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Ein Dandy in Aspik

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Elsinor Verlagerschienen am23.02.20241. Auflage
Berlin und London Mitte der 1960er Jahre, zur Zeit des Kalten Krieges und der Pop-Revolution: Alexander Eberlin, Oxford-Absolvent, ist ein Mann mit Stil?- Mitte dreißig, elegant und exzentrisch. Ein einsamer Wolf, aber auch ein wahrer Dandy und Mann von W

Derek Marlowe, geboren 1938 in der Nähe von London, gestorben 1996 in Los Angeles, war ein erfolgreicher britischer Romancier, Stückeschreiber, Drehbuchautor und Maler. Zwischen 1965 und 1982 schrieb er neun Romane, darunter einige bemerkenswerte Thriller
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextBerlin und London Mitte der 1960er Jahre, zur Zeit des Kalten Krieges und der Pop-Revolution: Alexander Eberlin, Oxford-Absolvent, ist ein Mann mit Stil?- Mitte dreißig, elegant und exzentrisch. Ein einsamer Wolf, aber auch ein wahrer Dandy und Mann von W

Derek Marlowe, geboren 1938 in der Nähe von London, gestorben 1996 in Los Angeles, war ein erfolgreicher britischer Romancier, Stückeschreiber, Drehbuchautor und Maler. Zwischen 1965 und 1982 schrieb er neun Romane, darunter einige bemerkenswerte Thriller
Details
Weitere ISBN/GTIN9783939483779
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum23.02.2024
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1611 Kbytes
Artikel-Nr.14231292
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
AMONTILLADO CAROLINE

Im Land der Blinden tritt der Einäugige
vermutlich im Zirkus auf.

Alexander Eberlin

Der sicherste Weg, morgen aus der Mode zu sein,
ist, heute in ihrem Vorfeld zu stehen.

Alexander Eberlin

Eberlin aß wie gewöhnlich allein. Gegen sechs Uhr war er in seine Wohnung zurückgekehrt, hatte geduscht, sich umgezogen und zu dem Essen Platz genommen, das ein alter, jedoch nicht geschwätziger Diener ihm bereitet hatte, der jeden Tag um vier Uhr nachmittags kam und jeden Abend um acht Uhr wieder ging. Kein Wort wurde zwischen Herr und Diener gewechselt, außer «Guten Abend» und «Gute Nacht»; nur einmal hatte sich der Diener eines Abends mit grenzenloser Diskretion für den Wein entschuldigt. Es war eine glückliche Verbindung, und Eberlin hätte sie nicht anders gewollt. Er war von Natur aus ein ruhiger Mensch, und das in solchem Ausmaß, dass ein ehrenwertes Mitglied von Brook´s, ein jovialer Bursche und folglich von allen gemieden, im Bekanntenkreis äußerte, Eberlin sei so wortkarg, weil er mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden sei. Es war eine unrichtige Behauptung, aber der Scherz wurde trotzdem von allen Witzbolden der Stadt aufgegriffen und trug Eberlin den geheimnisvollen Ruf eines Außenseiters ein, eines Mannes, den zu kennen unumgänglich wurde. Ein Schwarm geschwätziger Kriecher von den richtigen Schulen des Landes hofierte ihn, feierte ihn und trank auf sein Wohl, und in kürzester Zeit war Eberlin Ehrengast der besten Partys und Gesellschaften von London, eine Situation, die nichts an seinem Leben änderte, da er keine der Einladungen annahm.

Stattdessen verbrachte er seine freien Stunden in seiner Wohnung auf der South Street 24, blickte aus dem Fenster zum Hof, las gelegentlich ein Buch - zur Zeit war er gerade mit Pelham halb fertig - oder ging gemächlich durch den Hydepark bis zur Serpentine und zurück spazieren. Einmal in der Woche, bisweilen an einem schönen Sonntagmorgen, unterquerte er die Park Lane und kam auf der Insel wieder hoch, auf der Byron, ganz aus Bronze und taubendreckverschmiert, saß, las alle Zeitungen, kehrte dann zur South Street zurück, warf unterwegs die Zeitungen in den Abfallkorb vor der Dorchester Bar und aß, wie gewöhnlich, wie auch heute, allein zu Abend.

Der Wein war abscheulich. Der Diener hatte ihn billig in einem Supermarkt erstanden; er wusste aus Erfahrung, dass sein Herr die anerzogene Blindgläubigkeit an Jahrgang und Bukett nicht besaß. Der Wein floss wie Abwasser aus der Flasche. Eberlin trank ihn gleichgültig, während er die Briefe auf dem Tisch durchsah.

Es waren zehn Umschläge, zumeist unversiegelte Einladungen aus London SW 1, die gewöhnlich ungeöffnet in den Papierkorb wanderten. Aber an diesem Abend öffnete Eberlin sie alle, besah sie sich kurz und hielt bei einer kleinen weißen Karte inne, auf der stand:

CAROLINE SUE HETHERINGTON

erbittet IhrenBesuch

am Ruston Gate 14, London SW 3

zu einem Glas Amontillado-Sherry

12. August, 19 Uhr R.S.V.P.

Eberlin steckte die Karte in seine Brieftasche und stand vom Tisch auf. Er ging langsam ins Schlafzimmer und studierte auf dem Bett einen großen Stadtplan von London. Dann faltete er den Plan zusammen und legte ihn in die Nachttischschublade.

In der Diele wartete der Diener mit einem dunkelblauen, seidengefütterten Überzieher. Eberlin zog ihn an, fühlte in den Taschen nach den Schlüsseln und dem Geld, ging zurück ins Esszimmer, schloss die Tür, schaltete das Licht aus und blickte aus dem Fenster. Die Straße war leer. Eine Weile blieb er mit den Händen in den Taschen stehen. Im Raum nebenan spülte der Diener leise das Geschirr. Eberlin war durchschnittlich groß, schlank und, sehr zu seinem Missvergnügen, sechsunddreißig Jahre alt. Er hielt das für ein Alter, mit dem nichts anzufangen war: Es fehlte ihm die Finesse der früheren Jahre und die Autorität des gesetzten Alters. Da er seinem Leben nie große Bedeutung beimaß, hatte er die Jahre seiner Jugend mit der leichtsinnigen Selbstvergessenheit eines Mönchs verbracht und sich im Lauf der Zeit mehr und mehr von seinen Mitmenschen zurückgezogen. Durch eine seit langem schon verwünschte Laune des Schicksals dazu verpflichtet, seine Rolle zu spielen, lief er blindlings weiter durch die mittleren Jahre, ein Dandy, der sich mit Fetischen umgab - seiner Garderobe, die er mit beneidenswertem Geschick auswählte, seinen Büchern, seinen drei doppelläufigen Schrotflinten von Manton und seiner Sammlung alten Sèvre-Porzellans, die in einem Tresor im Viktoria-und-Albert-Museum lagerte -, darüber hinaus fehlte es ihm völlig an Neid auf seine Mitmenschen. Er besaß die edle Selbstlosigkeit eines Mannes, der sich um niemanden außer sich selber kümmert. Brummell (ein Mann, den er ohne Scham bewunderte) besaß diese Eigenschaft ebenfalls.

Im Raum nebenan fiel ein Teller vom Rand des Spülbeckens und zersplitterte auf dem Boden. Eberlin achtete nicht darauf, sondern wandte sich plötzlich vom Fenster ab, ging durch das Esszimmer, trat in die Diele, gerade als der Diener kleinlaut aus der Küche kam, und verließ die Wohnung. Es war ein kühler Sommerabend, angenehm in diesem Teil Londons mit dem Park und den königlichen Stallungen und den kleinen Plätzen. Eberlin überlegte, ob er zu Fuß gehen sollte, nicht wegen des Wetters, sondern wegen seines Wagens, eines Maserati Mistrale, der zurzeit ausgeweidet in Cuchets Garage, zwanzig Kilometer vor Lyon, zwei Meter hoch in der Luft hing. Ein Taxi stand in zehn Meter Entfernung, ein älterer Mann und seine Frau zahlten gerade zögernd den Fahrpreis. Dann leuchtete das Schild auf dem Dach wieder auf, eben als Eberlin sich entschlossen hatte, zu Fuß zu gehen.

«Zum Ruston Gate», sagte er gelassen zu dem Fahrer. Dann schloss er die Tür und lehnte sich in die Polster zurück.

«Finden Sie nicht, dass die Hinterteile die größten gemeinsamen Nenner sind, die Männer und Frauen verbinden?» fragte sie mit einer Keckheit, die ihre Jungfräulichkeit unterstrich.

Es war ein großes Zimmer im Erdgeschoss, der Mode gemäß mit Art-Nouveau-Bildern und Raritäten aus abgelegenen Boutiquen dekoriert. Kaum ein Fleck der sorgfältig ausgesuchten Tapete war hinter dem Durcheinander von gesammelten Musikinstrumenten, Reproduktionen, Bücherbrettern und viktorianischem Küchengeschirr zu sehen. Lady Hetherington nannte es ihr Konversationszimmer, und es hieß, sie habe eben in diesem Zimmer die Montagus von Beaulieu dadurch ergötzt, dass sie das Porträt Prinz Ruperts mit Scheinwerfern alter Automodelle umgab.

Die Musik war laut, aber niemand tanzte. Die elf Gäste standen stattdessen linkisch im Zimmer herum, hielten warme, leere Gläser in den Händen und machten höfliche Bemerkungen über Abwesende und das Königshaus. In einer Ecke saßen drei arbeitslose Schauspieler und sprachen von sich selber. Ein kleiner dicker Mann in einem dreiteiligen Anzug stand mit auf dem Rücken gefalteten Händen vor dem Bücherregal an der einen Wand und las gelegentlich mit gespielter Überraschung laut einen Titel vor. Neben ihm stand ein unglaublich fettes Mädchen mit dicken Beinen, das Caroline, ihrerseits mit der zarten und durchscheinenden Schönheit eines Engels gesegnet, zu ihrer besten Freundin erwählt hatte. Caroline kauerte auf einem Hocker zu Füßen zweier männlicher Gäste. Sie trug einen einfachen ärmellosen violetten Pullover und eine schmale tiefviolette Hose. Ihre schlanken Arme umspannten die Beine, ihr Kopf ruhte auf den Knien, und ihr Blick war starr auf den Terrier gerichtet, der vor ihr auf dem Boden lag und schlief.

«Blödsinn!» sagte sie plötzlich und blickte zu Nigel (einem Freund aus ihrer Kindheit) auf, der ihren Rücken streichelte. «Weshalb heiratet John Mummy nicht und erledigt die Sache damit. Ich meine, es ist doch nicht so, als wäre sie unattraktiv oder so was. Er will nichts weiter als mit ihr schlafen und sonntags mit ihr zu Brinkley´s gehen und all diese entsetzlich langweiligen Sachen. Ich versuche manchmal, mit ihr darüber zu reden, aber sie hört nicht zu. Findest du das nicht auch unfair?»

Nigels Fingerspitzen hatten Carolines untere Lendenwirbel erreicht und verhielten jetzt auf dem dünnen Hosenstoff. Er sagte: «Doch, das finde ich auch», fuhr mit dem Daumen unter den Gürtel und berührte ihre warme Haut. Caroline schnitt eine Grimasse, rutschte zur Seite und weckte den Terrier auf, als Eberlin das Zimmer betrat.

Er stand in der Tür und betrachtete die übrigen Gäste.

«Zum Whisky kommen Sie zu spät, und der Sherry ist abscheulich, aber wenn Sie etwas Geduld haben, James kommt gleich mit Nachschub», sagte ein kleiner junger Mann mit rosigem Gesicht, der einen honigfarbenen Kordanzug trug. «Caroline hat nie...
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Autor

Derek Marlowe, geboren 1938 in der Nähe von London, gestorben 1996 in Los Angeles, war ein erfolgreicher britischer Romancier, Stückeschreiber, Drehbuchautor und Maler. Zwischen 1965 und 1982 schrieb er neun Romane, darunter einige bemerkenswerte Thriller