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Blinde Augen. Verfilmt als Serie »Dark Winds - Der Wind des Bösen«

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am26.01.2023
Bei einer Verkehrskontrolle entgeht Lieutenant Joe Leaphorn von der Navajo-Police nur knapp einem Mordversuch. Während er sich bemüht, den flüchtigen Täter ausfindig zu machen, wird ihm ein neuer Fall übertragen: ein Doppelmord in einem abgelegenen Hogan. Die alte Margaret Cigaret will ihn in einer Vision vorhergesehen haben. Leaphorn folgt den verschlungenen Wegen der beiden Fälle und findet sich bald in einem Labyrinth aus Täuschungen, Widersprüchen und Geheimnissen wieder - ein Labyrinth, das ihn in eine gefährliche Richtung zwingt. Der zweite Fall für Joe Leaphorn führt hoch hinauf ins Monument Valley und hinter die Grenzen des Greifbaren. Verfilmt als Serie »Dark Winds - Der Wind des Bösen«.

Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBei einer Verkehrskontrolle entgeht Lieutenant Joe Leaphorn von der Navajo-Police nur knapp einem Mordversuch. Während er sich bemüht, den flüchtigen Täter ausfindig zu machen, wird ihm ein neuer Fall übertragen: ein Doppelmord in einem abgelegenen Hogan. Die alte Margaret Cigaret will ihn in einer Vision vorhergesehen haben. Leaphorn folgt den verschlungenen Wegen der beiden Fälle und findet sich bald in einem Labyrinth aus Täuschungen, Widersprüchen und Geheimnissen wieder - ein Labyrinth, das ihn in eine gefährliche Richtung zwingt. Der zweite Fall für Joe Leaphorn führt hoch hinauf ins Monument Valley und hinter die Grenzen des Greifbaren. Verfilmt als Serie »Dark Winds - Der Wind des Bösen«.

Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293311602
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.01.2023
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3419 Kbytes
Artikel-Nr.10907298
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




1


Der Südwestwind ließ sich von den San Francisco Peaks ein paar heftige Böen und Wirbel mitgeben, er heulte über die Weiten des Moenkopi Plateau und entlockte den Fenstern der alten Hopi-Dörfer in Shongopovi und auf dem Tafelberg, der Second Mesa, tausend seltsame Geräusche. Zweihundert menschenleere Meilen weiter nach Norden und Osten bearbeitete er die Steinskulpturen des Monument Valley Tribal Park wie mit einem Sandstrahler und pfiff weiter östlich durch das Labyrinth der Canyons an der Grenze zwischen Utah und Arizona. Über der ausgedörrten Unendlichkeit der Nokaito Bench erfüllte er den leeren blauen Himmel mit seinem Rauschen. Beim Hogan von Hosteen Tso, genau um 15.17 Uhr, wurden die wirbelnden Böen zum Staubteufel, der quer über den Feldweg strudelte, brüllend über den alten Dodge-Pick-up von Margaret Cigaret hinwegkreiselte und dicht an Tsos Buschlaube vorbeifegte.

Die drei Menschen unter der Laube duckten sich, um sich vor dem dahintreibenden Staub zu schützen. Tso hielt sich die Hände vor die Augen und beugte sich in seinem Schaukelstuhl nach vorn, während der Sand wie mit tausend Nadeln in seine nackten Schultern stach. Anna Atcitty drehte dem Sturm den Rücken zu und legte die Hände schützend auf ihr Haar, denn wenn das hier vorbei war und sie Margaret Cigaret wieder nach Hause gebracht hatte, würde sie sich mit dem neuen, jungen Gehilfen von der Short-Mountain-Handelsstation treffen. Und Mrs Margaret Cigaret, die auch Blind Eyes und Listening Woman genannt wurde, warf ihren Schal über den magischen Krimskrams, den sie auf dem Tisch in der Laube ausgebreitet hatte, und zog die Enden des Schals fest nach unten, damit nichts davonfliegen konnte.

»Verdammter Dreckswind«, sagte sie. »Verdammter Scheißkerl.«

»Das sind die Blue Flint Boys; die haben ihn geärgert«, sagte Hosteen Tso mit seiner zittrigen Altmännerstimme. Er wischte sich mit den Handrücken über die Augen und schaute dem Staubteufel nach. »Das hat mir mein Großvater gesagt. Die Blue Flint Boys sind es, die den Wind zu solchem Unsinn anstacheln, wenn sie ihre Spielchen treiben.«

Listening Woman legte sich den Schal wieder um die Schultern, tastete sich bedächtig durch die Sammlung von Fläschchen, Bürsten und Fetischen auf dem Tisch, wählte ein durchsichtiges Plastikfläschchen aus der Apotheke und schraubte es auf.

»Denkt nicht an die Blue Flint Boys«, sagte sie. »Denkt lieber an das, was wir hier tun. Denk darüber nach, wie du dieses Leiden in deinen Körper bekommen hast.« Sie schüttete eine Portion gelben Maispollen aus dem Fläschchen und wandte ihre blinden Augen dorthin, wo das Mädchen stand. »Pass jetzt gut auf, Tochter meiner Schwester. Wir werden diesen Mann mit dem Pollen segnen. Weißt du noch, wie wir das machen?«

»Du singst das Lied des Talking God«, sagte Anna Atcitty. »Das Lied über Born of Water und den Monster Slayer.« Sie war ein hübsches Mädchen, vielleicht sechzehn Jahre alt. Auf die Vorderseite ihres T-Shirts waren die Worte GANADO HIGH SCHOOL und TIGER PEP gedruckt.

Listening Woman streute den Pollen sorgfältig über die Schultern von Hosteen Tso und sang dazu leise in der melodischen Navajosprache. Die linke Gesichtsseite des alten Mannes war vom Wangenknochen bis zum Haaransatz blauschwarz bemalt. Ein weiterer blauschwarzer Fleck war auf den mageren Brustkorb dorthin gemalt, wo das Herz sitzt, und darüber wölbte sich von einer Brustwarze zur anderen die farbenfrohe Strichmännchen-Gestalt des Regenbogenmannes, die Anna Atcitty in den Ritualfarben Blau, Gelb, Grün und Grau gestaltet hatte. Tsos magerer, sehniger Körper hielt sich jetzt kerzengerade im Schaukelstuhl, sein Gesicht war von Krankheit, Geduld und unterdrückten Schmerzen gezeichnet. Der Gesang von Listening Woman wurde plötzlich lauter. »In Schönheit sei es vollendet«, sang sie. »In Schönheit sei es vollendet.«

»Gut«, sagte sie. »Jetzt gehe ich und lausche der Erde, damit sie mir sagt, was dich krank macht.« Sie tastete wieder vorsichtig auf dem Bohlentisch herum, sammelte die Fetische und Amulette ein, die zu ihrem Beruf gehörten, und suchte dann ihren Gehstock. Margaret Cigaret musste früher einmal schön gewesen sein. Jetzt war sie eine füllige Frau und trug den traditionellen, weiten Rock und die blaue Samtbluse der Diné. Sie steckte die letzten Fläschchen in ihre schwarze Plastikhandtasche, ließ sie zuschnappen und richtete dann ihre blicklosen Augen auf Tso. »Denk jetzt noch einmal genau nach, bevor ich gehe. Wenn du träumst, dann träumst du von deinem Sohn, der tot ist, und von dem Ort, den du die bemalte Höhle nennst - ist das richtig? Kommt in deinem Traum keine Hexe vor?« Sie hielt inne, um Tso für seine Antwort Zeit zu lassen.

»Nein«, sagte er. »Keine Hexen.«

»Keine Hunde? Keine Wölfe? Keine Spur von Navajo-Wölfen?«

»Keine Spur von Hexen«, sagte Tso. »Ich träume von der Höhle.«

»Warst du vielleicht bei den Huren drüben in Flagstaff? Oder hast du es mit einer aus deiner Verwandtschaft getrieben?«

»Zu alt«, erwiderte Tso und lächelte ein wenig.

