässt uns Palästina und die Palästinenser mit anderen Augen sehen.

Muriel Asseburg ist Nahostexpertin und Senior Fellow in der Forschungsgruppe Naher/Mittlerer Osten und Afrika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) des Deutschen Instituts für internationale Politik und Sicherheit in Berlin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDie Geschichte Palästinas und der Palästinenser ist von Krieg, Vertreibung, Verlust und Exil und von einem nunmehr fast hundertjährigen Befreiungskampf geprägt. Die bekannte Nahost-Expertin Muriel Asseburg erzählt die Geschichte des kleinen, zerstückelten Landes und eines Volkes ohne Staat von der Gründung Israels im Jahr 1948 bis heute und lässt dabei wichtige palästinensische Politiker, Künstler und Intellektuelle wie Jassir Arafat, Mahmud Darwisch, Edward Said oder Hanan Aschrawi lebendig werden. Ihre faktenreiche und zugleich einfühlsame Darstellung lässt uns Palästina und die Palästinenser mit anderen Augen sehen. Die Staatsgründung Israels im Mai 1948 und der folgende Krieg wurden von den Arabern im britischen Mandatsgebiet Palästina als Nakba, als Katastrophe, empfunden, bei der Hunderttausende ihre Häuser, ihr Eigentum und ihre Heimat verloren. Muriel Asseburg erläutert Vorgeschichte und Hintergründe dieses Schlüsseljahres, erzählt die Geschichte der palästinensischen Nationalbewegung und ihrer wichtigsten Protagonisten, beschreibt Kriege, Aufstände und Friedensinitiativen, berichtet über die Erfahrungen der palästinensischen Selbstverwaltung und porträtiert wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. Ihre faktenreiche und zugleich einfühlsame Darstellung lässt uns Palästina und die Palästinenser mit anderen Augen sehen.

Muriel Asseburg ist Nahostexpertin und Senior Fellow in der Forschungsgruppe Naher/Mittlerer Osten und Afrika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) des Deutschen Instituts für internationale Politik und Sicherheit in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406774782
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.08.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6062
Seiten365 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3946 Kbytes
Illustrationenmit 21 Abbildungen und 10 Karten
Artikel-Nr.6073067
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



ZWEITES KAPITEL
Die palästinensische Nationalbewegung


Mit der sogenannten Prinzipienerklärung (auch Oslo-I-Abkommen, siehe S. 139ff.) vom September 1993 erkannte Israel die PLO als Vertreterin des palästinensischen Volkes an, die PLO ihrerseits den Staat Israel. Zudem erkannten beide Parteien die «legitimen und politischen Rechte» der jeweils anderen Seite an und verpflichteten sich zu einer friedlichen Konfliktregelung. Diese Anerkennung durch Israel war für die Palästinenser eine wichtige Errungenschaft, selbst wenn sie bis heute nicht zur Umsetzung palästinensischer Selbstbestimmung geführt hat. Denn die zionistische Bewegung, israelische Regierungen sowie Vertreter westlicher Staaten hatten über lange Zeit bestritten, dass es überhaupt ein palästinensisches Volk mit einem Recht auf Selbstbestimmung gäbe.[1] Immer wieder wurde auch behauptet, der palästinensische Nationalismus, ja die palästinensische Identität, sei neuartig und vorübergehend beziehungsweise künstlich.[2]

Tatsächlich verfügte die arabische Bevölkerung Palästinas noch nicht über ein klar definiertes nationales Bewusstsein, als die zionistische Einwanderung begann. Eine spezifisch palästinensische Identität begann sich jedoch um die Wende zum 20. Jahrhundert herauszubilden - inspiriert durch die europäischen Nationalismen und in Reaktion auf zunächst die osmanische, dann die britische Fremdherrschaft und in Ablehnung der zionistischen Einwanderung und Landnahme. Nach der Nakba wurde sie entscheidend geprägt durch die Erfahrung von Fremdherrschaft, Exil, Ausgrenzung, Vertreibung und Unterdrückung in Israel und in den arabischen Staaten. Die nationale Bewegung entwickelte sich in der Auseinandersetzung mit dem Panarabismus und dem bewaffneten Kampf.

1. Die Herausbildung einer palästinensischen Identität


Zu Beginn der jüdischen Einwanderung in den 1880er Jahren war Palästina Teil des Osmanischen Reiches und keine eigenständige politische, wirtschaftliche oder kulturelle Einheit. Die arabischen Bewohnerinnen und Bewohner Palästinas ließen sich auch nicht aufgrund kultureller, sprachlicher oder anderer «objektiver» Merkmale von den arabischen Nachbarvölkern abgrenzen. Sie empfanden sich als Teil der arabischen Nation; als palästinensisches Volk sahen sie sich damals noch nicht.

Bei der Herausbildung ihres nationalen Bewusstseins spielte nicht nur der soziale und wirtschaftliche Fortschritt vor Ort - insbesondere das Entstehen einer gebildeten urbanen Mittelschicht - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Entscheidend waren vielmehr externe Faktoren. Dazu zählten vor allem Fremdherrschaft, koloniale Grenzziehungen und eine starke Einflussnahme der Kolonial- bzw. Mandatsmächte auf die lokale Politik und Wirtschaft. Hinzu kamen die spezifischen Bedingungen in Palästina, die durch die zionistische Einwanderung, Besiedlung und Staatsbildung und deren Unterstützung durch die Mandatsmacht geprägt waren. Doch auch nach Ende des Mandats blieben externe Faktoren bei der spezifischen Ausformung der palästinensischen Identität und Nationalbewegung dominant: die Zerstreuung der arabischen Bevölkerung im Zuge der Nakba, die soziale, rechtliche und politische Ausgrenzung in Israel und in der Diaspora sowie eine panarabische Bewegung, die sich zwar die Befreiung Palästinas auf die Fahne schrieb, die Herausbildung einer eigenständigen palästinensischen Nationalbewegung aber zu unterdrücken suchte.[3]


