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Gefesselt im dunklen Raum

E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
Deutsch
Schüren Verlagerschienen am23.05.20241. Auflage
Sich im Kino fesseln zu lassen, war für die Nachkriegsgesellschaft nicht nur ein harmloses Freizeitvergnügen im Übergang von der Barbarei zur Zivilisation. Jener dunkle Raum mit seinen Lichtspielen war ein Ort der Reorientierung im Chaos, der Wiederherstellung von Alltag, eines der Spielfelder, auf denen die neue Nachkriegsidentität ausgehandelt wurde. Das Publikum, das eine albtraumhafte Vergangenheit zu verarbeiten hatte und sich nun auf neue Ordnungssysteme einstellen musste, strömte in Massen. Seine Reaktionen, Vorlieben und Abneigungen genauer in Augenschein zu nehmen, erlaubt einen Blick in die Tiefe einer Gesellschaft im Zustand der Transformation. Die wieder eröffneten Kinos waren aus dem Stand heraus international: amerikanisch, britisch, französisch, russisch. Die fremden Gesellschaftsbilder prallten auf ein im deutschnationalen Wahn sozialisiertes Publikum, das den Umgang mit Alterität erst wieder lernen musste. Reagierte es mit Zuspruch oder Abwehr? Die westdeutsche Filmproduktion, die sich zunächst an 'Trümmerfilmen' versuchte, schaltete in den fünfziger Jahren um auf totales Publikumskino. Zwischen der Produktion und ihren Adressaten herrschte ungetrübtes Einvernehmen - ein Pakt, der versprach, quälende Erinnerungen an die traumatische Vergangenheit und Fragen nach Schuld und Verantwortung auszublenden. Doch konnte die Harmonieoffensive der Heimat-, Arzt- und Familienfilme wirklich alles Unreflektierte und Verdrängte zudecken? Wie sehr es in den tieferen Schichten rumorte, zeigen die hysterischen Reaktionen auf ausländische Filme, die es wagten, das Schweigekartell zu durchbrechen - und sei es nur mit Anspielungen auf die deutschen Verbrechen. Ihnen war eine derbe Abfuhr als 'antideutsche Hetze' sicher, sofern die Synchronisation nicht für eine publikumskompatible 'deutsche Fassung' sorgte. Die Camouflage richtete sich gegen negative Deutschlandbilder, die als Kollektivschuldvorwurf gedeutet wurden.

Dr. Thomas Bräutigam hat als freier Autor einschlägige Standardwerke über Synchronsprecher sowie zur Geschichte des Hör- und Fernsehspiels (Lexika) vorgelegt, im Schüren Verlag Stars und ihre deutschen Stimmen. Lexikon der Synchronsprecher und Klassiker des Fernsehfilms. Das Beste aus 60 Jahren Fernsehgeschichte.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR25,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextSich im Kino fesseln zu lassen, war für die Nachkriegsgesellschaft nicht nur ein harmloses Freizeitvergnügen im Übergang von der Barbarei zur Zivilisation. Jener dunkle Raum mit seinen Lichtspielen war ein Ort der Reorientierung im Chaos, der Wiederherstellung von Alltag, eines der Spielfelder, auf denen die neue Nachkriegsidentität ausgehandelt wurde. Das Publikum, das eine albtraumhafte Vergangenheit zu verarbeiten hatte und sich nun auf neue Ordnungssysteme einstellen musste, strömte in Massen. Seine Reaktionen, Vorlieben und Abneigungen genauer in Augenschein zu nehmen, erlaubt einen Blick in die Tiefe einer Gesellschaft im Zustand der Transformation. Die wieder eröffneten Kinos waren aus dem Stand heraus international: amerikanisch, britisch, französisch, russisch. Die fremden Gesellschaftsbilder prallten auf ein im deutschnationalen Wahn sozialisiertes Publikum, das den Umgang mit Alterität erst wieder lernen musste. Reagierte es mit Zuspruch oder Abwehr? Die westdeutsche Filmproduktion, die sich zunächst an 'Trümmerfilmen' versuchte, schaltete in den fünfziger Jahren um auf totales Publikumskino. Zwischen der Produktion und ihren Adressaten herrschte ungetrübtes Einvernehmen - ein Pakt, der versprach, quälende Erinnerungen an die traumatische Vergangenheit und Fragen nach Schuld und Verantwortung auszublenden. Doch konnte die Harmonieoffensive der Heimat-, Arzt- und Familienfilme wirklich alles Unreflektierte und Verdrängte zudecken? Wie sehr es in den tieferen Schichten rumorte, zeigen die hysterischen Reaktionen auf ausländische Filme, die es wagten, das Schweigekartell zu durchbrechen - und sei es nur mit Anspielungen auf die deutschen Verbrechen. Ihnen war eine derbe Abfuhr als 'antideutsche Hetze' sicher, sofern die Synchronisation nicht für eine publikumskompatible 'deutsche Fassung' sorgte. Die Camouflage richtete sich gegen negative Deutschlandbilder, die als Kollektivschuldvorwurf gedeutet wurden.

Dr. Thomas Bräutigam hat als freier Autor einschlägige Standardwerke über Synchronsprecher sowie zur Geschichte des Hör- und Fernsehspiels (Lexika) vorgelegt, im Schüren Verlag Stars und ihre deutschen Stimmen. Lexikon der Synchronsprecher und Klassiker des Fernsehfilms. Das Beste aus 60 Jahren Fernsehgeschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783741007002
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format Hinweis1 - PDF Watermark
FormatE107
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum23.05.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.96
SpracheDeutsch
Dateigrösse4411 Kbytes
Artikel-Nr.15259140
Rubriken
Genre9201

Autor

Dr. Thomas Bräutigam hat als freier Autor einschlägige Standardwerke über Synchronsprecher sowie zur Geschichte des Hör- und Fernsehspiels (Lexika) vorgelegt, im Schüren Verlag Stars und ihre deutschen Stimmen. Lexikon der Synchronsprecher und Klassiker des Fernsehfilms. Das Beste aus 60 Jahren Fernsehgeschichte.

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