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Die Radfahrerin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
399 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am31.03.20231. Aufl. 2023
Eine bewegende Romanbiographie über die erste Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete

Boston, 1894. Annie ist gerade einmal 24, als sie eine schicksalhafte Entscheidung trifft: Sie lässt sich auf die Wette zweier Geschäftsmänner ein, die behaupten, eine Frau würde es niemals schaffen, mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden. Annie widerspricht: Was ein Mann kann, kann eine Frau schon lange! Also setzt sie sich auf ihr 19 kg schweres Rad, im Gepäck nur Wechselunterwäsche und einen Revolver, und begibt sich auf das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Tour um die Welt schlägt hohe Wellen in der Presse, doch sie birgt auch Gefahren und droht mehrmals zu scheitern. Wird Annie trotzdem Erfolg haben? Wird sie ein Zeichen setzen für alle Frauen, die wie sie von Gleichberechtigung träumen?



Susanna Leonard wuchs in Karlsruhe und in Paris auf. Ihre Bewunderung für mutige Frauen brachte sie auf die Idee, biographische Romane über Frauen zu schreiben, die unsere Welt nachhaltig verändert haben. Nach Marie Curie und Dian Fossey beschäftigt sich Susanna Leonard in ihrem dritten Roman mit dem bewegenden Leben von Annie Londonderry, der ersten Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine bewegende Romanbiographie über die erste Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete

Boston, 1894. Annie ist gerade einmal 24, als sie eine schicksalhafte Entscheidung trifft: Sie lässt sich auf die Wette zweier Geschäftsmänner ein, die behaupten, eine Frau würde es niemals schaffen, mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden. Annie widerspricht: Was ein Mann kann, kann eine Frau schon lange! Also setzt sie sich auf ihr 19 kg schweres Rad, im Gepäck nur Wechselunterwäsche und einen Revolver, und begibt sich auf das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Tour um die Welt schlägt hohe Wellen in der Presse, doch sie birgt auch Gefahren und droht mehrmals zu scheitern. Wird Annie trotzdem Erfolg haben? Wird sie ein Zeichen setzen für alle Frauen, die wie sie von Gleichberechtigung träumen?



Susanna Leonard wuchs in Karlsruhe und in Paris auf. Ihre Bewunderung für mutige Frauen brachte sie auf die Idee, biographische Romane über Frauen zu schreiben, die unsere Welt nachhaltig verändert haben. Nach Marie Curie und Dian Fossey beschäftigt sich Susanna Leonard in ihrem dritten Roman mit dem bewegenden Leben von Annie Londonderry, der ersten Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751728461
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum31.03.2023
Auflage1. Aufl. 2023
Reihen-Nr.4
Seiten399 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2140 Kbytes
Artikel-Nr.9166171
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Die Wette

Boston, Massachusetts, USA, Anfang April 1894

Für John Dowe begann die Radtour seines Lebens im Kaminzimmer eines Herrenclubs des Bostoner Nobelviertels Back Bay. Doch das wusste er noch nicht, als er in die Pferdedroschke stieg, die ihn und Viktoria von der Universität abholte, um sie durch den kühlen Frühlingsabend dorthin zu chauffieren. Nicht einmal die Spur einer Ahnung davon beunruhigte ihn auf der Fahrt durch das abendliche Boston. Behaglich und zufrieden mit seinem Arbeitstag ruhte er in der Sitzbank hinter dem Kutscher und winkte den Passanten zu, die ihn erkannten und grüßten.

Professor Dowe - Anfang fünfzig, rothaarig, wuchtig wie ein aufrecht gehender Grizzly und mit dem liebenswürdigen Gesicht eines Teddybären - war noch nie auf den Sattel eines dieser modernen und so beliebten zweirädrigen Vehikel geklettert, die alle Welt Fahrräder nannte (er selbst bezeichnete sie als Rollstangen), und würde es auch künftig nicht tun. Er dachte nicht einmal an Fahrräder, während er aus der Droschke kletterte, den Kutscher bezahlte und dann, eine Operetten-Melodie auf den Lippen, hinter Viktoria her zur ledergepolsterten Tür des Boston Tea Party Clubs schlenderte. Warum auch?

Erregte Männerstimmen schlugen ihm entgegen, als er in den Salon trat, dabei waren erst drei Tische besetzt. Die lauteste gehörte dem Mann, dessen Clubmitgliedschaft der Professor von Herzen bedauerte: dem Großhändler Samuel Thatcher, der mit Zucker steinreich geworden war. Im vertrauten Gespräch mit seiner Gattin bezeichnete Dowe ihn zuweilen als kastrierten Salonbüffel, und das nicht nur wegen seiner verblüffend hohen Stimme.

