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Die Totenbraut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am01.12.20231. Auflage
Eine uralte Sage, ein totes Mädchen und eine Nacht, die das Leben dreier Menschen für immer verändern wird - ein fesselnder und verstörender Thriller aus der Feder der preisgekrönten englischen Autorin Jen Williams. In einem malerischen Küstenort verschwindet ein Mädchen. Am helllichten Tag, am Strand. Nicht das erste Mädchen, das hier in den letzten Jahren verschwunden ist. Charlie ist mit ihrer Nichte nach Hithechurch gefahren, um für ein Buch zu recherchieren. Was niemand ahnt: Charlie kennt den Ort nur zu gut, hat sich doch hier in den 80er Jahren ihr Leben in nur einer Nacht dramatisch verändert. Doch die Vergangenheit scheint nicht zu ruhen, bei ihren Nachforschungen stößt sie auf schier Unfassbares ....

Jen Williams lebt mit ihrem Partner und einer unmöglichen Katze im Südwesten von London. Schon als Kind war sie fasziniert von Drachen, Hexen und gruseligen Märchen. Für ihre Bücher im Fantasy-Bereich wurde sie mehrfach ausgezeichnet.  Wenn sie keine Bücher oder Beiträge für Magazine schreibt, arbeitet sie als Buchhändlerin und freiberufliche Redakteurin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEine uralte Sage, ein totes Mädchen und eine Nacht, die das Leben dreier Menschen für immer verändern wird - ein fesselnder und verstörender Thriller aus der Feder der preisgekrönten englischen Autorin Jen Williams. In einem malerischen Küstenort verschwindet ein Mädchen. Am helllichten Tag, am Strand. Nicht das erste Mädchen, das hier in den letzten Jahren verschwunden ist. Charlie ist mit ihrer Nichte nach Hithechurch gefahren, um für ein Buch zu recherchieren. Was niemand ahnt: Charlie kennt den Ort nur zu gut, hat sich doch hier in den 80er Jahren ihr Leben in nur einer Nacht dramatisch verändert. Doch die Vergangenheit scheint nicht zu ruhen, bei ihren Nachforschungen stößt sie auf schier Unfassbares ....

Jen Williams lebt mit ihrem Partner und einer unmöglichen Katze im Südwesten von London. Schon als Kind war sie fasziniert von Drachen, Hexen und gruseligen Märchen. Für ihre Bücher im Fantasy-Bereich wurde sie mehrfach ausgezeichnet.  Wenn sie keine Bücher oder Beiträge für Magazine schreibt, arbeitet sie als Buchhändlerin und freiberufliche Redakteurin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104913186
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.12.2023
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse5467 Kbytes
Artikel-Nr.11462777
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel


Heute


Als das alte Schild des Campingplatzes vor mir auftauchte - comicartige große braune Buchstaben und ausgerechnet ein comicartiger bunter Papagei, als ob Papageien an der kühlen Südostküste Englands heimisch wären -, war das wie ein Tritt in die Magengrube. Der kalte Schweiß brach mir auf Stirn und Rücken aus, und ich musste an die Seite fahren. Katie, sicher angeschnallt auf dem Rücksitz, beugte sich so weit vor, dass ich den Sicherheitsgurt klicken hörte.

»Was ist denn los, Tante Charlie?«

»Alles in Ordnung, ich muss nur kurz ... nachdenken.«

Mir war sofort klar, wie dumm das klingen musste, denn wir standen nur etwa hundert Meter entfernt von der Abzweigung zum Campingplatz, der unser Ziel war. Dichte Hecken säumten die Straße, hinter denen sich, verdeckt durch Laub, Wohnwagen an Wohnwagen reihte. Die trübe winterliche Sonne verschwand rasch vom Himmel, schon bald würde es völlig dunkel sein. Auch wenn es überhaupt keinen Grund gab, dass ich so kurz vor dem Campingplatz angehalten hatte, standen wir hier.

Ich drehte mich um und lächelte Katie an. Das Mädchen war immer ernst und der Blick, den sie mir zuwarf, fast schon feindselig, als ob ich der schlimmste Mensch auf der Welt sei. In dem düsteren Licht sah ihre Haut fast schon unnatürlich weiß aus, während die Stelle auf ihrer Nase mit den vielen Sommersprossen grau erschien. Ihr Haar, dunkelbraun und vorn zu einem strengen Pony geschnitten, fiel ihr locker über die Schultern und war leicht fettig, was mich stutzig machte. Denn fettiges Haar bedeutete, dass sie bald ein pubertierender Teenager sein würde. Ein Umstand, der mich irgendwie beunruhigte.

»He, das wird lustig«, sagte ich in dem für Erwachsenen typischen Tonfall, wenn sie sich selbst noch von einer Sache überzeugen mussten. »Nur wir beide, ein paar Wochen. Du kannst tun, was du willst - spielen, malen, an den Strand gehen. Alles, worauf du Lust hast. Und ich werde weiter für mein Buch recherchieren. Wenn du möchtest, kannst du mir dabei helfen.«

»Ich weiß«, sagte sie ausdruckslos. »Das hast du schon einmal gesagt.« Sie scharrte mit den Füßen im Fußraum, die in übergroßen bunten Turnschuhen mit regenbogenfarbenen Schnürsenkeln steckten. Sie trug eine ausgefranste Bermuda-Shorts und ein schlabbriges T-Shirt. Zum ersten Mal verspürte ich kurz Besorgnis. Das war nicht die passende Kleidung für Januar, auch wenn es im Auto warm war und der Wohnwagen über ein Heizgerät verfügte. »Können wir jetzt weiterfahren?«

Ich nickte, und meine aufgesetzte Fröhlichkeit versickerte im Autositz. Ein paar Sekunden lang saß ich wie erstarrt da, nicht bereit, diesen letzten Schritt zu machen. Das war keine gute Idee, oder? Doch dann dachte ich an den Brief, und ich ließ wortlos den Motor an.

Ich bog in die von hohen Nadelbäumen gesäumte Einfahrt, und die Reifen knirschten auf dem Kies. Die Laternen waren noch nicht alle angegangen, also orientierte ich mich hauptsächlich an der blassen Straßenmarkierung. Langsam rollten wir an den kleinen gedrungenen Gebäuden mit dem Lebensmittelladen und dem Fernseh- und Heizungsgeräteverleih vorbei. Daneben stand eine Telefonzelle, eine alte rote, aber ich bezweifelte, dass sich da noch ein funktionierendes Telefon drin befand. Ein Spielplatz - ein Klettergerüst, das aussah wie ein Baugerippe, Schaukeln, eine Rutsche voller Laub, der Boden bedeckt mit Mulch - und die Duschanlagen schlossen sich an. Dann die ersten Wohnwagen, lange, kapselförmige, fein säuberlich aufgereihte, unbewegliche Dinger.

Bei ihrem Anblick erwachte etwas in mir. Sie sahen genauso aus wie damals. Auf den ersten Blick erschienen sie identisch, aber wenn man genauer hinschaute, konnte man kleine Unterschiede erkennen - was für ein kleines Kind, das den ganzen Tag auf dem Gelände herumtollte, äußerst wichtig war, um wieder nach Hause zu finden.

»Was hast du gesagt?«, fragte Katie plötzlich. »Du hast doch was gesagt.«

»Nichts«, antwortete ich, den Blick noch immer auf die Straße gerichtet. »Ich habe nur laut gedacht.«

»Ich habe Hunger«, verkündete sie. »Essen wir zu Abend, wenn wir da sind?«

Ich nickte und schaute sie im Rückspiegel an. »Klar. Spaghetti mit Tomatensauce? Toast? Das ist doch das richtige Essen für heute Abend, oder?«

Sie lächelte und schaute nicht mehr ganz so frostig drein.

Mein Blick wanderte zurück zu den Wohnwagen, deren feine Unterschiede mir sofort auffielen. Die Muster an den Seiten zum Beispiel, farbige Streifen und Rechtecke - braun, ockerfarben, gelb, olivgrün, rostrot - alle sehr dezent und geschmackvoll auf cremefarbenem Untergrund. Oder die unterschiedlichen Formen, einige Wagen waren eckig, andere an den Kanten abgerundet. Manche hatten die Größe eines Bungalows, und die ausgefallensten Exemplare verfügten über Holztreppen, die zu ihren weiß gestrichenen und mit Blumen dekorierten Türen führten. Diese hatten auf ihren Dächern oft noch alte Satellitenschüsseln, in meiner Kindheit das ultimative Zeichen von Luxus.

Während wir im Schneckentempo weiterfuhren und die Scheinwerfer ein sanftes Licht in die rasch dunkler werdende Nacht warfen, sah ich, dass sich vielleicht doch einige Dinge verändert hatten. Rostflecken hier und da, Unkraut um einige Wohnwagen herum, Fenster, in denen Vorhänge oder Gardinen fehlten oder die mit Pappe abgedeckt waren. Ich wandte den Blick ab und sagte mir, dass ich mich besser darauf konzentrieren sollte, uns dorthin zu bringen, wo wir untergebracht waren. Mir würde später noch genügend Zeit bleiben, um mich umzusehen.

Wir bogen um ein paar Ecken, und endlich leuchteten alle Straßenlampen hell auf. Auf einmal wollte ich nur noch nach drinnen, raus aus dem alten Auto, weg von dem Benzin- und Ledergestank.