»Hast du Holz verbrannt, das von einem Blitz getroffen worden ist?«

»Nein.«

Listening Woman starrte mit ihren blinden Augen streng an ihm vorbei. »Hör zu, alter Mann«, sagte sie, »es wäre besser, wenn du mir mehr darüber erzählen würdest, wie diese Sandbilder entweiht worden sind. Wenn du nicht willst, dass andere Leute etwas davon erfahren, kann Anna hinter den Hogan gehen. Dann weiß es niemand außer dir und mir. Und ich verrate keine Geheimnisse.«

Hosteen Tso lächelte wieder, der Hauch eines Lächelns. »Aber jetzt weiß es niemand außer mir«, sagte er, »und ich verrate erst recht keine Geheimnisse.«

»Wenn du mir mehr erzählst, kann ich dir vielleicht sagen, warum du krank bist«, gab ihm Listening Woman zu bedenken. »Mir kommt es wie Hexerei vor. Sandbilder werden entweiht, hast du gesagt. Wenn dort mehr als ein Sandbild war, muss jemand die Zeremonie falsch abgehalten haben. Eine falsch ausgeführte Zeremonie würde den Segen ins Gegenteil verkehren. Das wäre dann Hexerei. Wenn du dich mit Navajo-Wölfen herumgetrieben hast, brauchst du eine andere Behandlung.«

Tsos Miene wurde jetzt störrisch. »Du musst eines begreifen, Mrs Cigaret: Ich habe vor langer Zeit ein Versprechen gegeben. Es gibt Dinge, über die ich nicht reden darf.«

Das Schweigen zog sich hin. Listening Woman sah unterdessen irgendeine der Visionen, wie sie die Blinden oft in ihren Köpfen haben, während Hosteen Tso über die Hochebene starrte und Anna Atcitty mit ausdruckslosem Gesicht auf das Ergebnis dieser Geduldsprobe wartete.

»Eines habe ich vergessen, dir zu sagen«, begann Tso endlich. »An dem Tag, als die Sandbilder zerstört wurden, habe ich einen Frosch getötet.«

Listening Woman sah ihn bestürzt an. »Wie ist das passiert?«, fragte sie. Nach der komplizierten Metaphysik der Navajo waren Frösche heilig, sie standen in Verbindung zu den Holy People und wurden mit großem Respekt behandelt. Wenn man Tiere oder Insekten tötete, die heilige Gedanken verkörperten, verstieß man gegen ein elementares Tabu, und die Folge davon waren Krankheiten, die zu Lähmungen führten.

»Ich bin zwischen den Felsen herumgeklettert«, sagte Tso. »Ein Felsbrocken ist heruntergefallen und hat den Frosch zerquetscht.«

»War das, bevor die Sandbilder entweiht wurden oder danach?«

»Danach«, sagte Tso. Er hielt inne. »Ich werde nicht mehr über die Sandbilder sprechen. Ich habe alles gesagt, was ich sagen kann. Ich habe dieses Versprechen meinem Vater gegeben und dem Vater meines Vaters. Wenn ich eine Geisterkrankheit habe, kommt sie vom Geist meines Urgroßvaters, weil ich dort war, wo sein Geist sein könnte. Mehr kann ich dir wirklich nicht sagen.«

Listening Woman sah finster drein. »Warum willst du dein Geld verschwenden, alter Mann?«, fragte sie. »Du lässt mich den ganzen weiten Weg hierherkommen, damit ich herausfinde, was für eine Behandlung du brauchst. Und jetzt willst du mir nicht sagen, was ich wissen muss.«

Tso saß reglos da und starrte vor sich hin.

Listening Woman wartete stirnrunzelnd.

»Verdammt noch mal!«, sagte sie schließlich. »Ich muss einfach ein paar Dinge wissen. Du glaubst, du seist in der Nähe von ein paar Hexen gewesen. Allein das Beisammensein mit diesen Skinwalkers kann schon krank machen. Ich muss mehr darüber wissen.«

Tso sagte nichts.

»Wie viele Hexen waren es?«

»Es war dunkel«, sagte Tso. »Vielleicht zwei.«

»Haben sie dir etwas angetan? Haben sie etwas auf dich geblasen? Haben sie Leichenpulver auf dich gestreut? Irgendetwas in der Art?«

»Nein«, sagte Tso.

»Und warum nicht?«, fragte Mrs Cigaret. »Bist du vielleicht selbst ein Navajo-Wolf? Bist du einer von den Hexern?«

Tso lachte. Es war ein nervöses Lachen. Er warf einen Blick auf Anna Atcitty - einen Hilfe suchenden Blick.

»Ich bin kein Skinwalker«, sagte er.

»Es war dunkel«, wiederholte Listening Woman fast spöttisch. »Aber vorhin hast du gesagt, dass es Tag war. Bist du vielleicht in der Höhle der Hexen gewesen?«

Tsos Verlegenheit verwandelte...


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Autor

Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt