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Die grausame Mutter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.01.20161. Auflage
Zwei Frauen in der Gewalt eines psychopathischen Vietnamveteranen und eines halbwüchsigen Jungen. Irgendwo in den Wäldern von Idaho erleben Meg Halloran, 42, Lehrerin, und die 16jährige Cass Stunden und Tage des Terrors. Verzweifelt kämpft Meg darum, durchzuhalten und das Mädchen, das sie nicht mag und dem sie nicht traut, zu beschützen. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.
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Produkt

KlappentextZwei Frauen in der Gewalt eines psychopathischen Vietnamveteranen und eines halbwüchsigen Jungen. Irgendwo in den Wäldern von Idaho erleben Meg Halloran, 42, Lehrerin, und die 16jährige Cass Stunden und Tage des Terrors. Verzweifelt kämpft Meg darum, durchzuhalten und das Mädchen, das sie nicht mag und dem sie nicht traut, zu beschützen. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105606155
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.01.2016
Auflage1. Auflage
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse872 Kbytes
Artikel-Nr.1882740
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Über dem nördlichen Zipfel von Idaho, rund hundert Meilen südlich der kanadischen Grenze, war der Himmel hoch und klar, und ergoß heißen Sonnenschein über Wiesen mit niederem Gestrüpp und dünnen, hoch aufgeschossenen Kiefern. Nordwestlich von CÅur d´Alene holperte eine tabakbraune Mercedes-Limousine über einen von tiefen Furchen durchzogenen Schotterweg. Bei kleinen Schlaglöchern zuckte der Fahrer zusammen, bei großen fluchte er. Vor einigen Jahren hatte ein eifriger Bauunternehmer dieses überwucherte Stück Land gekauft und es, in zehn Acres große »Landsitze« unterteilt, wieder verkauft mit dem Versprechen, daß die neue Bepflanzung im Handumdrehen grün und üppig emporschießen würde und das Gebiet seine Abgeschiedenheit behielte. Letzteres hatte sich als wahr erwiesen. Die wenigen, weit auseinanderliegenden Häuser waren ebenso vernachlässigt wie die Straße. An einigen Häusern hingen verwitterte Schilder mit der kaum noch zu entziffernden Aufschrift Zu verkaufen.

Der Wagen verlangsamte sein Tempo an einer Kurve und wurde noch langsamer, als der Fahrer durch die Windschutzscheibe nach rechts sah, wo ein Maschendrahtzaun einem alten, zweistöckigen Bauernhaus und seinen Nebengebäuden einen seltsam modernen Schutz bot. Vier Jahre zuvor, als ein gesunder Michael Tannenbaum in dieser Szenerie den Hippie-Zimmermann spielte, hatte der Besitz einen schmucken, kraftstrotzenden Eindruck gemacht. Jetzt blätterte am Wohnhaus die weiße Farbe ab, die Fensterläden hingen schief in den Angeln, und durch die Wände der alten Scheune schimmerte das Tageslicht. Ben Taylor schloß daraus, daß Maureen allein nur schwer zurechtkam.

Der Mercedes kroch noch weitere zwanzig Meter vorwärts, glitt behutsam auf eine kiesbestreute Zufahrt, die über den Straßengraben führte, und hielt an einem breiten Tor mit einem sehr soliden Vorhängeschloß. Links neben diesem Tor war noch ein kleineres, das zwar geschlossen, aber nicht erkennbar abgesperrt war. Taylor zog die Handbremse an, stellte den Motor ab, machte die Tür weit auf und stieg aus, ein großer, schmaler Mann mit grauer Flanellhose und einem weißen Hemd mit schlichter, dunkler Krawatte. Er rückte sich den Gürtel zurecht, betrachtete prüfend seine Manschetten und langte dann in den Wagen, um ein graues Tweedjackett vom hölzernen Kleiderbügel zu nehmen.

An dem kleineren Tor hing ein handgemaltes Schild, auf dem schwarz auf weiß stand: Frauenhaus. Eine Glocke bimmelte, als er das Tor öffnete. Kaum war das Geräusch verklungen, tauchte hinter dem Haus auch schon ein Mann auf. Er war mittelgroß und grobknochig, trug braune Arbeitskleidung und eine Tischlerschürze. Neben ihm trottete ein gescheckter Hund, ein muskulöses Tier mit schielendem Grinsen und heraushängender rosa Zunge.

