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Dreimal im Leben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
525 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am04.08.20132. Auflage
»Ein junges schönes Paar, erfasst von einer Leidenschaft, so drängend wie das Leben, sieht sich in die Augen und tanzt einen noch ungeschriebenen Tango im stillen, verlassenen Salon eines Überseedampfers, der über das nächtliche Meer gleitet.« Es ist das Jahr 1928, als der Eintänzer Max, jung und von wildem Charme, der aparten Schönheit Mecha auf einem Ozeandampfer begegnet. Sie ist gebunden, ein Tanz die einzige Möglichkeit, ihr näherzukommen. Als sie kurz darauf in Buenos Aires durch die zwielichtigen Tangobars der Stadt ziehen, beginnt für Max und Mecha das Abenteuer ihres Lebens: die große Liebe. Eine Liebe, die erst viele Jahre später auf der Promenade Nizzas zwischen entrücktem Glamour und den Wirren des Krieges eine zweite Chance erhält ... »Dreimal im Leben« erzählt eine Geschichte voller Sehnsucht und Leidenschaft. Durchweht von der Erinnerung an eine Welt, deren Glanz verblasst und deren Melodie verklungen ist, beschwört der Roman den Zauber verstrichener Gelegenheiten und die lebenslange Liebe zweier Menschen.


Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR13,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Ein junges schönes Paar, erfasst von einer Leidenschaft, so drängend wie das Leben, sieht sich in die Augen und tanzt einen noch ungeschriebenen Tango im stillen, verlassenen Salon eines Überseedampfers, der über das nächtliche Meer gleitet.« Es ist das Jahr 1928, als der Eintänzer Max, jung und von wildem Charme, der aparten Schönheit Mecha auf einem Ozeandampfer begegnet. Sie ist gebunden, ein Tanz die einzige Möglichkeit, ihr näherzukommen. Als sie kurz darauf in Buenos Aires durch die zwielichtigen Tangobars der Stadt ziehen, beginnt für Max und Mecha das Abenteuer ihres Lebens: die große Liebe. Eine Liebe, die erst viele Jahre später auf der Promenade Nizzas zwischen entrücktem Glamour und den Wirren des Krieges eine zweite Chance erhält ... »Dreimal im Leben« erzählt eine Geschichte voller Sehnsucht und Leidenschaft. Durchweht von der Erinnerung an eine Welt, deren Glanz verblasst und deren Melodie verklungen ist, beschwört der Roman den Zauber verstrichener Gelegenheiten und die lebenslange Liebe zweier Menschen.


Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458733195
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum04.08.2013
Auflage2. Auflage
Seiten525 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1282408
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1 DER EINTÄNZER

Es gab Zeiten, da besaß in seiner Zunft jeder Charisma. Und er war der Charismatischste von allen. Beim Tanzen hielt er immer fehlerlos den Takt, abseits der Tanzfläche waren seine Hände ruhig und gewandt, und stets hatte er einen geistreichen Satz oder eine schlagfertige Antwort auf den Lippen, was ihm die Sympathie der Männer und die Bewunderung der Frauen eintrug. Wie kein Zweiter beherrschte er damals - neben den Gesellschaftstänzen, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente: Tango, Foxtrott, Boston - die Kunst, mit Worten Feuerwerke zu entfachen und schweigend melancholische Landschaften zu zeichnen. In vielen ertragreichen Jahren hatte er sich nur selten getäuscht: Kaum eine gutsituierte Dame, gleich welchen Alters, die ihm widerstanden hätte, ob bei einem Tanztee im Palace, im Ritz oder im Excelsior, auf einer Terrasse an der Riviera oder im Erste-Klasse-Salon eines Überseedampfers. Er hatte zu der Sorte von Männern gehört, die man morgens im Frack in einer Konditorei antreffen konnte, wo sie den Dienstboten des Hauses, in dem sie am Abend zuvor zu einem Ball oder Festmahl geladen waren, ein Frühstück spendierten. Für solche Dinge hatte er eine Begabung, oder ein Gespür. Wenigstens einmal in seinem Leben hatte er es auch fertiggebracht, sein gesamtes Vermögen im Kasino zu verspielen, auf dem Trittbrett der Straßenbahn nach Hause zu fahren, vollkommen bankrott, und ungerührt The Man Who Broke the Bank at Monte Carlo zu pfeifen. Und er wusste mit solcher Nonchalance eine Zigarette anzuzünden, die Krawatte zu binden oder gut gebügelte Hemdmanschetten zu tragen, dass die Polizei nie gewagt hätte, ihn festzunehmen, solange sie ihn nicht auf frischer Tat ertappte.

