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UNSERE FUCKING ZUKUNFT

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Quadrigaerschienen am27.08.20211. Aufl. 2021
Fridays for Future, Black Lives Matter und Occupy Wallstreet waren nur der Anfang, das Zeitalter neuer Generationenverträge beginnt jetzt! Die Coronakrise hat diesen im Hintergrund schlummernden Konflikt endlich in den Vordergrund gebracht. Tristan Horx untersucht, ob unsere Generationenbilder nach wie vor zutreffen. Sind wir noch in Altersschubladen einzuordnen? Wie können wir das Netz nutzen, um zusammen eine Zukunft aufzubauen, die nicht auf Abgrenzung und Spaltung basiert? Ein Blick in die Welt von morgen - frech und verständlich.



Tristan Horx, Jahrgang 1993 ist Trend- und Zukunftsforscher beim Zukunftsinstitut, und ist dort verantwortlich für Medienprodukte, sowie Keynote-Speaker. Aus der Sicht der jüngeren Generationen untersucht er Gesellschaft, Digitalisierung und Ökologie.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextFridays for Future, Black Lives Matter und Occupy Wallstreet waren nur der Anfang, das Zeitalter neuer Generationenverträge beginnt jetzt! Die Coronakrise hat diesen im Hintergrund schlummernden Konflikt endlich in den Vordergrund gebracht. Tristan Horx untersucht, ob unsere Generationenbilder nach wie vor zutreffen. Sind wir noch in Altersschubladen einzuordnen? Wie können wir das Netz nutzen, um zusammen eine Zukunft aufzubauen, die nicht auf Abgrenzung und Spaltung basiert? Ein Blick in die Welt von morgen - frech und verständlich.



Tristan Horx, Jahrgang 1993 ist Trend- und Zukunftsforscher beim Zukunftsinstitut, und ist dort verantwortlich für Medienprodukte, sowie Keynote-Speaker. Aus der Sicht der jüngeren Generationen untersucht er Gesellschaft, Digitalisierung und Ökologie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751715072
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.08.2021
Auflage1. Aufl. 2021
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708844
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 2
Generationen

Hinter jeder Rebellion, und in Konsequenz hinter den meisten Revolutionen, zieht sich ein feiner roter Faden des Generationenkonflikts. Bei Ersterer geht es um den intellektuellen Kampf für den Wandel des Zeitgeistes. Gelingt dieser nicht, landen wir bei Zweiterer und gehen auf die Straße, im schlimmsten Fall zünden wir Autos an.

Die Differenz muss aber nicht nur in der Frage der Gewalt liegen, das ist vielleicht etwas zu primitiv. Der philosophische Unterschied zwischen diesen oft synonym gebrauchten Begriffen wurde von Hannah Arendt sehr gut getroffen: »Das Ziel einer Rebellion [ist] nur die Befreiung [...], während das Ziel der Revolution die Gründung der Freiheit ist.« Manchmal reicht auch einfach die Emanzipation, ohne das ganze System neu aufbauen zu müssen. Die Bilder von dramatischen Straßenschlachten für mehr Demokratie und Gerechtigkeit sind uns allen bekannt. Manchmal ist der Generationsfaden auf Anhieb sichtbar, oft steht aber ein größeres moralisches Ziel im Vordergrund. Dennoch, der gemeinsame Nenner zwischen den Protestbewegungen ist der Clash der Generationen.

Um zu verhindern, dass die Rebellionen unserer Zeit in Revolutionen münden, ist es meine Zielsetzung, eine neue Kommunikation und somit Solidarität zwischen den Generationen zu finden. Es braucht den Blickwinkel einer neuen Generation, um Missstände offenzulegen. Dieses Mal aber muss die Rebellion hin zu einer echten Veränderung führen, und die gelingt nur, wenn wir den Dialog aufnehmen und uns zusammentun. Um den Anteil jedes und jeder Einzelnen an diesen Clashs zu verstehen, muss ein bisschen Aufklärung betrieben werden, sodass wir den Streit entlang der Alterslinien nachvollziehen, ihn klären und uns über ihn hinwegsetzen können.

Wissen Sie eigentlich genau, welcher Generation Sie angehören? Das wäre nämlich gut zu wissen, bevor wir uns letztlich damit auseinandersetzen, wa­rum das Generationskonzept eigentlich Bullshit ist.

Ein kurzer Selbsttest:
Haben Sie die Hippie-Revolution miterlebt oder sogar mitgemacht? Nutzen Sie zu viele oder gar keine Emojis beim Versenden von WhatsApp-Nachrichten? Das »Daumen-hoch«-Emoji reicht Ihnen als nicht ironische Antwort? Facebook & Fernsehen sind nebst der Zeitung Ihres Vertrauens Ihr Lieblingsmedium? Ich gratuliere, Sie sind ein Babyboomer. Sorry wegen der bösen Memes über Sie.
Wenn Sie nicht wissen, zu welcher Generation Sie gehören, sich aus Ihrer frühen Kindheit aber noch an die kiffenden, viel älteren Counter-Culture-Studenten:innen erinnern, dann steht Ihr eigenes Generationsmotto - »Kopf runter, hart schuften« - in ziemlichem Kontrast dazu. Der Vietnamkrieg war zwar doof, aber Sie wissen nicht mehr genau, wieso? Damit gehören Sie wahrscheinlich zur Generation X - der vergessenen Generation. Es gibt rein demografisch nicht so viele von Ihnen, aber Sie arbeiten ja hart. Leider wurden Sie immer ein bisschen von den Boomern überschattet.
Ab jetzt darf ich duzen, ich bin einer von euch. Erinnerst du dich noch an Myspace? Die Social-Media-Plattform, die wir alle hatten, von der wir uns aber wünschten, wir könnten sie ungeschehen machen. Noch vor WhatsApp gab es den MSN-Messenger, Yahoo war noch ernst zu nehmen. Den Übergang von Walkman zu iPod bis iPhone hast du am eigenen Körper miterlebt? Den Terroranschlag von 9/11 in Amerika als größte Katastrophe deiner Lebenszeit in Erinnerung und nice, gleich zwei Wirtschaftskrisen durchgemacht? Hallo, Millennial, auch bekannt als Gen Y! Übrigens: Zum großen Teil wurden wir von Boomern erzogen. Mein Beileid.
Bist du mit dem Smartphone aufgewachsen? Hast swipen vor dem Gehen gelernt, bist digital verseucht? Du findest, Facebook ist nur was für alte Leute? Recht hast du. Instagram-Influencer:innen sind zwar lustig anzuschauen, aber irgendwie auch peinlich. Generation Z, ihr seid die jüngste, digitalste Generation jemals. Den Übergang zwischen analog und digital habt ihr nicht mehr miterlebt. Zugleich seid ihr die Hoffnungsträger:innen und Zündler:innen der Fridays-for-Future-Generation, die das Zeitalter der Rebellion maßgeblich prägen werden.

Vielleicht haben Sie sich erfolgreich verorten können - oder auch nicht. Wichtig ist es aber, zu untersuchen, welche Klischees stimmen und welche eventuell überzeichnet wurden. Für Generationenkonflikte sind sie fantastische Indikatoren. Dass eine ältere Generation auf der jüngeren he­rumhackt und sie kritisiert, ist wirklich nichts Neues. Übrigens geht die Kritik auch in die andere Richtung, aufgrund der Machtverhältnisse nur meist nicht so erfolgreich. Vor allem die Nutzung neuer Technologien ist hier ein beliebtes Motiv. So hatte auch schon Plato die Jugend für ihre Verdummung durch die bösen, neuartigen Bücher verdammt. Sie würde ja verlernen, sich Dinge zu merken.

Neu ist, dass die jüngeren Generationen ihre paternalistisch angehauchten Älteren in Wahrheit eigentlich gernhaben. Der Generationenkonflikt ist dadurch zwar noch nicht gelöst, aber ein Schritt nach dem nächsten.

Schauen wir uns die Geschichte der modernen Generationen doch etwas genauer an. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass es sich hier um Archetypen handelt, die latent bis sehr generalisiert sind - nur so macht es auch Spaß. Die Übergänge zwischen den Generationen sind sehr fluide, ein früher Gen Xler kann durchaus ein hippiehafter Babyboomer sein, ein später Millennial sich schon wie aus der Generation TikTok anfühlen.
Die »Boomann«-Generation:
1946-1964

Im öffentlichen Diskurs ist der Begriff »Boomer« wohlbekannt. Dank Internet, Memes und ein bisschen Generationenkonflikt wird so einiges über die Babyboomer verbreitet. Aber wer und was sind sie eigentlich genau?

Zuerst einmal die kalten, harten Fakten. Der Name Babyboomer kommt daher, dass die Angehörigen dieser Generation in einer Zeit des Aufschwungs geboren wurden - und es deswegen auch ziemlich viele von ihnen gibt. Ab 1946 ging es los mit dem Wiederaufbau der Welt nach der Zerstörung der beiden Weltkriege. Die Erde musste wieder nachbevölkert werden, also boomten die Geburtsraten bis etwa 1964. Bei den Verlierermächten wie Deutschland oder Japan fand das fröhliche Vermehren etwas später statt. Schließlich führte die Erfindung der Anti-Baby-Pille dann zu einem konstanten Geburtenrückgang.

Klar prägend für diese Generation waren die wirtschaftlichen Chancen, die ihnen quasi zu Füßen gelegt wurden. Nach der völligen Zerstörung konnte es nur bergauf gehen. Dabei war es kein geschenkter Wohlstand, die Boomer-Generation hat hart gearbeitet, die Welt wiederaufzubauen. Obwohl die Europa-Boomer im Schnitt über etwas weniger Wohlstand verfügen, sind sie grundsätzlich nach wie vor die reichste Generation, vermutlich bis ins Jahr 2030. Damals war Rente noch ein erstrebenswertes und realistisches Lebensziel, und sie war auch noch verdammt gut.

Die Arbeitskultur, die uns nach wie vor prägt, haben die Boomer ebenfalls eingeführt. In ihrer Jugend, also rund um das Jahr 1960, war die Formel relativ klar: Gute Ausbildung + harte Arbeit = guter Job. Oft wird ihnen nachgesagt, sie hätten eine Kultur von Arbeitsjunkies geschaffen. Zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Es ist allerdings nicht so, wie oft behauptet wird, dass sie im Vergleich zu den jüngeren Generationen schlichtweg fleißiger wären. Sie wurden im Verhältnis einfach besser entlohnt für ihre harte Arbeit. Trotz pädagogisch wahnsinnig wertvoller Aussagen wie »Eine Ohrfeige hat noch nie jemandem geschadet« stammt der Erfolg eigentlich von einer positiven Feedback-Schleife. Aufgrund der immer besser werdenden Wirtschaftslage in ihrer Phase der Jobfindung stimmte die Arbeits-Entlohnungs-Gleichung, und die Entwicklung ging stetig weiter nach oben. Alle drei Jahre ein neuer Dienstwagen sowie Gehalts- und Jobaufstieg waren für viele drin, und das motivierte umso mehr, zu arbeiten - und überzeugt zu sein, dass man doch ganz, ganz fleißig und schlau sei. Sehr gut fürs Generationenego.

Kleine Anmerkung: Jede Generation, seit wir denken können, hat über die da­rauffolgende gesagt, sie sei wehleidig und faul. Das sind auch die Generationen X, Y, Z nicht. Aber wir »Jungen« haben fortschreitend erkannt, dass die Arbeitsgleichung nicht mehr so aufgeht, wie es in den Boomer-Jahren der Fall war. Das Abflachen des Wirtschaftswachstums hat somit das Klischee der Arbeitsunwilligen, angeblich nicht leidensfähigen jüngeren Generationen noch verstärkt. Hier gibt es keinen Schuldigen - so gerne mancher vielleicht einen hätte.

Babyboomer-Bashing ist wohl eine der einfachsten und dankbarsten Tätigkeiten, denen man nachgehen kann. Es gibt sogar eine Menge Bücher dazu, ein gemeinsamer Feind verbindet bekanntlich. »Ihr habt die Zukunft ruiniert mit eurem eigensinnigen Konsum!« - »Ihr habt nur an euch selbst gedacht!«, lauten typische Anschuldigungen. Sogar das Internet wurde angeblich von ihnen ruiniert. So gerne man sich über sie erzürnt und sie des Spießertums bezichtigt, ganz so stimmt das nicht, und zu einer besseren Zukunft führt es auch nicht. Der einfachste Weg ist in diesem Fall der schlechteste.

Prägend für den globalen Zeitgeist war die Rebellion der Babyboomer, auch bekannt als die Achtundsechziger-Zeit in Deutschland. Bedingt durch die Boomer-Klischees wirkt es möglicherweise unglaublich, aber sie waren die Hippies und haben gegen konservative Strukturen in Familie und Politik aufbegehrt. Nach den Weltkriegen hatten sie wirklich die Nase voll vom Kollektivismus ihrer Elterngeneration. Sie haben erlebt, wie der Funke der Rebellion aufglomm,...

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Autor

Tristan Horx, Jahrgang 1993 ist Trend- und Zukunftsforscher beim Zukunftsinstitut, und ist dort verantwortlich für Medienprodukte, sowie Keynote-Speaker. Aus der Sicht der jüngeren Generationen untersucht er Gesellschaft, Digitalisierung und Ökologie.
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