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Die getrimmte Lampe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
328 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am06.03.20242. Auflage
Ein Zeitungsartikel war der Auslöser für O. Henrys 1906 erschienene Buch 'Die Vier Millionen'. Darin wurde behauptet, dass es in ganz New York nur 400 Personen von Wichtigkeit gäbe, die es lohnen würde, zu kennen. Doch was ist mit den anderen 3,999,600, deren auf so vielen Hoffnungen basierendes Leben oft nicht einfach war und nicht selten dauerhaft in der Gosse endete? Aber auch diese Menschen sind Teil der Stadt, ohne die es sie überhaupt nicht gäbe. Nach dem großen Erfolg des ersten Werks erschien im Jahre 1907 dieses zweite Buch über die 'Vier Millionen' mit dem Titel 'Die getrimmte Lampe und andere Geschichten der Vier Millionen'. O. Henry bringt hier neue Geschichten aus dem Leben in New York und beschreibt Schicksale - tief traurig bis amüsant. Wie dem auch sei, O. Henry bleibt seinem Stil treu und überfrachtet den Inhalt mit Redewendungen, Metaphern und Bezügen aller Art, die oft kaum oder gar nicht verständlich sind. Selbst literarisch geschulte Muttersprachler tun sich hier arg schwer, herauszufinden, was O. Henry eigentlich meint - die einschlägigen literarischen Foren sind voll von Fragen nach dem tieferen Sinn, die nicht immer befriedigend beantwortet werden konnten und manche Versuche von Erklärungen verharren bestenfalls im Bereich der Spekulation. Wie beim ersten Buch auch, hat der Übersetzer, der selbst einige Zeit im 'Big Apple' gelebt und gearbeitet hat, versucht, möglichst viel Licht ins Dunkel zu werfen. Dies geschah in Endnoten, Anmerkung direkt im Text oder wurde in diesen eingearbeitet - wenn es kurz zu erklären war. Vielleicht findet der O.Henry-Forscher dabei ja einige neue 'Erleuchtungen'.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR3,99

Produkt

KlappentextEin Zeitungsartikel war der Auslöser für O. Henrys 1906 erschienene Buch 'Die Vier Millionen'. Darin wurde behauptet, dass es in ganz New York nur 400 Personen von Wichtigkeit gäbe, die es lohnen würde, zu kennen. Doch was ist mit den anderen 3,999,600, deren auf so vielen Hoffnungen basierendes Leben oft nicht einfach war und nicht selten dauerhaft in der Gosse endete? Aber auch diese Menschen sind Teil der Stadt, ohne die es sie überhaupt nicht gäbe. Nach dem großen Erfolg des ersten Werks erschien im Jahre 1907 dieses zweite Buch über die 'Vier Millionen' mit dem Titel 'Die getrimmte Lampe und andere Geschichten der Vier Millionen'. O. Henry bringt hier neue Geschichten aus dem Leben in New York und beschreibt Schicksale - tief traurig bis amüsant. Wie dem auch sei, O. Henry bleibt seinem Stil treu und überfrachtet den Inhalt mit Redewendungen, Metaphern und Bezügen aller Art, die oft kaum oder gar nicht verständlich sind. Selbst literarisch geschulte Muttersprachler tun sich hier arg schwer, herauszufinden, was O. Henry eigentlich meint - die einschlägigen literarischen Foren sind voll von Fragen nach dem tieferen Sinn, die nicht immer befriedigend beantwortet werden konnten und manche Versuche von Erklärungen verharren bestenfalls im Bereich der Spekulation. Wie beim ersten Buch auch, hat der Übersetzer, der selbst einige Zeit im 'Big Apple' gelebt und gearbeitet hat, versucht, möglichst viel Licht ins Dunkel zu werfen. Dies geschah in Endnoten, Anmerkung direkt im Text oder wurde in diesen eingearbeitet - wenn es kurz zu erklären war. Vielleicht findet der O.Henry-Forscher dabei ja einige neue 'Erleuchtungen'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758347146
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum06.03.2024
Auflage2. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.14054774
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DIE GETRIMMTE LAMPE

Er schaute sie mit dem Ausdruck eines König Cophetua[1] an


Natürlich gibt es zwei Seiten der Frage. Schauen wir uns die andere an.

Wir hören oft, dass von 'Laden-Mädchen' gesprochen wird. Solche Personen gibt es nicht. Es gibt Mädchen, die in Läden arbeiten; sie verdienen ihren Lebensunterhalt auf diese Weise. Aber warum macht man aus ihrem Beruf ein Adjektiv? Seien wir fair. Wir bezeichnen die Mädchen, die in der Fifth Avenue wohnen, ja auch nicht als 'Heiratsmädchen'.

Lou und Nancy waren dicke Freundinnen. Sie waren in die große Stadt gekommen, um Arbeit zu finden, weil es zu Hause nicht genug zu essen gab, um alle zu versorgen. Nancy war neunzehn, Lou war zwanzig. Beide waren hübsche, aktive Mädchen vom Land, die keine Ambitionen hatten, auf die Bühne zu gehen.

Der kleine Engel, der über uns schwebt, führte sie zu einer billigen und respektablen Pension. Beide fanden eine Stelle und wurden zu Lohnempfängern. Sie blieben befreundet.

Nun, liebe Leser, nach Ablauf von sechs Monaten möchte ich Sie bitten, vorzutreten, um den Damen vorgestellt zu werden, und an die Aufdringlichen unter ihnen: Das sind meine Freundinnen, Miss Nancy und Miss Lou. Während Sie ihnen die Hand schütteln, achten Sie bitte - vorsichtig - auf deren Kleidung. Ja, vorsichtig, denn sie nehmen ein Starren genauso schnell übel wie eine Dame in einer Loge bei einer Pferdeschau.

Lou arbeitet als Büglerin im Akkord in einer Handwäscherei. Sie trägt ein schlecht sitzendes lilafarbenes Kleid, und ihre Hutfeder ist vier Zentimeter zu lang; aber ihr Hermelinmuff und ihr Schal haben 25 Dollar gekostet, obwohl die gleichen Artikel in den Schaufenstern für 7,98 Dollar angeboten werden, noch bevor die Saison vorbei ist. Ihre Wangen sind rosa, und ihre hellblauen Augen leuchten. Sie strahlt Zufriedenheit aus.

Nancy würden Sie ein Laden-Mädchen nennen - weil Sie das gewöhnlich tun. Es gibt keinen solchen Typ, aber eine verdrehte Generation sucht immer nach einem Typ; also soll es dies dieser Typ sein.

Sie hat die hochfrisierte Pompadour-Haartracht und die übertrieben gerade Front. Ihr Rock ist schäbig, hat aber die richtige Weite. Kein Pelz schützt sie vor der bitteren Frühlingsluft, aber sie trägt ihr kurzes Tuchjäckchen so keck, als wäre es ein persisches Lamm!

Auf ihrem Gesicht und in ihren Augen - für euch unerbittliche Typ-Sucher - ist der typische Ausdruck eines Laden-Mädchens. Es ist ein Blick der stillen, aber herablassenden Revolte gegen die betrogene Weiblichkeit, eine traurige Prophezeiung der kommenden Rache.

Selbst bei ihrem lautesten Lachen ist dieser Blick immer noch da. Derselbe Blick ist in den Augen der russischen Bauern zu sehen; und diejenigen von uns, die noch übrig sind, werden ihn eines Tages in Erzengel Gabriels Gesicht sehen, wenn er kommt, um uns herunterzuputzen. Es ist ein Blick, der den Mann verkümmern und verlegen machen sollte; aber er ist bekannt dafür, dass er darüber lächelt und Blumen anbietet - um sie an der Angel zu haben.

Nun, liebe Leser, lüften Sie Ihren Hut und gehen Sie weg, während Sie Lous fröhliches 'Auf Wiedersehen' und das sardonische, süße Lächeln von Nancy empfangen, das, irgendwie darauf hindeutet, dass sie Sie zu vermissen scheint, und wie eine weiße Motte über die Dächer zu den Sternen hinaufflattert.

Die beiden warteten an der Ecke auf Dan. Dan war Lous ständiger Begleiter. Treu? Nun, er war zur Stelle, da, wo Mary ein Dutzend Vorladungs-Agenten hätte anheuern müssen, um ihr Schaf zu finden.[2]

»Ist dir nicht kalt, 'Nance'?«, sagte Lou. »Was bist du doch für ein Dummchen, wenn du in diesem alten Laden für 8 Dollar die Woche arbeitest! Ich habe letzte Woche 18,50 Dollar verdient. Bügeln ist natürlich nicht so toll wie Spitzen hinter einem Tresen verkaufen, aber es lohnt sich. Keiner von uns Büglerinnen verdient weniger als 10 Dollar, und ich weiß auch nicht, ob es eine weniger zu respektierende Arbeit ist.«

»Du kannst sie behalten«, sagte Nancy mit hochgezogener Nase. »Ich nehme meine acht pro Woche und den Schlafsaal. Ich mag es, bei meiner Arbeit unter schönen Dingen und tollen Leuten zu sein. Und schau, was für eine Chance ich habe! Eines unserer Handschuhmädchen hat neulich einen Pittsburger Stahlfabrikanten oder Schmied oder so geheiratet, der eine Million Dollar wert ist. Irgendwann fange ich mir auch einen pfundigen Typ. Ich will nicht mit meinem Aussehen prahlen, aber ich suche meine Chance, wenn es große Preise zu gewinnen gibt. Was hat ein Mädchen in einer Wäscherei zu suchen?«