Osmanisches Reich, zionistische Einwanderung und Erster Weltkrieg


Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hatten sich bereits wichtige Elemente palästinensischer Identität herausgebildet: ein überwiegend lokaler, städtischer Patriotismus, ein Zugehörigkeitsgefühl zur arabischen Nation sowie (sowohl bei Muslimen als auch bei Christen) eine religiös begründete Verbundenheit mit dem Heiligen Land. Vor dem Hintergrund des erstarkenden türkischen Nationalismus hatte die Ablehnung der osmanischen Fremdherrschaft zugenommen. Zudem hatten europäische Ideen des Nationalismus sowie die von Ägypten ausgehende kulturelle und islamische Erneuerungsbewegung Einfluss auf das Denken der arabischen Bewohnerinnen und Bewohner Palästinas entfaltet.[4] Die Ausformung einer spezifischen palästinensischen Identität war aber vor allem eine Reaktion auf den modernen politischen Zionismus, jüdische Einwanderung, umfangreiche Landkäufe und das Prinzip der «jüdischen Arbeit» (das die Beschäftigung von arabischen Arbeitskräften verbot), alles Phänomene, welche die Lebenswirklichkeit vor Ort zunehmend prägten und sie deutlich von der in den umgebenden Ländern unterschieden.

Die Identifikation mit Palästina kam zunächst vor allem in der lokalen, arabischsprachigen Presse - den Zeitungen «al-Karmil» (benannt nach dem Berg Karmil, nördlich von Haifa), «Filastin» (arab. für Palästina) und «al-Quds» (arab. für Jerusalem) - zum Ausdruck, die vermehrt Verbreitung fand.[5] Ein entsprechendes Bewusstsein war vor allem bei der gebildeten, städtischen Bevölkerung und den wohlhabenden, besitzreichen Großfamilien ausgeprägt, die ihren Wohnsitz in der Regel in den Städten hatten und als sogenannte Notabeln gesellschaftliche und politische Funktionen, etwa als Abgeordnete im osmanischen Parlament, erfüllten.[6]

Der Erste Weltkrieg wirkte als Katalysator für den Übergang zu einem modernen Nationalismus,[7] brachte er doch vor allem zwei Entwicklungen mit sich: den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches und einen Auftrieb für die Idee der nationalen Selbstbestimmung, für die sich zuvorderst US-Präsident Woodrow Wilson starkmachte. Die arabische Elite Palästinas stand vor allem vor der Frage, wie Selbstbestimmung am besten zu erreichen war. Zunächst schaute sie nach Damaskus und strebte Unabhängigkeit im Rahmen eines großsyrischen Staates unter König Faisal (also nicht in einem palästinensischen Staat) an. Dem standen aber die britisch-französischen Abmachungen über die Aufteilung der Region entgegen. Auf der Konferenz von San Remo, bei der sich die Alliierten des Ersten Weltkriegs im April 1920 trafen, um über die Neuaufteilung der Territorien des Osmanischen Reiches zu verhandeln, erhielt Frankreich das Mandat für Syrien zugesprochen. Im Juli desselben Jahres siegten die französischen Truppen in der Schlacht von Maysalun gegen die syrischen Aufständischen, die für die Umsetzung des Unabhängigkeitsversprechens kämpften. Im Folgenden musste König Faisal abdanken und ging ins Exil. Damit war die großsyrische Option verschlossen.



Mandatszeit und Arabischer Aufstand


Während des britischen Mandats (1922-â1948) begann sich auch über die Elite hinaus eine spezifische palästinensische Identität zu formen, die sich klar von derjenigen der arabischen Nachbarvölker abgrenzte. In der Presse, in Reden und in Büchern wurden die Begriffe «Palästina» und «Palästinenser» hervorgehoben, um die Verbundenheit zwischen dem Land und seiner arabischen Bevölkerung zu betonen. Zugleich kam es ab 1920 vermehrt zu Demonstrationen, Streiks und Unruhen sowie Angriffen auf die jüdische Bevölkerung. So wurden bei einem Massaker in Hebron im Sommer 1929, nach jüdisch-arabischen Auseinandersetzungen an der Klagemauer, 67 Jüdinnen und Juden von einer aufgebrachten arabischen Menschenmenge ermordet.

Gleichzeitig nahm auch die organisierte politische Opposition gegen die britische Herrschaft und die zionistische Bewegung zu. In den Jahren 1919-â1928 wurden von einem Netzwerk muslimisch-christlicher Gesellschaften sieben arabisch-palästinensische Kongresse organisiert. In Eingaben bei der Pariser Friedenskonferenz 1919/20, Petitionen an die Mandatsmacht und Appellen an den Völkerbund lehnten sie die Balfour-Erklärung ab und forderten eine Regierung auf Basis der Bevölkerungsmehrheit, palästinensische Unabhängigkeit sowie das Ende jüdischer Immigration und Landkäufe. 1920 wählte der dritte arabisch-palästinensische Kongress das Arabische Exekutivkomitee (auch die Arabische Exekutive genannt) als sein Vertretungsorgan. Bei der Mandatsmacht stieß dieses allerdings auf taube Ohren. Denn London machte die Anerkennung des Mandats und der Balfour-Erklärung zur Vorbedingung für...

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