Es duftete nach Tabak, Leder und Kienspan, Holz knisterte im Kaminfeuer, Schwaden von Zigarrenrauch wogten unter tiefhängenden Tiffany-Lampen, von den Wänden schauten amerikanische Gründungsväter in Öl aus barocken Goldrahmen herab. Dowe lüpfte den Zylinder, um die bereits anwesenden Gentlemen zu begrüßen, da trottete Viktoria schon zu seinem Stammtisch voraus.

Dort, rechts des Kamins, saß Dr. Reeder, der Arzt seiner Frau, und blätterte in der Boston Post; gegenüber, unter dem Porträt George Washingtons, las sein Verleger Dr. Goldberg kopfschüttelnd und mit gerunzelter Stirn in einer ledergebundenen Kladde; am linken Kamintisch stritt sein Lieblingsfeind, der überaus beleibte Großhändler Thatcher, mit zwei weiteren stadtbekannten Geschäftsmännern über die Außenpolitik des Präsidenten.

John Dowe tat, was er immer tat, wenn er sich am frühen Abend hier einfand: Er ließ sich vom Mädchen Mantel, Stock und Hut abnehmen, holte die New York Times vom Zeitungsständer, setzte sich zu Dr. Reeder und Viktoria, die sich neben dem Kamin ausgestreckt hatte, zündete sich einen Zigarillo an und schlug die Literaturseite der Times auf.

Professor Dowe galt in Boston als seriöser Gelehrter und friedliebender Bürger, der weder zu Zornanfällen noch zu Streitsucht neigte, geschweige denn zu riskanten Abenteuern (schon gar nicht zu finanziellen). Jedenfalls kannte man ihn bis zu jenem Montagabend als solchen, und noch deutete nichts darauf hin, dass er diesen Ruf in wenigen Minuten aufs Spiel setzen würde. Die Shakespeare-Vorlesungen des ersten Wochentages hatten ihn ein wenig erschöpft, das schon, doch er fühlte sich vollkommen entspannt. Noch glaubte John Dowe, einen geruhsamen Abend vor sich zu haben, denn noch hatte niemand seinen Verleger Dr. Goldberg gefragt, was er da eigentlich lese.

Das Mädchen brachte einen gut gefüllten Napf für Viktoria. Die schneeweiße irische Wolfshündin, in deren Ahnenreihe sich ein Großpudel geschmuggelt haben mochte, leckte ihm die Hand, bevor sie sich über das Wasser hermachte.

»Danke, Rosie«, sagte John Dowe mit freundlichem Lächeln. »Für mich das Übliche.«

Dr. Reeder bat um Pfefferminztee, woraufhin das Mädchen einen höflichen Knicks machte und sich dem linken Kamintisch zuwandte, um sich nach den Wünschen der drei Gentlemen dort zu erkundigen.

Colonel Pope und sein Starverkäufer Peck bestellten Bier, was jeder der Anwesenden hätte voraussagen können. In den letzten Wochen neigte Pope, Inhaber der Pope Manufacturing Company of Boston, zu übermäßigem Genuss dieses Getränks, wie Dowe aufgefallen war. Der Professor führte dies auf das verheerende Presse-Echo zurück, das eine mit lautem Getöse angekündigte und dann kläglich gescheiterte Werbereise um den Globus dem Fabrikanten eingebracht hatte.

Armer Mr. Pope! Der junge Mann, den er engagiert und auf ein Fahrrad aus eigener Produktion gesetzt hatte, damit er die Welt im Radsattel umrundete, hatte schon nach wenigen Tagen aufgegeben; angeblich wegen zu vieler Pannen an der Rollstange. Professor Dowe bedauerte den Fabrikanten aufrichtig, denn die Presse hatte beide mit Hohn und Spott überschüttet: den Radler und den Hersteller des Vehikels.

Während Samuel Thatcher, der seine Körperfülle heute in einen hellen Frack neuster Mode gezwängt hatte, Rosie wortreich erklärte, welchen Wein er an diesem Abend zu trinken gedachte, tat er etwas, das er bald bereuen sollte: Er tätschelte ihren Hintern. Das Mädchen wurde rot und trat zur Seite. John Dowe runzelte missbilligend die buschigen Brauen.

Rosie hatte es so eilig, den Salon zu verlassen, dass sie sogar vergaß, den lesenden Verleger nach seinen Wünschen zu fragen, der sich seufzend durch die graue Mähne fuhr, nicht jedoch wegen des hübschen Mädchens oder Thatchers Benehmen - vermutlich hatte er weder das eine noch das andere überhaupt wahrgenommen -, sondern weil ihn seine Lektüre zu bekümmern schien. Dowe schätzte, dass es sich dabei um einen deutschen Text handelte, denn Goldberg stammte von deutschen Einwanderern ab, beherrschte seine merkwürdige Muttersprache so perfekt wie das Englische und hatte sich zu Dowes Bedauern auf medizinische Fachliteratur deutscher Wissenschaftler spezialisiert.

Am Nebentisch nahmen Thatcher und seine beiden Gesprächspartner ihre Diskussion wieder auf, schleppend zunächst, denn sie ließen Rosies anmutige Gestalt erst aus den Augen, als die Tür sich hinter ihr schloss. Über den Rand der Boston Post hinweg spähte sogar der überaus seriöse Dr. Reeder dem Mädchen hinterher.

Kopfschüttelnd bedachte der Professor den Großhändler Thatcher mit einem tadelnden Blick (obwohl irischer Abstammung waren derart deutliche Unmutsäußerungen ganz gegen seine Gepflogenheiten), doch der massige Flegel tat, als merkte er es nicht. John Dowe und Samuel Thatcher waren keine Freunde wie gesagt und würden auch nie welche werden.

Dowe schob seine Entrüstung über Thatchers Entgleisung rasch beiseite, zog an seinem Zigarillo und vertiefte sich endlich in seine Zeitung, genauer: in den Bericht über einen deutschen Schriftsteller, der Romane schrieb, in denen nordamerikanische Indianer und Wildwestmänner die wildesten Abenteuer erlebten, ohne dass der Erzähler jemals die Vereinigten Staaten bereist hätte. Das imponierte Dowe, zumal der Mann Erfolg hatte, und er bedauerte es, dem Artikel entnehmen zu müssen, dass bisher kein Indianerbuch dieses Autors ins Englische übersetzt worden war. Ob er seinen Neffen in Dublin bitten sollte, ihm ein deutsches Exemplar zu besorgen? Der nämlich bereiste regelmäßig den Norden Deutschlands. Vielleicht würde es Dowe mit einem solchen Buch gelingen, seinen Verleger endlich für die Übersetzung deutscher Belletristik zu gewinnen.

»Und ich bleibe dabei!«, tönte da Thatcher plötzlich am Tisch links des Kamins, und weil er dabei mit der Faust auf den Tisch schlug, zuckte Dowe zusammen und hob Viktoria knurrend den weißen Schädel vom Wassernapf. »Präsident Cleveland hätte sich Hawaii unter den Nagel reißen sollen! Reißen müssen, sage ich, denn alles, was Amerika größer macht, macht auch uns Geschäftsleute größer!«

»Ganz Ihrer Meinung, Sir!«, pflichtete Colonel Pope ihm bei, ein bis auf seinen teuren Anzug und seine traurigen Augen unscheinbarer Mann von etwa sechzig Jahren. »Eine Schande ist das!«

Dowe vermutete, dass er bei diesen Worten weniger an den Präsidenten als vielmehr an seinen gescheiterten Reklameradler dachte, denn seine näselnde Stimme klang nahezu verzweifelt.

»Ich widerspreche Ihnen beiden auf das Entschiedenste!«, erklärte Alonso Peck, der dritte Mann am Tisch, energisch und laut, wie es auch sonst seine Art war. »Der Präsident hätte ja Kriegsschiffe zur Insel schicken müssen, um ihre Annexion durchzusetzen.« Peck, elegant von den roten Stiefel- bis zu den schwarzen Haarspitzen, war vom einfachen Arbeiter bis ins Direktorium der Pope Manufacturing Company aufgestiegen und versuchte seit einiger Zeit, Popes neue Columbia-Rollstange unter die Leute zu bringen. »Die Hawaiianer sind berüchtigt für ihre Kampfeslust, und ein Krieg ist das Letzte, das wir in diesen schweren Zeiten ...«

»Ich bitte Sie, Mr. Peck!«, fiel ihm Thatcher ins Wort. »Soll man einem Präsidenten, der sich einen solchen Leckerbissen durch die Lappen gehen lässt, wirklich die Bewältigung unserer Wirtschaftskrise zutrauen? Nie und nimmer!«

»Krieg um eine Insel, die uns eines Tages sowieso in den Schoß fallen wird?« Zu John Dowes Überraschung ergriff sein Verleger Peter Goldberg das Wort. »Unsinn!« Goldberg winkte ab. »Die Annexion Hawaiis zu diesem Zeitpunkt würde unser Land außerdem eine Menge Vertrauen in der Welt kosten.«

»Na und?« Thatcher, der,...

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Autor

Susanna Leonard wuchs in Karlsruhe und in Paris auf. Ihre Bewunderung für mutige Frauen brachte sie auf die Idee, biographische Romane über Frauen zu schreiben, die unsere Welt nachhaltig verändert haben. Nach Marie Curie und Dian Fossey beschäftigt sich Susanna Leonard in ihrem dritten Roman mit dem bewegenden Leben von Annie Londonderry, der ersten Frau, die mit dem Fahrrad die Welt umrundete.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt