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Das undenkbare Universum: Meister Eckhart und die Erfindung des Jetzt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
acabus Verlagerschienen am28.03.20221. Auflage
Ein Mönch, der auszog, die Welt zu verändern Europa im Spätmittelalter: Andersdenkende werden verfolgt, es gibt blutige Auseinandersetzungen. Ein junger Mann, der als 'Meister Eckhart' in die Geschichte eingehen wird, wagt ein kühnes und ungeheuerliches Abenteuer: Er sucht die Erkenntnis, will mehr Wissen als erlaubt ist. Doch seine Widersacher wollen ihn stoppen, mit Intrigen, Verleumdung und der Macht der Inquisition ... Noch Jahrhunderte später inspiriert Meister Eckhart Menschen auf der ganzen Welt. Thomas Hohn lässt in diesem packenden Mittelalter-Thriller den Philosophen und Mystiker lebendig werden und erzählt eine mitreißende und berührende Geschichte über Liebe, Verlust und Genialität.

Thomas Hohn (geb. 1969) studierte Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft mit den Schwerpunkten Mittelalter, Zen-Buddhismus und Meister Eckhart. Von Hohn wurden bereits mehrere Kurzgeschichten, ein wissenschaftliches Werk über Meister Eckhart und ein Roman veröffentlicht, unter anderem ist er Mitherausgeber einer Anthologienreihe. Für die Manuskript-Idee des Romans 'Meister Eckhart - das undenkbare Universum' wurde er 2014 für den C.S. Lewis-Preis nominiert. Thomas Hohn lebt und arbeitet als freier Autor in Berlin und Brandenburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextEin Mönch, der auszog, die Welt zu verändern Europa im Spätmittelalter: Andersdenkende werden verfolgt, es gibt blutige Auseinandersetzungen. Ein junger Mann, der als 'Meister Eckhart' in die Geschichte eingehen wird, wagt ein kühnes und ungeheuerliches Abenteuer: Er sucht die Erkenntnis, will mehr Wissen als erlaubt ist. Doch seine Widersacher wollen ihn stoppen, mit Intrigen, Verleumdung und der Macht der Inquisition ... Noch Jahrhunderte später inspiriert Meister Eckhart Menschen auf der ganzen Welt. Thomas Hohn lässt in diesem packenden Mittelalter-Thriller den Philosophen und Mystiker lebendig werden und erzählt eine mitreißende und berührende Geschichte über Liebe, Verlust und Genialität.

Thomas Hohn (geb. 1969) studierte Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft mit den Schwerpunkten Mittelalter, Zen-Buddhismus und Meister Eckhart. Von Hohn wurden bereits mehrere Kurzgeschichten, ein wissenschaftliches Werk über Meister Eckhart und ein Roman veröffentlicht, unter anderem ist er Mitherausgeber einer Anthologienreihe. Für die Manuskript-Idee des Romans 'Meister Eckhart - das undenkbare Universum' wurde er 2014 für den C.S. Lewis-Preis nominiert. Thomas Hohn lebt und arbeitet als freier Autor in Berlin und Brandenburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862828234
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.03.2022
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2309 Kbytes
Artikel-Nr.13934295
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Erfurt, Frühjahr 1272

Das Leben ist ein beständiges Geheimnis. Wir leben es so dahin, atmen, lachen, weinen, tanzen und lieben, und wie selten sind wir uns bewusst, dass wir ein Wunder erleben. Von Zeit zu Zeit streift uns ein Gedanke, so fein wie ein Schmetterlingshauch, und trägt uns das Geheimnis dieses Wunders offen ans Tageslicht. Wenn ein solcher Gedanke erst einmal einen Menschen berührt, dieser in seinem Bewusstsein erdacht und erfühlt wird, dann ist er in der Lage, die ganze Welt zu verändern. Keiner weiß, woher diese Gedanken kommen und wohin sie gehen. Sie begegnen uns von Zeit zu Zeit, sind aber scheuen Geistern gleich und lassen sich nur schwerlich finden. Sie sind wie Schätze, die sich verbergen, umso mehr wir uns aufmachen, nach ihnen zu suchen.

Einst war ein junger Mann auf der Suche nach genau solch einem Gedanken. Sein Name war Eckhart. Als er damals, gerade zwölf Jahre alt, vor dem Klostertor in Erfurt stand, die starke Hand seines Vaters auf den Schultern, ahnte er von alledem noch nichts.

Es hatte gerade zu regnen begonnen. Dicke Tropfen fielen aus der Wolkendecke und tanzten auf der Straße. Der Wind pfiff durch die Gassen und zerrte an ihren Überhängen aus Wolle. Eckharts Vater klopfte noch einmal gegen die große Eichentür, die in der Mauer eingelassen war. Auf dem nassen Holz war das Bild eines Hundes zu erkennen, der eine Fackel im Maul trug - das Zeichen der Dominikaner. Eckharts Beine schlotterten und er wäre am liebsten geflohen, flinker als ein gejagtes Wiesel. Zurück über den Platz mit den beiden mächtigen Kirchen Sankt Severi und Sankt Marien, weiter am Petersberg entlang zum Lauentor, hinaus auf die Via Regia, die Königsstraße.

Von dort waren sie gekommen.

Noch am Morgen hatte alles anders ausgesehen. Sein Heimatort lag einen strammen Tagesmarsch entfernt von der wachsenden Stadt, die Eckhart so verheißungsvoll erschienen war, ein wahrhaftiges Zentrum der Bildung und des Wissens. Sie hatten den ganzen Weg über die bedeutsame Handelstrasse zurückgelegt, Eckhart hatte die wogenden Färberwaidfelder bewundert, die sich in einem leuchtenden Gelb von dem stahlblauen Regenhimmel abhoben. Wie ein Wellenmeer verneigten sich die Sträucher unter dem aufkommenden Wind, ein Wind, der den Duft nach Regen bereits mit sich trug. Sein Vater hatte ihm noch erklärt, dass diese unscheinbare Pflanze, welche die Gelehrten Isatis tinctoria nannten, ein wundervolles Indigoblau zaubern konnte und den Wohlstand der Stadt Erfurt mitbegründete. Und dann hatte er die eindrucksvolle Stadtmauer mit den wehrhaften Türmen gesehen, die Hütten, Häuser und Kirchen, die sich bereits vor den Stadtmauern ausbreiteten. Dass sein Vater meinte, Erfurt floriere derart, dass sie bald eine neue Stadtmauer ziehen müssten, hatte er kaum noch gehört. Er war zu nervös gewesen. Zum ersten Mal waren ihm Zweifel gekommen. Wollte er tatsächlich weg von zu Hause? Für immer? Sie waren an der eingerüsteten Severikirche vorbei gekommen, die gerade renoviert und ausgebessert wurde. Spätestens hier war ihm ernsthaft übel geworden.

Nun stand er hier. Vor der Klosterpforte. Nein. Doch lieber nicht. Er wollte nicht mehr hinter diese Tür. Nicht in dieses Kloster. Nicht weg von dem vertrauten Feuer und Heim. Es hatte sich am Anfang so gut angehört. Richtig Lesen und Schreiben lernen, Bücher studieren und ferne Welten erforschen. Und Antworten finden. Wie oft war er mit seinem beharrlichen Nachfragen an den Punkt gekommen, dass seine Familie die Augen verdrehte, resigniert aufgab. Es gäbe Dinge, die müsse er einfach glauben. So hieß es.

Glauben. Als ob das eine Antwort wäre. Er wollte Gewissheit.

Gewissheit auf die Frage nach dem Warum. Es musste doch eine Antwort geben, die erklärte, warum wir lebten. Was war der Sinn hinter allem? Er mochte jung sein, zugegeben. Doch diese Frage brannte in ihm, seitdem er denken konnte, und wurde unbeantwortet immer mehr zu einer glühenden Eisenkugel in seinem Inneren. Er konnte sie nicht ignorieren oder ausspucken. Er wollte die Antwort wissen. Er musste. Unbedingt. Es war wichtiger als der nächste Atemzug.

Hier vor dem Klostertor des Dominikanerordens in der großen Stadt Erfurt war er sich allerdings mit einem Mal sicher. Diese Antworten konnte er auch zu Hause finden. Wenn er ins Kloster ginge, wann würde er dann seine Familie wiedersehen, wann die Wärme der mütterlichen Umarmung fühlen, wann die vertrauten Gerüche von Heu und Pferden atmen?

Doch es war zu spät.

Innen bewegte sich bereits etwas. Ein Sichtfenster in dem Tor öffnete sich mit einem jämmerlichen Quietschen. Eckhart sah nicht viel mehr als eine übergroße Nase und zwei mürrische Augen. Das war kein Mönch, das war ein Raubvogel.

»Was ist Euer Begehr?«, schnarrte es.

»Ich bin Ritter von Hochheim«, erwiderte sein Vater befehlsgewohnt. »Lasst uns ein, wir werden erwartet.«

Sein Vater war ein stattlicher Mann, Vogt und Ritter. Er hatte sich seinen Titel hart erarbeitet und ein Gut zu verwalten. Warten, das wusste Eckhart nur zu gut, war er nicht gewohnt und die Tagesreise war schon anstrengend genug gewesen.

Murrend bewegte sich der Mönch. Kurz darauf öffnete sich die Tür.

»Aus Hochheim, sagt Ihr? Kommt herein«, grunzte Falkennase, wie Eckhart den mürrischen Mönch im Stillen taufte. »Prior Ulrich erwartet Euch bereits.«

Der Mönch führte sie über den Innenhof auf einen klobigen Komplex zu, der den Konvent bildete. Zur Linken erhob sich die Predigerkirche, hoch und majestätisch ragte sie in den grauen Himmel, rechts war eine Mauer, hinter der einer der Seitenarme der Gera, der Breitstrom, floss.

Sie betraten das Gebäude durch einen Seiteneingang nahe der Kirche. Kurz darauf saßen sie bereits in der warmen Amtsstube des Priors.

Prior Ulrich stellte sich als ein ruhiger Mann heraus. Die Formalitäten waren schnell geklärt und der Prior widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem jungen Eckhart.

Es war nicht unüblich, dass Kinder an ein Kloster überstellt wurden, doch Eckhart wusste, dass bei ihm der Fall anders lag. Er hatte selbst darum gebeten, als Novize aufgenommen zu werden. Anwärter wurden aus gutem Grund frühestens mit fünfzehn Jahren angenommen und selbst das war früh. Nicht, dass sein Vater nicht versucht hätte, ihn bei einem befreundeten Rittergut in die Zucht zu geben. Eckhart schauderte immer noch bei den Erinnerungen daran. Die ritterliche Ausbildung hatte Eckhart nicht gelegen. Gar nicht.

Da er noch zwei ältere Brüder hatte, war er nicht in der familiären Pflicht. Doch er war erst zwölf, eine Lebensentscheidung von solcher Tragweite wie die, sein Leben hinter Klostermauern zu verbringen, das wog schwer.

Und hier stand er nun. Ihm war mulmig. Er spürte die Blicke des Priors auf sich ruhen, prüfend. Tiefgenau schauten die Augen in ihn hinein.

»Warum willst du zu uns kommen?« Der Stimme des Priors lag etwas Beruhigendes inne, ohne dass er hätte sagen können, worin sich dieses begründete. Der Prior wirkte wohlwollend, nicht so kratzbürstig wie die Falkennase. Doch war er auf eine faszinierende Weise wach, nichts schien seiner Aufmerksamkeit zu entgehen.

»Nun? Warum willst du zu uns kommen?«, wiederholte der Prior.

Was antwortete man auf so was? Seine Hände waren schweißnass.

»Ich ... ich will wissen, wer Gott ist!«, stotterte Eckhart.

Sein Vater gab ihm einen Klaps.

»Er meint natürlich, er will Gott dienen«, korrigierte sein Vater.

Der Prior ignorierte die väterliche Aussage und Eckhart hatte das Gefühl, dass sich ein gewisses Amüsement auf dem Antlitz des Priors ausbreitete.

»Wer Gott ist ...«, wiederholte der Prior leise. »Was für ein gewagtes Unterfangen.« Er machte eine kurze Pause, in der er seine Worte mit Bedacht zu wählen schien, bevor er fortfuhr. »Nun. Unser Verstand ist ein Geschenk des Göttlichen und wissen zu wollen, führt zu einem Abenteuer, das niemals endet. Du wirst eine Weile bei uns leben und arbeiten, als Laienbruder. Wenn du dann willst, wirst du als Novize, später mit der Priesterweihe als vollwertiges Mitglied unserer Gemeinschaft aufgenommen. Wir werden uns gegenseitig prüfen, einverstanden?«

Eckhart nickte.

Zu seinem Vater gewandt fügte der Prior hinzu: »Vielen Dank, Ritter von Hochheim. Wir wissen das Vertrauen zu schätzen. Wir werden ihren Jungen gut aufnehmen. Dank auch für die reiche Spende, sie wird der Samen für eine beachtliche Ernte sein, da bin ich mir gewiss.«

Wieder draußen auf dem Flur war der Abschied von seinem Vater kurz.

»Ich werde in einem Gasthof einkehren«, sagte er zu Eckhart. »Morgen steht noch ein Termin mit Baruch von Eisenach an.«

Er wusste, dass sein Vater oft Geschäfte mit der hiesigen jüdischen Gemeinde machte. Hier in Erfurt lebten die Juden Tür an Tür mit den christlichen Bürgern, eine prächtige Synagoge zierte die Stadt und es gab sogar eine Mikwe, ein rituelles Bad, mit lebendigem, also fließendem Wasser. Sein Vater hatte großen Respekt vor dem Wissen der Juden und bewunderte ihre kaufmännische Kraft.

»Falls du es dir doch noch überlegst, weißt du, wo du mich findest.«

Ein letztes Mal umarmte Eckhart ihn, roch den herben Duft und ließ sich von seiner Wärme umhüllen.

Dann war da nur noch Kälte, Leere und Fremde. Ohne sich umzudrehen, schritt sein Vater über den Hof und verschwand jenseits der Pforte. Falkennase stand mit einem Mal hinter ihm und packte ihn an der Schulter.

»Los, steh nicht so rum. Ich zeig dir, wo dein Schlafplatz sein wird und danach hilfst du beim Tischdecken.«

Auf dem...

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Autor

Thomas Hohn (geb. 1969) studierte Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft mit den Schwerpunkten Mittelalter, Zen-Buddhismus und Meister Eckhart. Von Hohn wurden bereits mehrere Kurzgeschichten, ein wissenschaftliches Werk über Meister Eckhart und ein Roman veröffentlicht, unter anderem ist er Mitherausgeber einer Anthologienreihe. Für die Manuskript-Idee des Romans "Meister Eckhart - das undenkbare Universum" wurde er 2014 für den C.S. Lewis-Preis nominiert. Thomas Hohn lebt und arbeitet als freier Autor in Berlin und Brandenburg.