»Wollen Sie was, Mister?«

»Nur einen Besuch machen. Ich bin ein Freund von ...« Weiter kam er nicht. Maureen nannte sich jetzt Elizabeth, aber welchen Nachnamen hatten sie und Michael sich ausgesucht? »... von Elizabeth«, sagte er unbeholfen.

Hellblaue Augen musterten den Besucher von den Schuhen bis zu den Haarspitzen. Erst dann nickte der Mann. »Miz Brody ist im Haus. Gehen Sie ruhig rein.«

Eine kleine, von Mauern umschlossene Veranda führte direkt in einen Raum, der früher einmal ein Wohnzimmer gewesen war. Der Holzboden war zerkratzt, die Wände mit Fingerabdrücken beschmiert. Das Mobiliar mochte gut und gern von einem halben Dutzend verschiedener Speicher stammen, ein Durcheinander aus abgeschabten Polsterstühlen und Sofas, niedrigen Kindertischchen und Holzstühlen. Auf einem Sofa schlief ein Baby, in einer Ecke umringten Kinder eine kleine Frau mit Gitarre. An der hinteren Wand stand ein Schreibtisch, an dem zwei Frauen saßen, die eine groß, mit geradem Rücken und breiten Schultern, die andere zusammengekauert, das Gesicht hinter den Armen verborgen.

»Elizabeth?« Seine Stimme hallte laut durch den Raum, von keinem Teppich gedämpft. Außer dem schlafenden Säugling wandten alle das Gesicht zu ihm hin. Die große Frau stand auf; die andere Frau am Schreibtisch legte den Kopf zurück, betrachtete den Eindringling aus blaugeschlagenen Augen, die zu schmalen Spalten verengt waren, und packte die andere Frau am Rock.

»Ist schon gut, Annie, es wird nicht lange dauern. Geh in die Küche, und laß dir einen Tee kochen.«

Die Frau, eigentlich noch ein Mädchen, stand auf und huschte davon. Als die Tür hinter ihr ins Schloß gefallen war, drehte sich Elizabeth Brody um und durchquerte den Raum mit großen, festen Schritten. Das dichte, silberweiße Haar war im Nacken lose zu einem Knoten geschlungen und bildete einen unpassenden Rahmen für das glatte Gesicht mit der breiten Stirn und der klargeschnittenen, straffen Kinnpartie. Es bedurfte eines zweiten und sogar eines dritten Blicks, um die aufgerauhte, dunklere Haut rings um die strahlend blauen Augen zu bemerken und die Falten, die sich wie Klammern um den vollen Mund zogen. »Ben«, sagte sie mit einem Nicken, aber ohne besondere Herzlichkeit, »das ist aber eine Überraschung.«

Bens Gesicht hatte die Form eines langgestreckten Eis. Das schütter werdende Haar und das spitze Kinn betonten diese Form noch. Jetzt zog er die rötlichen Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. »Ich war kaum vierzig, als ich mich im Handumdrehen in einen kahlköpfigen alten Knaben verwandelte. Aber du - du bist einfach eine schöne Frau, die beschlossen hat, sich weiße Haare zuzulegen und von vorn zu beginnen.«

»Danke, das ist sehr nett von dir. Aber in Wirklichkeit bin ich dreiundvierzig«, erinnerte sie ihn, »und du bist fünfundvierzig.«

Er zuckte zusammen. »Herzlichen Dank. Hör mal, könntest du mir den Schlüssel für euer Tor geben? Ich möchte meinen Wagen nicht auf der Straße stehen lassen.«

Sie holte einen großen Schlüsselbund aus einer Schreibtischschublade, suchte einen Schlüssel heraus und hielt ihn Ben hin. »Du kannst hinter dem Haus parken. Ich mach uns inzwischen einen Tee.«

»Laß nur, ich habe etwas Besseres dabei.«

»Hier im Frauenhaus gestatten wir keinen ...« Noch ehe sie zu Ende sprechen konnte, war er fort. Mit zusammengekniffenen Lippen wartete sie in der offenen Tür.

