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Kinderspiele

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
232 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.01.20161. Auflage
Sie war Zielscheibe seiner übersteigerten Phantasie. Als die Lehrerin Meg Halloran sich nach dem Tod ihres achtzehnjährigen Schülers auf die Sache nach seinem Mörder macht, geraten ihr guter Ruf, ihre Existenz und das Leben ihrer kleinen Tochter in Gefahr. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.
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Produkt

KlappentextSie war Zielscheibe seiner übersteigerten Phantasie. Als die Lehrerin Meg Halloran sich nach dem Tod ihres achtzehnjährigen Schülers auf die Sache nach seinem Mörder macht, geraten ihr guter Ruf, ihre Existenz und das Leben ihrer kleinen Tochter in Gefahr. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105606162
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.01.2016
Auflage1. Auflage
Seiten232 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse821 Kbytes
Artikel-Nr.1882741
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Meg Halloran schaffte es, den Bogen Papier wieder zusammenzulegen und in den Umschlag zurückzuschieben. Sie steckte den Brief in die Gesäßtasche und wischte sich dann die Hände an ihren Jeans ab. Dieser hier war nicht mit der Post gekommen, sondern ohne Briefmarke in ihren Kasten geworfen worden. Vielleicht konnte sie den kleinen Dreckskerl wegen Mißbrauchs von Staatseigentum drankriegen.

»... machen Sie sich heute, am Mittwoch, tagsüber auf Sonne gefaßt, an der Küste mit Morgen- und Abendnebel«, dröhnte eine vertraute Stimme. »Was du nicht sagst«, murmelte Meg, während sie die Hand ausstreckte, um das Transistorradio neben der Spüle zum Schweigen zu bringen. Als sie nach einer Woche auf heißen, staubigen Campingplätzen in den Wäldern gestern am späten Abend nach Port Silva heimgekehrt war, hatte sie sich über den Nebel gefreut. Unter seinem Schleier wurden alle harten Kanten weich, und ihr kleines braunes Haus auf der bewaldeten Hügelkuppe wirkte behaglich und abgeschieden.

Abgeschieden oder isoliert? Meg umschlang ihre Kaffeetasse mit beiden Händen und starrte in den grauen Nebel hinaus, der vor dem Küchenfenster wallte. Vielleicht hatte es an dem dichten Nebel gelegen, daß Dave Tucker glaubte, sich an ihrem Briefkasten vergreifen zu können. Sie konnte von Glück sagen, daß er ihr nicht das Haus niedergebrannt oder zumindest auf die Türschwelle geschissen hatte.

Und genau das, du blöde Gans, ist die Haltung, die allen Rowdys Tür und Tor öffnet. Sie goß sich Kaffee nach und trank einen tiefen Schluck. Die Anschuldigungen in den Briefen hatten sich schon fast zu Drohungen gesteigert. Das ließ sich nicht mehr länger ignorieren. Sie konnte Katy nehmen und abhauen, oder sie veranstaltete ein Riesentheater, ein lautes, forderndes, amtliches Theater.

Genau. Und diesmal nicht bei einem Leisetreter von Sergeant; sie würde darauf bestehen, den Chef zu sprechen. Der Polizeichef von Port Silva hatte ein hartes, braunes Aztekengesicht und passend dazu die menschliche Wärme eines Kühlschranks. Aber die Einheimischen zollten ihm Respekt, und bei ihrer einzigen persönlichen Begegnung mit ihm - sie wurde noch heute rot, wenn sie nur daran dachte -, hatte er sich als absolut unerschütterlich erwiesen.

Sie griff schon zum Telefon, das an der Wand hing, zog jedoch die Hand mit einem Ruck zurück, als ein einzelner, hoher Ton erklang. Der zweite Ton der Türklingel ging in lautem Gebell unter. Meg seufzte, fuhr sich mit einer automatischen und ergebnislosen Geste glättend über die Haare und stapfte zur Haustür. »Ich geh schon ran, Katy«, rief sie im Vorbeigehen ins Wohnzimmer hinein.

Ihr riesiger Hund stand hochaufgerichtet da, die Vorderpfoten gegen die Haustür gestemmt, das struppige graue Fell an Nacken und Schultern gesträubt. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle.

»Platz, Grendel«, befahl Meg und unterstützte den Befehl mit einem kräftigen Ruck an seinem Halsband. »Platz! Warten!« Sie wartete ihrerseits, während der Hund widerstrebend sein Hinterteil auf den Boden pflanzte. Dann, den Finger immer noch unter sein Halsband gehakt, machte sie die Tür auf und sah sich einer nebelumhüllten Gestalt gegenüber, die einen beträchtlichen Abstand zu ihrer Haustür wahrte.

»Ja, was ...? Ach.« Das dunkle Gesicht, das kühle Autorität ausstrahlte, könnte geradewegs ihrer Phantasie entsprungen sein. Megs Gefühl für Zeit und Abfolge geriet bedrohlich ins Wanken.

Der Polizeichef von Port Silva neigte kurz den Kopf. »Vince Gutierrez. Wir haben uns vor ein paar Monaten kennengelernt, Mrs. Halloran. Ob ich Sie wohl mal sprechen könnte ...?« Er setzte den Fuß nach vorn und schob die Schulter vor, um an ihr vorbeizugehen. Als der Hund leise knurrte, erstarrte er jedoch und trat dann schleunigst einen Schritt zurück.

Ganz recht, Grendel, du erkennst Unfreundlichkeit, wenn sie dir begegnet. Meg gab dem Hund mit der flachen Hand ein Zeichen, und er legte sich sofort hin, hielt aber wachsam den Kopf hoch. »Ja, Chief Gutierrez?« sagte sie knapp. »Worum geht´s?«

Ein tiefer Atemzug, ein schmales Lächeln. »Im Rahmen unserer Ermittlungen ist Ihr Name aufgetaucht«, sagte er und richtete einen mißtrauischen Blick auf den Hund. »Ich müßte mit Ihnen darüber reden, bitte, wenn Ihr ... was zum Teufel das auch sein mag ... mich reinläßt.«

»Er ist ein Komondor, eine ungarische Rasse. Was für Ermittlungen?«

Er straffte die Schultern und änderte seinen Gesichtsausdruck: geduldige Nachsicht mit Idioten. »Die Untersuchung des Mordes an David Tucker.«

»Mord?« Der Nebel waberte und wogte so dick wie Watte. Davor schob sich so plötzlich, daß ihr übel wurde, das lebhafte, goldene Bild von Dave Tucker. Wieder erschien ihr die Wirklichkeit als reiner Hohn.

»Mrs. Halloran!« Eine Stimme an ihrem Ohr, harte Hände, die sie am Oberarm festhielten. Und aus unmittelbarer Nähe ein hohes Fauchen, bei dem sich ihre Nackenhaare aufstellten.

»Grendel, nein! Freund, Grendel!«

Der Polizeibeamte ließ sie los und blieb bewegungslos stehen. Sie trat von ihm fort und sagte leise: »Halten Sie ihm Ihre Hand hin, mit der Handfläche nach unten. Freund, Grendel.«

Der Hund schnupperte, verzog die Lefzen zu einem Grinsen und wich schwanzwedelnd zurück. Auf Gutierrez´ Backenknochen zeichneten sich dunkelrote Flecken ab, als er nochmals tief durchatmete. »Mrs. Halloran, lesen Sie keine Zeitung? Hören Sie keine Nachrichten? Wo haben Sie die letzten drei Tage nur gesteckt?«

»In den Bergen, zelten. Wir sind erst gestern abend wiedergekommen. Wann wurde er ... ermordet?« Beim letzten Wort wurde ihr die Kehle eng; sie hustete und wiederholte es. »Ermordet. Und wie?«

»Am Samstag spätabends hat ihn jemand mit einer kleinkalibrigen Handfeuerwaffe in den Hinterkopf geschossen. Die Leiche wurde am Sonntag morgen auf den Felsen über Tanbark Beach gefunden.«

Samstag! Vier Tage tot, und gerade eben noch war seine Gegenwart in der Küche fast mit Händen zu greifen gewesen. Der selbstgerechte Dave, der sich seines Platzes im Himmel so sicher war. Was für ein Witz, wenn er jetzt eine Art Schatten wäre, ein Gespenst, zu ewiger Wanderschaft verdammt ... Nein, kein Witz. An einem Gespenst, das Briefe schreiben und Briefkästen öffnen konnte, war überhaupt nichts Lustiges ... Ihr wurde das Schweigen des Polizeibeamten bewußt, und sie versuchte, ihre fünf Sinne wieder zusammenzukriegen.

»Also, ich hab ihn jedenfalls nicht erschossen. Ich besitze keinerlei Gewehre, und eine Handfeuerwaffe habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht benutzt.« Ihr munteres Geplapper verstummte, als sein Gesicht nicht die geringste Regung zeigte: kein Zwinkern, nicht das kleinste Zucken der Mundwinkel.

Na so was, Maggie-Schätzchen, da stehen wir nun und warten darauf, daß der liebe Polizist sein Notizbuch zückt und einen dicken Strich durch deinen Namen zieht. Da kannst du lange warten.

Sie richtete sich zu ihrer ganzen Höhe von einem Meter achtundsiebzig auf, so daß sie fast auf gleicher Augenhöhe mit ihm war. »Chief Gutierrez, ich muß Sie bitten, in die Küche zu kommen. Meine Tochter ist im Wohnzimmer, und ich möchte sie in diese Sache nicht verwickeln.«

»Das verstehe ich.« Er ging an ihr vorbei und trat in den leeren Flur. Meg zog die Tür leise ins Schloß. Als sie sich umdrehte, sah sie Katy im Türrahmen zum Wohnzimmer stehen. Vor Neugierde waren ihre Augen ganz rund. Das Gesicht unter dem dichten, dunklen Haarschopf war noch sehr jung, aber die langen Fohlen-Beine ließen bereits ahnen, daß sie ihre Kindheit allmählich hinter sich ließ. Jetzt legte sie den Kopf schief und fragte stirnrunzelnd: »Mommy? Was ist denn los?«

»Es ist alles in Ordnung, Schätzchen. Katy, das ist Chief Gutierrez von der Polizei von Port Silva. Er möchte sich ein paar Minuten mit mir unterhalten. Chief Gutierrez, das ist Katy, meine Tochter.«

»Hat er dir seine Dienstmarke gezeigt?« Du vernünftiges Kind aus der Großstadt, dachte Meg.

Die Augen des Polizisten funkelten, als er die Brieftasche aus der Gesäßtasche zog und seinen Dienstausweis vorzeigte. Katy wurde rot, sah sich den Ausweis und ihn jedoch gründlich an, bevor sie nickte und wieder zurücktrat.

Er erwiderte ihr Nicken. »Braves Mädchen«, sagte er und klappte die Brieftasche wieder zu. »Mit dir und dem Hund steht deine Mutter unter gutem Schutz.«

Meg zog zischend die Luft ein, aber Gutierrez ließ sie nicht zu Wort kommen. »Es war nett, dich kennenzulernen, Katy. Ich hoffe, es wird nicht lange dauern.«

»Bleib du mit deinem Buch am Kamin, Süße.« Meg zog die Kleine an sich heran und drückte ihr einen Kuß auf das zerzauste Haar. Dem Blick, der aus blauen Augen zu ihr emporgerichtet war, begegnete sie ruhig und gelassen, und nach kurzem Zögern nickte Katy und ging. Ihr einziger Protest war ein kaum wahrnehmbarer Seufzer.

Küchen boten Sicherheit, auf eine atavistische Weise jenseits aller Vernunft. Heute lauerten graugrüne Schatten in den Ecken, aber die Luft war durchsetzt von Kaffeeduft und dem Geruch der Zitronen aus dem vollgehäuften Korb auf der Arbeitsplatte. Meg führte ihren Gast zur Eßecke und wies auf einen Stuhl am anderen Ende des langen Kieferntischs, an dem sie den größten Teil ihrer Arbeit für die Schule erledigte.

»Wie sind Sie auf mich gekommen?« fragte sie über die Schulter nach hinten, während sie neben der Spüle eine Schublade aufmachte - früher die Zigaretten-Schublade, die jetzt mit anderem Kram vollgestopft war. Es ist schon fast einen Monat her, hielt sie sich selbst vor. Sie drehte sich um und stützte sich mit dem Po auf den gekachelten Rand des...
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Janet LaPierre, geboren in Iowa, aufgewachsen in Arizona, USA. Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Tucson, Arizona, und unterrichtete mehrere Jahre lang Englisch an einer High-School. Sie starb 2014.Fast alle ihre Kriminalromane spielen in Port Silva, einer fiktiven Hafenstadt in Nordkalifornien, oder nehmen dort ihren Ausgang.