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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
236 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am17.03.20202. Auflage
Ego - Eine Chronik Gespräche, Dokumente, Kriegstagebücher und Fotoalben bilden die Grundlage für eine beinahe lückenlose Chronik des Lebens von Jörg Vetter in den Jahren 1919 - 1953. Die Stationen: Jugend und Schule bis zum Abitur in Kassel, Reichsarbeitsdienst in der Rhön, Medizinstudium an der Militärärztlichen Akademie in Berlin, Heidelberg und München, Arbeitssuche nach dem Krieg und schließlich Niederlassung als Gynäkologe in der nordhessischen Kleinstadt Wolfhagen. Im 2. Weltkrieg war er als Besatzer mit Gebirgsjägern der Wehrmacht in Polen, Frankreich und Norwegen.

Sabine Vetter ist promovierte Kulturwissenschaftlerin, arbeitet als Journalistin und Texterin, schreibt Biografien, lebt in Peißenberg bei Weilheim (Südbayern) - www.vetter-publizistik.de.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,49

Produkt

KlappentextEgo - Eine Chronik Gespräche, Dokumente, Kriegstagebücher und Fotoalben bilden die Grundlage für eine beinahe lückenlose Chronik des Lebens von Jörg Vetter in den Jahren 1919 - 1953. Die Stationen: Jugend und Schule bis zum Abitur in Kassel, Reichsarbeitsdienst in der Rhön, Medizinstudium an der Militärärztlichen Akademie in Berlin, Heidelberg und München, Arbeitssuche nach dem Krieg und schließlich Niederlassung als Gynäkologe in der nordhessischen Kleinstadt Wolfhagen. Im 2. Weltkrieg war er als Besatzer mit Gebirgsjägern der Wehrmacht in Polen, Frankreich und Norwegen.

Sabine Vetter ist promovierte Kulturwissenschaftlerin, arbeitet als Journalistin und Texterin, schreibt Biografien, lebt in Peißenberg bei Weilheim (Südbayern) - www.vetter-publizistik.de.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783748198710
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum17.03.2020
Auflage2. Auflage
Seiten236 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5124477
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. 1919-1938 Von JVs Geburt bis zum Ende seiner Schulzeit

Dieses Kapitel besteht aus zwei Abschnitten. Ausgehend von der Geburt Jörg Vetters, im Weiteren JV genannt, beinhaltet der erste Teil speziell seine Schulzeit, die mit dem Abitur am Kasseler Friedrichsgymnasium endet. Der zweite Teil betrachtet seine Freizeit neben der Schule.
1.1. Geburt, Kindheit, Bürgerschule
JV kommt am 3. Juli 1919 auf die Welt. Am 23. November dieses Jahres wird er auf den Namen Johannes Georg getauft. Rufname ist von Beginn an Jörg. Seine Eltern wollten diesen Namen auch eintragen lassen, was die Behörden aber nicht zuließen.

Paten sind Gerda Pihlblad (sie gehörte schon in St. Petersburg zum Kreis der Familie Murtfeldt, s. das letzte Kapitel zur Familie JVs) und Oberleutnant Barth, den die Eltern Erna und Hans schon im ostpreußischen Militärlager Arys kennen. Er war dort im Reiterregiment von Hans (s. ebenda). Patenonkel Barth schreibt ein Gedicht zur Taufe von Hans Georg, Jörg:


In Wildbad war ich. Die Quellen dort rein,

sollten mir heilen mein Herz und Bein.

Ein Brieflein flatterte von Cassel her,

Onkel Barth komm, heb mich aus der Taufe,

ich bin recht schwer.

Da bat ich die freundlichen Quellnixen fein,

heilt mich doch schneller,

ich muss nach Cassel zum Vetterlein.

Das taten sie auch.

Ich packte meinen Koffer dann schnell

und meldete mich alsobald zur Stell.

Die Taufe nun vorüber ist,

aus Hans Georg ward ein Christ.

Als Patenonkel wünsch ich heut,

dass er seinen Eltern bereite viel Freud.

Hans Georg, werde ein Junge derb und dick,

verhaue die anderen Jungens mit List und Geschick.

Dein Patenonkel hat es auch so gemacht

und hat sich schließlich

auch ganz gut durch das Leben gebracht.

Kein Musterknabe werd,

die taugen für das Leben schlecht.

Gebrauche deine Ellenbogen,

trete aber immer ein für das Recht.

Die Hauptsach dann, weih Herz und Hand

unserem einen eignen Vaterland.

Viel Glück auf deiner Lebensfahrt

wünscht dir, Hans Georg, von Herzen

Dein Patenonkel Oblt. Barth

Cassel, 23. XI. 1919



Mutter Erna Vetter mit ihren Söhnen JV (l.) und Jochen, geboren im August 1921. Sohn Klaus wird 1928 geboren.


Mutter Erna Vetter notiert im Stammbuch zur Tauffeier: Jörglein ist ja bekanntlich ein furchtbares Quecksilber, und wand sich auf Gerdas Armen hin und her, so dass sie am Schluss der Feier richtig erschöpft war.
1925 1. Mai: JV und Bruder Jochen gehen zum ersten Mal in den Kindergarten des Fröbelseminars - es ist evangelisch, humanistisch und gilt als fortschrittlich. 1926 Bürgerschule, Herkulesstraße Klassenlehrer Herr Gischler In den vier Grundschuljahren: Zeugnisse gut Seit 1893 besteht die Schule als Knabenschule im Kasseler Stadtteil Wehlheiden. Nach dem 2. Weltkrieg werden dort auch Mädchen unterrichtet. 1930 unternimmt die Familie eine Fahrt nach Heiligenhafen. Nach Ostern wechselt JV an das staatliche Friedrichsgymnasium in Kassel. 1.2. Auf dem Friedrichsgymnasium in Kassel
Die Schulzeit von JV ist immer wieder Thema in den späteren Gesprächen mit der Autorin. Dabei erwähnt er Details, die während der Niederschrift des hier vorliegenden Textes weitere Recherchen notwendig machten. Im Kontext zu seiner Zeit am Friedrichsgymnasium (FG), das ist in den Jahren 1930 - 1938, sollen zudem die allgemeinen erzieherischen Ziele im Nationalsozialismus beleuchtet werden. Auf die Frage nach Informationen zum Schulleben am FG während des Nationalsozialismus wurde der Autorin ein Buch zur Verfügung gestellt, das 1996 von Schülern zum Thema NS-Zeit an ihrer Schule geschrieben wurde. JV ist 13 Jahre alt, als das 1933 NS-Regime in Deutschland die Herrschaft übernahm. Da ist er schon drei Jahre auf dem Gymnasium und bekommt die Umstellungen und ihre Folgen in der Schule mit. Die Arbeit der Schüler vom FG zeigt sie im Detail.


Hintergrund

Erziehung und Schule im Nationalsozialismus - Recherche-Projekt am FG 1996 Schülerinnen und Schüler des Kasseler Friedrichsgymnasiums untersuchen in einer Projektgruppe der Geschichtswerkstatt diesen Themenkomplex. Ihre Arbeitsergebnisse fassen sie 1996 in einem 154-seitigen Buch zusammen. Es trägt den Titel: Vom Pennäler zum Flakhelfer. Schule und Jugend im Nationalsozialismus. (Friedrichsgymnasium 1996)

Aus dieser sorgsam erarbeiteten und ergebnisreichen Studie, die sowohl die allgemeine Entwicklung der Schule in der NS-Zeit als auch die besondere des FG in Kassel behandelt, werden im Folgenden einige Passagen zusammengefasst und zitiert.

In Hinblick auf die ab 1935 als Pflicht eingeführten Arbeits- und Militärdienste im Anschluss an das Abitur, wird die Schulzeit ab November 1936 um ein Jahr verkürzt. Mädchen dürfen seit 1937 nur noch Oberschulen besuchen, die ausschließlich hauswirtschaftliche Fächer anbieten, andere Oberschulen und Gymnasien sind für sie verboten. In der Folge findet daher auch Geschlechtertrennung in den Klassen statt.

Während der acht Jahre von 1930 bis 1938, in der JV das Gymnasium besucht, findet in Deutschland ein totaler politischer Umbruch statt. Der Nationalsozialismus ermächtigt sich, endgültig zu Beginn des Jahres 1933, sämtlicher gesellschaftlicher Strukturen und Inhalte. Die Erziehung der Kinder und Jugendlichen ist dabei ein zentrales Anliegen der Machthaber. Sie wird in der nationalsozialistischen Pädagogik deshalb als besonders wichtig hervorgehoben, weil hier die politischen und gesellschaftlichen Ideale schon im Kern des menschlichen Wesens angelegt werden sollen. Jungen wachsen zu tapferen Soldaten und Mädchen zu robusten Müttern und treuen Begleiterinnen heran. Horte, Schulen und Arbeitsdienst werden zu einem geschlossenen System konstruiert, in dem die einzelnen Abschnitte und Stufen nahtlos ineinander übergehen, wodurch Einfluss von außen verhindert werden soll. Zuhause steht die Haltung der Eltern unter Bewachung, Lehrer erhalten als Mitglieder im Nationalsozialistischen Lehrerbund regelmäßig Anweisungen für ihren Unterricht in den vier Grundschulklassen. Mit zehn Jahren kommen die Kinder dann zum Deutschen Jungvolk beziehungsweise zu den Deutschen Jungmädchen , mit 14 Jahren zur Hitlerjugend oder in den Bund Deutscher Mädel .

Adolf Hitler schreibt: Und dort behalten wir sie wieder 4 Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei oder in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK (Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps, eine paramilitärische Organisation der NSDAP, SV) und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre und anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort sechs und sieben Monate geschliffen, alle mit einem Symbol: dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewußtsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und wenn sie dann nach zwei oder drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben, und sie sind glücklich dabei. (Adolf Hitler, Völkischer Beobachter, 3. 12. 1938,Friedrichsgymnasium 1996, S.15)

Schon fünf Jahre vor diesem Artikel Hitlers im Völkischen Beobachter , kurz nach seiner Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933, verkündet das Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen . Dieses Gesetz hat zum Ziel, nichtarische , kranke, behinderte sowie weibliche Schüler und Studenten aus höheren Klassen und der Universität auszuschließen. Die Begründung: Es brauche strenge und konsequente Auslese, denn all die nun Unerwünschten seien für höhere Bildung und als zukünftige Elite ungeeignet und unwürdig, es gehe um die körperliche, charakterliche, geistige und völkische Gesamteignung . (Erlass vom 27.3. 1935, zit. nach Fricke-Finkelnburg 1989, S. 93 f., s. PzF S. 18).

Die nach 1933 einsetzende Schulreform baut fast alle Gymnasien in Oberschulen um, in denen Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet werden. Die verbliebenen Gymnasien können nur noch von Jungen besucht werden, in Kassel bleibt lediglich das Friedrichsgymnasium. Die Schüler, die in den 90er Jahren in der Geschichtswerkstatt nach dem Erziehungsziel der NS-Ideologie fragen, fassen ihre Rechercheergebnisse zur Ausrichtung der damals herrschenden Lernziele zusammen: Faschistische Pädagogik ist zunächst dadurch gekennzeichnet, daß sie den absoluten...

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