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Liar's Room - Zwei Lügner, ein Raum, kein Entkommen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
332 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.10.20191. Aufl. 2019
Susanna Fenton hütet ein Geheimnis. Und deswegen blieb ihr nur die Wahl, ihr altes Leben hinter sich zu lassen, sich neu zu erfinden. Heute, vierzehn Jahre später, ist sie erfolgreiche Psychotherapeutin.
Ihr aktueller Klient verursacht ihr jedoch Unbehagen. Adam Geraghty erzählt ihr nicht nur von schrecklichen Gewaltfantasien, sondern erscheint ihr auch seltsam vertraut. Fast zu spät erkennt Susanna, dass er von ihrer Vergangenheit weiß - und gekommen ist, alte Rechnungen zu begleichen ...



Simon Lelic ist ein international erfolgreicher Thrillerautor. Wenn er in seiner Freizeit nicht gerade Karate trainiert - er besitzt den Schwarzen Gürtel -, widmet er sich mit großer Passion dem Lesen. Zusammen mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern lebt er in Brighton.
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Produkt

KlappentextSusanna Fenton hütet ein Geheimnis. Und deswegen blieb ihr nur die Wahl, ihr altes Leben hinter sich zu lassen, sich neu zu erfinden. Heute, vierzehn Jahre später, ist sie erfolgreiche Psychotherapeutin.
Ihr aktueller Klient verursacht ihr jedoch Unbehagen. Adam Geraghty erzählt ihr nicht nur von schrecklichen Gewaltfantasien, sondern erscheint ihr auch seltsam vertraut. Fast zu spät erkennt Susanna, dass er von ihrer Vergangenheit weiß - und gekommen ist, alte Rechnungen zu begleichen ...



Simon Lelic ist ein international erfolgreicher Thrillerautor. Wenn er in seiner Freizeit nicht gerade Karate trainiert - er besitzt den Schwarzen Gürtel -, widmet er sich mit großer Passion dem Lesen. Zusammen mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern lebt er in Brighton.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732577873
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum31.10.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten332 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4421629
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Sofort, als sie den Jungen sieht, hat sie das Gefühl, ihn von irgendwoher zu kennen. Oder eher - es ist merkwürdig -, dass er sie kennt. Die Person, die sie verbirgt, genauso wie diejenige, zu der sie geworden ist.

Er sieht aus, als hätte er sich für einen besonderen Anlass gekleidet. Die meisten Menschen würden es wahrscheinlich gar nicht bemerken, aber Susanna kennt sich mit Jungs im Teenageralter aus. Und auch wenn dieser hier etwas älter ist - vielleicht neunzehn, zwanzig? -, sieht man, dass er seine Kleidung mit Bedacht gewählt hat. Er trägt eine dunkle Jeans, die sauber ist, nicht zerrissen. Das Hemd steckt zwar nicht in der Hose, ist aber ordentlich zugeknöpft und hat ein Designer-Logo auf der linken Brustseite. Seine Anzugschuhe passen eigentlich nicht zu der Jeans, doch wie die anderen Kleidungsstücke hat der Junge sie - vermutet Susanna - ausgewählt, weil es die besten sind, die er besitzt. Genau so würde er sich für ein erstes Date anziehen. Was irgendwie ziemlich süß ist. Es rührt sie, dass er sich ihretwegen solche Mühe gegeben hat.

Das Gefühl, dass sie ihn kennen müsste, löst sich auf wie ein Déjà-vu. Als sie sich wieder gefangen hat, erklärt sie sich ihr Aufschrecken beim Anblick des Jungen - des jungen Manns - mit seinem unbestreitbar guten Aussehen. Sein Gesicht könnte das Cover einer Zeitschrift zieren, jener Art von Zeitschrift, die zu lesen Susanna nicht mehr erträgt, aber auf dem Tisch draußen im Wartezimmer bereitlegt. Eigentlich ist es weniger ein Wartezimmer als vielmehr ein umfunktionierter Flur, den sie mit Ruth, einer Zahnärztin, teilt. Ruth praktiziert auf der rückwärtigen Seite des renovierten Hinterhauses. Zwischen Ruths und Susannas jeweiligen Räumen befindet sich in einem offenen Bereich am Treppenaufgang der Empfangstresen. Er wird hauptsächlich von Alina genutzt, einer Ukrainerin, die sowohl Ruths zahnmedizinische Assistentin als auch ihrer beider Rezeptionistin ist. Im Erdgeschoss befindet sich ein Antiquitätengeschäft mit separatem Eingang, das komplett voller Möbel steht, aber nie geöffnet hat; weder Susanna noch Ruth haben jemals den Besitzer gesehen. Sie machen Witze darüber, dass der Antiquitätenhandel bestimmt nur als Tarnung dient - für Geldwäsche, die Mafia von Devon oder den IS. In Wahrheit, denkt Susanna, betreibt der Besitzer seine Geschäfte wahrscheinlich online und trifft die Käufer nur nach Vereinbarung. Auch wenn die Wahrheit langweiliger ist, ist sie Susanna lieber. Ruth hingegen hat ein Faible fürs Dramatische. Manchmal fragt Susanna sich, wie Ruth reagieren würde, wenn sie die Wahrheit über sie herausfände.

Aber zurück zu dem jungen Mann. Dieses Gesicht. Er könnte ein Model sein - perfekte Konturen, ganz reine Haut und braune, grüblerisch wirkende Augen. Er hat sogar den richtigen Haarschnitt und die leicht arrogante Ausstrahlung. Als er eben den Raum betreten hat, schien es, als würde er den Dielen nicht ganz trauen. Sein Pony fällt ihm über ein Auge, weshalb es so aussieht, als würde er hinter einem Vorhang hervorschauen.

Quer über seinen Brustkorb läuft der Trageriemen einer Messenger Bag. Während er zögerlich einen Schritt weiter in den Raum hereinkommt, nimmt er sie von der Schulter.

»Ähm â¦ hallo«, sagt er. Es klingt eher nach einer Frage als nach einer Begrüßung.

»Adam?« Susanna steht auf und reicht ihm die Hand. Der junge Mann ergreift sie, was Susanna als Bestätigung dafür deutet, dass er derjenige ist, auf den sie gewartet hat. Adam Geraghty. Der erste von zwei neuen Klienten, die sie für diesen Nachmittag einbestellt hat. Zwei Neuzugänge an einem Tag sind eher ungewöhnlich, aber in Anbetracht ihrer derzeitigen finanziellen Lage kommen sie nicht ganz ungelegen. »Ich bin Susanna. Kommen Sie doch herein, bitte.«

»Susanna?«

»Oder Susie, wenn Ihnen das lieber ist. Alles außer Mrs Fenton, denn dann würde ich mich ständig umdrehen, weil ich denke, dass meine Mutter hinter mir steht.« Die Lüge ist als Scherz verpackt, womit sie in Susannas Augen weitestgehend vertretbar ist.

Adam lächelt. »Susanna«, wiederholt er.

»Setzen Sie sich.« Susanna macht eine Geste, und Adam folgt der Richtung ihres ausgestreckten Arms. Vor dem ungenutzten Kamin stehen zwei gepolsterte Stühle - schlicht, aber bequem - einander schräg gegenüber. Dazwischen befindet sich ein kleiner Tisch mit Gläsern und einer Wasserkaraffe darauf. Die Stühle sehen genau gleich aus, eine bewusste Entscheidung. Adam wählt den, der weiter von der Tür entfernt steht. Susanna fragt sich, ob der Junge vielleicht doch schon mal eine Therapie hatte, denn ihrer Erfahrung nach tendieren Ersttäter dazu, sich die Möglichkeit eines schnellen Fluchtwegs zu bewahren.

Er stellt seine Tasche dicht neben sich auf den Boden und setzt sich auf die Stuhlkante. Einen Moment lang nimmt er die Umgebung in sich auf. Der Raum ist klein, relativ leer. Durch die Georgianischen Fenster dahinter fällt das Licht auf Susannas Schreibtisch, den sie vor jeder Sitzung so weit wie möglich leerräumt. In der Ecke hinter der Tür befindet sich ein Kleiderständer, der so dürr und trist aussehen würde wie ein Baum im Winter, wenn Susanna nicht extra zu Dekorationszwecken einen Hut gekauft hätte. Dann gibt es noch die überladenen und unordentlichen Bücherregale, und an der Wand hängen neben einem Druck von Matisse ihre gerahmten Zertifikate (sie hätte die Zertifikate nicht aufgehängt, wenn Ruth nicht beharrlich behauptet hätte, dass sie ihr größere Seriosität verleihen würden). Ansonsten sind da nur noch ein paar Pflanzen und die weiß getünchten Wände.

»Susanna«, sagt der junge Mann wieder. »Das klingt nicht richtig.« Eine Pause. »Ich meine, sollte ich Sie nicht irgendwie Doktor nennen oder so?«

»Gerne, wenn Sie möchten«, sagt Susanna, »nur bin ich das nicht.« Dieses Mal flankiert sie den Witz mit einem Grinsen. »Ich bin Therapeutin«, stellt sie klar. Der Scherz ist offenbar ins Leere gelaufen, und sie versucht, wieder zu einem professionellen Ton zurückzukehren. »Psychotherapie ist etwas ganz anderes als Psychiatrie. Was aber nicht heißt, dass ich nicht qualifiziert wäre.« Sie setzt sich aufrechter hin. »Was ich damit nur sagen will: Man braucht keinen Doktortitel, um in meinem Bereich zu praktizieren. In einigen Kreisen wird einem sogar ausdrücklich davon abgeraten.«

Das passiert ihr ständig: Sie nutzt Humor als Abwehrmechanismus, nur um daraufhin zu weit in die andere Richtung zu schlingern. Noch immer ist sie sich nicht sicher, ob sie den jungen Mann von irgendwoher kennt. Aber so oder so - etwas an ihm macht sie nervös. Wahrscheinlich wirklich nur sein gutes Aussehen. Großer Gott, Susanna. Flirtest du etwa? Schäm dich! Du musst mindestens dreißig Jahre älter sein als er.

Susanna merkt, dass ihre Wangen glühen, senkt den Blick auf ihren Schoß und zupft einen Fussel von der schwarzen Hose.

»Also«, hebt sie noch einmal an und arrangiert ihr Lächeln neu, »warum erzählen Sie mir nicht ein bisschen was darüber, warum Sie hier sind?«

Der Junge schreckt auf. »Sie meinen, ich soll direkt loslegen?«

»Wir können mit dem Grundsätzlichen anfangen, okay? Ihr Name, Alter, ein bisschen was darüber, wo Sie herkommen. Solche Dinge. Und später können wir dann dazu übergehen, was genau Sie sich von unserem Gespräch erhoffen.«

Adam verändert seine Position. »Okay, klar. Ich heiße Adam. Adam Geraghty. Ich wurde hier geboren. In England, meine ich. Also in London, nicht hier hier. Und ich glaube â¦« Er hält inne, rutscht wieder etwas herum, zuckt ein bisschen. »Hören Sie, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich es direkt sage? So wie Sie vorgeschlagen haben. Kann ich Ihnen einfach sagen, warum ich hier bin, und dann sagen Sie mir, was Sie dazu meinen und ob Sie mir helfen können oder nicht?«

»Nun â¦«

»Ich will nicht unhöflich sein oder so. Es ist nur, ich möchte nicht Ihre Zeit vergeuden, und um ehrlich zu sein, habe ich auch nicht so viel Geld. Und außerdem bin ich ziemlich nervös. Mehr als ziemlich.« Er grinst verschämt. Es ist das Grinsen eines Schuljungen, und Susanna spürt einen kleinen Stich im Herzen.

»Tut mir leid«, sagt Adam. »Entschuldigen Sie. So macht man das hier nicht, oder? Tut mir leid«, sagt er erneut und fährt sich mit den Händen durchs Haar. »Sie hätten nie gedacht, dass das mein erstes Mal ist, oder?« Er wird rot und fügt etwas hastig hinzu: »Das erste Mal, dass ich mit jemandem wie Ihnen rede, meine ich.«

Auch Susannas Wangen sind bei der versehentlichen Anspielung wieder ganz warm geworden. »Ist schon gut, Adam. Wirklich. Sie sind derjenige, der das Gespräch lenkt, nicht ich. Wir können so anfangen, wie es Ihnen am liebsten ist. Und wir müssen über nichts sprechen, für das Sie noch nicht bereit sind.«

Als sie Adams Reaktion beobachtet, wird Susanna klar, warum sie das Gefühl hatte, ihn zu kennen. Es ist nicht sein Aussehen. Es ist sein Lächeln. Wie er den linken Mundwinkel etwas höher zieht als den rechten; das kurze Aufblitzen seiner milchig weißen Zähne. Es ist ein unbeholfenes Lächeln. Unschuldig. Vertraut.

»Ich glaube, was ich mich frage, ist, wie lange das hier normalerweise dauert«, sagt Adam. »Sie wissen schon. Um alles wieder zu reparieren.«

Susanna blinzelt und sieht Adam dann fest an.

»Es gibt da ein großes Missverständnis in Bezug auf den Therapieprozess«, erklärt sie. »Nämlich, dass wir auf die...

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Autor

Simon Lelic ist ein international erfolgreicher Thrillerautor. Wenn er in seiner Freizeit nicht gerade Karate trainiert - er besitzt den Schwarzen Gürtel -, widmet er sich mit großer Passion dem Lesen. Zusammen mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern lebt er in Brighton.
Liar's Room - Zwei Lügner, ein Raum, kein Entkommen