»Wir gestatten keinen Alkohol«, teilte sie ihm mit, als er zurückkam. »Ben, ist das nicht dasselbe Auto, das du schon vor vier Jahren hattest?«

»Dieser Mercedes, meine Dame, ist ein Klassiker. Ein solches Gefährt tauscht man gegen kein anderes ein. Und wenn Glenfiddich bei dir als Alkohol zählt, dann ist das deine Sache. Für mich glättet er die Kanten einer rauhen Welt. Eine Wundermedizin.«

Einen langen Augenblick musterte sie ihn schweigend, dann zuckte sie mit den Schultern. »Komm mit in mein Arbeitszimmer, dort sind wir ungestört.«

Das Zimmer war klein und staubig. Es enthielt einen vollbeladenen Eichentisch, zwei hohe, graue Aktenschränke und eine Wand voller Bücherregale mit medizinischen Werken und Broschüren. Elizabeth setzte sich auf einen hölzernen Küchenstuhl; ihr Rücken war genauso kerzengerade wie die Lehne. Unterdessen räumte Ben auf dem Tisch einen Platz für sein Lederköfferchen frei, das zwei Flaschen und zwei kleine Gläser enthielt.

»Zum Wohl«, murmelte er kurz darauf, als er ihr ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit reichte. Er stellte sich ans offene Fenster und verzog den Mund zu einem Grinsen, das aufgesetzt wirkte.

»Zum Wohl. Und jetzt sag mir bitte, was dich hierherführt.«

»Hm.« Er nahm einen Schluck und nickte und trank noch einen Schluck. »Also, ich war in Denver. Hab mich mal umgesehen, ob ich mich dort niederlassen oder in eine bestehende Anwaltskanzlei einsteigen kann. L.A. kann ein ziemlich deprimierender Wohnort sein, wenn man kein Multimillionär ist.«

»Ich verstehe.« Sie hielt das Glas im Schoß und richtete unverwandt den Blick auf sein Gesicht, ohne dabei zu blinzeln.

»Und Sweet läßt nichts mehr von sich hören. Er hat immer alle zwei, drei Wochen mal angerufen, aber jetzt habe ich seit zwei Monaten keine Nachricht mehr von ihm. Da hab ich mir gedacht, ich fahr´ mal hin und besuche ihn.«

»Ja, das solltest du unbedingt machen«, sagte sie. »Ich sehe ihn nicht oft. In seinen Augen bin ich auch nur eine dieser lästigen Amtspersonen, die herumschnüffeln wollen. Aber ich glaube, seine Medikamente müssen neu dosiert werden, und ich weiß, daß er schon viel zu lange nicht mehr beim Arzt gewesen ist. Dir zuliebe wird er hingehen.« Sie nahm einen Schluck des schottischen Whiskys und lächelte kurz. »Gut. Und was gibt´s sonst noch?«

»Okay.« Er stellte sein leeres Glas ab und zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche seines Jacketts. »Ich habe Michael gesehen. Erst letzte Woche.«

»Geht es ihm ... schlecht?«

»Er liegt im Sterben.«

Elizabeth schloß die Augen und bewegte den Kopf auf und ab, in einer einzigen, ruckartigen Bewegung, die Zustimmung ausdrückte. »Ich habe eine Zeitung aus San Francisco zu Gesicht bekommen. Darin war ein zwanzig Jahre altes Foto abgebildet, auf dem er noch diesen wilden Blick hat, und dazu so ein trauriges, trauriges Foto aus jüngster Zeit. Eins ist jedenfalls sicher«, fügte sie bitter hinzu, »hier in der Gegend wird man weder die eine noch die andere Version von Michael Tannenbaum mit dem Mann in Verbindung bringen, den die Leute als Michael Brody kennen.«

»Nein, das halte ich für unwahrscheinlich.«

»In dem Artikel stand, daß er sich für schuldig erklärt hat an dem Tod des Polizisten, die Haftstrafe aber ausgesetzt wurde, weil er an akuter Leukämie leidet und in seiner Familie die beste Versorgung gewährleistet ist.« Tränen stiegen auf und wurden blinzelnd...
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Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.