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Die Insassin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.03.2023
Die unschuldige Mörderin
Seit mehreren Jahren sitzt Linda Andersson im Gefängnis, die Anklage lautet: Mord. Sie soll ihren Mann Simon erstochen haben. Alle Indizien sprechen gegen Linda: Ihre Ehe mit Simon war am Ende, und sie wurde von der Polizei mit blutdurchtränkten Kleidern im selben Raum wie die Leiche ihres Mannes angetroffen. Linda ist davon überzeugt, unschuldig zu sein. Nur: Sie kann sich an nichts erinnern. Wie soll sie herausfinden, was sich in der Mordnacht wirklich ereignet hat? Dafür müsste sie erst aus dem Gefängnis ausbrechen. Und was, wenn die Wahrheit noch viel grausamer ist, als sie bisher dachte?

Elisabeth Norebäck liest eine Menge Krimis und liebt Thriller-Serien im TV über alles. Ihr Debütroman »Das Schweigemädchen« erschien in 35 Ländern und machte sie international berühmt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Stockholm.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie unschuldige Mörderin
Seit mehreren Jahren sitzt Linda Andersson im Gefängnis, die Anklage lautet: Mord. Sie soll ihren Mann Simon erstochen haben. Alle Indizien sprechen gegen Linda: Ihre Ehe mit Simon war am Ende, und sie wurde von der Polizei mit blutdurchtränkten Kleidern im selben Raum wie die Leiche ihres Mannes angetroffen. Linda ist davon überzeugt, unschuldig zu sein. Nur: Sie kann sich an nichts erinnern. Wie soll sie herausfinden, was sich in der Mordnacht wirklich ereignet hat? Dafür müsste sie erst aus dem Gefängnis ausbrechen. Und was, wenn die Wahrheit noch viel grausamer ist, als sie bisher dachte?

Elisabeth Norebäck liest eine Menge Krimis und liebt Thriller-Serien im TV über alles. Ihr Debütroman »Das Schweigemädchen« erschien in 35 Ländern und machte sie international berühmt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Stockholm.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641225797
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.03.2023
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1961 Kbytes
Artikel-Nr.9098741
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Eine fremde Landschaft, in Dunkelheit ruhend. Der Nachthimmel, ausgelöscht und stumm. Weit entfernt ist ein schwach leuchtendes Licht zu erkennen, das an Stärke zunimmt.

Eine unbekannte Stimme kommt immer näher, bis sie direkt neben mir ist. Sie sagt meinen Namen, sagt, ich müsse aufwachen. Ich höre sie, aber ich kann nicht antworten.

Die Stimme bekommt Gesellschaft von einer weiteren. Auf der anderen Seite des Horizonts sprechen zwei Frauen im Flüsterton über mich. Die neue Stimme fragt die Frau, die versucht hat mich zu wecken, ob sie keine Angst habe.

»Sie hat gerade eine große Operation hinter sich, zudem ist sie am Bett angekettet. Momentan ist sie vermutlich nicht besonders gefährlich.«

»Weißt du, wer sie ist? Weißt du, was sie getan hat?«

»Alle wissen, wer sie ist und was sie getan hat.«

»Ich möchte nicht mit ihr alleine sein.«

»Schluss jetzt. Sie kann uns vielleicht hören.«

So reden alle über mich. Als wäre ich ein Monster in einem gruseligen Märchen. Die Geschichte meines Lebens. Ich weiß nicht, wie oft ich versucht habe zu verstehen, wie es so weit gekommen ist.

Ist es ein kurzer Augenblick, der das Leben für immer verändert? Oder ist es das Ergebnis einer langen Reihe von Ereignissen, eine Mischung aus Entscheidungen, die wir treffen, und reinen Zufällen? Vielleicht entscheidet allein der Zufall über unsere Zukunft, unser Glück oder Unglück.

Die Frau fragt noch einmal, ob ich wach bin. Aber ich bin still und leise, lasse die Dunkelheit mich näher zu sich heranziehen. Ich will nicht aufwachen. Sollte es ein unwiderrufliches Schicksal geben, das auf jeden Einzelnen von uns wartet, dann ist es besser, wenn ich hierbleibe und nie wieder das Tageslicht erblicke.

Hände schütteln mich, und die Stimme, die meinen Namen wiederholt, ist zurück. Vielleicht ist eine Stunde vergangen, vielleicht sind es mehrere. Vielleicht habe ich mehrere Tage im Grenzland zwischen Leben und Tod geschwebt, bevor ich jetzt zur Rückkehr gezwungen werde.

