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Beiträge zur Hochschulentwicklung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
318 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am26.07.20221. Auflage
Die vorliegende Ausgabe besteht komplett aus freien Beiträgen, da für dieses Heft ein themenoffener Call for Papers erfolgte. Ein Novum für die ZFHE, die durch die deutliche Zunahme der Einreichungen für freie Beiträge in den letzten Jahren möglich wurde. Die insgesamt 15 Artikel können gleichwohl grob drei inhaltlichen Clustern zugeordnet werden, nach denen das Heft strukturiert ist: "Individualisierung, Kompetenzorientierung und neue Lehr- und Lernformen", "Soziale und akademische Inklusion" sowie "Qualifizierung und Förderung des Personals". Aufgrund dieser thematischen Breite und Vielfalt von Forschungs- und Entwicklungsbeiträgen hoffen wir, dass jede*r einen anregenden Beitrag finden wird.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR34,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR27,99

Produkt

KlappentextDie vorliegende Ausgabe besteht komplett aus freien Beiträgen, da für dieses Heft ein themenoffener Call for Papers erfolgte. Ein Novum für die ZFHE, die durch die deutliche Zunahme der Einreichungen für freie Beiträge in den letzten Jahren möglich wurde. Die insgesamt 15 Artikel können gleichwohl grob drei inhaltlichen Clustern zugeordnet werden, nach denen das Heft strukturiert ist: "Individualisierung, Kompetenzorientierung und neue Lehr- und Lernformen", "Soziale und akademische Inklusion" sowie "Qualifizierung und Förderung des Personals". Aufgrund dieser thematischen Breite und Vielfalt von Forschungs- und Entwicklungsbeiträgen hoffen wir, dass jede*r einen anregenden Beitrag finden wird.

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Susanne FALK5 & Michelle HELMKAMP (München)
Soziales Kapital als Wegweiser in der Studieneingangsphase internationaler Studierender6

Zusammenfassung

Internationale Studierende stehen bei Studienbeginn vor besonderen Herausforderungen. Zur Erleichterung des Studienstarts bieten viele Hochschulen in Deutschland fachliche und außerfachliche Angebote in der Studieneingangsphase an. Im Rahmen dieser Studie wird der Frage nachgegangen, von welchen Faktoren es abhängt, ob internationale Studierende diese Angebote in Anspruch nehmen. Die Analysen machen deutlich, dass das soziale Kapital der Studierenden, das über Lehrende in Schulen und Hochschulen und Personen aus studienrelevanten Berufen erworben wurde, die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Studienvorbereitungskursen, wissenschaftlichen Unterstützungsangeboten und Tutorien teilzunehmen. Das schulische Leistungsniveau erwies sich nur bei der Teilnahme an wissenschaftlichen Unterstützungsangeboten als signifikant.

Schlüsselwörter

Internationale Studierende, Studieneingangsphase, soziales Kapital, fachliche und außerfachliche Angebote
Social capital as a guide for international students in their first year of higher education
Abstract

International students are confronted with various challenges in their initial phase of studying abroad. To ease their way, many higher education institutions provide a range of study-related services for first-year students. This paper analyses the factors that determine whether students use these services. The analysis make it clear that the social capital students acquire from teachers in schools and universities, as well as people from professions relevant to their studies, increases their probability of attending study preparation courses, courses on academic skills and tutorial programmes. Academic performance during school proved tobe significant only concerning attending courses on academic skills.

Keywords

international students, introductory phase, social capital, first-year courses
1 Einleitung
Die Studieneingangsphase internationaler Studierender ist von zentraler Bedeutung für ein erfolgreiches Studium, weil in den ersten beiden Semestern der Grundstein für eine gelungene soziale und akademische Integration in die Hochschule gelegt wird (TINTO, 1988; MAMISEISHVILI, 2012). Als internationale Studierende werden im Folgenden Studierende mit ausländischer Staatsangehörigkeit bezeichnet, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland oder an einer deutschen Schule im Ausland erworben haben. Sie stehen bei Studienbeginn vor der Herausforderung, sich an eine andere Kultur und Sprache anpassen und sich mit den Besonderheiten des Hochschulsystems im jeweiligen Gastland vertraut machen zu müssen (GARCIA, GARZA & YEATON-HROMADA, 2019; KOVTUN, 2011; ZIMMERMANN et al., 2021). So weisen beim Studienstart ein Viertel der internationalen Studierenden in Deutschland Schwierigkeiten mit der Orientierung im Studiensystem auf (APOLINARSKI & BRANDT, 2018).

Zur Erleichterung des Studienstarts haben viele Hochschulen in Deutschland in den letzten Jahren ihre Angebote für internationale Studierende in der Studieneingangsphase ausgeweitet (z. B. RESTEL, 2019; HRK, 2021; PINEDA & RECH, 2020). Im Unterschied zum amerikanischen Hochschulsystem, in dem ein Großteil der Studierenden an first-year seminars teilnimmt (CULVER & BOWMAN, 2020), existiert an deutschen Hochschulen in der Regel keine strukturierte Studieneingangsphase. Stattdessen werden einzelne fachliche und außerfachliche Angebote (z. B. Orientierungsveranstaltungen, Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten) zu Studienbeginn in unterschiedlicher Ausgestaltung angeboten (BARGEL, 2015; APOLINARSKI & BRANDT, 2018). Bislang wurden bei internationalen Studierenden das Angebot, die Teilnahme und die Bewertung von studienbegleitenden Angeboten in den Blick genommen (APOLINARSKI & BRANDT, 2018). Offen ist die Frage, von welchen Faktoren es abhängt, ob und welche Angebote internationale Studierende in der Studieneingangsphase nutzen.

