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Emotionsfokussierte Einzeltherapie (EFIT)

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
248 Seiten
Deutsch
Junfermann Verlagerschienen am10.10.2023
Wachstum bei jedem Einzelnen fördern Die Emotionsfokussierte Therapie ist vor allem als richtungsweisende, empirisch validierte Paarintervention bekannt. Doch schon immer wird sie, besonders in der Behandlung von Depressionen, Ängsten oder Traumafolgen, auch im Einzelsetting angewandt. Wie sich im Lauf der Entwicklung herauskristallisiert hat, sind für die positiven und nachhaltigen Ergebnisse dieses Ansatzes vor allem zwei Faktoren relevant: - Erstens die gestochen scharfe Landkarte in Form der 'Bindungstheorie' genannten entwicklungspsychologischen Theorie der Persönlichkeit und - zweitens der Fokus auf die systematische Rekonstruktion des in der Sitzung auftretenden emotionalen Erlebens. Therapeut:innen erhalten eine praxisnahe Einführung in die EFIT. 'Dieses Buch ist voller Geschichten, Bilder und Informationen, mit deren Hilfe Sie in jeder Sitzung transformative Momente schaffen können. [...] Mit der genauen Landkarte in der Hand fühlen wir uns selbstsicher und kompetent und das überträgt sich auf unsere Arbeit, macht unsere Interventionen zielgenauer, führt bei unseren Klient:innen zu besseren Ergebnissen und bei uns viel seltener zu Burnout.' Susan M. Johnson & T. Leanne Campbell

Susan M. Johnson ist Professorin für Psychologie an der Ottawa University und Leiterin des Ottawa Couple and Family Institute. Sie ist international für ihre Workshops und Vorträge zur Praxis, Theorie und Erforschung der Paartherapie sowie zur Bindung bei Erwachsenen und allgemein zur Rolle der Emotion in der Psychotherapie bekannt. Sie lebt und arbeitet in Ottawa, Kanada.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR35,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR31,99

Produkt

KlappentextWachstum bei jedem Einzelnen fördern Die Emotionsfokussierte Therapie ist vor allem als richtungsweisende, empirisch validierte Paarintervention bekannt. Doch schon immer wird sie, besonders in der Behandlung von Depressionen, Ängsten oder Traumafolgen, auch im Einzelsetting angewandt. Wie sich im Lauf der Entwicklung herauskristallisiert hat, sind für die positiven und nachhaltigen Ergebnisse dieses Ansatzes vor allem zwei Faktoren relevant: - Erstens die gestochen scharfe Landkarte in Form der 'Bindungstheorie' genannten entwicklungspsychologischen Theorie der Persönlichkeit und - zweitens der Fokus auf die systematische Rekonstruktion des in der Sitzung auftretenden emotionalen Erlebens. Therapeut:innen erhalten eine praxisnahe Einführung in die EFIT. 'Dieses Buch ist voller Geschichten, Bilder und Informationen, mit deren Hilfe Sie in jeder Sitzung transformative Momente schaffen können. [...] Mit der genauen Landkarte in der Hand fühlen wir uns selbstsicher und kompetent und das überträgt sich auf unsere Arbeit, macht unsere Interventionen zielgenauer, führt bei unseren Klient:innen zu besseren Ergebnissen und bei uns viel seltener zu Burnout.' Susan M. Johnson & T. Leanne Campbell

Susan M. Johnson ist Professorin für Psychologie an der Ottawa University und Leiterin des Ottawa Couple and Family Institute. Sie ist international für ihre Workshops und Vorträge zur Praxis, Theorie und Erforschung der Paartherapie sowie zur Bindung bei Erwachsenen und allgemein zur Rolle der Emotion in der Psychotherapie bekannt. Sie lebt und arbeitet in Ottawa, Kanada.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749504404
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum10.10.2023
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10353033
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Was ist EFIT? Wir zeigen es Ihnen!

Dieses Kapitel soll Ihnen schnappschussartig zeigen, wie der Veränderungsprozess bei einer Klientin abläuft, die durch extreme sexuelle und physische Gewalt in der Kindheit schwer traumatisiert wurde und noch immer unter den Folgen leidet. So erfüllt Henny im gleich folgenden Fallbeispiel sämtliche Kriterien für eine komplexe entwicklungsbedingte Posttraumatische Belastungsstörung (komplexe PTBS). Damit Sie sich ein Bild machen können, wie EFIT in der Praxis aussieht und vor den abstrakteren Begriffen der Theorie und Praxis erst einmal ein Bauchgefühl dafür bekommen, schauen wir uns einige Interventionen an, die die Therapeutin (Sue Johnson) mit ihr durchführt.

Hennys Portrait einer Veränderung umfasst Ausschnitte aus Sitzungen der Anfangsphase, vom Ende der Phase 1 (Stabilisierung) und schließlich aus Phase 2 (Restrukturierung, Erweiterung der Arbeitsmodelle des Selbst und des anderen), wo Henny einschneidende Veränderungen an der Organisation ihrer emotionalen Welt und an ihrem Selbstbild vornimmt. Letzteres zu erweitern ist das ultimative Ziel der EFIT, um der Einengung entgegenzuwirken, die nicht nur in der Person selbst, sondern häufig auch im Kontakt mit anderen chronisches psychisches Leid verursacht. Dazu stimmt sich die EFIT-Therapeutin in jedem Moment auf die Klientin ein, wobei sie sich an der Landkarte der elementaren menschlichen Verletzlichkeiten orientiert, die ihr die Theorie und Wissenschaft der Bindung an die Hand gibt (Johnson 2020b). Die in jeder Einzel-, Paar- oder Familiensitzung genutzte Makro-Intervention namens EFT-Tango wird in diesem Kapitel nur angerissen und neben weiteren Mikro-Interventionen im späteren Verlauf des Buchs detailliert erläutert.
Fallbeispiel: Henny

Kichernd und mit federndem Schritt betritt Henny mein Zimmer. Sie hat volle blonde Locken und trägt schwere Wanderstiefel. Sie spricht sehr schnell und geht sofort in den Kontakt zu mir. Mit ihren 50 Jahren hat sie verschiedene Berufe ausgeübt. Zurzeit arbeitet sie als Fachlektorin und Sportlehrerin. Sie hat zwei Kinder im Teenageralter, Vinnie und Veronica, die sie seit dem Aus ihrer Ehe vor neun Monaten allein erzieht. Tom, ihren Ex-Mann, ein Zahnarzt, den sie mit 18 kennenlernte, hat sie wegen seiner extremen Alkohol-, Kokain- und Spielsucht hinausgeworfen. Dies ist schon ihr dritter Trennungsversuch. Die beiden Male davor ist sie in eine andere Stadt abgehauen , wie sie sagt, jetzt sei es aber endgültig . Sie nennt mir den Grund für die Therapie: Ich befinde mich ständig im Überlebensmodus, lebe von Moment zu Moment. Nun sei sie ausgelaugt : Ich mache total dicht und schlafe den ganzen Tag.

Ohne Luft zu holen sprudelt sie heraus: Bei der Geburt ihres zweiten Kindes sei Tom völlig high im Krankenhaus erschienen und dann seien auch noch ihre Eltern völlig überraschend von der anderen Seite des Kontinents angereist, um das neue Baby zu begutachten. Das habe bei ihr laut Diagnose eine PTBS ausgelöst. Eine Woche sei sie wie in Trance gewesen, katatonisch . Dies passt zu ihren Werten auf der Traumasymptom-Skala (TSI-2, Briere 2011), die bei Therapiebeginn in allen Hauptkriterien bis auf eines (Suizidalität) erhöht sind und Behandlungsbedarf signalisieren. Direkt nach der katatonen Episode bekam sie hochdosierte Medikamente, jetzt nimmt sie nur ein moderat dosiertes Anxiolytikum. Die Symptome ließen zwischenzeitlich nach, doch seit Toms Rauswurf leidet sie an Albträumen, Niedergeschlagenheit und Panikattacken sowie an intensiven Flashbacks im Zusammenhang mit dem Kindheitstrauma, das sie erlitten hat, als ihr Vater sie und ihre Schwester bis zum Einsetzen der Pubertät mehrmals betäubte und vergewaltigte. Wenn es Schlafenszeit war, schickte er eine von ihnen ins hinterste Zimmer und machte Jagd auf sie. Ihre Mutter bekam das zwar mit, stritt es später dann aber ab.

Trotz ihrer traumatischen Geschichte wirkt Henny auf den ersten Blick offenherzig, lebhaft, hochintelligent und geradezu begierig danach, sich weiterzuentwickeln. Sie weiß sich zu helfen: Ich kann alles selbst reparieren, wenn es drauf ankommt, sogar ein ganzes Haus wieder instandsetzen. Manchmal jongliere sie gleichzeitig drei Jobs und gebe außerdem Turnunterricht. Turnen habe ihr schon immer Spaß gemacht, darin sei sie richtig gut. Als Kind habe sie eine Kommode vor die Tür geschoben, damit ihr Vater nicht hereinkonnte, daran erinnere sie sich und an weitere Siege . Ich will so leben, dass ich mich sicher fühle, ich will das Muster durchbrechen. Aber jetzt ist das schwierig - Tom ist der einzige Mensch, der mich je geliebt hat. Anscheinend geliebt hat. Ich traue niemandem.

Das Ziel der 1. Phase der EFIT, Stabilisierung, besteht darin, ein positives Bündnis aufzubauen und die Klient:innen zu stabilisieren, ihre Stärken und ihre Resilienz herauszustreichen, Kohärenz und emotionales Gleichgewicht zu fördern und mit ihnen zusammen die zentralen Behandlungsthemen, Dilemmata und Ziele zu formulieren (siehe Kasten 1.1 am Kapitelende: Auflistung der EFIT-Phasen mit den jeweiligen Zielen). Henny vergleicht ihr Leben mit einem Tornado und genauso klingt es: Sie spricht rasend schnell, intellektualisiert, springt willkürlich von Geschichte zu Geschichte, von ihrer Kindheit zur nahen Vergangenheit, zusammenhanglos und daher kaum verständlich. Ich hatte Mühe, die wichtigsten Ereignisse zusammenzufügen und ihre Kindheitserfahrungen, ihre Beziehung zu Tom, die Trennung von ihm zeitlich einzuordnen. Die ersten zehn Sitzungen nach dem Assessment (siehe Kapitel 6) blieb ich fast ständig im empathischen Spiegelmodus, klärte die entscheidenden Momente ihres emotionalen Lebens, ihren Umgang damit wie auch ihre Beziehungsmuster (diesen EFIT-Prozess namens Tango-Move 1 erklären wir später). Sobald ich versuchte, sie zu verlangsamen, bestimmte Momente oder Themen zu vertiefen, brach sie ab und fing mit einer anderen Geschichte an.

Ich konzentrierte mich auf die Bildung eines sicheren Therapiebündnisses, blieb emotional aufgeschlossen und zugänglich, ging responsiv auf sie ein, normalisierte und validierte ihren Schmerz und ihre Dilemmata und wartete, bis ich das Gefühl hatte, dass sie bereit war für die Vertiefung ihres emotionalen Engagements in der Sitzung. An einem Punkt sagte sie, sie könne eine traumatische Szene für mich zeichnen, die sich mit ihrer Mutter und ihrer Schwester draußen vor einer Kirche abgespielt hatte. Ihre Zeichnung ergab für mich jedoch keinen Sinn, denn Menschen waren darauf nicht zu sehen, nur die Kirche. Als ich das anmerkte, lachte sie und wechselte das Thema. Ich konzentrierte mich weiterhin darauf, mich - vom bindungsorientierten Modell gestützt - unablässig empathisch auf sie einstimmen und wartete, bis sie mit ihren bruchstückhaften Informationen durch war und mich wirklich in ihr Leben hineinließ. Wie in der EFIT oder überhaupt in der EFT üblich, wollte ich, dass sie in tiefere Erfahrungslevel im Hier und Jetzt der Sitzung eindringt; weg von der Vergangenheit und dem verkopften Abspulen von Einfällen und Erinnerungen hin zur Gegenwart und ihrer voll engagierten, lebendigen Erkundung aus dem Bauch heraus (gemessen auf der Experiencing-Skala, siehe Kapitel 4). Möglich ist dieser Prozess nur durch die bewusste, allmähliche Schaffung eines bindungsorientierten emotionsfokussierten therapeutischen Bündnisses, das im Sinne von Carl Rogers (2004) authentisch, transparent und akzeptierend ist. Wie die Bindungstheorie nahelegt, bemühen wir uns im Umgang mit unseren Klient:innen stets offen und ansprechbar, emotional responsiv und voll engagiert zu sein (Johnson 2020b, 2021), wie es einer stärkeren, erfahreneren und Sicherheit vermittelnden Bindungsfigur entspricht.

Nach und nach konnte ich Henny verlangsamen und ihr helfen, so weit mit der trennnungsbedingten Trauer und Angst zurechtzukommen, dass sie wieder Boden unter den Füßen bekam und in der Lage war, sich um Dinge wie das Sorgerecht für die Mädchen zu kümmern und sie vor dem Kontakt mit ihrem alkoholisierten oder drogenberauschten Vater zu schützen. Im Fokus stand außerdem die Suche nach Resilienzmomenten als sichere Orte - die ihr Zuflucht gewährten, wenn sie sich einem schmerzhaften Erlebnis öffnete, es dann aber nicht aushielt. In der EFIT ist dies in der Regel ein positiver Moment mit einer früheren sicheren Bindungsfigur, von der sich die Betreffenden angenommen und wertgeschätzt gefühlt haben. Henny fand jedoch zu keinem einzigen Moment dieser Art Zugang, und deshalb suchten wir nach einem anderen, in dem sie sich stark und kompetent gefühlt hatte. Fündig wurden wir beim Turnen, wo sie gut war und gelobt wurde. Ich bat sie, die Augen zu schließen, evozierte ein lebhaftes, konkretes Erlebnis und fasste das dann zusammen.

Therapeutin: Jetzt sind Sie also ungefähr elf Jahre alt, stehen auf dem Schwebebalken, spüren ihn unter Ihren Füßen, stark, selbstsicher. Sie nehmen Anlauf zum Sprung, Ihr Körper dreht sich, Sie spüren Ihre Kraft, landen auf dem Balken, und wieder springen Sie und wirbeln durch die Luft. Sie wissen, wo der Balken ist. Sie wissen, Sie können springen und Ihren Körper biegen und wieder springen und mit erhobenen Armen perfekt landen. Auf dem Gesicht Ihres Trainers sehen Sie ein Lächeln, er strahlt Sie an - Ihr Können, Ihren Mut und Ihre halsbrecherischen Sprünge - die Risiken, die Sie auf sich nehmen. Spüren Sie das jetzt in Ihrem Körper? (Sie nickt energisch.) Gut. Der Sprung, die Drehung, die Landung. Sie wussten, wo der Boden war - was wirklich war. Genauso Ihr Körper, Sie waren in ihm zuhause. Das wäre also ein guter Ort für Sie, wenn Sie Angst haben...
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Autor

Susan M. Johnson ist Begründerin der Emotionsfokussierten Therapie (EFT). Sie ist emeritierte Professorin für Psychologie an der Ottawa University und Leiterin des Ottawa Couple and Family Institute. Sue Johnson ist international anerkannte Expertin für Paartherapie sowie für Bindung bei Erwachsenen.T. Leanne Campbell ist Co-Direktorin des Vancouver Island Centre for EFT und der Campbell & Fairweather Psychology Group sowie Honorary Research Associate der Vancouver Island University.