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All dies könnte anders sein

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
416 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am24.10.2023
»Eines der aufregendsten Bücher des Jahres.« Vogue

Etwas muss sich ändern, aber was wenn die ganze Welt gegen einen scheint?

Snehas Abschluss fällt in den Schlund der amerikanischen Rezession, und doch gehört sie zu den Glücklichen. Für ihre erste Stelle zieht sie nach Milwaukee; und obwohl der Job aufreibend ist, eröffnet er ihr unverhoffte Möglichkeiten: Sie kann die Drinks ihrer neuen Freunde bezahlen und ihren Eltern in Indien Geld schicken. Sneha stürzt sich auch ins Dating und verknallt sich bald in die Tänzerin Marina. Doch der Druck ist groß, und bald zeigt sich, dass dieses gute neue Leben auf wackeligen Beinen steht. Sneha braucht Hilfe - aber sie durfte nie lernen, sich verletzlich zu zeigen.


Sarah Thankam Mathews spricht einer ganzen Generation aus der Seele, die lernt Gemeinschaften zu schmieden, um in einer rücksichtslosen Welt ihr Zuhause zu finden.

»Das ist ein ganz großes, intensives Buch über eine riesige Lebenskrise. [...] [das] hat so einen großen Sog und macht so Spaß, weil es ein Lebensgefühl trifft.« Stefan Mesch, Dlf Kultur

»All dies könnte anders sein ist ein außergewöhnlicher Roman: stachlig und zart, witzig und unglaublich bewegend. Sarah Thankam Mathews ist eine geniale Autorin und jeder ihrer Sätze hat sowohl Biss als auch Herz.« Lauren Groff

»Fängt die heimtückischen, unsagbaren Seiten der Sehnsucht und den langen Schatten der Familie ein.« Raven Leilani

»Der Treibstoff dieses Romans ist die Liebe, eine Kraft, die Mathews nicht als Allheilmittel, sondern als Instrument der Veränderung zeichnet.« The New Yorker


Sarah Thankam Mathews ist in Oman und Indien aufgewachsen und mit siebzehn in die USA migriert. Sie erhielt den Preis Best American Short Stories 2020 und mit den Stipendien des Asian American Writers Workshop und des Iowa Writers Workshop ausgezeichnet. In Reaktion auf die Coronakrise hat Mathews 2020 das Netzwerk für Nachbarschaftshilfe Bed-Stuy Strong gegründet. Ihr Debütroman Alldies könnte anders sein wurde von der Presse begeistert aufgenommen und war unter den Finalisten der National Book Awards 2022.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR16,99

Produkt

Klappentext»Eines der aufregendsten Bücher des Jahres.« Vogue

Etwas muss sich ändern, aber was wenn die ganze Welt gegen einen scheint?

Snehas Abschluss fällt in den Schlund der amerikanischen Rezession, und doch gehört sie zu den Glücklichen. Für ihre erste Stelle zieht sie nach Milwaukee; und obwohl der Job aufreibend ist, eröffnet er ihr unverhoffte Möglichkeiten: Sie kann die Drinks ihrer neuen Freunde bezahlen und ihren Eltern in Indien Geld schicken. Sneha stürzt sich auch ins Dating und verknallt sich bald in die Tänzerin Marina. Doch der Druck ist groß, und bald zeigt sich, dass dieses gute neue Leben auf wackeligen Beinen steht. Sneha braucht Hilfe - aber sie durfte nie lernen, sich verletzlich zu zeigen.


Sarah Thankam Mathews spricht einer ganzen Generation aus der Seele, die lernt Gemeinschaften zu schmieden, um in einer rücksichtslosen Welt ihr Zuhause zu finden.

»Das ist ein ganz großes, intensives Buch über eine riesige Lebenskrise. [...] [das] hat so einen großen Sog und macht so Spaß, weil es ein Lebensgefühl trifft.« Stefan Mesch, Dlf Kultur

»All dies könnte anders sein ist ein außergewöhnlicher Roman: stachlig und zart, witzig und unglaublich bewegend. Sarah Thankam Mathews ist eine geniale Autorin und jeder ihrer Sätze hat sowohl Biss als auch Herz.« Lauren Groff

»Fängt die heimtückischen, unsagbaren Seiten der Sehnsucht und den langen Schatten der Familie ein.« Raven Leilani

»Der Treibstoff dieses Romans ist die Liebe, eine Kraft, die Mathews nicht als Allheilmittel, sondern als Instrument der Veränderung zeichnet.« The New Yorker


Sarah Thankam Mathews ist in Oman und Indien aufgewachsen und mit siebzehn in die USA migriert. Sie erhielt den Preis Best American Short Stories 2020 und mit den Stipendien des Asian American Writers Workshop und des Iowa Writers Workshop ausgezeichnet. In Reaktion auf die Coronakrise hat Mathews 2020 das Netzwerk für Nachbarschaftshilfe Bed-Stuy Strong gegründet. Ihr Debütroman Alldies könnte anders sein wurde von der Presse begeistert aufgenommen und war unter den Finalisten der National Book Awards 2022.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749905904
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.10.2023
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11342512
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

B1

Thomas Zwick war ein stämmiger Bär von einem Typen und ein paar Monate älter als ich. Am College hatte uns eine instinktive Kameradschaft verbunden. Halb Italiener, halb waschechter germanischer Sconnie, hatte Thom mich zuerst nicht gemocht. Dann entschied er aus mysteriösen Gründen plötzlich, ich sei in Ordnung. Könnte einer von seinen Jungs sein.

Damals war ich sehr schüchtern in Gegenwart seiner Freundin, die dunkle Locken und ein wunderschönes Gesicht hatte, so weich und formbar wie das eines Babys. Dazu kam noch ihre erschreckende Freundlichkeit, die dazu führte, dass ich kaum noch ein Wort hervorbrachte. Bei Thom fühlte ich mich wohl. Auf einer grundlegenden emotionalen Ebene ähnelten wir einander, auch wenn Thom die leicht zu kränkende Version von dem war, was wir einen Bro nannten, ein Mann, der niemals von einer lässigen und zugleich fest verwurzelten Männlichkeit abweichen würde. Er lebte in Jogginghosen. Hörte Death Metal, wenn bei ihm nicht gerade Yacht Rock lief. Stemmte jeden Tag Gewichte und lauschte dabei einem Podcast über Engels. Ertrug mit Humor sein aufflammendes Reizdarmsyndrom. Er war gut im Umarmen. Er nannte mich seinen Dude. Das liebte ich.

Im Juli erklärte Peter, wir bräuchten einen zusätzlichen Junior-Berater für das Projekt. Noch jemanden wie mich. Ich leitete seine E-Mail weiter. Thom war damals arbeitslos. Lebte noch immer neunzig Minuten entfernt in unserer Collegestadt. Ging zu den kostenlosen Konzerten auf dem Dach von Monona Terrace und unternahm mäandernde Fahrradtouren rund um die Seen von Madison. Seine Unfähigkeit, einen Job zu finden, erschreckte mich. Er war der schlauste Mensch, den ich kannte. Theoretisch verstand ich, was eine Rezession war, aber nicht, was sie bedeutete - was sie wirklich bedeutete für die Menschen, die ihr in den Rachen purzelten. Ungefähr die Hälfte meiner Generation hat sich nie davon erholt.

thx, mein dude. werde drüber nachdenken, antwortete Thom, und ich spürte in meiner spärlich möblierten Wohnung meinen Ärger aufflammen.

Ich hatte mich bei ihm gemeldet mit einem Angebot, unsere Freundschaft zu festigen, über den Collegeabschluss, die Ein-Dollar-Drinks in Bars und die Burger im Plaza hinaus. In erinnerter Zuneigung und dem Wissen, dass er einen Job brauchte und aus dieser Gegend stammte. Genau wie ich und anders als unsere ehrgeizigsten und cleversten Freund*innen schien auch er noch nicht bereit zu sein, aus Wisco fort und an eine der Küsten zu ziehen.

cool, schrieb ich zurück. mach das.