»Nun, dort habe ich Dan kennengelernt«, sagte Lou triumphierend. »Er kam herein, um sein Sonntagshemd und seine Kragen zu holen, und sah mich am ersten Brett beim Bügeln. Wir versuchen alle, am ersten Brett zu arbeiten. Ella Maginnis war an diesem Tag krank, und ich habe ihren Platz eingenommen. Er sagte, ihm seien zuerst meine Arme aufgefallen, wie rund und weiß sie waren. Ich hatte meine Ärmel hochgekrempelt. Es gibt immer wieder nette Burschen, die in die Wäschereien kommen. Man erkennt sie daran, dass sie ihre Kleidung in Koffern mitbringen und sich scharf und zackig in der Tür drehen.«

»Wie kannst du nur so einen Korsettgürtel um die Taille tragen, Lou?«, sagte Nancy und blickte mit süßem Spott in den Augen auf das beleidigende Stück hinunter. »Das zeugt von schlechtem Geschmack.«

»Dieser Korsettgürtel?«, rief Lou entrüstet und mit weit aufgerissenen Augen. »Ich habe 16 Dollar für diesen Korsettgürtel bezahlt. Er ist fünfundzwanzig wert. Eine Frau hat ihn in der Wäscherei abgegeben und nie abgeholt. Der Chef hat ihn mir verkauft. Es ist mit Handstickereien versehen, die von meterlangen Fäden stammen. Sprich lieber über das hässliche, schlichte Ding, das du trägst.«

»Dieses hässliche, schlichte Ding«, sagte Nancy ruhig, »wurde von dem kopiert, das Mrs. Van Alstyne Fisher getragen hat. Die Mädchen sagen, dass sie letztes Jahr 12.000 Dollar im Laden ausgegeben hat. Ich habe meinen selbst gemacht. Er hat mich 1,50 Dollar gekostet. Aus drei Metern Entfernung könntest du ihn nicht von ihrem unterscheiden.«

»Nun ja«, sagte Lou gutmütig, »wenn du hungern und vornehm tun willst, nur zu. Aber ich bevorzuge meinen Job und den guten Lohn, und nach Feierabend ziehe ich mir etwas Schickes und Attraktives an, das ich mir leisten kann.«

Doch dann kam Dan herbei, ein seriöser junger Mann mit einer Krawatte von der Stange, der der Frivolität der Stadt entkommen war, ein Elektriker, der 30 Dollar pro Woche verdiente. Er betrachtete Lou mit den traurigen Augen eines Romeo und hielt ihren bestickten Korsettgürtel für ein Netz, in dem sich jede Fliege gerne verfangen würde.

»Das ist mein Freund, Mr. Owens - gib Miss Danforth die Hand«, sagte Lou.

»Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Miss Danforth«, sagte Dan und streckte die Hand aus. »Ich habe Lou schon so oft von Ihnen sprechen hören.«

»Danke«, sagte Nancy und berührte seine Finger mit den Spitzen ihrer eigenen, kühl ausgestreckten, »ich habe gehört, wie sie Sie erwähnt hat - ein paar Mal.«

Lou kicherte.

»Hast du dir diesen Händedruck von Mrs. Van Alstyne Fisher abgeschaut, 'Nance'?«, fragte sie.

»Wenn ich das getan habe, dann kannst du ihn getrost kopieren«, sagte Nancy.

»Oh, ich könnte ihn überhaupt nicht gebrauchen. Er ist zu elegant für mich. Diese hochgestochene Art, sich die Hand zu geben, ist besser dazu geeignet, Diamantringe zur Schau zu stellen. Warte, bis ich ein paar habe, dann probiere ich ihn aus.«

»Lerne es erst einmal«, sagte Nancy weise, »dann wirst du die Ringe eher bekommen.«

»Um diesen Streit zu schlichten«, sagte Dan mit seinem fröhlichen Lächeln, »mache ich euch einen Vorschlag. Da ich nicht mit euch beiden zu Tiffany's gehen kann, um euch etwas Gutes zu tun, was haltet ihr von einem kleinen Varietébesuch? Ich habe Karten. Wie wäre es, wenn wir uns die Diamanten auf der Bühne ansehen, da wir uns mit den echten glitzernden Dingern nicht die Hand geben können?«

Der echte Kavalier nahm seinen Platz am Rand des Bordsteins ein; dann kam Lou, ein wenig pfauenhaft in ihrer hellen und hübschen Kleidung, und schließlich Nancy auf der Häuserseite, schlank und nüchtern gekleidet wie ein Spatz, aber mit dem echten Van-Alstyne-Fischer-Gang - und so machten sie sich auf den Weg zu ihrem bescheidenen Abendvergnügen.

Ich glaube nicht, dass es viele gibt, die ein großes Kaufhaus als eine Bildungseinrichtung betrachten. Aber das Kaufhaus, in dem Nancy arbeitete, war für sie so etwas wie das. Sie war von schönen Dingen umgeben, die Geschmack und Raffinesse ausstrahlten. Wenn du in einer...
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