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Allegro mordioso für Nero Wolfe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.12.20181. Auflage
Nero Wolfe wuchtet sich endlich mal wieder aus seinem Sessel. Für einen Fall, in dem Musik steckt ... Der Nichte eines alten Freundes gelingt es, den Dicken aktiv werden zu lassen. Denn ihr Onkel, ein gefeierter Dirigent, erhält seit einiger Zeit merkwürdige Drohbriefe. Eines Morgens ist er tot - mit einem Brieföffner erstochen. Nero Wolfe entdeckt eine Spur, die geradewegs in eine Hölle führt ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Robert Goldsborough wurde 1937 in Chicago geboren. Er arbeitete als Journalist für verschiedene überregionale Zeitungen. Daneben schrieb er ab 1986 die von Rex Stout begonnene Reihe um den Ermittler Nero Wolfe weiter, nachdem Stout verstorben war. 2005 startete er mit der von ihm entworfenen Figur des Snap Malek eine neue Serie.
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Produkt

KlappentextNero Wolfe wuchtet sich endlich mal wieder aus seinem Sessel. Für einen Fall, in dem Musik steckt ... Der Nichte eines alten Freundes gelingt es, den Dicken aktiv werden zu lassen. Denn ihr Onkel, ein gefeierter Dirigent, erhält seit einiger Zeit merkwürdige Drohbriefe. Eines Morgens ist er tot - mit einem Brieföffner erstochen. Nero Wolfe entdeckt eine Spur, die geradewegs in eine Hölle führt ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Robert Goldsborough wurde 1937 in Chicago geboren. Er arbeitete als Journalist für verschiedene überregionale Zeitungen. Daneben schrieb er ab 1986 die von Rex Stout begonnene Reihe um den Ermittler Nero Wolfe weiter, nachdem Stout verstorben war. 2005 startete er mit der von ihm entworfenen Figur des Snap Malek eine neue Serie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105622643
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.12.2018
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1315 Kbytes
Artikel-Nr.4073725
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

November 1977

 

Nero Wolfe und ich haben viele Jahre lang darüber disputiert, welcher von den Klienten aller Wahrscheinlichkeit nach den interessanteren und lukrativeren Fall zu bieten hat: einer, der am Vormittag zum erstenmal bei uns auftaucht, oder einer, der uns nach dem Mittagessen besucht. Wolfe behauptet, daß der Durchschnittsmensch nicht in der Lage ist, einen vernünftigen Entschluß zu fassen - wie zum Beispiel ihn, Wolfe, zu engagieren -, wenn er nicht das Minimum von zwei ordentlichen Mahlzeiten im Bauch hat. Ich dagegen habe das Gefühl, daß vor allem solche Besucher in jeder Hinsicht bedeutendere Möglichkeiten bieten, die sich die ganze Nacht über zerquält haben, schließlich beim Morgengrauen erkennen, daß nur Wolfe ihr Problem lösen kann, und danach so schnell wie möglich in dieser Richtung tätig werden. Ich stelle es Ihrer Entscheidung aufgrund Ihrer Erfahrungen aus der Vergangenheit anheim, wer von uns eher den Nagel auf den Kopf trifft.

Ich könnte mir viel mehr einbilden auf mein Talent zum Erkennen des günstigsten Augenblicks, wenn ich beim Besuch von Maria Radovich an diesem regnerischen Vormittag die Chance größer als eins zu zwanzig eingeschätzt hätte, daß Wolfe mit ihr sprechen, geschweige denn wieder zu seiner Detektivarbeit zurückkehren würde. Seit Orrie Cather - übrigens mit meinem und Wolfes Segen - Selbstmord begangen hatte, waren über zwei Jahre vergangen. Damals schien Wolfe das Bewußtsein, daß einer seiner längjährigen Mitarbeiter am Tod von drei Menschen schuldig geworden war, gar nicht so viel auszumachen, aber in den Jahren seitdem war mir klargeworden, daß die Affäre ihn doch total aus dem Tritt gebracht hatte. Er würde es natürlich niemals zugeben, mit seinem Ego, das proportional seinem Körpergewicht, dem Siebtel einer Tonne, entspricht, aber es wurmte ihn immer noch, daß einer, der jahrelang an seinem Tisch gesessen, seine erlesenen Spirituosen getrunken und seinen Anordnungen Folge geleistet hatte, in der Lage gewesen war, völlig kaltblütig und vorsätzlich zu morden. Und obwohl unsere beiden Konzessionen von der Staatsanwaltschaft kurz nach Orries Tod wieder in Kraft gesetzt worden waren, schien es, als ob Wolfe von da an den Kopf in den Sand gesteckt und ihn seitdem nicht wieder herausgezogen hätte. Ich hatte versucht, ihn durch Sticheleien so zu reizen, daß er wieder an die Übernahme eines Falls dachte, aber ich war mit der Birne gegen die Wand geprallt, um einen Ausdruck zu benützen, den er nicht leiden kann.

»Archie«, sagte er bei solchen Gelegenheiten und blickte von seinem Buch auf, »ich habe Ihnen oft genug zu verstehen gegeben, daß eine Ihrer lobenswertesten Fähigkeiten in all den Jahren darin bestanden hat, mir so lange zuzusetzen, bis ich wieder einen Fall übernehme. Dieser Vorzug von damals erweist sich jetzt als Belastung. Sie können versuchen, mich anzuspornen, wenn Sie meinen, aber ich sage Ihnen, es ist verlorene Liebesmüh. Ich denke nicht daran, den Köder zu schlucken. Außerdem bitte ich Sie, von dem Begriff im Ruhestand Abstand zu nehmen. Ich ziehe vor, zu erklären, daß ich mich aus der Praxis zurückgezogen habe.« Und damit kehrte er zu seiner Lektüre zurück, derzeit zum wiederholten Mal Jane Austens Emma.

Nicht, daß es uns an Gelegenheiten gemangelt hätte. Eine reiche Witwe aus Larchmont bot zwanzig Riesen als Anzahlung, wenn Wolfe versuchte, herauszufinden, wer ihren Chauffeur vergiftet hatte, aber ich brachte ihn nicht einmal dazu, daß er sich die Witwe anschaute. Der Mord wurde nie geklärt, obwohl ich mich im Zweifelsfalle an das im Haus lebende Dienstmädchen gehalten hätte, das in einer Dreiecksgeschichte der Gärtnerstochter unterlegen war. Und dann war da dieser Geldmann von der Wall Street - sein Name wäre Ihnen ein Begriff! -, der erklärte, Wolfe könne selbst das Honorar bestimmen, wenn er bereit sei, den Tod seines Sohnes aufzuklären. Die Polizei und der Coroner hatten gemeint, es sei Selbstmord gewesen, aber der Vater war überzeugt davon, daß es sich um einen Mord im Zusammenhang mit einer Rauschgiftsache handelte. Wolfe hatte den Mann höflich, aber bestimmt in einem Zehn-Minuten-Gespräch abgewimmelt, und der Tod des jungen Burschen ging als Selbstmord in die Akten.

Nicht einmal mit finanziellen Argumenten konnte ich ihn aus seiner Zurückgezogenheit hebeln. Bei einigen von unseren letzten großen Fällen hatte Wolfe darauf bestanden, daß die Honorarzahlungen ratenweise über eine lange Periode erfolgen sollten, so daß auch jetzt noch monatlich eine Serie von Verrechnungsschecks - und manche davon nicht von schlechten Eltern - eintraf. Das, zusammen mit ein paar guten Investitionen, brachte genügend ein, um das alte Backsteinhaus an der 35. Straße West nahe dem Hudson, das nun auch schon ein halbes Leben lang mein Zuhause war, in Schwung zu halten. Dabei ist es alles andere als billig, das Haus zu bewirtschaften, denn Nero Wolfe hat teure Vorlieben. Sie schließen mein Gehalt als sein persönlicher Assistent, Botenjunge und - bis vor zwei Jahren - Mann der Tat ein, ebenso wie die Gehälter von Theodore Horstmann, dem Gärtner, der sich um die zehntausend Orchideen kümmern muß, die Wolfe in seinem Gewächshaus auf dem Dach züchtet, und von Fritz Brenner, auf dessen Sieg ich sogar bei einem Wettköchen gegen alle berühmten Köche des Universums setzen würde.

Ich hatte immer noch meine Standardaufgaben, zum Beispiel die Buchführung über die Keimzeiten der Orchideensamen, das Bezahlen der Rechnungen, die Steuererklärung und Wolfes Korrespondenz. Aber jetzt gab es reichlich freie Zeit, und Wolfe hatte nichts dagegen, wenn ich diese freiberuflich nutzte. So arbeitete ich gelegentlich für Del Bascomb, einen erstklassigen Privatdetektiv in New York, und tat mich auch bei einigen Jobs mit Saul Panzer zusammen, so zum Beispiel beim Entführungsfall Masters, über den Sie vielleicht etwas gelesen haben. Wolfe ging so weit, mir zu meiner Arbeit daran zu gratulieren, woraus ich zumindest schließen konnte, daß er sich noch für Verbrechen interessierte, obwohl er es nicht gestattete, daß ich in seiner Gegenwart darüber sprach.

