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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
776 Seiten
Deutsch
Schäffer-Poeschel Verlagerschienen am06.05.20241. Auflage 2024
Das anwendungsorientierte Lehrbuch zum Thema Bankpolitik richtet den Fokus auf eine marktorientierte Gestaltung der Leistungen eines Kreditinstituts. Ausgehend von der Marktstruktur und den Marktprozessen werden Marktrisiken, Marktregeln und die Steuerung des Markthandelns betrachtet. Als Teil der Marktregeln wird auch die externe Regulierung durch die Aufsichtsbehörden beleuchtet.? Didaktisch hervorragend entlang des Curriculums in Modulen aufgebaut, werden die zentralen Inhalte mit Einführungsbeispiel, Praxisbeispielen sowie zahlreichen Abbildungen veranschaulicht.?

Prof. Dr. Stephan Paul, Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft, Ruhr-Universität Bochum
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
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Produkt

KlappentextDas anwendungsorientierte Lehrbuch zum Thema Bankpolitik richtet den Fokus auf eine marktorientierte Gestaltung der Leistungen eines Kreditinstituts. Ausgehend von der Marktstruktur und den Marktprozessen werden Marktrisiken, Marktregeln und die Steuerung des Markthandelns betrachtet. Als Teil der Marktregeln wird auch die externe Regulierung durch die Aufsichtsbehörden beleuchtet.? Didaktisch hervorragend entlang des Curriculums in Modulen aufgebaut, werden die zentralen Inhalte mit Einführungsbeispiel, Praxisbeispielen sowie zahlreichen Abbildungen veranschaulicht.?

Prof. Dr. Stephan Paul, Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft, Ruhr-Universität Bochum
Details
Weitere ISBN/GTIN9783791046341
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.05.2024
Auflage1. Auflage 2024
Seiten776 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse11318 Kbytes
Artikel-Nr.13126810
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.2âMärkte und Unternehmungen als Institutionen

Moderne Volkswirtschaften sind arbeitsteilig organisiert, um die Vorteile einer Spezialisierung der Menschen auf ihre individuellen Fähigkeiten zu nutzen. Je weiter dieses Prinzip der Arbeitsteilung vorangetrieben wird, desto abhängiger sind jedoch Einzelne von den Handlungen anderer, mit denen sie sich in geeigneter Weise abstimmen müssen. Benötigt wird demnach ein Koordinationsmechanismus, der die dezentralen Handlungen in die gewünschten Richtungen lenkt - womit die Rolle beschrieben ist, die von Märkten übernommen wird (vgl. grundlegend von Mises 1949, S. 258 ff.; einführend auch Freiling/Reckenfelderbäumer 2010, S. 1 ff.). Dabei muss ein erhebliches Maß an Unsicherheit bewältigt werden, denn welche Wünsche die Mitmenschen hegen, welche Handlungsstrategien sie verfolgen, wie kompromissbereit sie im Konfliktfall sind usw. ist von anderen im Vorhinein zumeist schwer einschätzbar.

Anknüpfend an die grundlegende Arbeit von Frank H. Knight 1921 lassen sich die folgenden Grade von Nicht-Sicherheit unterscheiden:

Ungewissheit beschreibt eine Situation, in der sich der Entscheider mehreren, aber endlich vielen denkbaren Zukunftslagen gegenübersieht. Kann er diesen zudem quantitative Eintrittswahrscheinlichkeiten zuordnen, »besteht vollständige Gewissheit über die Ungewißheit« (Schneider 1995, S. 35).


Risiko wird in Konzepten der Investitions- und Finanzierungstheorie anknüpfend daran als messbare Idealisierung verstanden, nämlich als Streuung (einer Zielgröße) um einen Erwartungswert.


Demgegenüber bezeichnet fundamentale oder Knight´sche Unsicherheit eine Situation, in der noch nicht einmal jede denkbare Zukunftslage (geschweige denn ihre Eintrittswahrscheinlichkeit) bekannt ist.


Das menschliche Handeln wird durch eine Vielzahl von Bestimmungsgrößen beeinflusst, deren Bedeutung, Ausprägung und Zusammenspiel sich im Zeitverlauf fortwährend verändern. Auch die Variation äußerer Rahmenbedingungen (Technik, Umwelt etc.) trägt zur ­Komplexität von Entscheidungssituationen und damit Unsicherheit von Entscheidern bei. Diese Unsicherheit erstreckt sich auch auf die zentrale (da existentielle) Zielgröße jedes Einzelnen, der nicht der Wohlfahrt anheimfallen möchte: den eigenverantwortlichen Einkommenserwerb als Grundlage der Freiheit im Tun. Unvollständige Informationen sowie das zwischen den Menschen ungleich verteilte Wissen, Wollen und Können sorgen daher für Einkommensunsicherheit (vgl. Schneider 2011, S. 5 f.).

