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Mit Schirm, Charme und Kanone

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.05.20161. Auflage
Wieder einmal geht es auf Schloss Sutherly um Leben und Tod - doch diesmal kämpfen Arthur und Rosemary nicht gegen Verbrecher, sondern Rosies zu früh einsetzende Wehen. In der verzweifelten Überzeugung, dass das Beste für Kind und Mutter gerade gut genug sei, bringt Arthur Rosy in die Klinik des Spezialisten Dr. Brendergast nach Stratford upon Avon. Zur Deckung der Kosten nimmt Arthur eine Hypothek auf das Schloss auf. In Shakespeares Geburtsstadt geht es Rosy dank Dr. Brendergasts Hilfe bald besser, dafür steckt der Doktor selbst in Schwierigkeiten: Er steht unter Mordverdacht.Doch nicht genug, dass Arthurs Schloss im Zuge der Ereignisse um ein Haar gepfändet wird und sich die Schlinge um Dr. Brendergasts Hals immer enger zieht: Als Arthur nach einem langen Abend im Krankenhaus allein ins Schloss zurückkehrt, erwartet ihn dort - ein Mörder.

Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.
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Produkt

KlappentextWieder einmal geht es auf Schloss Sutherly um Leben und Tod - doch diesmal kämpfen Arthur und Rosemary nicht gegen Verbrecher, sondern Rosies zu früh einsetzende Wehen. In der verzweifelten Überzeugung, dass das Beste für Kind und Mutter gerade gut genug sei, bringt Arthur Rosy in die Klinik des Spezialisten Dr. Brendergast nach Stratford upon Avon. Zur Deckung der Kosten nimmt Arthur eine Hypothek auf das Schloss auf. In Shakespeares Geburtsstadt geht es Rosy dank Dr. Brendergasts Hilfe bald besser, dafür steckt der Doktor selbst in Schwierigkeiten: Er steht unter Mordverdacht.Doch nicht genug, dass Arthurs Schloss im Zuge der Ereignisse um ein Haar gepfändet wird und sich die Schlinge um Dr. Brendergasts Hals immer enger zieht: Als Arthur nach einem langen Abend im Krankenhaus allein ins Schloss zurückkehrt, erwartet ihn dort - ein Mörder.

Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492973052
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum02.05.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.4
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2494 Kbytes
Artikel-Nr.1860891
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Willys Heimat

Was gibt es Neues in Ihrem Fall?«, will Rosemary Escroyne wissen, die kranke Kommissarin. Sie fragt von ihrem Bett auf der Intensivstation aus, während sie per Knopfdruck ihre Rückenstütze hochfährt. Aufrecht sitzt Rosy in einem von Technik umzingelten Bett, wo ihre vitalen Werte in elektronische Signale umgewandelt werden.

Zehn Tage sind vergangen und Dr. Brendergast hat sein Versprechen eingelöst: Rosemary fühlt sich besser, erheblich besser sogar. Ihre Werte sind stabilisiert, dem Fötus geht es den Umständen entsprechend gut, ihrer baldigen Verlegung von der Intensivstation ins Apricot steht nichts mehr im Wege. Doch statt diese wunderbaren Neuigkeiten zu genießen und sich voll und ganz auf ihre Schwangerschaft zu konzentrieren, was tut Rosemary, was tut die notorisch unverbesserliche Detektivin? Ihr Geist sucht Nahrung und findet sie in der Person von Dr. Brendergast.

Im Inneren seiner Burg scheint der Doktor weniger unter dem Drang zu leiden, seine Bedeutung hervorzukehren. Hier tritt er entspannter, man könnte fast sagen, bescheidener auf. Brendergast dreht sich vor dem Ultraschallmonitor um. »Woher wissen Sie von der Angelegenheit, Mrs Escroyne?«

»Die Sensationswellen, die Ihr Fall auslöste, haben sich bis nach Gloucester ausgebreitet.«

»Es ist nicht mein Fall, sondern ein kriminalistischer Irrtum, den die Medien aufgrund meiner Position weidlich ausschlachten«, erwidert er, doch selbst in seinem Bedauern schwingt Eitelkeit mit. »Sie haben also auch davon gehört?«

»Ich habe mich sogar ein wenig damit beschäftigt.«

Rosy spricht langsamer als gewohnt, bei jedem Satz scheint sie in sich hineinzuhorchen, ob das Gespräch ihr schaden könnte. Die Erinnerung an ihren Breakdown ist noch frisch, sie will jede krank machende Erregung vermeiden und dennoch: Rosemary spielt mit dem Feuer.

Mit einer Rolle Haushaltspapier tritt Brendergast an ihr Bett und säubert Rosys Bauch vom Ultraschallgel. »Beschäftigt? Inwiefern?«

»Vor Jahren hatte ich einen ähnlichen Fall. Ein Ehemann wurde verdächtigt, den Liebhaber seiner Frau umgebracht zu haben, weil dieser die Ehefrau sexuell von sich abhängig gemacht und dazu gebracht hatte, als Prostituierte für ihn zu arbeiten. Man nahm als Motiv Mord aus Rache an. Mein Chef und der Staatsanwalt waren von dieser Lösung überzeugt.«

»Sie aber nicht?« Bedächtig wischt der Weißhaarige über den vorgewölbten Bauch seiner Patientin.

»Nein, ich blieb misstrauisch.«

»Sie sind eine grundsätzlich misstrauische Person, habe ich recht?«

»Ich würde es wirklich vorziehen, den Menschen zu vertrauen. Leider machen sie es mir in meinem Beruf so schrecklich schwer.« Sie betrachtet die auf- und abgleitende Hand des Arztes. »Die Menschen lügen, Doktor Brendergast. Sie sagen bedauerlich selten die Wahrheit.«

»Wie ging der Fall des Ehemannes aus?«

»Ein Rivale jenes Zuhälters hatte ihn erstochen und den Verdacht auf den Ehemann gelenkt.« Rosy hüstelt. Seit ihrer Einlieferung hat sie noch nie so viel gesprochen.

»Überanstrengen Sie sich nicht.« Brendergasts Hand bleibt sanft auf Rosys Bauch liegen. »Im Übrigen nehme ich Ihre Geschichte als gutes Omen. Auch in meinem Fall wird der Ehemann frei ausgehen.« Behutsam steht er auf.

»Nur dass bei Ihnen nicht die Gattin betroffen war, sondern Angelina, Ihre Tochter.« Rosy zieht den blütenweißen Kittel über ihren Bauch.

»Sie war mein einziges Kind, Mrs Escroyne.« Am Fußende des Bettes richtet Brendergast sich auf. »Angie war ⦠Sie ist in die Fänge eines Teufels geraten. Sie war ihm hilflos ausgeliefert, dieser skrupellosen, menschenverachtenden Bestie. Was sollte ich tun?« Seine Stimme klingt heiser, seine pfauenhafte Eleganz ist verschwunden. »Was sollte ich Ihrer Meinung nach denn tun?«

»Sie hätten die Polizei ihre Arbeit machen lassen sollen. Stattdessen haben Sie die Sache selbst in die Hand genommen. Ihre Tochter war verschwunden und Sie haben sie ⦫

»Ich habe sie gesucht.« Da Brendergast vor der Wandbeleuchtung steht, ist er für Rosy nur als Silhouette erkennbar. »Weil ich sie retten wollte. Niemand sonst hätte sich darum gekümmert, auch die Polizei nicht.«

In diesem Moment begreift Rosy, dass die eitle Attitüde von Brendergast bloß eine Fassade ist, die er aufrechterhält, um bei den Patientinnen die Überzeugung seiner Unfehlbarkeit zu bewahren. Doch im Augenblick steht nicht mehr ein Herr über Leben und Tod vor Rosemary, keine gynäkologische Koryphäe, sondern ein alternder Mann, der Hilfe braucht.

Sanfter fährt sie fort: »Trotz Ihrer Anstrengungen konnten Sie nicht verhindern, dass Ihr Kind ⦫ Eine winzige Pause. »â¦ sich das Leben genommen hat.«

»Dass sie in den Tod getrieben wurde«, entgegnet er metallisch scharf.

»Dafür gibt es keine Beweise, Sir.«

»Gerade diese Beweise wollte ich erbringen. Ich wollte mit dem Mann sprechen, der für das Leid meiner Tochter verantwortlich ist.«

»Und haben Sie mit ihm gesprochen?«

Rosy beobachtet, wie der Arzt ins Licht tritt. »Nein. LeMarque wurde wenige Tage nach dem Tod meiner Tochter ermordet.«

»Ist er nicht mit einem Hackebeil erschlagen worden?«

»Es war eine Machete, Mrs Escroyne.«

»Und das wissen Sie so genau, weil Sie seine Leiche gefunden haben.«

»Und zwar an dem Abend, als ich ihn aufgesucht habe, um mit ihm zu sprechen.«

»Die Polizei und der Staatsanwalt nehmen an, dass Sie die Tat selbst begangen haben.«

Brendergast mustert seine Patientin aufmerksam. »Verhören Sie mich etwa, Mrs Escroyne?«

»Das würde ich in meinem Zustand nicht wagen«, antwortet sie ernsthaft. »Sie selbst würden es mir verbieten.«

»Das tue ich tatsächlich.« Er streift die Latexhandschuhe ab und lässt sie in den Abfalleimer fallen. »Ihre gesamte Energie muss sich jetzt auf Ihre Genesung und die Gesundheit Ihres Kindes konzentrieren.«

***

Ich könnte Dr. Brendergast dafür umarmen, wie er mit Rosy umspringt. Ich würde mich persönlich bei ihm bedanken, wäre ich nicht anderweitig unterwegs. Während Rosemary sich, kaum dass es ihr besser geht, allen guten Vorsätzen zum Trotz mit einem Mordfall beschäftigt, bin ich ahnungslos in der Umgebung des Städtchens unterwegs, das von einem einzigen Namen beherrscht, überwuchert und ernährt wird, dem des Barden William Shakespeare. Stratford könnte ein wunderbarer Ort voll Ruhe und Schönheit sein, eine Perle der Cotswolds, wäre er nicht zugleich Shakespeares Geburtsort und würde er aus diesem Grund nicht aufs Unerträglichste vermarktet werden. Bei der allgegenwärtigen touristischen Präsenz Shakespeares in Bild und Skulptur verwundert es, dass nicht auch noch die Pflastersteine sein Konterfei tragen. Alles hier ist shakespearisiert, Willy ziert die Servietten in den Teestuben, die Blumenbeete der Parks und gäbe es die sprichwörtliche britische Zurückhaltung nicht, sicherlich würde man sogar auf dem Klopapier noch Shakespearesonette finden.

Ich verdanke diesem Mann wunderbare Theaterabende und so manche Einsicht in das Wesen des Menschen und genau darum finde ich: Das hat Willy nicht verdient. Er mag ein leichtlebiger, dabei geschäftstüchtiger Bursche gewesen sein, trotzdem war er keine Comicikone, die man als Massenware entstellen und ausstellen darf.

Daher bleibe ich der Shakespearestadt lieber fern und konzentriere mich in den Stunden, wenn ich nicht bei Rosy bin, auf die Natur. Ähnlich wie in Stratford mutet auch in der Landschaft manches bilderbuchhaft an, doch dieses Bilderbuch lasse ich mir gefallen. Ich habe Buchen gesehen, die in derart verwunschenen Windungen emporwachsen, dass sie wie Geister des Waldes anmuten. Ich fand Kräuterwiesen, die sogar im Herbst noch blühen. Ich kam durch Marktstädte, wo die Limestone-Häuser und Perpendicular-Kirchen jene mittelalterliche Romantik verströmen, die gern als Sinnbild unseres Königreichs angesehen wird.

Was ich in diesen Tagen auch unternommen habe, ich tat es mithilfe eines unerlässlichen Begleiters, meines Regenschirmes. Es mag an der Jahreszeit liegen oder an den nahen Bergen, die die Wolken anziehen, Tatsache ist, seit Rosy eingeliefert wurde, regnet es in einem fort. Ich meine damit keine gelegentlichen Schauer, keinen Tröpfelregen, der von sonnigen Abschnitten unterbrochen wird, ich spreche von massivem Dauerregen. Dieser Regen klopft auf Dächer, er plätschert in den Dachrinnen, nachts spiegeln sich die Ampeln und Straßenlichter in den Pfützen, tagsüber überzieht der graue Regenschleier das ganze Land. Selbst mithilfe meines treuen Schirmes kam ich noch von keinem Ausflug anders als durchnässt zurück und muss ständig Schuhe und Kleidung nach dem Rotationsprinzip an der Heizung trocknen, während ich die getrockneten Sachen wieder anziehe.

Aber ich wäre kein Engländer, wenn mich das Wetter auch nur im Geringsten abschrecken könnte. Ich beginne meine Erkundungen mit dem Auto, steige an inspirierenden Orten aus und mache mich zu Fuß auf den Weg. Mitunter sinke ich knöcheltief ein, manchmal fährt eine Bö in meinen Schirm und stülpt das Innere nach außen, trotzdem kann ich auf solchen Gängen meiner Seele freien Lauf lassen.

Ich könnte es, wenn mich die Sorge und die Angst nicht auf Schritt und Tritt begleiten würden. Sorge und Angst verfolgen mich bis in meinen Schlaf. Wenn ich, nachdem ich Rosemary einen Gutenachtkuss gegeben habe, in meine Pension zurückkehre und mich zur Ruhe begebe, tauchen die Angstgespenster vor mir auf. In den ersten Nächten war es...

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Harold Philipp Arthur Escroyne ist der 36. Earl of Sutherly. Nach seinem Kunststudium arbeitete er als Werbegrafiker für einen bekannten englischen Shortbread-Hersteller. Lord Escroyne ist für seine Nacktstängel-Schwertlilienzucht (Iris aphylla) über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannt. Der passionierte Gärtner gewann zahlreiche Preise.