Abgesehen davon, daß er sein berühmtes Gehirn auf Eis gelegt hatte, fuhr Wolfe mit seiner täglichen Routine in der bekannten Weise fort: Er ließ sich das Frühstück auf dem Tablett in seinem Zimmer servieren, verbrachte vier Stunden täglich - von 9 bis 11 und von 4 bis 6 - im Treibhaus, mit Theodore, hielt lange Besprechungen ab mit Fritz über die Menüs und die Zubereitung der Speisen und genoß zu genau festgelegten Stunden die besten Mahlzeiten in ganz Manhattan. Den Rest der Zeit saß er in seinem übergroßen Sessel hinter dem Schreibtisch in seinem Büro, las und trank Bier. Und weigerte sich, zu arbeiten.

Maria Radovich rief an einem Dienstagmorgen um neun Uhr zehn an, und das hieß, daß Wolfe oben im Gewächshaus war. Fritz hatte in der Küche mit den Vorbereitungen zu einem von Wolfes Lieblingsgerichten zu tun: Kalbsbries in Bechamelsauce mit Trüffeln. Ich nahm das Gespräch an meinem Schreibtisch entgegen, wo ich gerade dabei war, die in der vergangenen Woche ausgegebenen Schecks zusammenzurechnen.

»Hier Wohnsitz von Nero Wolfe, Archie Goodwin am Apparat.«

»Ich muß Mr. Wolfe sehen - heute noch. Kann ich einen Termin vereinbaren?« Es war die etwas zitterige Stimme einer jungen Frau, mit einem Akzent, der mir irgendwie vertraut vorkam.

»Tut mir leid, aber Mr. Wolfe berät zur Zeit nicht«, sagte ich und wiederholte damit einen Satz, den ich schon seit längerem haßte.

»Bitte, es ist sehr wichtig, daß ich ihn sehe. Ich glaube, mein -«

»Hören Sie, Mr. Wolfe empfängt keine Klienten, ehrlich. Ich könnte Ihnen ein paar gute Agenturen empfehlen, wenn Sie einen Privatdetektiv brauchen.«

»Nein, ich brauche Mr. Nero Wolfe. Mein Onkel hat so viel von ihm gesprochen, und ich bin sicher, er wird mir helfen. Mein Onkel war vor vielen Jahren mit Mr. Wolfe in Montenegro, und -«

»Wo?« bellte ich heraus.

»In Montenegro. Sie sind zusammen aufgewachsen. Und jetzt mache ich mir große Sorgen um meinen Onkel ...«

Seit allgemein bekannt geworden war, daß Nero Wolfe in den Ruhestand getreten ist - ich meine, daß er sich aus der Praxis zurückgezogen hat, gab es so manchen Möchtegern-Klienten, der sich die verrücktesten Geschichten ausdachte, um Wolfe dazu zu bringen, daß er für ihn arbeitete. Ich muß gestehen, daß ich auf der Seite dieser Spinner stand, aber ich kannte Wolfe gut genug, um zu wissen, daß ihn eigentlich gar nichts ins Leben zurückholen konnte. Jetzt erlebte ich es immerhin zum erstenmal, daß jemand so raffiniert war, Montenegro ins Spiel zu bringen, und ich bewundere nun mal Raffinesse.

»Tut mir leid, daß Sie sich Sorgen machen«, sagte ich, »aber Mr. Wolfe ist äußerst hartherzig. Ich dagegen habe einen Ruf als Softie. Bis wann kann Ihr Onkel hier sein? Ich bin Mr. Wolfes persönlicher Assistent und würde mich freuen, ihn zu sehen, Miss ...«

»Radovich. Maria Radovich. Ja, ich erinnere mich an Ihren Namen. Mein Onkel weiß nicht, daß ich anrufe. Er wäre sehr böse. Aber ich komme gleich, wenn Sie nichts dagegen haben.«

Ich versicherte ihr, daß ich tatsächlich nichts dagegen einzuwenden hatte, und legte auf; dann starrte ich auf das Scheckheft, das aufgeschlagen vor mir lag. Es war natürlich ein Schuß ins Blaue, aber wenn es mir irgendwie schaden konnte, daß ich mit ihr sprach, so war ich nicht in der Lage, zu erkennen, warum. Und vielleicht war...
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Robert Goldsborough wurde 1937 in Chicago geboren. Er arbeitete als Journalist für verschiedene überregionale Zeitungen. Daneben schrieb er ab 1986 die von Rex Stout begonnene Reihe um den Ermittler Nero Wolfe weiter, nachdem Stout verstorben war. 2005 startete er mit der von ihm entworfenen Figur des Snap Malek eine neue Serie.