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Meine Sex Pistols Geschichte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
360 Seiten
Deutsch
Hannibal Verlagerschienen am28.04.20221. Auflage
PUNK! Worte wie Faustschläge - voll in die Fresse! Die Sex Pistols veröffentlichten während ihrer kurzen Karriere nur ein Album - doch das glich einer wahren Explosion! Als die Punk-Hymne »God Save The Queen« 1977 aus den Lautsprechern plärrte, veränderte sich nicht nur die Musikwelt. Auch das soziale Gefüge wurde radikal umgepflügt. In einer Zeit, in der Weichei-Schnullis selbstverliebt zu Disco-Sounds tänzelten, erhob sich die Stimme aus der Gosse, griff das Establishment an und rammte ihm einen schmerzhaften Stachel ins lethargische Sitzfleisch. Gitarrist Steve Jones lässt in seiner Autobiografie diese radikale Ära des Wandels wiederauferstehen, in der Klebstoffschnüffeln, der obligatorische Irokese und Sicherheitsnadeln als Ohrschmuck en vogue waren. In einem ungehobelten, schockierend ehrlichen und manchmal auch lustigen Ton berichtet er von sexuellem Missbrauch, Maloche in einem Schlachthof, brutaler Kriminalität und dem Aufbegehren gegen ein »faschistisches Regime«, das die unteren Schichten knechtet. STEVE JONES - Meine Sex-Pistols-Geschichte ist die eindringliche und fesselnde Rückschau des Musikers, der den europäischen Punk initiierte.

Steve Jones gründete die Sex Pistols und schrieb Musikgeschichte. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Gitarrist wurde in seiner Jugend als verhaltensauffällig eingestuft und 14 Mal aufgrund diverser Straftaten verurteilt. Er überwand dann aber die Perspektivlosigkeit und verwirklichte sich auch als Schauspieler, Radiomoderator und Autor. Steve Jones lebt heute in Kalifornien.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextPUNK! Worte wie Faustschläge - voll in die Fresse! Die Sex Pistols veröffentlichten während ihrer kurzen Karriere nur ein Album - doch das glich einer wahren Explosion! Als die Punk-Hymne »God Save The Queen« 1977 aus den Lautsprechern plärrte, veränderte sich nicht nur die Musikwelt. Auch das soziale Gefüge wurde radikal umgepflügt. In einer Zeit, in der Weichei-Schnullis selbstverliebt zu Disco-Sounds tänzelten, erhob sich die Stimme aus der Gosse, griff das Establishment an und rammte ihm einen schmerzhaften Stachel ins lethargische Sitzfleisch. Gitarrist Steve Jones lässt in seiner Autobiografie diese radikale Ära des Wandels wiederauferstehen, in der Klebstoffschnüffeln, der obligatorische Irokese und Sicherheitsnadeln als Ohrschmuck en vogue waren. In einem ungehobelten, schockierend ehrlichen und manchmal auch lustigen Ton berichtet er von sexuellem Missbrauch, Maloche in einem Schlachthof, brutaler Kriminalität und dem Aufbegehren gegen ein »faschistisches Regime«, das die unteren Schichten knechtet. STEVE JONES - Meine Sex-Pistols-Geschichte ist die eindringliche und fesselnde Rückschau des Musikers, der den europäischen Punk initiierte.

Steve Jones gründete die Sex Pistols und schrieb Musikgeschichte. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Gitarrist wurde in seiner Jugend als verhaltensauffällig eingestuft und 14 Mal aufgrund diverser Straftaten verurteilt. Er überwand dann aber die Perspektivlosigkeit und verwirklichte sich auch als Schauspieler, Radiomoderator und Autor. Steve Jones lebt heute in Kalifornien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783854457329
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.04.2022
Auflage1. Auflage
Seiten360 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse31098 Kbytes
Illustrationenmit 24 Seiten Bilderstrecke
Artikel-Nr.8562719
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Chrissie Hynde (7)

Teil I: Anfang (11)
1. Der Artful Dogder (13)
2. Mein Nikotintuch (18)
3. Der Gestank von Gummi (24)
4. Der Kinderschänder in der Unterführung (34)
5. Die Ära der Skinheads (45)
6. Der Unsichtbarkeitsmantel (54)
7. Silver Machine (63)
8. Großer Rod, wir loben dich (83)
9. Der Typ mit dem Elektroschocker (93)
10. Die Probehöhle (103)

Teil II: Mittendrin (115)
11. Let It Rock (117)
12. Das Phantom des Odeon (128)
13. "Scarface, Scarface, scarred from ear to ear ..." (138)
14. Kutie Jones and his Sex Pistols (148)
15. Ein Johnny für gewisse Stunden (165)
16. Der Prinz der Denmark Street (174)
17. The Spunk Tapes (184)
18. Was macht eigentlich Bill Grundy heute? (196)
19. Vicious - ein Troublemaker heuert an (209)
20. Never Mind The Bolloks ... (220)

Teil III: Danach (235)
21. Zwischenstopp in Brasilien (237)
22. Von ganz oben nach ganz unten (255)
23. Wie ich auf Elvis' Grab pinkelte (266)
24. New Yorker Intermezzo (275)
25. Entzug in Tarzana (284)
26. Iggy, Dylan & der große O (294)
27. Der Wolfsmensch vom Sunset Strip (305)
28. Gruppentherapie (313)
29. Kein Schlaf bis Hammersmith (323)
30. Endlich im Radio (337)

Anhang: Dinge, die nicht Rock'n'Roll sind (354)
Danksagungen (356)
Bildnachweise (358)
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Leseprobe



1. Der Artful Dodger

Wenn ich mich an meine Kindheit in West London in den 1960ern zurückerinnere, dann muss ich immer an Wellblech denken. An Wellblech und daran, dass gelegentlich mal ein Ford Anglia um die Ecke kurvte. Baustellen und Schutt, so weit das Auge reichte - als ob alles rund um uns dem Untergang geweiht gewesen wäre. Das Wellblech war dabei ein echtes Ärgernis, wenn man darüber hinwegklettern wollte. Es ging uns einfach auf den Sack. Es war zweieinhalb Meter hoch und scharfkantig genug, um Spuren an deinen Händen zu hinterlassen, wenn man sich daran hochzog. Es war fast so, als ob die Bauarbeiter nicht wollten, dass ich auf ihren Baustellen Bulldozer kurzschloss, um ihre Teehütten plattzumachen. Solche rücksichtslosen Wichser.

Auf den gefährlichen Straßen von Shepherd s Bush begegneten einem damals kaum irgendwelche Filmstars, obwohl sich die Fernsehstudios der BBC ganz in der Nähe befanden. Als nun Jack Wild - jener Junge, der den Artful Dodger in Oliver gespielt hatte - eines Tages in den späten 1960ern meine Straße entlangspazierte, musste ich ihn ein wenig genauer beäugen. Ich war ja selbst ein kleiner Artful Dodger, nicht so unähnlich der Filmfigur, die der gute Jack verkörpert hatte. Zwar war ich noch kein richtiger Taschendieb, aber ich hatte schon dem einen oder anderen Fahrrad oder auch brandneuen Modelleisenbahnen aus dem Lagerraum von Hamleys ein neues Zuhause geschenkt. Doch ich sah in Jack kein kriminelles Vorbild. Mich interessierte an ihm, dass er berühmt war. Wenn nun etwa Elsie Tanner aus Coronation Street durch mein Viertel flaniert wäre, hätte ich mich genauso gefreut.

Als ein paar andere Kids und ich spitzkriegten, wer er war, begannen wir, ihm zu folgen. Vermutlich war das für sich genommen nicht sonderlich schräg. Eine normale Reaktion eines 13-Jährigen auf ein bekanntes Gesicht aus Film oder Fernsehen. Man wollte ihm so nahe wie möglich kommen, damit vielleicht ein wenig von seiner Magie auf einen selbst übersprang. Aber ich musste alles immer übertreiben. Einer nach dem andern zogen meine Kumpels wieder Leine, aber ich heftete mich ihm weiterhin an die Fersen. Als ob er etwa Peter Pan gewesen wäre. Heute bin ich mir nicht mehr sicher, warum ich das tat. Wahrscheinlich fühlte ich mich einfach stärker als die anderen Jungs von dieser besonderen Aura angezogen, die ihm seine Berühmtheit zu verleihen schien.

Obwohl Jack Wild ein paar Jahre älter als ich war, überragte er mich nicht um sonderlich viel. Er machte auch nicht wirklich was her - er trug jetzt nicht seinen Zylinder oder so. Aber wenn man als eines jener Kids, die sich selbst eingesperrt und ein wenig einsam fühlten, auf jemanden traf, der offenbar alles auf die Reihe gekriegt hatte, dann glaubte man vielleicht, dass das Leben, wenn man sich nur in so jemandes Nähe aufhielt, in Ordnung käme und der Schmerz, der einen erfüllte, endlich nachließe.

Keine Ahnung, was er sich damals dachte, als ich ihm so hinterherschlich. Ich nehme an, dass es ihn ein bisschen verängstigt hat - vor allem angesichts des ganzen Wellblechs, das sich am Straßenrand hinzog. Er hätte da nie im Leben drüber hinwegklettern können, um vor mir zu flüchten.

Damals gehörten meine Kumpels und ich zur ersten Welle von Skinheads. Wir hörten Motown, Ska und Blue Beat und liebten die Musik von Leuten wie Prince Buster, den wir dank der karibischen Kids kannten, die in unserer Gegend wohnten. Wenn Jack sich zu mir umgedreht hätte, um einen Blick auf mich zu riskieren - so ganz nonchalant und ungezwungen eben -, hätte er mich in meinen dunkelroten Doc-Martens samt spacig-durchsichtigen Sohlen hinter ihm her latschen gesehen. Diese Stiefel polierte ich damals wie ein Irrer. Es kann gut sein, dass ich ein Paar schnieker Sta-Prest-Hosen und ein schneidiges Ben-Sherman-Hemd trug, für das ich bis nach Richmond hatte pilgern müssen, um es in einer Boutique namens Ivy League zu klauen.

Er fühlte sich wahrscheinlich ziemlich erleichtert, als ich nach ein oder zwei Kilometern meine Verfolgung aufgab. In späteren Jahren überschritt ich einige Grenzen, um Leuten nahezukommen, von denen ich hoffte, sie könnten mich heile machen . Damals hatte ich aber noch nicht zu saufen begonnen, weshalb ich mich noch im Griff hatte. Jack Wild ging wenig später nach Hollywood, aber ich glaube nicht, dass seine Geschichte allzu glücklich endete. Viele dieser Kinderstars scheinen eher tragische Lebensgeschichten zu haben. Der Ruhm macht ihnen schon früh schwer zu schaffen. Wenn man aber damit beschäftigt ist, jemanden zu beneiden, denkt man nicht darüber nach, dass sie vielleicht ihre ganz eigenen Probleme zu bewältigen haben.

Als kleiner Junge fantasierte ich, andere Eltern zu haben. Ich sah etwa Leute in Filmen und Fernsehserien und fragte mich: Warum kann ich nicht zu deren Familie gehören? Diana Dors - sie war so eine Art englische Marilyn Monroe - hatte es mir diesbezüglich besonders angetan. Ich verbrachte eine halbe Ewigkeit damit, mir auszumalen, wie viel besser alles sein könnte, wenn ich ihr Sohn wäre. Könnte ich nur bei Diana sein, anstatt bei meinen echten Eltern , sagte ich zu mir selbst. Damals war das aber wohl noch keine sexuelle Sache. Ich konnte bloß mein beschissenes Leben nicht ausstehen und suchte nach Dingen, an denen ich mich festklammern konnte, damit sie mich von diesem Ort forttrugen.

Ich hatte jetzt auch nicht die allerschlimmste Kindheit. Man hört ja ganz schreckliche Geschichten von Kindern, die viel üblere Misshandlungen durchmachen müssen, als das bei mir der Fall war. Es wäre mir sehr unangenehm, mich selbst auf eine Stufe mit ihnen zu stellen. Allerdings ist mir auch bewusst, wie sehr die Dinge, die ich als Kind erlebte, mich psychisch mitgenommen haben. Das hält bis heute an. Selbstverständlich ist die chemische Zusammensetzung des Gehirns eine ganz individuelle Sache, weshalb manche Leute, die viel Schlimmeres durchleben mussten, am Ende viel besser dastehen als Leute, die ganz behütet und idyllisch aufgewachsen sind. Ich kann euch aber bloß von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Angesichts der Tatsache, wie unzuverlässig mein Gedächtnis ist, bin ich mir, was manche Erinnerungen betrifft, jedoch auch nicht mehr ganz so sicher.

Ich habe noch nicht den blassesten Schimmer davon, wie meine Story sich lesen wird, sobald ich sie einmal zu Papier gebracht habe. Ich nähere mich diesem Unternehmen ganz ohne Agenda - abgesehen von ein paar Sachen, die ich richtigstellen will. Hoffentlich bin ich auch in der Lage, herauszufinden, wie meine unterschiedlichen Lebensphasen zusammenpassen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich am Ende nicht wie ein nach Rosen duftender Prinz in strahlender Rüstung dastehen werde.

Ihr kennt sicher die Szene in A Clockwork Orange, in der dem Protagonisten gewaltsam die Augen geöffnet werden, damit er sich daran erinnert, was für ein verdammtes Arschloch er doch war. Ungefähr so wird es sich wohl anfühlen, dieses Buch zu schreiben. Natürlich zwingt mich keiner dazu. Auch hatte ich reichlich coole Zeiten in meinem Leben. Heute, da ich von meinen alten Gewohnheiten abgelassen habe, wird mir aber richtig schlecht, wenn ich nur daran denke, was für üblen Scheiß ich früher so abgezogen habe.

Obwohl ich bereits vor Urzeiten zum ersten Mal mit dem Trinken und den Drogen aufgehört habe, wache ich gelegentlich immer noch schweißgebadet auf und erinnere mich an all die Dinge, auf die ich nicht sonderlich stolz bin. Aber wenn ich nun jedes Mal, wenn ich von einer neuen Schandtat berichte, ein großes Tamtam machen würde hinsichtlich meiner Verantwortung und Schuld, würde dieses Buch sehr schnell sehr langweilig werden. Ihr müsst mir also glauben, dass ich mir heute Mühe gebe, ein weniger verachtenswerter Zeitgenosse zu sein. Wer trotzdem den Stab über mich brechen möchte, darf das gern tun, sobald für mich der Vorhang endgültig gefallen ist.

Eines kann ich euch allerdings versprechen: Ich werde nicht darüber schwadronieren, dass auch alle anderen Menschen abstinent leben müssen. Mir ist es so was von scheißegal, ob irgendwer high sein will. Ich war schon an der Reihe, jetzt seid ihr dran. Schießt euch ab, wenn euch danach ist. Wenn sich nun jemand mit meinen Erfahrungen identifizieren kann und ihm das auf wundersame Weise dabei hilft, ein weniger extremes Arschloch als ich zu sein, dann ist das aber auch eine feine Sache. Doch ich will auch nicht die Art Wichser sein, bei dem es dann heißt: Ach, er war früher ein Rock n Roller, aber jetzt will er allen erklären, wie man sein Leben leben sollte ⦠Scheiß auf solche Prediger! So einer will ich sicher nicht sein. Nur weil ich letzten Endes Jack Wild nach Hollywood nachgefolgt bin, heißt das nicht, dass ich damit ein One-Way Ticket ins La-La-Land gebucht habe.

Nach meiner Begegnung mit dem Artful Dodger sollten noch ein paar Jahre ins Land ziehen, bevor ich meinen eigenen Fagin treffen sollte, nämlich einen gewissen Malcolm McLaren, der so ganz nebenbei total auf diesen ganzen Charles-Dickens-Kram abfuhr. Sobald dies eingetroffen war, fühlte es sich so an, als hätte der gute alte Jack ausgedient - und ehe man sich versah, war es unsere fröhliche Truppe musikalischer Outlaws, die sich aus den Taschen der Plattenfirmen bediente, als gäbe es kein Morgen. Aber als wir schließlich begriffen, dass unser beflissener Zampano die ganze Kohle für The Great Rock Rock n Roll Swindle verprasst...

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Autor

Steve Jones gründete die Sex Pistols und schrieb Musikgeschichte. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Gitarrist wurde in seiner Jugend als verhaltensauffällig eingestuft und 14 Mal aufgrund diverser Straftaten verurteilt. Er überwand dann aber die Perspektivlosigkeit und verwirklichte sich auch als Schauspieler, Radiomoderator und Autor. Steve Jones lebt heute in Kalifornien.
Meine Sex Pistols Geschichte