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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
202 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am13.09.20231. Auflage
Die zentrale Bedeutung des Resilienz-Erlebens von Krebserkrankten für die Krankheitsbewältigung ist gut belegt und Ansatzpunkt wirksamer psychoonkologischer Interventionen. Auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Evidenz und langjährigen klinischen Erfahrungswissens gibt das Buch praktische Impulse für die Arbeit mit krebserkrankten Menschen. Schwerpunkte sind u.a. ein strukturiertes Therapieprogramm mit acht Basissitzungen, bewährte Tools zur Krisenintervention, Umgang mit Angehörigen, Progredienzangst, Fatigue, Palliative Situation, Kommunikation und Burnout-Prophylaxe. Fallvignetten und Imaginations-Anleitungen runden das Werk ab.

Dipl.-Psych. Christa Diegelmann und Dipl.-Psych. Margarete Isermann leiten das ID Institut für Innovative Gesundheitskonzepte in Kassel und Berlin. Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Tanja Zimmermann ist an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover tätig.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR36,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR31,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR31,99

Produkt

KlappentextDie zentrale Bedeutung des Resilienz-Erlebens von Krebserkrankten für die Krankheitsbewältigung ist gut belegt und Ansatzpunkt wirksamer psychoonkologischer Interventionen. Auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Evidenz und langjährigen klinischen Erfahrungswissens gibt das Buch praktische Impulse für die Arbeit mit krebserkrankten Menschen. Schwerpunkte sind u.a. ein strukturiertes Therapieprogramm mit acht Basissitzungen, bewährte Tools zur Krisenintervention, Umgang mit Angehörigen, Progredienzangst, Fatigue, Palliative Situation, Kommunikation und Burnout-Prophylaxe. Fallvignetten und Imaginations-Anleitungen runden das Werk ab.

Dipl.-Psych. Christa Diegelmann und Dipl.-Psych. Margarete Isermann leiten das ID Institut für Innovative Gesundheitskonzepte in Kassel und Berlin. Prof. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Tanja Zimmermann ist an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170419865
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten202 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse10667 Kbytes
Illustrationen39 Abbildungen
Artikel-Nr.12434035
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1âResilienz und Psychoonkologie
1.1âAktuelle Entwicklungen in der Psychoonkologie und Resilienzforschung
Psychoonkologie

Jedes Jahr erkrankt in Deutschland eine halbe Million Menschen neu an Krebs. Das bedeutet, dass sich im Laufe des Lebens jeder zweite Mann und auch fast jede zweite Frau mit der Diagnose Krebs auseinandersetzen muss. Auch wenn die Inzidenz weiter ansteigt, haben sich die Überlebenschancen durch die medizinischen Fortschritte in der Behandlung und Früherkennung von Tumoren deutlich verbessert. Immer mehr Menschen überleben die Krebserkrankung oder leben mit einer Krebserkrankung weiter. Diese Gruppe wird als »Cancer Survivors«/»Krebsüberlebende« bezeichnet. In Deutschland leben circa 4,5 Millionen Cancer Survivors (Arndt 2019).

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung stellt eine Krebserkrankung für viele Betroffene eine chronische Erkrankung dar, die sich auch Jahre nach der Diagnose noch auf die Gesundheit und die Lebensqualität auswirken kann (Arndt et al. 2017). Diese Belastungen betreffen aber nicht nur die körperliche Ebene, sondern auch psychische und soziale Bereiche. Darüber hinaus nimmt die Anzahl älterer Patient:innen stetig zu, die spezifische Gesundheits- und Versorgungsbedürfnisse aufweisen. Die Veränderungen der Gesundheitsversorgung durch eine zunehmende Urbanisierung führen häufig zu begrenzten Ressourcen - insbesondere in ländlichen Gebieten. Hinzu kommt zudem eine Zunahme an kultureller und sozialer Diversität, was auch in der Versorgung von Krebserkrankten zunehmend Berücksichtigung finden muss. Unter einer modernen Krebsbehandlung wird daher ein umfassendes, multiprofessionelles und patientenzentriertes Vorgehen verstanden, das neben der Medizin auch noch weitere Disziplinen umfasst.

Die Psychoonkologie befasst sich dabei mit den psychosozialen Auswirkungen einer Krebserkrankung. Daher sollte eine psychoonkologische Versorgung von Krebserkrankten auch zum Standard einer multiprofessionellen, qualitativ hochwertigen und patientenorientierten Krebsmedizin gehören (Stengel et al. 2021). Als Teildisziplin der Onkologie beschäftigt sich die Psychoonkologie mit den psychischen und sozialen Belastungen von Krebserkrankten und ihren Angehörigen. Die evidenzbasierten psychoonkologischen Unterstützungs- und Interventionsangebote zielen dabei auf eine Reduktion von Ängsten und Depressivität sowie eine Steigerung der Lebensqualität ab. Die psychoonkologische Unterstützung im stationären und/oder ambulanten Setting kann dabei sowohl während der akuten medizinischen Behandlung als auch danach erfolgen. Das Ziel der psychoonkologischen Unterstützung liegt darin, Menschen dazu zu befähigen, ein höchstes Maß an Selbstständigkeit und Lebensqualität zu bewahren, sie im Umgang mit den Krankheits- und Behandlungsfolgen während sowie nach der Erkrankung und Therapie zu unterstützen und darüber hinaus Erkrankte und auch Angehörige dazu zu ermutigen, eigene Strategien zur Krankheitsbewältigung zu entwickeln (Watson et al. 2014).


