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Frieda, Nikki und die Grenzkuh

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am26.02.2024Auflage
* Ausgezeichnet mit dem Kirsten-Boie-Preis * Niemand weiß, warum es mitten im Dörfchen Elend eine Grenze gibt. Seit Frieda denken kann, machen die Nord- und Südelender sich gegenseitig das Leben schwer. Nun bringt auch noch Kuh Angela aus Südelend genau auf der Grenze ihr Kälbchen zur Welt - und Kalbsvater ist Bronco aus Nordelend! Beide Seiten melden Besitzansprüche an, es kommt zu einer Kalbsentführung, Gülleschlacht und Dauerstress. Friedas Freund Nikki ist total genervt von den Streitereien. Als er eines Tages plötzlich mit dem Kalb verschwindet, müssen sich Nord- und Südelender gemeinsam auf die Suche machen ... Mit vielen großartigen Illustrationen von Maja Bohn! »Uticha Marmon erzählt scharfsinnig, eindringlich und komisch von großen Themen im Kleinen, von Krieg und Frieden, Besitzansprüchen und Geheimnissen.« Aus der Jurybegründung für den Kirsten-Boie-Preis Urkomisch, mit ganz viel Herz und herrlich schrägen Figuren!

Uticha Marmon wurde 1979 in Berlin geboren. Sie studierte Dramaturgie, Vergleichende Literaturwissenschaft und Pädagogik und hat danach am Theater und in Verlagen gearbeitet. Heute arbeitet sie freiberuflich als Dramaturgin, Lektorin und Autorin. Ihr Kinderbuch 'Mein Freund Salim' über einen syrischen Flüchtlingsjungen wurde 2016 mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet. Für 'Das stumme Haus' erhielt sie 2020 den Hamburger Literaturpreis in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext* Ausgezeichnet mit dem Kirsten-Boie-Preis * Niemand weiß, warum es mitten im Dörfchen Elend eine Grenze gibt. Seit Frieda denken kann, machen die Nord- und Südelender sich gegenseitig das Leben schwer. Nun bringt auch noch Kuh Angela aus Südelend genau auf der Grenze ihr Kälbchen zur Welt - und Kalbsvater ist Bronco aus Nordelend! Beide Seiten melden Besitzansprüche an, es kommt zu einer Kalbsentführung, Gülleschlacht und Dauerstress. Friedas Freund Nikki ist total genervt von den Streitereien. Als er eines Tages plötzlich mit dem Kalb verschwindet, müssen sich Nord- und Südelender gemeinsam auf die Suche machen ... Mit vielen großartigen Illustrationen von Maja Bohn! »Uticha Marmon erzählt scharfsinnig, eindringlich und komisch von großen Themen im Kleinen, von Krieg und Frieden, Besitzansprüchen und Geheimnissen.« Aus der Jurybegründung für den Kirsten-Boie-Preis Urkomisch, mit ganz viel Herz und herrlich schrägen Figuren!

Uticha Marmon wurde 1979 in Berlin geboren. Sie studierte Dramaturgie, Vergleichende Literaturwissenschaft und Pädagogik und hat danach am Theater und in Verlagen gearbeitet. Heute arbeitet sie freiberuflich als Dramaturgin, Lektorin und Autorin. Ihr Kinderbuch 'Mein Freund Salim' über einen syrischen Flüchtlingsjungen wurde 2016 mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet. Für 'Das stumme Haus' erhielt sie 2020 den Hamburger Literaturpreis in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646938241
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum26.02.2024
AuflageAuflage
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse10955 Kbytes
IllustrationenSchwarz-weiß illustriert
Artikel-Nr.12611907
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1,
in dem Nikki noch da und alles ein paar Tage früher ist

»Tach, Pupsi. Tach, Nikki«, begrüßt Rita Frieda und Nikki, als sie sich durch den popelgrünen Vorhang in die Kneipe schieben. Wie jeden Mittag, weil Frieda und Nikki immer bei Rita Mittag essen und Hausaufgaben machen. Sie wischt gerade den Tresen, was der Tresen sicher gut gebrauchen kann. Was der Tresen eher nicht brauchen kann, ist der Lappen, den Rita zum Wischen benutzt. Der sieht aus, als wäre er schon dreihundert Jahre alt und hätte noch nie eine Waschmaschine von innen gesehen.

»Wie war die Schule?« Rita legt den Lappen zur Seite und wendet sich dem Spiegel zu. Er hängt links neben dem uralten Bild vom Elender Schützenverein 1885 e. V., der heute keine Mitglieder mehr hat außer Bauer Reinke. Mit kritischem Blick zupft sie an ihren Haaren herum.

»Neue Frisur«, stellt Nikki sachkundig fest. Echt? Hat Frieda gar nicht bemerkt. Ritas graue Haare sind doch schon immer kinnlang. Na gut, vielleicht ist der Pony jetzt ein bisschen kürzer.

Rita zwinkert Nikki im Spiegel zu. »Roaring Twenties«, sagt sie. »Wirklich sehr Zwanziger.«

Nikki runzelt die Stirn. »Zwanzig ist aber schon ein bisschen teuer. Rita, du hast dich übers Ohr hauen lassen.« Während Rita etwas pikiert guckt, klärt Frieda auf. »Nicht zwanzig Euro. Die Frisur ist Zwanziger. 1920, du weißt schon.«

Nikki weiß nicht. »So alt ist Rita ja wohl echt nicht. Frieda, jetzt benimm dich nicht wie ein unhöflicher Zwerg.«

»Okay«, brummelt Frieda. Sie hat keine Lust, über Zwerge oder sonst ein magisches Wesen zu reden. Das ist Nikkis Lieblingsbeschäftigung und er ist überzeugt, dass Elend voll von ihnen ist. Frieda findet das zum Gähnen. Echt, sie ist Realistin.

Rita zuppelt ein letztes Mal an ihrem Pony. »Also, zwei Mal Lasagne?«, fragt sie dann.

»Jau«, sagt Nikki und Frieda nickt.

Die Tiefkühllasagne aus der Truhe im Lädchen nebenan schmeckt nach Pappe, aber es ist das Einzige, was Rita auf der Karte hat, abgesehen von Spiegeleiern und Bratkartoffeln - und die kommen Frieda wirklich schon zu den Ohren raus.

Zum Glück fällt Mikrowellenlasagne nicht unter den Essensbann bei Frieda zu Hause. Der betrifft seit Kurzem Fleisch und auch sonst alles, was von Tieren kommt. »Das ist die Zukunft«, hat Paul gesagt und dabei lieber nicht über die Kühe gesprochen, die mit Frieda, Anne und Paul auf dem Hüfnerhof leben und deren Milch sie verkaufen.

Anne und Paul, das sind Friedas Eltern. Sie wollen aber nicht, dass Frieda Mama und Papa sagt. »Hier begegnen wir uns auf Augenhöhe«, hat Anne erklärt.

»Ist doch Quatsch«, hat Nikki gesagt, als Frieda ihm davon erzählt hat. »Du bist schließlich viel kleiner als die beiden.« Mit dem Quatsch hat Nikki recht. Aber nicht wegen Friedas Größe, sondern einfach deswegen, weil Anne und Paul andauernd Sachen entscheiden, ohne sie zu fragen.

Aber Ritas Lasagne haben Friedas Eltern zum Glück nicht auf dem Schirm, weil sie komischerweise noch gar nie wissen wollten, was Frieda isst, wenn sie über Mittag zu Rita geht. Man stellt Rita nämlich keine Fragen. Niemand tut das. Ihre Theke ist der Knotenpunkt, also quasi das Kontrollzentrum. Die Theke steht im Bacchus-Eck, der einzigen Kneipe hier in Elend. Es heißt wirklich so, ihr Dorf. Elend, mitten im Nichts. Ein paar Häuser, ziemlich viele Kühe, nicht mal halb so viele Menschen, Hans´ Minisupermarkt, den sie nur das Lädchen nennen, und eben die Kneipe.

Und dann ist da noch die Grenze. Nicht zu glauben, aber wahr, Elend hat eine Grenze. An der beginnt kein neues Land, wie das bei Grenzen meistens so ist. Nicht mal eine Stadt oder ein anderes Dorf fängt da an. Auf beiden Seiten der Grenze ist Elend. Einmal Nordelend und dann Südelend, wo Frieda lebt.