»Max.«

»Señor?«

»Sie können den Koffer ins Auto legen.«

Die Sonne des Golfs von Neapel schmerzt in den Augen, wenn sie sich in den Chromteilen des Jaguars Mark X spiegelt, genau wie bei den Automobilen, die er und die anderen früher fuhren. Aber auch das ist seither anders geworden; und sogar sein Charisma hat sich verflüchtigt, das einmal so sehr Teil von ihm gewesen war, dass selbst sein Schatten welches besessen hatte. Max Costa wirft einen Blick auf den Schatten zu seinen Füßen, bewegt sich sogar ein bisschen, ohne Ergebnis. Er weiß nicht, wann genau es geschehen ist, doch das ist das Wenigste. Sein Charisma ist dahin und gehört, wie so vieles andere, der Vergangenheit an.

Er zieht eine resignierte Grimasse, oder vielleicht kneift er auch nur die Augen zusammen, weil ihn die Sonne blendet, und versucht, seine Gedanken auf etwas Konkretes, Greifbares zu lenken - den Reifendruck bei halber und voller Belastung, das reibungslose Funktionieren der vollsynchronisierten Gangschaltung, den Ölstand -, um sich von diesem bittersüßen Gefühl abzulenken, das sich immer dann einstellt, wenn er Nostalgie und Einsamkeitsgefühl die Oberhand gewinnen lässt. Er atmet tief und still durch, und nachdem er die silberne Raubkatze auf der Kühlerhaube mit einem Lappen poliert hat, greift er nach der grauen Uniformjacke, die gefaltet über der Lehne des Fahrersitzes liegt, und schlüpft hinein. Erst als er sie ordentlich zugeknöpft und den Krawattenknoten zurechtgerückt hat, geht er langsam die Stufen hinauf, die, flankiert von kopflosen Marmorstatuen und Steinvasen, zum Hauptportal führen.

»Vergessen Sie die Aktentasche nicht.«

»Keine Sorge, Señor.«

Doktor Hugentobler mag es nicht, in Italien von seinen Angestellten mit Doktor angesprochen zu werden. In diesem Land, pflegt er zu sagen, wimmelt es von dottori, cavalieri und commendatori. Ich bin ein Schweizer Arzt. Und seriös. Ich will nicht, dass sie mich für einen der Ihren halten, für den Neffen eines Kardinals, eines Mailänder Industriellen oder etwas in der Art. Max Costa dagegen wird in der Villa am Stadtrand von Sorrent von allen einfach nur Max gerufen. Worin eine gewisse Paradoxie liegt, immerhin hat er im Lauf seines Lebens wechselnde Namen und Titel verwendet, den jeweiligen Umständen entsprechend adlige oder bürgerliche. Doch seit einiger Zeit, seit sein Charisma zum letzten Mal das Taschentuch geschwenkt und sich ein für alle Mal verabschiedet hat - wie eine Frau im Fenster eines Schlafwagenabteils, die, eingehüllt in eine Dampfwolke, für immer entschwindet, ohne dass man jemals erfahren wird, ob sie einen in ebendiesem Augenblick oder schon seit langem nach und nach verlassen hat -, ist er zu seinem eigenen, wahren Namen zurückgekehrt. Charisma im Tausch gegen einen Namen, der bis zu seiner jüngsten, ebenso natürlichen wie zwangsläufigen beruflichen Veränderung, zu der auch ein vorübergehender Gefängnisaufenthalt beigetragen hat, in halb Europa und Amerika dicke Polizeiakten füllte. Jedenfalls hätte er sich niemals träumen lassen, denkt er, während er die lederne Aktentasche und den Samsonite-Koffer im Wagen verstaut, nicht einmal in seinen schlimmsten Momenten, dass er einmal mit »Señor?« antworten würde, wenn ihn jemand beim Vornamen ruft.

