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Eine Frage der Schuld

Anläßlich der 'Kreutzersonate' von Lew Tolstoi. Roman. Mit der 'Kurzen Autobiographie der Gräfin Sofja Andrejewna Tolstaja'. Nachw. v. Ursula Keller
BuchGebunden (Leinen)
314 Seiten
Deutsch
Manesseerschienen am15.09.2008
Bewegende Geschichte einer jungen Frau in einer tragisch scheiternden Ehe

Wessen Schuld ist es, wenn aus Liebe Lieblosigkeit wird, aus Leidenschaft Wahn, aus Begehren Überdruss? - Sofja Tolstajas Roman zeichnet das differenzierte Porträt eines mehr und mehr sich entfremdenden Paares. Mit diesem überraschenden Fund, hier in deutscher Erstübersetzung, tritt die Autorin aus dem Schatten ihres weltberühmten Ehemannes.

Dass hochbegabte Frauen im Schatten hochbegabter Männer stehen, ist nichts Außergewöhnliches. Dem Angebeteten zuliebe leisten sie Verzicht, werden im besten Fall zu Musen, im schlechtesten zu Haushälterinnen. Dies ist auch das persönliche Schicksal der Sofja Tolstaja (1844-1919), nachzulesen in ihrer "Kleinen Autobiographie" von 1913, die in diesem Band enthalten ist. Über Jahrzehnte hinweg war sie ihrem Mann, dem berühmten Tolstoi, treue Gefährtin, verständige Erstleserin und Kritikerin seiner Werke, Schreibkraft, "Ehefrau im althergebrachten Sinne" (nach Tolstois eigenem Bekunden) und nicht zuletzt Mutter von dreizehn gemeinsamen Kindern. Niemand konnte ahnen, dass sich hinter der Frau an Tolstois Seite eine exzellente Schriftstellerin verbarg, hatte sie doch ihre erste Erzählung vor der Hochzeit verbrannt. Fünfundsiebzig Jahre nach Tolstajas Tod aber machte man in ihrem Nachlass einen Sensationsfund.

"Eine Frage der Schuld" handelt von der fatalen Entfremdung zwischen Eheleuten. Mit psychologischer und stilistischer Finesse schildert die Autorin, wie bohrende Eifersucht erst das Vertrauen zerstört und dann die beidseitige Achtung. Im Gegensatz zur frauen- und lustfeindlichen "Kreutzersonate" Tolstois, als dessen Gegenstück Tolstajas kleiner feiner Roman angelegt ist, erfahren hier beide Seiten Gerechtigkeit. Mit "Eine Frage der Schuld" ist eine Autorin zu entdecken, die fortan einen eigenen Rang und Namen in der Weltliteratur beanspruchen kann.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden (Leinen)
EUR19,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBewegende Geschichte einer jungen Frau in einer tragisch scheiternden Ehe

Wessen Schuld ist es, wenn aus Liebe Lieblosigkeit wird, aus Leidenschaft Wahn, aus Begehren Überdruss? - Sofja Tolstajas Roman zeichnet das differenzierte Porträt eines mehr und mehr sich entfremdenden Paares. Mit diesem überraschenden Fund, hier in deutscher Erstübersetzung, tritt die Autorin aus dem Schatten ihres weltberühmten Ehemannes.

Dass hochbegabte Frauen im Schatten hochbegabter Männer stehen, ist nichts Außergewöhnliches. Dem Angebeteten zuliebe leisten sie Verzicht, werden im besten Fall zu Musen, im schlechtesten zu Haushälterinnen. Dies ist auch das persönliche Schicksal der Sofja Tolstaja (1844-1919), nachzulesen in ihrer "Kleinen Autobiographie" von 1913, die in diesem Band enthalten ist. Über Jahrzehnte hinweg war sie ihrem Mann, dem berühmten Tolstoi, treue Gefährtin, verständige Erstleserin und Kritikerin seiner Werke, Schreibkraft, "Ehefrau im althergebrachten Sinne" (nach Tolstois eigenem Bekunden) und nicht zuletzt Mutter von dreizehn gemeinsamen Kindern. Niemand konnte ahnen, dass sich hinter der Frau an Tolstois Seite eine exzellente Schriftstellerin verbarg, hatte sie doch ihre erste Erzählung vor der Hochzeit verbrannt. Fünfundsiebzig Jahre nach Tolstajas Tod aber machte man in ihrem Nachlass einen Sensationsfund.

"Eine Frage der Schuld" handelt von der fatalen Entfremdung zwischen Eheleuten. Mit psychologischer und stilistischer Finesse schildert die Autorin, wie bohrende Eifersucht erst das Vertrauen zerstört und dann die beidseitige Achtung. Im Gegensatz zur frauen- und lustfeindlichen "Kreutzersonate" Tolstois, als dessen Gegenstück Tolstajas kleiner feiner Roman angelegt ist, erfahren hier beide Seiten Gerechtigkeit. Mit "Eine Frage der Schuld" ist eine Autorin zu entdecken, die fortan einen eigenen Rang und Namen in der Weltliteratur beanspruchen kann.
ZusammenfassungWessen Schuld ist es, wenn aus Liebe Lieblosigkeit wird, aus Leidenschaft Wahn, aus Begehren Überdruß? Sofja Tolstajas Roman zeichnet das differenzierte Porträt eines mehr und mehr sich entfremdenden Paares. Mit diesem überraschenden Fund, hier in deutscher Erst übersetzung, tritt die Autorin aus dem Schatten ihres weltberühmten Ehemannes.
Details
ISBN/GTIN978-3-7175-2150-1
ProduktartBuch
EinbandartGebunden (Leinen)
Verlag
Erscheinungsjahr2008
Erscheinungsdatum15.09.2008
Seiten314 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht170 g
Artikel-Nr.10913528
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Es war ein wundervoller, klarer, jubilierender Tag. Ein wahres Fest sommerlicher Blütezeit. Wie schön und heiter waren der lichte blaue Himmel, die heißen Sonnenstrahlen, die in den üppigen Bäumen und blühenden Büschen zahlreich lärmenden Vögel! Und wie herrlich spiegelte in der Ferne ein tiefer blauer See den Himmel und die farbenfrohe, saftige, reiche Flora seiner Ufer.Einen genauso festlichen, blühenden und heiteren Anblick boten die beiden Mädchen, die den Weg vom See zu dem großen weißen Steinhaus entlangliefen - barfuß, die Schuhe in den Händen, die nassen Handtücher über die Schultern geworfen, die Haare aufgelöst. Das Barfußlaufen nicht gewohnt, traten die ungebräunten kleinen Füße zaghaft und leicht, von der Berührung wie erschauernd, auf das taufeuchte Gras, und die Mädchen lachten laut.«Nicht, daß uns noch jemand sieht», sagte die eine.«Na und, muß uns das peinlich sein?» fragte die andere mit erstaunt geweiteten Augen. «Die Bauersfrauen laufen doch alle barfuß.»«Das stachelt aber, tut richtig weh.»«Ist doch nicht schlimm, du mußt so laufen, leichtfüßig!»Das schwarzäugige zierliche Mädchen rannte so schnell los, daß es völlig außer Atem, rot und erregt auf der Terrasse des Hauses ankam; um sich blickend, besann es sich plötzlich und blieb, schrecklich verlegen, wie angewurzelt stehen.«Was hast du, Anna?» fragte die Mutter streng und verwundert und betrachtete ihre verwirrte Tochter vom Kopf bis zu den Füßen.«Natascha und ich haben gebadet, und... und... wir haben ausprobiert, wie es sich barfuß läuft. Wir wußten nicht.», sagte Anna und suchte dabei ihre Füße zu verstecken.Sie warf einen schrägen Blick auf die ihr hingestreckte Hand, dann sah sie dem Besucher, der sich vom Teetisch erhoben hatte, in die Augen und reichte ihm mit einem schuldbewußten Lächeln die ihrige. «Ich wußte nicht, daß Sie hier sind. Guten Tag, Fürst. Ich bin gleich wieder da.»Und schon war das Mädchen weg. Ohne innezuhalten, huschte auch das andere vorbei.Der Mann, der Anna die Hand hingestreckt hatte, war ein alter Bekannter ihrer Mutter, der etwa fünfunddreißigjährige Fürst Prosorski, der auf der Durchfahrt von seinem abgelegenen Gut hin und wieder bei den Ilmenews vorbeikam. Er kannte die Kinder von klein auf, mochte die schlichte, fröhliche Lebensart des ganzen Hauses und hatte sich bereits des öfteren am Anblick der heranwachsenden Mädchen erfreut.Als Anna und Natascha nacheinander ins Haus geschlüpft waren, lächelte er noch lange froh. Eine ganze Weile schon hatte er bei den Ilmenews keinen Besuch mehr gemacht, und wie es oft zu sein pflegt, in den Jahren, die er im Ausland verbracht hatte, war mit den Mädchen etwas vor sich gegangen. Sie hatten aufgehört, Mädchen zu sein, und waren unversehens ins Frauenalter eingetreten.Der Fürst fühlte das dunkel, ohne sich über irgend etwas Rechenschaft abzulegen, und wieder ging ihm das Bild der schlanken bloßen Beine, der dunklen aufgelösten Haare auf Annas zurückgeworfenem Kopf und ihre geschmeidige Gestalt unter dem weiten weißen Morgenkleid durch den Sinn.«Mein Gott, wie schön ist es hier!» sagte er, die Augen auf die Tür geheftet, hinter der die Mädchen verschwunden waren, und spürte in sich einen jugendlichen, belebenden geistigen Aufschwung. «Wie froh, wie heiter! Ach, die Jugend!» fügte er seufzend hinzu. «Dahingegangen ist unsere Jugend, Olga Pawlowna, aber sich an ihr zu ergötzen ist keinem benommen.»«Nun, würde die Jugend ewig währen, dann wüßte man sie nicht zu schätzen. Meinen Sie, die Leute schenkten ihr Beachtung oder schätzten sie? Nicht im geringsten», urteilte Olga Pawlowna ruhig.Nachdem sie noch ein wenig mit dem Fürsten geplaudert hatte, entschuldigte sie sich mit der Bemerkung, nach dem Rechten sehen zu müssen, zum Frühstück würden sich jedoch alle versammeln.«Hier sind Zeitungen, Fürst, lesen Sie einstweilen, ein interessanter Artikel über die Zustände in Frankreich ist dabei.»Olga Pawlowna entfernte sich, während die beiden Schwestern bald wieder zur Stelle waren. In den dunklen Kleidern von strenger Schlichtheit, die sie jetzt trugen, und mit ihrem glattgekämmten Haar wirkten sie ziemlich steif.«Schade, daß Sie sich umgezogen haben», sagte der Fürst. «Jetzt sind Sie wohlanständige Fräuleins, vorher sahen Sie hübscher und auch natürlicher aus.»«So ist es schicklicher», sagte Natascha, die sich Kaffee eingoß.«Alles nur Vorurteile», bemerkte Anna kurz. «Was man gewohnt ist, das ist schicklich», fügte sie hinzu und begann rasch wie ein Vogel eine Beere nach der anderen aus ihrem Schälchen zu picken.«Sind Sie frohgemut?» erkundigte sich der Fürst.«Schrecklich!» erwiderte Anna. «Natascha und ich haben so schöne Beschäftigungen. Ich lese jetzt Philosophie und schreibe eine Erzählung. Natascha findet sie gut: Ich lese ihr jeden Abend vor, was ich morgens geschrieben habe.»«Und was für Philosophie lesen Sie?»«Dmitri Iwanowitsch hat mir jetzt Büchner und Feuerbach gegeben. Er meint, das brauche ich für meine geistige Entwicklung. Und mir ist alles restlos klargeworden! Ich verstehe, daß einen derart einleuchtende Beweise auch zur Materialistin machen können.»«Wie alt sind Sie denn?»«Bald achtzehn.»«Geben Sie Büchner und Feuerbach auf, verderben Sie sich Ihre reine Seele nicht. Sie können sie nicht begreifen und werden nur die Orientierung verlieren.»«Durch das Lesen von Philosophie? Niemals! Im Gegenteil, ich werde Aufschluß über mich selbst und meine Zweifel finden. Ich habe auch Ihre Aufsätze gelesen, aber sie sind schwierig, ich kann damit noch nicht sehr viel anfangen.»«Wovon handelt denn Ihre Erzählung?»«Davon, wie man lieben muß. Sie werden sie nicht verstehen. Natascha, ja, die versteht sie ganz wunderbar.»«Das Verstehen bereitet keine Schwierigkeiten, Anna ist bloß allzu sentimental. Sie träumt von einer Liebe, die rein und ideal sein muß, fast so wie ein Gebet», sagte Natascha.«Wie verträgt sich das mit dem Materialismus, Anna Alexandrowna? Da sind Sie schon in der Klemme...»«Ach, da ist ja der Schmetterling, den Mischa für seine Sammlung gesucht hat», schrie Anna plötzlich auf und stürzte mit flinken, kräftigen Beinen zur Brüstung der Terrasse, um einen großen dunklen Schmetterling zu fangen.Der Fürst erglühte beim Anblick der graziösen Figur Annas, die, den Schmetterling in der Hand, von der Brüstung heruntersprang.«Wir sollten einen Spaziergang machen, einen ganz langen, und Mischa mitnehmen», schlug Natascha vor.mehr
Kritik
"Es ist eine Antwort (auf Tolstois Kreutzersonate), eine Abrechnung, eine Richtigstellung. Die Geschichte aus der Perspektive der Frau. Und als wäre das alles nicht ohnehin schon interessant genug, ist es auch noch ein richtig gutes, in der Übersetzung von Alfred Frank und Ursula Keller richtig gut zu lesendes Buch Es ist leise, poetisch, immer wieder fragend, zweifelnd, aber immer präzise und ähnlich schonungslos wie die Vorlage auch." (Volker Weidermann, FAZ)mehr

Schlagworte

Autor

Sofja Tolstaja (1844-1919) heiratete achtzehnjährig den wesentlich älteren Lew Tolstoi, gab alle eigenen literarischen Ambitionen auf und widmete sich ihrem Mann und ihren dreizehn Kindern. Erst spät begann sie wieder zu schreiben; ihr Roman, die Erzählungen, Tagebücher und zwei Autobiographien wurden jedoch zu Lebzeiten nicht veröffentlicht.Ursula Keller, gebohren 1964 in Lübeck, Studium der Slavistik und Germanistik in Berlin, zahlreiche Forschungsaufenthalte in Russland. Bis 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU Berlin, Aufsätze zur Genderforschung in der Slavistik sowie biografische Essays. Lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin.