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Wir sehen uns am Meer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am11.08.20161. Auflage
Romeo und Julia heute: Von der unmöglichen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser Die Tel Aviverin Liat lernt in New York den Maler Chilmi kennen, der aus Ramallah stammt. Die beiden verlieben sich, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat: Wenn die Zeit in New York vorbei ist, wird auch die Beziehung, die eigentlich nicht sein darf, zu Ende gehen. Doch Liat und Chilmi haben die Rechnung ohne ihre Gefühle gemacht ... In der Heimat hätten sie sich nie kennengelernt, aber durch einen Zufall treffen die Israelin Liat und der Palästinenser Chilmi in New York aufeinander und verlieben sich. Liat kämpft mit sich, denn weder ihre Eltern noch ihre jüdischen New Yorker Freunde dürfen von der Beziehung erfahren, die ein klares Enddatum hat: Wenn Liat zurück nach Israel geht, ist Schluss. Doch Gefühle lassen sich nicht einfach abstellen, und die Herkunft der beiden sowie die Perspektivlosigkeit belasten ihre Gegenwart - eine Zukunft scheint unmöglich. Gibt es einen Ausweg, oder ist das private Glück vor dem Hintergrund des Konflikts der beiden Völker unmöglich? Ein Roman, der mit großer Wucht und in einer bildreichen, emotionalen Sprache von einer aussichtslosen Liebe erzählt. Das Buch wurde vom israelischen Erziehungsminister im Januar dieses Jahres von der Lektüreliste der Oberstufe gestrichen, was auch in Deutschland ein starkes Presseecho hervorrief.

Dorit Rabinyan wurde als Tochter einer iranisch-jüdischen Familie in Israel geboren. Ihre beiden Romane »Unsere Hochzeiten« und »Die Mandelbaumgasse« waren Bestseller und wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Dieser dritte Roman wurde ebenfalls in Israel ein Bestseller und erscheint in zahlreichen Ländern. Er wurde mit dem wichtigen Bernstein-Preis ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,99
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextRomeo und Julia heute: Von der unmöglichen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser Die Tel Aviverin Liat lernt in New York den Maler Chilmi kennen, der aus Ramallah stammt. Die beiden verlieben sich, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft hat: Wenn die Zeit in New York vorbei ist, wird auch die Beziehung, die eigentlich nicht sein darf, zu Ende gehen. Doch Liat und Chilmi haben die Rechnung ohne ihre Gefühle gemacht ... In der Heimat hätten sie sich nie kennengelernt, aber durch einen Zufall treffen die Israelin Liat und der Palästinenser Chilmi in New York aufeinander und verlieben sich. Liat kämpft mit sich, denn weder ihre Eltern noch ihre jüdischen New Yorker Freunde dürfen von der Beziehung erfahren, die ein klares Enddatum hat: Wenn Liat zurück nach Israel geht, ist Schluss. Doch Gefühle lassen sich nicht einfach abstellen, und die Herkunft der beiden sowie die Perspektivlosigkeit belasten ihre Gegenwart - eine Zukunft scheint unmöglich. Gibt es einen Ausweg, oder ist das private Glück vor dem Hintergrund des Konflikts der beiden Völker unmöglich? Ein Roman, der mit großer Wucht und in einer bildreichen, emotionalen Sprache von einer aussichtslosen Liebe erzählt. Das Buch wurde vom israelischen Erziehungsminister im Januar dieses Jahres von der Lektüreliste der Oberstufe gestrichen, was auch in Deutschland ein starkes Presseecho hervorrief.

Dorit Rabinyan wurde als Tochter einer iranisch-jüdischen Familie in Israel geboren. Ihre beiden Romane »Unsere Hochzeiten« und »Die Mandelbaumgasse« waren Bestseller und wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Dieser dritte Roman wurde ebenfalls in Israel ein Bestseller und erscheint in zahlreichen Ländern. Er wurde mit dem wichtigen Bernstein-Preis ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462316285
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum11.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2795 Kbytes
Artikel-Nr.1927764
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


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Erster Teil Herbst



Kapitel 1


Jemand war an der Tür. Der Lärm in der Wohnung übertönte das zurückhaltende Zirpen, und erst als es ungeduldig, länger und aggressiver wurde, riss es mich aus meinen Gedanken.

Es war ein Samstagnachmittag Mitte November. Morgens hatte ich einige Besorgungen gemacht und jetzt saugte ich die Sofas und den Holzfußboden im Wohnzimmer zur voll aufgedrehten Nirvana-CD, während der röhrende Staubsauger sein Übriges tat.

Irgendwie flößte ausgerechnet dieses monotone weiße Rauschen mir Ruhe ein. Für einige Minuten versank ich im Vergessen und verfolgte dabei unbeirrt und gedankenlos mit dem Saugrohr den Staub auf dem Teppich und die im Gewebe festsitzenden Katzenhaare, ausschließlich konzentriert auf die rötlich blauen Farbtöne, die sich im gesträubten Gewebe des Teppichs noch vertieften.

Mit dem ersterbenden Stöhnen des Staubsaugers kam ich wieder zu mir. Im selben Augenblick versiegten die letzten Töne des Songs. Und genau in diesem Einschnitt von zwei, drei Sekunden vor dem Auftakt zum nächsten Stück, noch ganz benommen von der Stille, von der hallenden Leere in meinen Ohren, vernahm ich das schrille Läuten der Türklingel. Mir war, als sei ich taub gewesen und könnte nun plötzlich wieder hören, aber ich fand die Sprache nicht gleich wieder. »Eine ... Sekunde ... bitte«, rief ich stockend Richtung Tür, blickte argwöhnisch zur Uhr und korrigierte mich sofort: »Just a minute.«

Es war dreizehn Uhr dreißig, aber das trübe Grau draußen schien schon das Herannahen des Abends anzukündigen. Durch die dick beschlagenen Scheiben, die aus dem zwölften Stock auf die Ecke 9th Street / University Place blickten, zeichneten sich im Nebel die soliden Gebäude der 5th Avenue ab, und zwischen die rauchenden Heizungsschornsteine drängte sich ein Streifen des tief hängenden, stählern glänzenden Himmels.

Wieder zerriss das heisere Schrillen die Luft und brach ab, eine oder zwei Sekunden nachdem ich die Musik leise gestellt hatte. »Eine Minute, bitte ...« Im Flurspiegel warf ich einen flüchtigen Blick auf meine Erscheinung, den verrutschten Pferdeschwanz, das staubige T-Shirt, die fleckige Trainingshose, die alten Sportschuhe, und machte mit einem Schwung die Tür auf.

Auf der Schwelle standen zwei Männer in den Vierzigern. Sie trugen Anzüge und dunkle Krawatten. Der rechte mit der schwarzen Aktenmappe unter dem Arm war wohl einen Kopf größer als der linke, der sich vor mir aufbaute wie ein Cowboy, kurz bevor er die Pistole zieht, oder wie einer, der in jeder Faust einen unsichtbaren Koffer schwingt. Sie schienen schon länger vor der Tür gewartet zu haben, denn der Hochgewachsene trommelte noch nervös auf seiner Aktentasche. Das fleischige Gesicht des Cowboys entspannte sich jetzt.

»Guten Tag«, sagte ich verwundert und kaum hörbar.

»Guten Tag, Madam. Entschuldigen Sie die Störung. FBI-Agent Rogers. Das hier ist mein Kollege Agent Nelson«, schnurrte der stämmige Cowboy routiniert herunter. »Dürfen wir eintreten und Ihnen ein paar Fragen stellen?« Er rollte die Worte und dehnte die Endsilben ein wenig, als würde er auf der Zunge kauen. Sein Anzug schien ihm eine Nummer zu klein zu sein. Ich stand da wie festgenagelt. Mit den Namen und Dienstbezeichnungen konnte ich nichts anfangen, und was sie von mir wollten, hatte ich nicht verstanden, bis der Große mit den grauen ausdruckslosen Augen betont ungeduldig mit einer Hand in die Innentasche seines Jacketts fuhr und etwas hervorzog, was ich bis jetzt nur aus Filmen oder Krimiserien kannte: eine vergoldete FBI-Marke.

Ich muss in meiner Verwirrung gestottert und geblinzelt haben, jedenfalls meinten die beiden angesichts meiner Taubstummen-Reaktion, dass ich Schwierigkeiten mit der englischen Sprache hätte. Der Große ließ seinen Blick über meinen Kopf hinweg kurz durch die Wohnung schweifen. Der augenblicklich in mir aufsteigende Verdacht, sie könnten mich für die Putzfrau oder eine Haushaltshilfe halten, bestätigte sich, als der Schlägertyp mit erhobener Stimme und übertriebener Betonung wiederholte, als spreche er zu einem Kind: »Nur ein paar Fragen, bitte, wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Dürfen wir eintreten?«

Meine Stimme zitterte vor Verlegenheit und Ärger über die Beleidigung, wodurch mein Akzent stärker hervortrat: »Darf ich vielleicht fragen ...«, ich räusperte mich, »Entschuldigung, Sir, dürfte ich vielleicht erfahren, aus welchem Grund Sie hier sind?«

In den Augen des Cowboys leuchtete Erleichterung auf. »Das werden Sie sofort erfahren, Madam, es wird nur einige Minuten dauern«, erklärte er, jetzt wieder ganz souverän.

In der Küche füllte ich ein Glas mit lauwarmem Wasser und stürzte es in einem Zug hinunter. Kein Grund zur Panik. Mein Visum war gültig. Und dennoch zerrte die Tatsache, dass zwei FBI-Agenten im Wohnzimmer saßen und mich verhören wollten, ziemlich an meinen Nerven. Ich nahm zwei weitere Gläser aus dem Schrank und überlegte, wen ich anrufen sollte, Andrew oder Joy. Beide waren amerikanische Staatsbürger, alteingesessene New Yorker. Ich entschied mich für Andrew, den ich seit meinem neunzehnten Lebensjahr noch aus Israel kannte. Vielleicht wäre es besser, wenn er herkäme und meine Identität bezeugte. Von der Anstrengung zu formulieren, was ich ihm am Telefon sagen wollte, wurde ich gleich wieder durstig.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatten die beiden FBI-Agenten die Stühle, die ich zum Saubermachen umgekehrt auf den Esstisch gestellt hatte, schon heruntergehoben. Der Große zog den Mantel aus und setzte sich mit dem Rücken zur Küche. Der Cowboy stand neben dem stummen Staubsauger und sah sich im Zimmer um.

»Wohnen Sie hier allein?«

Ein Zucken fuhr durch meine Hand, sodass die Gläser auf dem Tablett klirrten. »Ja, die Wohnung gehört Freunden von mir.« Ich deutete mit dem Kopf auf das Hochzeitsbild von Dudi und Charlene. »Sie sind im Fernen Osten, für länger. Ich hüte die Wohnung und die Katzen.« Franny und Zooey hielten sich wohlweislich versteckt.

Sein Blick blieb an den Wasser- und Futterschälchen unter dem Bücherregal hängen. »Und woher kennen Sie die beiden?« Er schaute noch einmal auf das Foto. »Sind das die Mieter oder die Besitzer der Wohnung?«

»Die Wohnung gehört ihnen«, sagte ich und stand immer noch wie angewachsen in der Küchentür. »Dudi kenne ich seit Langem aus Israel, wir sind zusammen zur Schule gegangen, seine Frau ist Amerikanerin ...«

Der Cowboy brummte etwas und ließ seine Blicke schweifen. »Sie sind Israelin?«

»Ja, Sir.«

Er wanderte zu den Fenstern hinüber. Ich sah ihm kurz nach, dann nutzte ich die Gelegenheit, um mich dem Tisch zu nähern.