»Auf geht's, Max. Haben Sie die Zeitungen?«

»Dort hinten liegen sie, Señor.«

Das Zuklappen zweier Wagentüren. Er hat die Chauffeursmütze aufgesetzt, abgezogen und wieder aufgesetzt, um seinen Fahrgast einsteigen zu lassen. Als er hinter dem Lenkrad Platz nimmt, legt er sie auf den Beifahrersitz, wirft einen Blick in den Rückspiegel und streicht sich mit altgewohnter Eitelkeit über das graue, noch einigermaßen volle Haar. Nichts könnte die Ironie seiner Lage besser zum Ausdruck bringen als diese Mütze, denkt er, jetzt, da ihn die Gezeiten des Lebens nach seinem letzten Schiffbruch an dieses aberwitzige Ufer geschwemmt haben. Und trotzdem, wenn er in seinem Zimmer in der Villa vor dem Spiegel steht und beim Rasieren seine Falten zählt wie die Narben von Liebeswunden und Kriegsverletzungen, die er alle beim Namen kennt - Frauen, Spielkasinos, ungewisse Morgendämmerungen, glorreiche oder ernüchternde Abendstunden -, zwinkert er dem hochgewachsenen, nicht mehr ganz so schlanken alten Mann mit den dunklen, müden Augen verständnisinnig zu, wie einem guten Kumpel, dem er nichts zu erklären braucht. Alles in allem, suggeriert ihm sein Spiegelbild mit vertraulicher, leicht zynischer und sogar ein wenig durchtriebener Miene, lasse sich nicht leugnen, dass er sich mit seinen vierundsechzig Jahren, und obwohl ihm das Leben in letzter Zeit übel mitgespielt hat, noch immer glücklich schätzen darf. Anderen - Enrico Fossataro, dem alten Sándor Esterházy - blieb unter ähnlichen Umständen nur die Wahl zwischen der öffentlichen Wohlfahrt und einer Minute qualvoller Zuckungen im Bad einer armseligen Absteige, aufgehängt an ihrem Schlips.

»Irgendwelche wichtigen Nachrichten?«, erkundigt sich Hugentobler.

Vom Rücksitz des Wagens hört man das Rascheln flüchtig durchgeblätterter Zeitungen. Es war eher eine Bemerkung als eine Frage. Im Rückspiegel sieht Max die gesenkten Augen seines Chefs hinter der auf die Nasenspitze gerutschten Lesebrille.

»Haben die Russen die Atombombe abgeworfen oder so was?«

Hugentobler scherzt natürlich. Schweizer Humor.

»Es ist nichts Besonderes passiert, Señor. Muhammad Ali hat wieder gewonnen, und die Astronauten der Gemini XI sind gesund und munter auf die Erde zurückgekehrt ... Und im Indochina-Krieg geht es immer härter zur Sache.«

»Sie meinen den Vietnam-Krieg.«

»Ach so, ja, Vietnam ... Und der Lokalteil meldet den Beginn des Schachturniers um den Campanella-Preis in Sorrent: Keller gegen Sokolow.«

»Gütiger Himmel«, erwidert Hugentobler fahrig und spöttisch. »Ein Jammer, dass ich das verpasse ... Womit doch manche Leute ihre Zeit vergeuden, was, Max?«

»Da haben Sie recht, Señor.«

»Können Sie sich das vorstellen? Ein Leben lang über einem Schachbrett zu brüten. So enden sie ja dann auch. Geistesgestört wie dieser Bobby Fischer.«

»Ja, genau.«

»Nehmen Sie die untere Straße. Wir haben Zeit.«

Das Knirschen des Kieses unter den Reifen verstummt, als der Jaguar durch das Eisentor fährt und langsam zwischen Olivenbäumen, Mastixsträuchern und Feigenbäumen über die asphaltierte Straße rollt. Max schaltet sanft herunter, als er in eine enge Kurve fährt, hinter der still und leuchtend das Meer liegt; im Gegenlicht wirken die Silhouetten der Pinien, als betrachtete man sie durch mattes Glas, ebenso wie die den Berghang hinauf gebauten Häuser und der Vesuv auf der anderen Seite der Bucht. Für einen Augenblick vergisst Max seinen Passagier, streichelt das Lenkrad und konzentriert sich ganz auf das Vergnügen des Fahrens, die reine, unbeschwerte Bewegung. Die Luft, die durch das Seitenfenster hereinweht, riecht nach Honig und Harz, den letzten Düften des Sommers, der sich in dieser Gegend immer sträubt, das Feld zu räumen, und sich einen sinnlosen, gutmütigen Kampf mit den Kalenderblättern liefert.

»Herrlicher Tag, Max.«

Blinzelnd kehrt er in die Realität zurück und schaut wieder in den Rückspiegel. Doktor Hugentobler hat die Zeitungen beiseitegelegt und eine Havanna im Mund.

»In der Tat, Señor.«

»Bis ich zurückkomme, wird es mit dem schönen Wetter vorbei sein, fürchte ich.«

»Hoffen wir, dass es sich hält. Es sind ja nur drei Wochen.«

»Fahren Sie nicht direkt zum Hafen. Ich möchte vorher noch in die Stadt.«

»Jawohl, Señor.«

Er wirft einen raschen Blick auf seine billige, aber verlässliche Armbanduhr, eine Festina aus Katzengold, die er am linken Handgelenk trägt, und steuert den Wagen über...
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Kritik
»Ein grandioser Roman!«mehr

Autor

Arturo Pérez-Reverte, geboren 1951 im spanischen Cartagena, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.