Es tut fürchterlich weh. Das Licht der Leuchtstoffröhre an der Decke sticht mir in den Augen, die Luft im Zimmer liegt kalt und trocken auf meiner Haut, alle Geräusche drängen sich auf wie Insekten, die versuchen, durch meine Ohren in mich einzudringen.

Das freundliche Gesicht über mir gehört einer schwarzen Frau mit langen, geflochtenen Haaren. Sie erklärt mir, dass ich mich im Krankenhaus befinde.

»Sie wurden gestern operiert. Es ist ein Wunder, dass Sie mit dem Leben davongekommen sind. Aber jetzt sind Sie stabil.«

Irgendetwas stimmt nicht mit meinen Augen, stimmt nicht mit meinen Ohren. Die Lippen der Frau bewegen sich, die Worte jedoch, die sie ausspricht, erreichen mich erst später. Alles, was sie sagt, hinkt hinterher, so als würde ich das Echo ihrer Stimme vernehmen. Zudem hat sie zwei Gesichter. Zwei Köpfe, die zusammenfließen und wieder auseinandergleiten. Ich frage mich, ob ich einen Hirnschaden davongetragen habe.

Sie fragt, ob ich Durst habe und schaut auf einen Punkt neben mir. Mühsam drehe ich den Kopf und sehe auf dem Tisch neben dem Bett zwei weiße Plastikbecher. Sie verschmelzen zu einem, gleiten auseinander und verschmelzen dann wieder miteinander.

Die Frau zeigt auf ihr Namensschild und sagt, sie heiße Helen. Sie verschwindet aus meinem Blickfeld, und ich höre Wasser laufen, dann kommt sie zurück und hält mir den Becher hin. Aber meine Handgelenke sind mit Handschellen am Bettrahmen fixiert, ebenso mein rechter Fuß. Sie führt den Becher an meine Lippen und hebt meinen Kopf ein Stück an, sodass ich trinken kann. Ich murmele ein Dankeschön und sinke aufs Kissen zurück.

Der Apparat auf der anderen Seite des Bettes blinkt und piept und verwandelt eine grüne, leuchtende Linie in eine vorbeieilende Kurve mit Bergen und Tälern. Ich habe Elektroden auf der Brust, die mit der Maschine verbunden sind. Daneben steht ein Tropf, und in meinen beiden Armbeugen stecken Kanülen. Mein linkes Bein ist mit einem großen Verband bedeckt, ein weiterer ist um meine Taille gewickelt, und ich spüre, dass ich eine Bandage um den Kopf habe, die mein linkes Auge verdeckt.

Helen kontrolliert den Schlauch an meinem Arm, sie schaut auf die Maschine und notiert etwas auf einem Block. Dann sieht sie mich an und fragt, wie ich mich fühle, und ich antworte, dass ich es nicht weiß. Sie bittet mich, ihr meinen Namen und meine Personennummer mitzuteilen.

»Sie wissen, wer ich bin«, entgegne ich heiser. »Sie haben meinen Namen bereits genannt. Mehrfach. Und er steht bestimmt auch auf dem Plastikband um mein Handgelenk.«

»Das ist Routine«, erklärt sie. »Name und Personennummer.«

Flüsternd teile ich ihr meinen Namen und die Zahlen mit, woraufhin sie meint, das hätte ich gut gemacht.

»Sie sind im Universitätskrankenhaus in Örebro. Wissen Sie warum?«

Ich schaue sie an, ohne etwas zu sagen. Sie legt den Kopf schräg und wartet auf eine Antwort.

»Erinnern Sie sich an etwas von dem, was geschehen ist?«, fragt sie.

Ich schließe die Augen.

Die spitze Eisenstange fährt durch die Luft und trifft meinen Kopf. Wie ein Pflug bewegt sie sich nach unten über die linke Augenbraue und weiter über die Wange. Ich spüre, wie mir warmes Blut über das Gesicht läuft. Ich schreie und wehre mich gegen den nächsten Hieb.

»Ja«, entgegne ich, den Blick auf Helen gerichtet. »Ich erinnere mich.«

Und das lässt mich an ein anderes Ereignis denken. Aber ich will mich nicht daran erinnern, ich vermag nicht darüber nachzusinnen, ob er dieselbe Todesangst empfunden hat wie ich. Denn ich habe es geschafft, während er nicht mehr da ist.