»Und wie lange wohnen Sie schon hier?«

»Etwa zwei Monate«, endlich konnte ich mich vom Tablett befreien, »meine Freunde werden irgendwann im Frühling zurückkehren.« Mir fiel ein, dass mir die Zigaretten ausgegangen waren. »Aber ich habe noch einen anderen Freund, der von hier ist«, meine Augen suchten das drahtlose Telefon, »den können Sie fragen ...«

»Was soll ich ihn fragen?«

»Keine Ahnung«, brachte ich verunsichert hervor, »etwas über mich vielleicht ...«

Er wandte sich zum Fenster: »Das ist im Augenblick nicht nötig.«

»Vielen Dank«, der Große überraschte mich mit seiner sonoren Radiosprecherstimme.

»Wie bitte?«

»Vielen Dank für das Wasser«, er lächelte mich über die Flasche hinweg an. Seine Zähne waren perfekt angeordnet und strahlten wie in der Zahnweiß-Werbung. Ich nickte nervös und reichte ihm meinen Pass, aufgeschlagen auf der Seite mit dem Visumseintrag. Obwohl ich wusste, dass das Visum noch fünf Monate gültig war, hatte ich das Datum in der Küche sicherheitshalber noch einmal kurz überprüft.

Er drehte den Pass in der Hand um, musterte den dunkelblauen Einband, um dann wieder zur Seite mit dem Visum zurückzukehren. »Sie sind also israelische Staatsbürgerin, Miss Ben-i-mi ...«

»Benjamini«, half ich rasch mit der richtigen Aussprache nach, als ob das etwas ändern würde, »ich heiße Liat Benjamini.« Seine wachen grauen Augen, in denen ich den transparenten Umriss von Kontaktlinsen ausmachte, wanderten zwischen meinem angespannten Gesicht und dem lächelnden Konterfei auf dem Passfoto hin und her.

Er deutete auf den nächsten Stuhl: »Setzen Sie sich doch bitte!«

»Ja«, murmelte ich und zog gehorsam den Stuhl zurück, der dabei quietschend über den Boden schrammte, »ich bin Israelin.«

Das Verhör dauerte wirklich nicht länger als eine Viertelstunde. Die meisten Fragen stellte der Cowboy. Sein hochgewachsener Kollege zog einen Block mit Formularen aus seiner Aktentasche, die alle das FBI-Logo in blassem Grün aufwiesen, und setzte in blauer Schrift das Datum in die linke obere Ecke. Meinen Namen kopierte er in weit auseinanderstehenden Großbuchstaben vom Pass, danach, wesentlich kleiner und dünner, mein Geburtsdatum. Seine Handschrift war angenehm klar und genauso beeindruckend wie die Stimme, die mich jetzt bat, ihm noch einmal meine Adresse und Telefonnummer zu nennen und die Namen der Wohnungseigentümer. Er fügte noch einige mir unverständliche Großbuchstaben und Abkürzungen hinzu und zeichnete ein x und noch ein x in zwei leere Kästchen am Ende einer Reihe. Dann blätterte er weiter und schaute mich plötzlich prüfend an. Ich fuhr zurück und senkte den Blick. Er notierte zweimal »black«, offenbar ging es um...

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Autor

Dorit Rabinyan wurde als Tochter einer iranisch-jüdischen Familie in Israel geboren. Ihre beiden Romane »Unsere Hochzeiten« und »Die Mandelbaumgasse« waren Bestseller und wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Dieser dritte Roman wurde ebenfalls in Israel ein Bestseller und erscheint in zahlreichen Ländern. Er wurde mit dem wichtigen Bernstein-Preis ausgezeichnet.Helene Seidler ist Deutsche und Israelin. Sie lebt in Jerusalem und übersetzt seit zwanzig Jahren hebräische Literatur ins Deutsche.