Weil Rita mit ihrer Kneipe genau auf der Grenze wohnt, ist auch ihre Theke in Norden und Süden geteilt. Und da geht es zur Sache. An Ritas Tresen werden geheime Informationen ausgetauscht, Pläne geschmiedet und Meinungen gebildet. Und Rita ist dabei die Schweiz. Also, das ist jetzt Politik: Wenn Länder sich streiten, dann macht die Schweiz gerne einen auf Extrawurst. Die hält sich immer raus und tut so, als hätte sie mit nichts etwas zu tun. Genau so ist Rita. Bloß, dass bei der Schweiz alle wissen, dass sie neutral ist. Rita ist da geschickter. Bei ihr denken alle, dass sie auf ihrer Seite wäre. Seltsamerweise hat aber noch niemand bemerkt, dass das gar nicht sein kann, weil Rita es echt gut beherrscht, auf jeder Seite zu sein.

Man sollte ja meinen, geteiltes Elend wäre halbes Elend. In Wahrheit ist es andersrum. Obwohl echt kein Mensch weiß, wieso es überhaupt eine Grenze gibt, ist sie da. Und einfach nur, weil sie da ist, gibt es Streit. Seit Frieda denken kann, machen die Nordelender den Südelendern das Leben schwer. Und die Südelender rächen sich dafür.

Letztens hatten sie zu Hause plötzlich Hühnchenfrikadellen in der Pfanne statt denen mit Zucchini, die Anne immer macht. Wie die da reingekommen sind? Nordelender Sabotage, was sonst? Am nächsten Tag ist Paul dann losgezogen und hat einen riesigen Haufen Mist genau vor der Einfahrt von Bauer Reinkes Hof in Nordelend abgeladen, sodass der erst mal schaufeln musste, bevor er mit seinem Trecker wieder rauskam. Als Dank hatte Gitti plötzlich eine ganze Armee Schnecken in ihrem Gemüsegarten und Kalli hat darum alle Hennen aus Lüthjens Hühnerstall rausgelassen und sämtliche Eier geklaut. Die hat er dann zu Anne gebracht. Aber Anne konnte damit ja gar nichts anfangen, weil, Eier kommen bei ihnen zu Hause doch nicht mehr auf den Tisch. Also musste Kalli alle Eier mit zu sich nach Hause nehmen. Keine Ahnung, was er mit denen gemacht hat. So viele Eier essen kann ja kein Mensch.

Lüthjens jedenfalls konnten am nächsten Tag keine Eier ausliefern und bei Hans im Lädchen war dann eben auch Eiernotstand. Kalli hat aber keine von seinen hergegeben, nicht mal den Südelendern. So ist Kalli. Das Denken fällt ihm meistens etwas schwer.

Anne und Paul haben früher immer gesagt, Frieda dürfe keine Marmelade frühstücken, weil der Zucker ihr zu Kopf steigt. Darum hat sie sich vorgestellt, dass Kallis Gehirn ganz verklebt ist von all der Erdbeermarmelade, die er den ganzen Tag futtert. Und dass seine Gedanken deswegen langsamer vorankommen als bei anderen Menschen. Inzwischen weiß sie natürlich, dass das Quatsch ist. Kalli ist eben einfach, wie er ist. Und er ist Pauls bester Freund. Darum wohnt er auch mehr bei ihnen als in seinem eigenen Haus. Das hat er geerbt, als seine Eltern gestorben sind. Schon früh war das, bei einem Autounfall. Aber Kalli vermisst sie nicht besonders, er hat ja Friedas Familie.

Es ist auch nicht verwunderlich, dass Kalli lieber bei ihnen in der Küche sitzt. Seine eigene ist echt düster und vollgestopft mit altem Krempel. Über dem Esstisch hängt eine uralte Stickerei: »Willkommen im Hause Major. Bring Glück herein und sei unser Gast.« Frieda findet die seltsam. Kalli heißt doch Maier und nicht Major. Na ja, keine Ahnung, was seine Eltern sich dabei dachten.

»Südelend ist vorne«, sagt Nikki und reißt Frieda damit aus ihren Gedanken zurück an Ritas Theke. Er meint Ritas Anschreibeblock, auf dem alle noch nicht bezahlten Biere und Apfelschorlen und Klaren stehen.

»Wird aber nicht lang dauern, dann schließt Nordelend auf.« Nikki zeigt auf die andere Seite der Theke, an der der Baron trübe vor sich hin starrt. Der Baron heißt Eugen mit Vornamen, sitzt immer nur bei Rita und guckt in die Gegend.

»Und zwar ... jetzt.« Nikki grinst, als Rita dem Baron ungefragt ein neues Bier hinstellt. Der nickt und murmelt was, das Frieda nicht verstehen kann.

»Is schon gut, Eugen«, sagt Rita. »Is schon gut. Ich weiß doch.« Dann notiert sie das Bier auf ihrem Block. So ist das nämlich. Obwohl angeschriebenes Essen und Trinken ja nun wirklich kein Sieg ist, über den man sich freuen kann, gucken selbst hier alle ganz genau hin. Kaum legt Rita den Block auf den Tresen, drehen alle ihre Köpfe und versuchen zu sehen, wer mehr Schulden hat.

»Wie stehts auf dem Hof? Wie gehts Anne?« Rita ist wieder zu ihnen rübergekommen und schiebt auch Nikki und Frieda neue Gläser hin. Mit Apfelschorle natürlich, nicht mit Bier.

»Gut«, sagt Frieda, obwohl das nicht stimmt. Nicht so richtig jedenfalls. Anne ist in letzter Zeit irgendwie anders. Wenn sie denkt, es ist niemand in der Nähe, seufzt sie oft ganz schrecklich laut. Manchmal guckt sie auch einfach nur minutenlang vor sich hin, als wäre sie beim Ausmisten oder Milchabfüllen plötzlich eingefroren.

»Und Paul?«, fragt Rita mit scharfem Blick.

»Läuft bei ihn«, sagt Nikki.

»Ihm«, sagen Rita und Frieda gleichzeitig.

»Wem?«, fragt Nikki. Frieda verdreht die Augen. Das macht sie ganz fuchsig. Nikki verwechselt immer ihn und ihm und es ist ganz egal, wie oft Frieda und Rita, Gitti und Anne oder sonst wer es ihm schon erklärt haben. Er ist da hartnäckig.

Rita guckt von Nikki zu Frieda. Frieda nickt stumm. Weil auch das nicht ganz richtig ist. Paul ist neuerdings richtig schnell genervt und im Gegensatz zu Anne total hektisch.

»Und auf dem Hof ist alles jetzt vollautomatisch?«, kommt Rita wieder auf den Hüfner-Hof zu sprechen. Den hat sie nämlich gemeint. Der Hüfner-Hof gehört Friedas Eltern und ist ihr Zuhause. Aber bevor Frieda oder auch Nikki antworten können, geht die Tür auf und Gitti kommt herein. Sie tritt sich den Dreck von den Stiefeln und stellt den Besen in den Schirmständer.

»Bald fegt euer Stallstaubsauger sicher auch die...

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Autor

Uticha Marmon wurde 1979 in Berlin geboren. Sie studierte Dramaturgie, Vergleichende Literaturwissenschaft und Pädagogik und hat danach am Theater und in Verlagen gearbeitet. Heute arbeitet sie freiberuflich als Dramaturgin, Lektorin und Autorin. Ihr Kinderbuch "Mein Freund Salim" über einen syrischen Flüchtlingsjungen wurde 2016 mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet. Für "Das stumme Haus" erhielt sie 2020 den Hamburger Literaturpreis in der Kategorie Kinder- und Jugendbuch.Maja Bohn, geboren 1968 in Rostock, absolvierte eine Buchhändlerlehre und arbeitete mehrere Jahre im Verlagswesen, bevor sie an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee studierte und mit einem Diplom in Kommunikationsdesign abschloss. Seitdem lebt und arbeitet sie als freie Illustratorin und Autorin in Berlin.