»Atmen«, sagt die Krankenschwester, und ich ahme ihre Atemzüge nach, bis sie mir nicht mehr im Hals stecken bleiben. Sie betrachtet mich eingehend und ich sehe, dass sie im Begriff ist, weitere Fragen zu stellen, es sich jedoch anders überlegt. Ein Polizist kommt ins Zimmer und weist irritiert darauf hin, dass er darüber hätte informiert werden müssen, dass ich wach bin. Helens Antwort bekomme ich nicht mit. Aber ich sehe, wie der Mann mich anstarrt, ich sehe, welche Gedanken sein ausdrucksloses Gesicht zu verbergen versucht. Es wäre besser gewesen, wenn ich nicht zurückgekommen wäre.

Und ich stimme ihm zu. Auch ich bin enttäuscht weiterleben zu müssen.

»Wollen Sie mich verhören?«, bringe ich heraus.

»Ich bin hier, um Sie zu bewachen«, sagt er.

»Das können Sie vom Flur aus tun«, entgegnet Helen und dreht dem Mann den Rücken zu. »Der Blutdruck ist noch immer zu niedrig, ebenso der Eisenwert. Wenn Sie auf einer Skala von eins bis zehn angeben sollten, wie stark Ihre Schmerzen sind, was würden Sie dann sagen?«

»Sechsundsiebzig«, flüstere ich und versuche zu lächeln. Helen erwidert das Lächeln und sagt, ich würde mehr Schmerzstiller bekommen. Sie dreht an der einen Kanüle, und bald darauf breitet sich in meinem gesamten Körper eine herrliche Gelassenheit aus. Sie sagt, ich solle mich eine Weile ausruhen und scheucht den Polizisten entschieden aus dem Zimmer.

Das Morphin wirkt schnell. Als die Schmerzen nachlassen, entspannt sich mein verletzter Körper. Ich schließe die Augen, um in der Zeit zurückzureisen.

Vor sechs Jahren war ich ein anderer Mensch. Ich glaubte, dass mein Leben völlig anders verlaufen würde. Aber das ist lange her. Das war, bevor ich in das schlimmste Frauengefängnis Schwedens kam, lange bevor eine andere Insassin versucht hat, mir mit einer spitzen Eisenstange das Leben zu nehmen. Als ich dumm genug war zu glauben, dass es sich nur um ein fürchterliches Missverständnis handelte, als die Polizei mich festnahm. Als ich noch immer glaubte, alles würde sich aufklären.

*

Ich weiß nicht, wie lange ich schon im Streifenwagen sitze und darauf warte, dass mir jemand erklärt, was passiert ist. Ich durfte mich nicht umziehen und bin unter dem Morgenrock noch immer nackt. Meine Arme jucken von dem eingetrockneten Blut, ich habe nicht alles abbekommen. Und mittlerweile ist es zu spät. Meine Hände sind mit Handschellen hinter meinem Rücken gefesselt.

Ich versuche, mich ruhig zu verhalten. Versuche, weiterhin mit ruhiger Stimme zu sprechen, wenn ich zum wiederholten Male frage, warum ich auf der Rückbank eines Streifenwagens sitze. Keine Antwort.

Ein Stück weiter entfernt stehen meine Freunde vor dem Sommerhaus versammelt und werfen Blicke in meine Richtung. Blicke, die anklagend sind, aber auch ängstlich, die zeigen, dass sie, ebenso wie ich, nicht verstehen. Einige von ihnen weinen, und ich sehe eine Polizistin, die mit ihnen spricht und etwas auf einen Notizblock schreibt. Ich höre kein Wort von dem, was sie sagen.

Mehrere Polizisten sind vor Ort, auf dem Hof parken zwei Polizeiautos. Ein groß gewachsener Mann steht vor der Autotür, breitbeinig und mit einer Hand am Holster, bereit, von seiner Waffe Gebrauch zu machen. Beim Gästehaus ganz unten im Garten hängt blau-weißes Absperrband, das im kühlen Morgenwind flattert. Ich versuche, die sich aufdrängenden Gedanken wegzuschieben, aber meinen Blick zieht es immer wieder zum Gästehaus und dem Schlafzimmer darin.

Die Polizistin lässt meine Freunde stehen und kommt zum Auto, meine Handtasche fest umklammert. Sie übergibt sie ihrer Kollegin, bevor sie auf meiner Seite die Tür öffnet. Ich will aussteigen, doch sie legt eine Hand auf...

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Elisabeth Norebäck liest eine Menge Krimis und liebt Thriller-Serien im TV über alles. Ihr Debütroman »Das Schweigemädchen« erschien in 35 Ländern und machte sie international berühmt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Stockholm.