Unter Rückgriff auf den Ansatz des sozialen Kapitals (COLEMAN, 1988; NUÑEZ, 2009) wird im Folgenden untersucht, ob das vor Studienbeginn erworbene soziale Kapital der Studierenden über Eltern und (Hochschul-)Lehrende bzw. Personen aus dem beruflichen Umfeld, die schulischen Leistungen und die Sprachkenntnisse im Zusammenhang mit der Teilnahme an Angeboten in der Studieneingangsphase stehen. Datengrundlage ist das International Student Survey, eine Panelbefragung von internationalen Studierenden, die im Wintersemester 2017/2018 ihr Studium an einer Hochschule in Deutschland aufgenommen haben. Die vorliegenden Ergebnisse sind insbesondere für Verantwortliche in Hochschulen und in den akademischen Auslandsämtern relevant.
2 Soziales Kapital als Wegweiser in der Studieneingangsphase
Soziales Kapital umfasst nach COLEMAN (1988) im weitesten Sinne Ressourcen, die durch die Beziehungen zwischen Menschen akkumuliert werden. Das soziale Kapital kann sich in sozialen Netzwerken manifestieren, die Zugriffsmöglichkeit zu bestimmten Ressourcen erlauben (BURT, 1992). Diese Ressourcen können die Form von nützlichen Informationen, persönlichen Beziehungen oder der Fähigkeit, Gruppen zu organisieren, annehmen (PAXTON, 1999).

Innerhalb des Hochschulkontexts kann soziales Kapital in Anlehnung an BOURDIEU (1986) und STANTON-SALAZAR (2001) definiert werden als capacity for social networks to facilitate educational advancement (NUÑEZ, 2009, S. 25). Nach STANTON-SALAZAR (2001) existieren verschiedene Quellen und Formen sozialen Kapitals, die den Übergang von Schülerinnen bzw. Schülern in das Studium unterstützen. Dazu gehören der Wissensfundus, als Repertoire an Informationen und Verhalten, die einen durch das Bildungssystem navigieren, und die emotionale und moralische Unterstützung bei (hoch-)schulischen Belangen (STANTONSALAZAR, 2001). Es wird angenommen, dass insbesondere Eltern, Freundinnen bzw. Freunde sowie Lehrerinnen bzw. Lehrer und Personen aus beruflichen Netzwerken Personengruppen im sozialen und familialen Umfeld von Schülerinnen bzw. Schülern und Studieninteressierten darstellen, denen eine tragende Rolle im beruflichen Orientierungsprozess zukommt. Eine besondere Bedeutung haben dabei Personen aus studienrelevanten Berufen (z. B. Lehrerinnen bzw. Lehrer), die als institutional agents (STANTON-SALAZAR, 2011) ihr studienrelevantes Wissen und ihre Erfahrungen an Schülerinnen bzw. Schüler und Studieninteressierte weitergeben.

Die für die Studienentscheidung genutzten Informationsquellen, insbesondere jene aus der Familie, von Freundinnen bzw. Freunden oder Bekannten sowie von Personen aus dem (hoch-)schulischen oder beruflichen Umfeld, dürften mit einem höheren sozialen Kapital der Studierenden einhergehen. Relevant dürfte in diesem Zusammenhang nicht die Zahl der Kontakte, sondern das Wissen dieser Personengruppen als Ratgebende bei der Studienentscheidung sein. Wie bisherige Studien für Deutschland zeigen, nutzt etwa die Hälfte der internationalen Bachelorstudierenden Familienmitglieder, Freundinnen bzw. Freunde und Bekannte und etwa ein Drittel Personen aus Schule und Hochschule im Heimatland als Informationsquelle für die Studienmöglichkeiten in Deutschland (APOLINARSKI & BRANDT, 2018). Das Nutzen dieser Personengruppen als Informationsquelle dürfte dazu beitragen, dass internationale Studierende besser informiert sind über die organisatorischen und fachlichen Anforderungen eines Studiums in Deutschland, als internationale Studierende, die keine dieser Informationsquellen heranziehen.
3 Forschungsstand und Hypothesen
In US-amerikanischen Studien wurde die Bedeutung von first year seminars für den Studienerfolg sowie die akademische, soziale und kulturelle Integration internationaler Studierender hervorgehoben (ANDRADE, 2009). First year seminars verfolgen das Ziel, den Übergang von der Schule in die Hochschule abzufedern, indem sie über spezifische fachliche und außerfachliche Kursangebote Studierenden helfen, sich an der Hochschule zurechtzufinden und ihre akademischen Fähigkeiten zu verbessern (KOVTUN, 2011).

Für Deutschland liegen Ergebnisse zur Nutzung von Angeboten in der Studieneingangsphase vor (APOLINARSKI & BRANDT, 2018). Am häufigsten nehmen internationale Studierende an Welcome-Veranstaltungen (66%), Deutschkursen und Tutorien teil (jeweils 52%). Etwas seltener werden Kurse zur Einführung in Lern- und Arbeitstechniken und Brückenkurse mit 38 bzw. 22% der Studierenden in Anspruch genommen (APOLINARSKI & BRANDT, 2018, S. 68). Während zur Wirkung von Brückenkursen und schulischen Informationsangeboten auf den Studienerfolg einige Studien für Studierende im Allgemeinen vorliegen (TIEBEN, 2019; FALK & MARSCHALL, 2021), ist diese Frage für internationale Studierende bislang nicht untersucht worden.

Die Rolle von sozialem Kapital beim Übergang von der Schule in die Hochschule wurde in einer Reihe von Studien für einheimische Studierende untersucht (z. B. KIM & SCHNEIDER, 2005). Ein hohes soziales Kapital bei Studienbeginn (gemessen über das Bildungsniveau der Eltern...
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