»Plötzlich war alles anders. Die Diagnose Krebs hat mir komplett den Boden unter den Füßen weggerissen. Eigentlich hatte ich gerade ganz andere Lebenspläne und plötzlich überflutete mich diese Angst und Verzweiflung. Wie soll ich das nur durchstehen? Was wird aus meiner Familie? Werde ich das überleben?«
(65-jährige Brustkrebspatientin)


Eine Krebsdiagnose und -behandlung kann die Bewältigungskapazitäten vieler Betroffener heraus- und auch überfordern. Dieses kann sich in einer klinisch relevanten psychischen Belastung äußern. Dieser sog. »psychische Distress« beinhaltet beispielsweise Ängste und Sorgen, Depressivität, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen und Fatigue. Krebserkrankte erleben eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit und -funktion bis hin zu einem Verlust von Körperteilen, eine plötzliche Abhängigkeit von anderen Personen bei der Verrichtung täglicher Aktivitäten, aber auch Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie eine veränderte Sexualität einhergehend mit einer veränderten körperlichen Erscheinung. Auch Ängste vor dem Tod oder Einsamkeitsgefühle, Schmerzen, Müdigkeit können weitere Folgen sein, die die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Betroffenen maßgeblich beeinträchtigen können (Zimmermann 2023).

Circa 30â% der Krebserkrankten erleben im Behandlungsverlauf eine psychische Störung. Am häufigsten finden sich Anpassungsstörung, Angststörung und Depression (Mehnert et al. 2014). Insbesondere die depressiven Symptome scheinen bei Überlebenden mit der Zeit sogar noch zuzunehmen (Breidenbach et al. 2022). Darüber hinaus ist auch ihr Risiko für Depressionen und Angststörungen um das Zwei- bis Dreifache erhöht im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung (Götze et al. 2020).

Neben einer diagnostizierbaren psychischen Störung erleben allerdings noch mehr Betroffene, circa 50â-â60â% psychischen Distress, der mit einem erheblichen Leidensdruck verbunden sein kann, ohne allerdings die diagnostischen Kriterien einer psychischen Störung zu erfüllen (Mehnert et al. 2018; Peters et al. 2020). Eine Krebserkrankung kann somit mit einer erheblichen Anzahl von psychischen Belastungen einhergehen, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken können und auch den Krankheitsverlauf sowie die Überlebensraten durch eine geringere Adhärenz, ein erhöhtes Suizidrisiko und mögliche Auswirkungen physiologischer Prozesse wie Stress negativ beeinflussen können (Wang et al. 2020).

Somit scheint es bedeutsam zu sein, psychisch belasteten Krebserkrankten entsprechende Unterstützungsangebote anbieten zu können und darüber hinaus Personen mit Risikofaktoren für psychische Belastung identifizieren zu können. Insbesondere Personen mit reduzierten Copingressourcen, fehlender sozialer Unterstützung, einer Vielzahl von körperlichen Symptomen und weiteren krankheitsunabhängigen Stressoren sowie früheren traumatischen Erfahrungen haben ein erhöhtes Risiko für psychische Belastung im Rahmen einer Krebserkrankung (Weis et al. 2022). Die S3-Leitlinie »Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten« bietet dabei einen evidenzbasierten Leitfaden zur Identifikation und Behandlung von psychisch belasteten Krebserkrankten sowie strukturelle Rahmenbedingungen. Die Leitlinie stellt einheitliche Standards für die psychoonkologische Versorgung von Erwachsenen mit einer Krebserkrankung auf (Weis et al. 2022; Leitlinienprogramm Onkologie 2023).


Zusammenfassend lässt sich zur Entwicklung der Psychoonkologie festhalten:
·
Ca. 30â% aller Krebserkrankten erleben eine psychische Störung, 50â-â60â% psychischen Distress

·
Psychoonkologie als Teildisziplin der Onkologie befasst sich mit den psychischen und sozialen Belastungen von Krebserkrankten und ihren Angehörigen

·
Evidenzbasierte psychoonkologische Unterstützungs- und Interventionsangebote zielen auf eine Reduktion von Ängsten und Depressivität sowie eine Steigerung der Lebensqualität ab

·
Zunahme an Cancer Survivors rückt auch die psychosozialen Konsequenzen und Belastungen einer onkologischen Erkrankung zunehmend in den Fokus

·
Psychoonkologische Versorgung von Krebserkrankten sollte zum Standard einer multiprofessionellen, qualitativ hochwertigen und patientenorientierten Krebsmedizin gehören



Die Stärkung ressourcenorientierter Sichtweisen sowie die Entwicklung einer psychischen Widerstandskraft - der sog. Resilienz - scheint im Umgang mit einer Krebserkrankung ein bedeutsamer Ansatz zu sein.
Resilienzforschung

Der Begriff »Resilienz« wurde aus dem Lateinischen »resilire« = »abprallen, zurückspringen« abgeleitet. Unter Resilienz wird somit häufig eine Widerstandskraft verstanden. Begriffe wie »Stehaufmännchen« sollen die Fähigkeit beschreiben, sich leicht von einer Krankheit, einem Elend oder ähnlichen Belastungen zu erholen. Auch der Begriff »Elastizität« findet hier Verwendung und beschreibt die Fähigkeit oder Kraft, in die ursprüngliche Form oder Position zurückkehren zu können, nachdem man verbogen, zusammengestaucht oder gedehnt wurde. »Psychische Resilienz bezeichnet die Aufrechterhaltung bzw. rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während oder nach stressvollen Lebensumständen« (Kunzler et al. 2018, S. 747). Sowohl die Definition von Resilienz als auch deren Erfassung sind aufgrund des stetigen Wandels des Resilienzkonzeptes in den letzten 30 Jahren sehr heterogen (Kunzler et al. 2018).

Ging man zunächst davon aus, dass Resilienz eine natürliche Veranlagung oder eine stabile Persönlichkeitseigenschaft einer...
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