Bislang hatte das Schlampendasein gemischte Ergebnisse geliefert, und ich vermutete, dass ich, wie Schwimmerinnen mit kleinen Füßen oder kurvige Ballerinen, nicht für die Oberliga taugte. Ein Teil von mir war dafür zu sensibel, und ich war mir noch nicht sicher, ob ich diesen Teil absterben lassen wollte. Zugleich regte sich in mir aber auch ein widersprüchlicher Instinkt, dieses Gegengewicht eines gierigen Hungers. Wie eine Uhr, die ständig tickt.

Ich bereitete mir ein Abendessen aus Saaru und Idli aus der Packung zu. Ich masturbierte mehrere Stunden lang.

Danach lief ich in einem ziellosen Zickzack durch die Wohnung und ging der ungeklärten Frage nach einer Dusche aus dem Weg. Ich hatte mir einen Stapel Bücher über die Geschichte Milwaukees gekauft, von denen ich glaubte, sie würden mir dabei helfen, diese gedrungene Stadt mit ihren leeren Straßen zu entschlüsseln. Sie waren noch ungeöffnet. Ich überflog die Einleitung eines dicken Wälzers, blätterte ein paar Seiten um und ließ ihn dann ungeduldig neben mir auf den Fußboden fallen.

Auf meinem Telefon las ich einen Artikel darüber, dass es in manchen Kulturen keine unterschiedlichen Begriffe für die Farbe Grün und die Farbe Blau gebe, und wenn man einer Person ein grasgrünes Farbmuster neben einem in der Farbe eines Sommerhimmels zeigte, würde diese Person behaupten, die beiden wären gleich. Verschiedene Töne derselben Farbe.

Mein Telefon summte. Eine grüne (?) Blase hing von seinem oberen Rand. Darin stand: Amy von unten.

Amy war die Hausverwalterin der Wohnung, in der Peter mich untergebracht hatte. Sie wohnte, wie erwähnt, unter mir. Bei meinem Einzug hatte sie draußen gestanden und dabei zugesehen, wie ich mich allein abmühte. Sie trug einen asymmetrischen Haarschnitt, eine Hälfte bis fast auf die Kopfhaut abrasiert. Die andere eine dunkelrote geschwungene Linie. Ein kastanienbraunes Komma, das an ihrem vorstehenden Kinn endete. Ein finsteres Gesicht. Durchzogen von feinen Furchen.

Der Haarschnitt weckte in mir eine seltsame Hoffnung. Ich trat auf sie zu und sagte: Hallo, ich bin -

Ja, hatte Amy ausdruckslos geantwortet und mir dabei das Wort abgeschnitten. Ich sage es dir am besten gleich. Wir mögen keinen Lärm. Ich arbeite zu Hause und brauche Ruhe. Wir tolerieren keine Partys. Ich bin die Hausverwalterin. Ich kümmere mich um die Instandhaltung und sammle deine Hälfte der Nebenkosten pünktlich ein. Die Gegend ist fantastisch. Ruhig, sauber, voller - sie atmete durch, ehe sie das Wort aussprach - Erwachsener.

Es war so unnötig feindselig, dass ich beinahe lachen musste. Dennoch erwiderte ich irgendetwas Freundliches und Beschwichtigendes, auf der Suche nach Empathie. Vielleicht hatte sie bereits schlechte Erfahrungen mit jüngeren Mieter*innen gemacht. Vielleicht hatten zuvor College-Kids über ihr gewohnt, die im Handstand aus Bierfässern tranken und Obszönitäten brüllten. Sich über Amy lustig machten, wenn diese um Rücksicht bat. So alt konnte sie selbst noch gar nicht sein. Höchstens Ende dreißig.

Amy sagte, sie werde mir die Waschmaschine im Keller zeigen. Sie nickte in Richtung einer schemenhaften Figur mit einem großen Hund an der Leine, die auf der abgeschirmten Veranda über uns stand.

Das ist mein Verlobter. Tim. Er wird die Klimaanlage bei dir installieren. Falls du das möchtest.

Sie hatte das Wort Verlobter betont, es auf eine Weise ausgesprochen, die bedeutete: Halt dich fern. Ich hatte den Haarschnitt also falsch interpretiert.

Bevor ich näher auf die fragliche Textnachricht eingehe, sollte ich an dieser Stelle kurz innehalten, um zu betonen, dass ich bislang lediglich eine Angelschnur in den Fluss der Erinnerung ausgeworfen habe, um einzufangen, was auch immer anbeißen mag. Aber die Wahrheit ist, dass ich mich noch an jedes einzelne Wort erinnere, das diese Frau an mich geschrieben hat. Wenn ich die Augen schließe, kann ich es noch immer vor mir sehen: mehr oder weniger ein Oval in Grau, Lindgrün.

(Manche Menschen hätten es womöglich Blau genannt, es hängt alles vom eigenen Bezugsrahmen ab.)

In der Nachricht stand:

hast du sie noch alle? sei LEISE

Ich hielt das Telefon in beiden Händen, als könnte es explodieren.

Entschuldige?, schrieb ich zurück. Ich habe keinen Laut von mir gegeben. Du musst wohl jemand/etwas anderes meinen?

Es kam keine Antwort. Mehrere Minuten verstrichen. Ich erlaubte mir, mich aus der Mitte der Küche wegzubewegen, wo meine Füße festgefroren waren.

Ich putzte mir die Zähne, ließ das Wasser so leise wie möglich tröpfeln.

Schweiß auf den Handflächen, der nun trocknete. Die Nachricht konnte unmöglich für mich gemeint gewesen sein. Ich hatte weder laut Musik gehört noch Möbel herumgeschoben. Ich war barfuß durch die leere Wohnung getappt.

Amy musste vor Scham sterben. Musste mir versehentlich diese komplett paagal Sache geschrieben haben, die sie eigentlich an ein Familienmitglied hatte schicken wollen oder an ihren riesigen Muskelprotz von einem Verlobten. Dieser Gedanke löste Mitgefühl in mir aus. Ich aß eine Schüssel Sahnejoghurt und überlegte, wie ich den Abend, der sich noch viel zu lang vor mir ausdehnte, verbringen konnte.

Als ich das Haus verließ, fühlte sich die Nacht an wie etwas aus dem Ofen, das gerade abkühlte. Mein Haar war feucht und sauber. Ich hatte kein Auto und konnte auch nicht fahren. Ich rechnete die Blocks aus, die noch vor mir lagen, da ich mein Telefon in der Wohnung gelassen hatte, und lief allein bis zur Brady Street.

Wissen Sie, ob hier irgendwo der Baumarkt ist?, fragte ich einen jungen Mann mit einem langen Pferdegesicht.

Zwei Straßen weiter, dann noch einen Block entfernt, sagte er. Direkt hinter der pinkfarbenen Markise, Sie werden sie sehen, steht Sneha Dry Goods drauf, von da aus gehen Sie einen Block in Richtung Westen.

Das spricht man SNAY-hah aus, sagte ich. Er hatte das e durch ein i ausgetauscht. Aber da hatte er sich schon wieder die Kopfhörer auf die kleinen pinkfarbenen Ohren gesetzt.

Eine Uhr, danach suchte ich. Ich würde sie an die gelbe Küchenwand hängen. Ihr Gesicht würde mich beobachten, während ich mich durch die Zeit vorwärtsbewegte.

Sie fiel mir auf, als ich in der Warteschlange stand.

Eine Frau in Eile. Beinahe vibrierend. Durch die Gänge flitzend. In einer Hand ein Bohrer, noch in seiner roten Verpackung. In der anderen Hand eine Steckdosenleiste. Sie wickelte sich deren blasses Kabel um das Handgelenk und starrte hinauf zu irgendetwas auf einem hohen Regalbrett.

Sie war nicht mein Typ. Blondes, fast weißes Haar. Eine Virginia-Woolf-Nase. Ihre Hautfarbe lag irgendwo zwischen Henna und Ringelblume und stammte direkt von einer Sonnenbank. Dennoch ließ etwas an ihr meinen Atem stocken. Ich wollte sie nicht anstarren, konnte aber auch nichts anderes tun. Ich bezahlte, zählte mein Bargeld. Der Laden war voll, grell erleuchtet. Ich lief durch die warme, weiche Nacht...
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