»Schau mal, wir sind da.«

Natürlich war es nicht der Wohnwagen. Den gab es schon lange nicht mehr, aus den unterschiedlichsten Gründen. Obwohl dieser hier relativ neu und in der Dämmerung grau, länglich und kastenförmig aussah, machte er trotzdem einen ziemlich billigen Eindruck. Ich konnte schneeweiße Gardinen in den Fenstern erkennen, und um den Wohnwagen herum war wohl in den letzten Wochen gefegt worden. Das stimmte mich zuversichtlicher, also parkte ich das Auto und stieg aus, Katie folgte dicht hinter mir. Ich bückte mich zur blauen Gasflasche, zog den Schlüssel darunter hervor, trat auf die leicht wackelige Metalltreppe und öffnete die Tür. Katie sauste an mir vorbei hinein und machte laute BRRRR-Geräusche.

»Ja, schon gut, lass uns die Heizung anmachen, damit es hier warm wird. Ich kümmere mich ums Abendessen, okay?«

Katie nickte und ließ sich auf eine der beiden schmalen Sitzbänke in der Essnische fallen. Ich schaltete die elektrische Heizung ein, wartete, bis die grauen Heizspiralen tieforange glühten, und fing dann an, einige unserer Taschen auszupacken. Im Nu fühlte sich der Wohnwagen so an, wie ich ihn aus meiner Kindheit in Erinnerung hatte - ein kleiner, gemütlicher Raum voll warmem gelbem Licht, in dem es nach Toast roch. Ich zog die Vorhänge vor den finsteren Fenstern zu. Schließlich setzte ich mich gegenüber von Katie an den schmalen Tisch in der Nische. Genüsslich verdrückten wir unser Abendessen. Zur Feier des Tages hatte ich die Spaghetti mit Käse überbacken.

»Schmeckt besser so, oder?«, sagte ich, mein Blick auf Katie gerichtet, deren Kopf über das Essen gebeugt war und die nur kurz aufsah, um einen Schluck von ihrem Kakao zu trinken. Sie antwortete mit einem Achselzucken.

Später schaltete ich den kleinen Fernseher ein und gab ihr die Fernbedienung. Sie zappte durch die Kanäle, das kleine Gesicht konzentriert, bis sie sich schließlich für eine Reality-TV-Show entschied, irgendetwas mit vielen schrecklichen Tattoos. Ich fragte mich kurz, ob das die richtige Sendung für ein Mädchen war, aber der Gedanke, dass ausgerechnet ich mich als Moralapostel aufspielte, erschien mir so lachhaft, dass ich genau das tat - ich lachte leise in mich hinein. Katie schaute mich an, sichtlich genervt.

»Was ist?«

»Nichts«, antwortete ich und deutete auf den Fernseher. »Ich hoffe nur, dass du keine Albträume davon bekommst.«

Sie schnaubte daraufhin, schien aber gleichzeitig das Interesse am Fernsehen zu verlieren. Als ich mich zu ihr auf das Sofa setzte, wandte sie sich zu mir und zog die Beine an, so dass ihre Füße mein Bein berührten.

»Dieses Buch da«, begann sie. »Was musst du dafür alles wissen? Wie recherchierst du das?«

»Nun, in dem Buch geht es um Volkssagen. Genauer gesagt, um Volkssagen aus dieser Gegend. Weißt du, was Sagen sind?«

Sie verdrehte die Augen und stieß mich mit dem Fuß. »Logo. Geschichten und so.«

»Nicht schlecht, du kleine Schlaubergerin.«

»O Gott, du bist so alt.«

Ich lachte. »Ja, Geschichten und so. Als ich so alt war wie du, mochte ich so etwas sehr, und vor allem mochte ich die Geschichten über diesen Ort.« Mein Lächeln fühlte sich mit einem Mal kalt und falsch an, also griff ich nach Katies Fuß und drückte ihn. Sie kreischte und verpasste mir wieder einen Stoß mit dem Fuß. »Deshalb wollte ich all diese Geschichten schon immer zusammentragen. Ich werde also einige Zeit hier in Hithechurch verbringen, um mit den Menschen hier über die Sagen aus der Gegend zu reden. Vielleicht werde ich auch noch ein paar andere Orte besuchen und alles aufschreiben, was die Leute mir erzählen. Und dann werde ich all...
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Autor

Jen Williams lebt mit ihrem Partner und einer unmöglichen Katze im Südwesten von London. Schon als Kind war sie fasziniert von Drachen, Hexen und gruseligen Märchen. Für ihre Bücher im Fantasy-Bereich wurde sie mehrfach ausgezeichnet.  Wenn sie keine Bücher oder Beiträge für Magazine schreibt, arbeitet sie als Buchhändlerin und freiberufliche Redakteurin.Irene Eisenhut studierte Anglistik und Germanistik. Nach einem Auslandsaufenthalt in den USA lebt und arbeitet sie seit mehreren Jahren als freie Übersetzerin in Bonn.