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Ein knappes Rennen für Nero Wolfe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
198 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.12.20181. Auflage
Erst will man sein Leib-und-Magen-Blatt zu einer Skandal-Gazette machen. Und dann wird auch noch die außergewöhnliche Verlegerin ermordet. Zu viel für Wolfe. Er setzt eine Annonce auf, die einen Mordswirbel auslöst ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Robert Goldsborough wurde 1937 in Chicago geboren. Er arbeitete als Journalist für verschiedene überregionale Zeitungen. Daneben schrieb er ab 1986 die von Rex Stout begonnene Reihe um den Ermittler Nero Wolfe weiter, nachdem Stout verstorben war. 2005 startete er mit der von ihm entworfenen Figur des Snap Malek eine neue Serie.
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Produkt

KlappentextErst will man sein Leib-und-Magen-Blatt zu einer Skandal-Gazette machen. Und dann wird auch noch die außergewöhnliche Verlegerin ermordet. Zu viel für Wolfe. Er setzt eine Annonce auf, die einen Mordswirbel auslöst ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Robert Goldsborough wurde 1937 in Chicago geboren. Er arbeitete als Journalist für verschiedene überregionale Zeitungen. Daneben schrieb er ab 1986 die von Rex Stout begonnene Reihe um den Ermittler Nero Wolfe weiter, nachdem Stout verstorben war. 2005 startete er mit der von ihm entworfenen Figur des Snap Malek eine neue Serie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105622667
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.12.2018
Auflage1. Auflage
Seiten198 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1329 Kbytes
Artikel-Nr.4073972
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Am nächsten Morgen saß ich an meinem Schreibtisch im Büro und tippte einen Brief von Wolfe an einen Phalaenopsis-Züchter in Illinois, als er Punkt elf von seinem Gewächshaus herunterkam.

»Guten Morgen, Archie«, grüßte er, ging hinter seinen Schreibtisch und ließ sich in den einzigen Sessel in New York sinken, der so konstruiert war, daß er das Gewicht von einer Siebteltonne ohne Probleme aufnehmen konnte. »Wie ist das Pokerspiel gestern abend verlaufen?« Es war seine Standardfrage am Freitagvormittag.

»Nicht schlecht«, antwortete ich und drehte mich herum, um ihm ins Gesicht schauen zu können. »Ich hab ein paar Scheinchen gutgemacht. Für Lon dagegen war es ein schlechter Abend. Er ist völlig k.o. wegen dem, was in der Gazette vor sich geht.«

»Aha?« machte Wolfe, ohne hochzuschauen, während er die eingegangene Post durchblätterte, die ich wie üblich ordentlich auf seiner Schreibunterlage gestapelt hatte.

»Ja. Sieht so aus, als ob die Zeitung demnächst verkauft würde. An Ian MacLaren.«

Jetzt blickte Wolfe auf und runzelte die Stirn, ein Zeichen, daß er sich dafür interessierte. »Ich habe keinen Bericht darüber gelesen, weder in der Gazette noch irgendwo sonst.«

»Das hat mich auch gewundert, als es mir Lon gestern abend mitgeteilt hat. Er meint, die Verhandlungen seien von beiden Seiten totgeschwiegen worden.«

Jetzt vertieften sich Wolfes Falten auf der Stirn. »Ich habe volles Verständnis für Mr. Cohen. Ohne Zweifel würde er es sehr lästig, wenn nicht unerträglich finden, für eine Zeitung zu arbeiten, die diesem Gauner und Geschäftemacher gehört.«

»Genau das hat er gestern abend gesagt. Ich meinte, ich könnte es mir kaum vorstellen, daß er nach all den Jahren dort weggeht, aber er scheint entschlossen zu sein, zu kündigen, falls MacLaren die Gazette übernimmt.«

»Archie, was wissen Sie über Ian MacLaren?«

Wolfes Miene überraschte mich. Es war diejenige, die er sonst immer aufsetzte, wenn er bereit war, einen Fall zu übernehmen - man könnte es einen Flunsch der Resignation nennen, begleitet von einem Seufzer, der auf der Richter-Skala einen beträchtlichen Ausschlag hervorrufen würde. Aber wir hatten gar keinen Fall, geschweige einen Klienten.

»Nicht viel«, antwortete ich. »Er ist Schotte. Und er besitzt Zeitungen in vielen Städten der Welt - meines Wissens auch schon in den USA. Lon bezeichnet ihn als Besitzer eines schmierigen Skandalblätter-Imperiums.«

»Das ist gut gesagt«, antwortete Wolfe und klingelte nach Bier.

»Mr. MacLaren ist ein Opportunist, der sich einem sensationellen und unverantwortlichen Journalismus verschrieben hat und seine Zeitungen und Zeitschriften nur nach den Gesetzen des Profits führt.«

Wolfe legte eine Pause ein, als Fritz Brenner, von dem Sie später noch hören werden, mit einem Tablett hereinkam, auf dem zwei gekühlte Bierflaschen und ein Glas standen. Dieses Ereignis, das bis zu sechsmal am Tag stattfindet, gehört ebenso zu Wolfes Gewohnheiten wie sein Besuch im Gewächshaus auf dem Dach. Nachdem Fritz gegangen war, öffnete Wolfe eine Bierflasche, schenkte ein und warf dann den Kronenkorken in die rechte Schreibtischschublade. Etwa einmal wöchentlich wird die Lade geleert, und dann zählt er die Korken, um festzustellen, ob er über seinem Limit liegt; ich bin allerdings nie dahintergekommen, wie hoch er dieses Limit ansetzt.

»Haben Sie schon mal eine von MacLarens Zeitungen gelesen?« wollte ich wissen.

»Nein, ich kenne nur seinen Ruf und das, was über ihn geschrieben wurde«, entgegnete Wolfe und tupfte sich die Lippen mit einem Taschentuch ab. »Aber der Hinweis, den Sie mir mit Ihrer Frage geben, ist gut. Gibt es hier in der Nähe einen Zeitungsstand oder einen Kiosk, der auswärtige und ausländische Zeitungen führt?«

»Nur ein paar Blocks von hier ist einer«, sagte ich. Es überrascht mich immer wieder, selbst nach all den Jahren, in denen ich mit Wolfe unter einem Dach lebe, daß jemand, dessen Kopf so vollgepackt ist mit Wissen aus den Bereichen von Geschichte, Philosophie, Anthropologie, großer Küche, Orchideen und den meisten anderen Themen aus der Encyclopaedia Britannica, völlig ahnungslos sein kann, was die Stadt betrifft, in der er lebt. Aber Nero Wolfe haßt es ebenso, sein Backsteinhaus zu verlassen, wie er es haßt, von seinem täglichen Zeitplan abzuweichen. Für ihn ist das Besteigen eines Wagens selbst dann, wenn ich am Steuer sitze, ein Akt verwegenster Kühnheit. Und wenn er bei seltenen Anlässen gezwungen ist, sich in die Tiefen Manhattans und sogar noch darüber hinaus zu begeben, so balanciert er sein Fundament auf der Kante des Rücksitzes seines Wagens, einem Heron, den er schon seit vielen Jahren besitzt, und hängt in den Sicherheitsgurten, als wenn es die Gurte eines Fallschirms wären.

Damit will ich nicht andeuten, daß er in diesem Moment vorhatte, sich aus dem Haus zu begeben. O nein, ich war derjenige, dem er zumutete, die Rolle des unerschrockenen Abenteurers zu übernehmen. »Lassen Sie sich von Mr. Cohen die Namen der Zeitungen geben, die Ian MacLaren besitzt«, sagte er, während er die erste Flasche Bier austrank und nachdenklich auf die zur baldigen Konsumation vorgesehene Flasche Nummer zwei starrte. »Ich möchte mir so viele wie möglich davon anschauen.«

»Das wird eine entscheidende Wende in Ihren Lesegewohnheiten mit sich bringen«, bemerkte ich.

Wolfe knurrte. »Wer weiß, vielleicht bin ich angenehm überrascht, obwohl ich das bezweifle. Außerdem, wenn Sie mit Mr. Cohen sprechen, laden Sie ihn doch heute abend zum Dinner zu uns ein. Wenn ihm die Einladung zu überraschend oder anderswie ungelegen kommen sollte, kann er vielleicht morgen kommen. Oder gleich Anfang nächster Woche.«

Wenn Wolfe Lon Cohen zum Abendessen einlädt, tut er das meistens, weil er Informationen von ihm haben will. Lon weiß das natürlich, aber es macht ihm nichts aus, weil er im Lauf der Jahre mindestens ebensoviel Gutes von uns empfangen wie gegeben hat - namentlich in der Form von Knüllern im Zusammenhang mit Wolfes Fällen, die wir ihm exklusiv überlassen haben. Außerdem verehrt Lon das Kochgenie Fritz Brenner, ganz zu schweigen vom Remisier-Cognac, der nur dann angeboten wird, wenn Lon bei uns zu Tisch ist.

Aber ich fragte mich, warum Wolfe ihn sehen wollte. Diesmal arbeiteten wir nicht an einer größeren Sache, es sei denn, man zählte den Fall Gershmann dazu - ein Edelstein-Großhändler vermutete, daß einer seiner Angestellten lange Finger machte. Wolfe hatte die Sache mit nicht gerade zufälliger Hilfe von Saul und mir bereits mehr oder weniger aufgeklärt und mich beauftragt, Gershmann - der in Wirklichkeit gar nicht so heißt - morgen zu besuchen und ihm mitzuteilen, wer seinen Gewinn schmälerte.

Warum also wurde Lon eingeladen? Ich nahm an, daß es etwas mit MacLaren zu tun hatte, da Wolfe ja auch einige der Zeitungen dieses Skandalblatt-Herausgebers sehen wollte. Aber ich dachte nicht daran, ihn zu fragen. Außerdem hatte Wolfe sich inzwischen hinter seinem Buch, Der gute Krieg von Studs Terkel, verschanzt, so daß ich mich wieder zu meiner Schreibmaschine umdrehte und den Brief an den Orchideenzüchter in Illinois zu Ende tippte.

Als ich damit fertig war, wählte ich die Nummer von Lon. »Geht es dir heute morgen wieder besser?« fragte ich, als er sich gemeldet hatte.

»So-so. Ich versuche, immer einen Tag nach dem anderen hinter mich zu bringen.« Seiner Stimme fehlte die bei ihm übliche Energie und Lebensfreude.

»Na ja, wenigstens klingt es nicht mehr ganz so düster. Abgesehen von meinem Interesse für dein Wohlbefinden habe ich zwei geschäftliche Dinge, die ich mit dir besprechen muß. Erstens will Mr. Wolfe wissen, ob du heute abend zu uns zum Dinner kommen kannst - wenn nicht, dann morgen.«

»Das beste Angebot seit Wochen«, rief Lon und schien hörbar aufzuleben. »Heute abend paßt. Und der Anlaß?«

»Keine Ahnung. Du weißt ja, einem geschenkten Gaul, und so weiter. Bevor ich dir die zweite Frage stelle, muß ich gestehen, daß ich mit dem Mann, der meine Gehaltsschecks unterschreibt, über eine bestimmte schottische Person und ihr Interesse an der Gazette gesprochen habe. Ich fand, daß man ihm trauen kann.« Ich schaute zu Wolfe hinüber und erwartete eine Reaktion. Aber er rührte sich nicht hinter seinem Buch.

»Kein Problem«, brummte Lon säuerlich. »Darüber wird ohnehin bald die ganze Stadt Bescheid wissen. Und die andere Frage?«

»Könntest du uns eine Liste der Zeitungen geben, die MacLaren besitzt - amerikanische und ausländische? Mr. Wolfe möchte sich ein paar davon anschauen.«

»Ich werd verrückt«, erwiderte Lon und schnalzte mit der Zunge.

»Ich kann mir nicht vorstellen, warum er damit seine Zeit vergeudet, aber das ist sein Problem - oder vielleicht auch deines. Jedenfalls kann ich dir natürlich gern eine Reihe von Schmierblättern nennen, die er besitzt. Aber sieh zu, daß er vor der Lektüre etwas einnimmt, das gegen Magenschmerzen wirkt.«

Lon ratterte die Titel von Zeitungen in England, Schottland, Kanada, Australien und Neuseeland herunter, dazu die Namen von Zeitungen in Detroit, Denver und Los Angeles. Ich dankte ihm und erklärte zum Abschied, daß wir uns freuen, ihn heute abend bei uns zu sehen.

»Okay, ich habe die Liste der MacLaren-Zeitungen«, verkündete ich dem Einband des Buches, das zwischen mir und Wolfe aufgebaut war. »Ich mache mich auf Safari, um sie zu erjagen. Lon meint, Sie sollten sich auf eine recht unangenehme Erfahrung vorbereiten. Sehen Sie sich dazu...
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Robert Goldsborough wurde 1937 in Chicago geboren. Er arbeitete als Journalist für verschiedene überregionale Zeitungen. Daneben schrieb er ab 1986 die von Rex Stout begonnene Reihe um den Ermittler Nero Wolfe weiter, nachdem Stout verstorben war. 2005 startete er mit der von ihm entworfenen Figur des Snap Malek eine neue Serie.