Um ihr Leben planbarer zu machen, streben Individuen nach Verringerung dieser Unsicherheit. Das Bemühen um Unsicherheitsreduktion ist die Triebfeder für die Begründung von Institutionen, die der Ordnung des Zusammenlebens dienen: »Institutions reduce uncertainty by providing structure to everyday life« (North 1990, S. 3). Durch ihre Errichtung und Nutzung soll das Handeln der Individuen abgestimmt, dadurch berechenbarer und die Unsicherheit für jeden Einzelnen insofern auf ein handhabbares Maß reduziert werden.

Institutionen sind sowohl als Regelsysteme als auch als Handlungssysteme zu verstehen (vgl. Schneider 2011, S. 20 ff.). Institutionen im Sinne von Regelsystemen beinhalten, dass Normen zur Anwendung kommen, durch die das Handeln einzelner Menschen sowie deren Zusammenwirken geordnet wird (zu Institutionen als »Rules of the Game« vgl. North 2005, S. 59 ff.). Werden Institutionen als Handlungssysteme verstanden, so ist damit die über ein Regelsystem entstandene, tatsächliche Ordnung von Handlungsabläufen gemeint. Handlungssysteme sind somit Einrichtungen wie z.âB. Unternehmungen, in denen Menschen zeitweise und unter bestimmten Regeln zusammenwirken. In diesem Sinne hat der Begriff der Institution eine Doppelnatur (vgl. Schneider 2011, S. 22): Während Regelsysteme (Ordnungen, z.âB. Gesetze) abstrakt sein können, setzen Handlungssysteme (Organisationen wie Unternehmungen) handelnde Menschen voraus.

Innerhalb der neoklassischen Theorie werden Institutionen als Regel- und Handlungssysteme dezidiert ausgeblendet (hier und nachfolgend Paul/Horsch 2005, S. 137 ff.; auch North 2005, S. 15 ff.). Diese ist geprägt durch ein Denken in und eine Ausrichtung an (Markt-)Gleichgewichten: Bezogen auf stabile Zustände werden ausgewählte Preis-, Kosten- und Mengenstrukturen untersucht und möglichst exakt quantifiziert. Zu diesem Zweck werden Akteure in vereinfachende mathematische Funktionen »übersetzt«. Ausgeklammert werden hingegen Regel- und Handlungssysteme, die das wirtschaftliche Geschehen in der Realität einrahmen und beeinflussen. Zudem wird eine weitere Struktur bzw. Verteilung, nämlich die des Wissens unter den Akteuren, vernachlässigt, indem seine Vollständigkeit bzw. Gleichmäßigkeit angenommen wird. Soweit die Betrachtung überhaupt über einen Zeitpunkt hinausreicht, konzentriert sie sich in komparativ-statischer Sichtweise auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei zuvor genannten Strukturen zu unterschiedlichen Zeitpunkten: »Bei alledem liegt die Betonung auf den Preisen und den Mengen, und insbesondere auf denjenigen Preisen und Mengen, die sich unter den Bedingungen des Gleichgewichts ergeben.« (Kirzner 1978, S. 4)

Keinen Platz findet in diesen Ansätzen der in der ökonomischen Realität zwischen - stets nur temporären - Gleichgewichten verlaufende Entwicklungspfad oder -prozess. Auch kann nicht analysiert werden, warum dieser Pfad überhaupt beschritten werden muss, also ein Gleichgewichtszustand verlassen wird; genauer: wer den Impuls für diese wirtschaftliche Weiterentwicklung gibt.

Eine Herangehensweise, die evolutorisch, also auf Entwicklungsfortschritte im Zeitablauf und damit dynamisch ausgerichtet ist, stellt demgegenüber genau diese Prozesse in den Mittelpunkt. Ausgehend von der Aufhebung der idealisierenden Annahme vollständigen und gleichverteilten Wissens werden zuvorderst Prozesse der Wissensveränderung betrachtet. Zum zentralen Erkenntnisobjekt werden sie einerseits, weil sie ein präziseres Bild der Realität liefern als es die Wissensprämissen der Gleichgewichtsmodelle ermöglichen, andererseits, weil sie als »Motor« des Wettbewerbs beziehungsweise von Marktprozessen herausgearbeitet werden können. In der Folge wird die evolutorische Ökonomik auch als »Marktprozesstheorie« bezeichnet. Gleichgewichtszustände werden zwar für möglich gehalten, stehen aber weder im Mittelpunkt der Analyse noch an der Spitze einer Hierarchie von (normativen) Zielen. Diese Theorierichtung wurde neben frühen deutschen Vertretern insbesondere von der »Österreichischen Schule« mit Vertretern wie Ludwig von Mises (1881-1973), Joseph A. Schumpeter (1883-1950) und Friedrich A. von Hayek (1899-1992), später auch Israel M. Kirzner (* 1930) entwickelt. Sie stellt einen bedeutenden Zweig der Neuen Institutionenökonomik (NIÖ) dar, auf die das Modul 2 näher eingeht (als Grundlagenwerke zur NIÖ vgl. Richter/Furubotn 2010; Erlei/Leschke/Sauerland 2016).

Auch die Rolle des Wissens und seiner Verteilung wird insbesondere durch von Hayek anders interpretiert als in der Neoklassik (vgl. von Hayek 1937, 1974, 1981, S. 23 ff.; sowie die Würdigung u.âa. bei Machlup 1977, S. 36 f., 50 f.; Kirzner 1988, S. 24 ff.). Von besonderer Bedeutung ist dabei die Einschätzung, unvollständiges und zwischen den Wirtschaftssubjekten ungleich verteiltes Wissen führe nicht zur Behinderung des Wettbewerbs und sei keineswegs beklagenswert. Wissensunterschiede führten vielmehr, soweit erkannt, zu Handlungen der Akteure, die den Wettbewerb und die wirtschaftliche Entwicklung fördern und vorantreiben. Zentral sei der Wunsch, Wissensrückstände aufzuholen. Erst Wissensvorteile ermöglichen es Akteuren, Wettbewerbsvorteile zu realisieren (vgl. Schneider 2011, S. 263 f.; Freiling/Reckenfelderbäumer 2010, S. 151 f.). Durch die Beobachtung realer Markthandlungen und insbesondere von Wettbewerbsvorteilen werden andere Wirtschaftssubjekte wiederum auf ihre eigenen Wissensdefizite aufmerksam. Ihre schlechtere Wettbewerbsposition gibt ihnen einen Anreiz, ihr Wissen zu vertiefen bzw. zu erweitern, vor allem in Bezug auf wirtschaftliche Tatbestände wie Tauschgelegenheiten und -verhältnisse. Der Preismechanismus wird so zum Medium der Wissensaufdeckung und -vermittlung (von Hayek 1952, S. 113 ff.; für eine Würdigung dieser fundamentalen Erkenntnis vgl. u.âa. Machlup 1977, S. 36 f.), da Preise die Gesamtheit des zum Wirtschaftsgut aktuell vorhandenen Wissens reflektieren, die Akteure über die Angemessenheit ihrer Erwartungen und Planungen sowie die Defizite ihres Wissensstands informieren und dadurch zu wettbewerblichem Handeln anreizen (»­Signalfunktion« der Preise). Erst bei Ungleichverteilung von Wissen wird Wettbewerb daher überhaupt stattfinden und erklärbar, unter der Annahme gleichverteilten Wissens ist er hingegen wegdefiniert (vgl. von Mises 1940, S. 245 f.; Kirzner 1978, S. 174 f.; Schneider 2011, S. 27 ff.).

Das wissensorientierte Streben und Handeln der Akteure führt zu kontinuierlichen Prozessen individueller Wissenspreisgabe und -verbreitung, die das dezentrale Wissen einer Gesellschaft nutzbar machen. Dabei entstehen auch Anreize, bislang nicht vorhandenes Wissen zu...
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Autor

Stephan PaulProf. Dr. Stephan Paul, Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft, Ruhr-Universität BochumAndreas HorschProf. Dr. Andreas Horsch, Technische Universität Bergakademie FreibergDaniel KaltofenProf. Dr. Daniel Kaltofen, BiTS Business and Information Technology School, IserlohnAndré UhdeAndré Uhde ist Professor für Bank- und Finanzwirtschaft an der Universität Paderborn. Die Schwerpunkte seiner Lehre und empirischen Forschung liegen im Bereich "Banken und Kapitalmärkte".Gregor WeißProf. Dr. Gregor Weiß ist Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insb. Sustainable Banking an der Universität Leipzig.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt