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Der vierte Kennedy

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
576 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am18.12.20131. Auflage
Francis Xavier Kennedy, Präsident der Vereinigten Staaten, steht als ­fiktiver­ vierter Kennedy ganz in der demokratischen Tradition seiner berühmten Namensvettern. Von privaten Schicksalsschlägen zermürbt, ist er amtsmüde geworden und erwägt, für die nächste Legislaturperiode nicht mehr zu kandidieren. Doch dann entführt ein internationales Terrorkommando eine amerikanische Linienmaschine in das kleine Öl-Sultanat Sherhaben. An Bord befindet sich Kennedys Tochter Theresa ...

Marion Puzo, geb. 15. Oktober 1920 in New York City. Puzo wuchs in Little Italy, einem New Yorker Stadtteil, in ärmlichen Verhältnissen auf. Im Jahr 1950 veröffentlichte Puzo seine erste Kurzgeschichte, im Jahr 1955 seinen ersten Roman 'The Dark Arena'. Er schrieb für Magazine und war zeitweise auch Regierungsangestellter. Puzo wurde zu einem weltweit bekannten Krimiautor. Durch seinen 1969 erschienenen Roman 'Der Pate' wurde er bekannt.
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Verfügbare Formate
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EUR4,99
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Produkt

KlappentextFrancis Xavier Kennedy, Präsident der Vereinigten Staaten, steht als ­fiktiver­ vierter Kennedy ganz in der demokratischen Tradition seiner berühmten Namensvettern. Von privaten Schicksalsschlägen zermürbt, ist er amtsmüde geworden und erwägt, für die nächste Legislaturperiode nicht mehr zu kandidieren. Doch dann entführt ein internationales Terrorkommando eine amerikanische Linienmaschine in das kleine Öl-Sultanat Sherhaben. An Bord befindet sich Kennedys Tochter Theresa ...

Marion Puzo, geb. 15. Oktober 1920 in New York City. Puzo wuchs in Little Italy, einem New Yorker Stadtteil, in ärmlichen Verhältnissen auf. Im Jahr 1950 veröffentlichte Puzo seine erste Kurzgeschichte, im Jahr 1955 seinen ersten Roman 'The Dark Arena'. Er schrieb für Magazine und war zeitweise auch Regierungsangestellter. Puzo wurde zu einem weltweit bekannten Krimiautor. Durch seinen 1969 erschienenen Roman 'Der Pate' wurde er bekannt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955302375
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum18.12.2013
Auflage1. Auflage
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1724739
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. Kapitel

Am Morgen des Ostersonntags verließ Romeo mit seiner Gruppe von vier Männern und drei Frauen in voller Einsatzausrüstung den Kastenwagen. Sie tauchten in den Straßen um den Petersplatz unter und mischten sich unter die festlich herausgeputzte Menge, die Damen in frühlingsfrischen Pastellfarben und operettenhaft eleganten Kirchgangshüten, die schmucken Herren in seidigen, cremefarbenen Anzügen mit gelb gestickten Palmkreuzen auf den Revers. Die Kinder waren sogar noch feiner ausstaffiert, die kleinen Mädchen mit Handschuhen und Rüschenkleidern, die Jungen in marineblauen Kommunionsanzügen und roten Krawatten auf schneeweißen Hemden. Und überall in der Menge erteilten lächelnde Priester den Gläubigen freundlich-herablassend den Segen.

Romeo dagegen wirkte nicht wie ein fröhlicher Pilger, sondern wie ein sehr ernsthafter Zeuge der Auferstehung, die an diesem Ostermorgen gefeiert wurde. Er trug einen stumpfschwarzen Anzug, ein steif gestärktes weißes Hemd und eine reinweiße Krawatte, die sich kaum davon abhob. Seine schwarzen Schuhe hatten Gummisohlen. Jetzt knöpfte er seinen Kamelhaarmantel zu, um das Gewehr zu tarnen, das darunter in einer Spezialschlinge hing. Seit drei Monaten hatte er mit diesem Gewehr trainiert, bis seine Zielsicherheit tödlich war.

Die vier Männer aus seiner Gruppe waren als Kapuzinermönche verkleidet: Sie trugen lange, erdbraune Kutten mit dicken Tuchgürteln. Sie hatten sich eine Tonsur geschnitten, die sie jedoch mit einem Käppchen bedeckten. Unter den weiten Gewändern hatten sie Handgranaten und Faustfeuerwaffen versteckt.

Die drei Frauen, darunter Annee, hatten sich als Nonnen getarnt und trugen ebenfalls Waffen unter dem weiten, schwarzweißen Habit. Während die Menschen ihnen bereitwillig Platz machten, ging Annee mit den beiden anderen Nonnen voran, damit Romeo ihnen problemlos folgen konnte. Hinter Romeo kamen die vier Mönche der Gruppe, die die Umgebung im Auge behielten und jederzeit zum Eingreifen bereit waren, falls Romeo von der päpstlichen Wache angehalten werden sollte.

So gelangte Romeos Gruppe allmählich zum Petersplatz, ohne in der riesigen Menge, die sich dort sammelte, aufzufallen. Und schließlich blieben sie, dunklen Korken gleich, die auf einem Meer geblümter Seide tanzen, auf der gegenüberhegenden Seite des Platzes so stehen, daß ihnen die Marmorsäulen und Steinmauern im Rücken Schutz boten. Romeo hielt sich ein wenig abseits. Er wartete auf ein Signal von der anderen Platzseite, wo Yabril und seine Gruppe damit beschäftigt waren, kleine Heiligenfiguren an den Mauern zu befestigen.

Yabril und seine Gruppe von drei Männern und drei Frauen waren zwanglos in besonders weite Jacken gekleidet. Die Männer hatten Faustfeuerwaffen am Körper versteckt, die Frauen hantierten mit den Heiligenfiguren. Diese Figuren, kleine Christusstatuen, waren mit Sprengstoff gefüllt, der auf ein Funksignal hin gezündet werden sollte. An der Rückseite waren sie mit einem so starken Klebstoff bestrichen, daß sie sich nicht einmal durch das Gedränge der Menschen zufällig lösen konnten. Außerdem waren die Figuren wunderschön gestaltet: aus recht kostbar wirkender, weißer, bemalter Terrakotta, die um ein Drahtskelett herumgeformt war. Da sie wie Bestandteile der Osterdekorationen wirkten, galten sie als sakrosankt.

Nachdem alles erledigt war, führte Yabril seine Gruppe durch das Gewühl vom Petersplatz herunter zu seinem eigenen wartenden Kastenwagen. Einen der Männer schickte er zu Romeo, um ihm das Funkgerät zum Auslösen der Sprengsätze zu überbringen. Dann stieg Yabril mit seiner Gruppe in den Kastenwagen und machte sich auf den Weg zum römischen Flughafen. Papst Innozenz sollte erst drei Stunden später auf den Balkon hinaustreten. Sie hatten den Zeitplan perfekt eingehalten.

Im Kastenwagen, abgeschnitten von der Welt des österlichen Rom, dachte Yabril daran zurück, wie dieser ganze Plan entstanden war. Vor wenigen Jahren hatte Romeo bei einem gemeinsamen Auftrag erwähnt, der Papst verfüge über die beste Sicherheitstruppe von allen europäischen Herrschern. Yabril hatte nur gelacht und ihm geantwortet: »Wer will schon einen Papst umbringen? Das ist doch, als wollte man eine ungiftige Schlange töten. Eine nutzlose, alte Galionsfigur mit einem Dutzend nutzloser Greise, die darauf warten, seinen Platz einzunehmen. Verlobte Christi, ein Dutzend Marionetten mit roten Hüten. Was würde sich durch den Tod eines Papstes auf der Welt ändern? Ihn entführen na ja, das könnte ich mir schon vorstellen; schließlich ist er der reichste Mann der Welt. Aber ihn umbringen wäre nicht mehr als eine in der Sonne dösende Eidechse töten.«

Romeo hatte ihm widersprochen, und seine Argumente faszinierten Yabril. Der Papst werde von Hunderten Millionen Katholiken auf der ganzen Welt verehrt. Und zweifellos sei der Papst ein Symbol für den Kapitalismus, von den christlichen Bourgeoisie-Staaten des Westens unterstützt. Der Papst sei einer der ganz großen Autoritäten im Bauwerk dieser Gesellschaft. Daraus folge, daß ein Attentat auf den Papst ein zutiefst erschütternder psychologischer Schlag für die Welt der Feinde sein würde. Ein Mord am Stellvertreter jenes Gottes auf Erden, an den sie nicht glaubten! Die Königsfamilien von Rußland und Frankreich seien ermordet worden, weil auch sie aus gottgegebener Macht regierten, und diese Morde hätten die Menschheit ein großes Stück weitergebracht. Gott sei ein betrügerischer Trick der Reichen, ein Schwindel für die Armen, und der Papst ein irdischer Statthalter dieser teuflischen Macht. Aber auch das war nur die eine Hälfte der Idee. Yabril erweiterte das Konzept. Nun entwickelte das Unternehmen eine Großartigkeit, die Romeo erschauern ließ und Yabril mit staunender Bewunderung für sich selbst erfüllte.

Romeo war allerdings trotz all seines Geredes und seiner großen Opferbereitschaft nicht das, was Yabril unter einem echten Revolutionär verstand. Yabril hatte die Geschichte der italienischen Terroristen gründlich studiert. Sie waren ausgezeichnet darin, Staatsoberhäupter zu ermorden; sie hatten andächtig die Russen studiert, die nach zahlreichen Versuchen ihren Zaren schließlich doch noch ermordeten, ja, sie hatten von den Russen sogar diesen Namen übernommen, den Yabril verabscheute: Christen der Gewalt.

Einmal hatte Yabril Romeos Eltern kennengelernt: Der Vater ein Taugenichts, ein Parasit an der Menschheit. Ausgestattet mit Chauffeur, Kammerdiener und einem riesigen lammähnlichen Hund, den er als Köder benutzte, um die Damen auf den Boulevards anzumachen. Aber ein Mann mit perfekten Manieren. Es war unmöglich, ihn nicht zu mögen, solange man nicht sein Sohn war.

Und die Mutter? Auch bloß so eine Schönheit des kapitalistischen Systems, nach Geld und Juwelen gierend, eine fromme Katholikin. Wunderschön gekleidet, Zofen im Schlepptau, schritt sie jeden Morgen zur Messe. Um nach getaner Buße für den Rest des Tages ausschließlich ihrem Vergnügen nachzugehen. Genau wie ihr Ehemann war sie genußsüchtig, treulos und ihrem einzigen Sohn Romeo ergeben.

Und nun sollte diese glückliche Familie endlich ihre Strafe bekommen. Der Vater ein Malteserritter, die Mutter täglich in Kommunikation mit Christus und ihr Sohn der Mörder eines Papstes. Welch eine Bosheit, dachte Yabril. Armer Romeo, du wirst eine schlimme Woche erleben, wenn ich dich verrate.

Bis auf die allerletzte Wendung, die Yabril hinzugefügt hatte, kannte Romeo den gesamten Plan. »Genau wie Schach«, erklärte Romeo. »Schach dem König, Schach dem König und schachmatt. Hervorragend!«

Yabril sah auf seine Uhr; noch fünfzehn Minuten. Der Kastenwagen fuhr in gemäßigtem Tempo auf der Autostraße in Richtung Flughafen.

Es wurde Zeit. Er sammelte alle Waffen und Granaten der Gruppe ein und packte sie in einen Koffer. Als der Wagen vor dem Flughafengebäude hielt, stieg Yabril als erster aus. Die übrigen Gruppenmitglieder sollten an einem anderen Eingang abgesetzt werden. Langsam schlenderte Yabril mit dem Koffer durch den Terminal und hielt aufmerksam Ausschau nach getarnten Sicherheitspolizisten. Kurz bevor er den Kontrollpunkt erreichte, betrat er einen Souvenir- und Blumenladen. An einem Haken an der Innenseite der Tür hing ein Schild mit der rot-grünen Aufschrift »Geschlossen«. Es war das verabredete Zeichen dafür, daß er ungefährdet eintreten konnte, und hielt potentielle Kunden fern.

Die Verkäuferin im Laden war eine Wasserstoffblondine mit dickem Make-up und eher gewöhnlichen Zügen, aber mit einer angenehmen, einladenden Stimme und einer üppigen Figur, die durch das schlichte Wollkleid mit dem eng gezogenen Gürtel vorteilhaft betont wurde.

»Tut mir leid«, sagte sie zu Yabril, »aber Sie sehen ja an dem Schild, daß wir geschlossen haben. Heute ist schließlich Ostersonntag.« Aber ihr Ton war freundlich und keineswegs abweisend. Außerdem lächelte sie besonders zuvorkommend.

Yabril antwortete mit seinem Codesatz, der sein Erkennungszeichen war. »Christus ist zwar auferstanden, ich aber muß trotzdem meinen Geschäften nachgehen.«

Sie streckte die Hand aus und nahm ihm der Koffer ab.

»Kommt die Maschine pünktlich?« erkundigte sich Yabril.

»Ja«, sagte die Frau. »Sie haben eine Stunde Zeit. Gibt es irgendwelche Änderungen?«

»Nein«, entgegnete Yabril. »Aber vergessen Sie nicht, daß jetzt alles von Ihnen abhängt.« Damit ging er hinaus. Er hatte die Frau noch nie zuvor gesehen und würde sie auch nie wiedersehen, und sie hatte ausschließlich von dieser einen Phase des Unternehmens Kenntnis. Er warf einen Blick auf die Abflugtafel. Ja, die Maschine würde pünktlich starten.

Die Frau war eines der wenigen weiblichen...
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