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Hochschulzugang und Studium nicht-traditioneller Studierender: Die Situation in Österreich, Deutschland und der Schweiz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
302 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am10.01.20231. Auflage
Die strukturelle Durchlässigkeit in ein Hochschulstudium und Schaffung von Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen sind wichtige Ziele des Europäischen Hochschulraums. In den D-A-C-H-Ländern sind sowohl Absolvent:innen der beruflichen Bildung ohne Matura/Abitur als auch Erwerbs- und Familientätige sowie "learners in later life" wichtige Zielgruppen des Konstrukts "nicht-traditionelle Studierende". Aus diversitäts- und ungleichheitstheoretischen Perspektiven untersuchen die Beiträge - auf Grundlage aktueller Daten - Regelungen des Hochschulzugangs, das Zeitbudget Studierender, die Effekte von Pflegeverantwortung sowie den Studienabbruch, u. a. während der Covid-19-Pandemie. Thematisiert werden ein Lernort auf See ebenso wie neue Wege in ein Studium zum Lehramt an beruflichen Schulen. Die Beiträge repräsentieren Tiefenbohrungen auf nach wie vor kleinem Terrain.

Dr. Jessica ORDEMANN | Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung | Lange Laube 12, D-30159 Hannover https://www.dzhw.eu ordemann@dzhw.eu
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR34,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR27,99

Produkt

KlappentextDie strukturelle Durchlässigkeit in ein Hochschulstudium und Schaffung von Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen sind wichtige Ziele des Europäischen Hochschulraums. In den D-A-C-H-Ländern sind sowohl Absolvent:innen der beruflichen Bildung ohne Matura/Abitur als auch Erwerbs- und Familientätige sowie "learners in later life" wichtige Zielgruppen des Konstrukts "nicht-traditionelle Studierende". Aus diversitäts- und ungleichheitstheoretischen Perspektiven untersuchen die Beiträge - auf Grundlage aktueller Daten - Regelungen des Hochschulzugangs, das Zeitbudget Studierender, die Effekte von Pflegeverantwortung sowie den Studienabbruch, u. a. während der Covid-19-Pandemie. Thematisiert werden ein Lernort auf See ebenso wie neue Wege in ein Studium zum Lehramt an beruflichen Schulen. Die Beiträge repräsentieren Tiefenbohrungen auf nach wie vor kleinem Terrain.

Dr. Jessica ORDEMANN | Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung | Lange Laube 12, D-30159 Hannover https://www.dzhw.eu ordemann@dzhw.eu

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Walburga Katharina FREITAG, Christian KERST & Jessica ORDEMANN (Hannover)1
Editorial: Hochschulzugang und Studium nichttraditioneller Studierender - Die Situation in Österreich, Deutschland und der Schweiz

Die Institutionen hochschulischer Bildung sind - nicht zuletzt aufgrund von Anforderungen des Europäischen Hochschulraums - seit vielen Jahren vor die Herausforderung gestellt, die Durchlässigkeit in die Hochschule und das lebenslange Lernen für verschiedene Zielgruppen zu ermöglichen. Zu den Zielgruppen gehören in der Beruflichen Bildung Qualifizierte ebenso wie Erwachsene in verschiedenen Lebensaltern sowie Erwerbs- und Familientätige, die eine Vereinbarkeit mit einem Studium anstreben. Für die Zielgruppe der in der Beruflichen Bildung Qualifizierten spielen Möglichkeiten des Zugangs zu einem Studium, die auf ihren beruflich und informell erworbenen Kompetenzen beruhen, eine Rolle. Diejenigen, die zu einem späteren Zeitpunkt der Biografie an einer Hochschule studieren, möchten oft in zeitlich und räumlich anderer Form studieren, als es Studierende traditionell praktizieren. Für diese Gruppen wird in Anlehnung an den angelsächsischen Begriff der non-traditional students auch im deutschen Sprachraum der Begriff der nicht-traditionellen Studierenden verwendet.

Mit dem Themenheft zielen die Herausgeber:innen darauf ab, Forschungsbeiträge und Werkstattberichte zu veröffentlichen, die sich Fragen des Hochschulzugangs und der Studiensituation von nicht-traditionellen Studieninteressierten in Österreich, Deutschland und der Schweiz ( D-A-CH-Länder ) widmen. Die Beiträge thematisieren verschiedene Studierendengruppen sowie verschiedene Dimensionen des Studiums von nicht-traditionellen Studierenden. Im Rahmen dieses Heftes sind

DOI: 10.3217/zfhe-17-04/01 die ersten sieben Beiträge dem Studium ohne Abitur oder Matura gewidmet, das im Call eine zentrale Rolle spielte. Sie verwenden für die Kennzeichnung der Gruppe in Analogie zum ersten und zweiten Bildungsweg teilweise den Begriff des dritten Bildungswegs , unter dem die Beiträge hier auch rubriziert werden. Die drei Beiträge zu Beginn der Ausgabe beschäftigen sich mit den Zugangsregelungen zu den Hochschulen in den drei Ländern, gefolgt von einem Beitrag zur biografischen Bedeutung eines erfolgreich absolvierten dritten Bildungswegs sowie wiederum drei Beiträgen zum Studienerfolg und Studienabbruch von Studierenden des dritten Bildungswegs. Die darauffolgenden sechs Beiträge thematisieren nicht-traditionelle Studierende, die biografisch zu einem späteren Zeitpunkt ein Studium aufnehmen, andere Formen des Studierens (z. B. berufsbegleitend) wählen oder durch besondere Lebenssituationen, wie die Pflege Angehöriger, gekennzeichnet sind.
Dritter Bildungsweg: Hochschulzugangsberechtigung für Studieninteressierte ohne Abitur oder Matura

Den D-A-CH-Ländern ist gemeinsam, dass die Studierenden des dritten Bildungswegs eine kleine, um nicht zu sagen marginale Gruppe bilden. Aus diversitäts-, gerechtigkeits- oder ungleichheitstheoretischer Perspektive werden die in den Ländern unterschiedlich geregelten Optionen dennoch als hoch relevant eingeordnet. Nichtsdestotrotz scheint sich die Forschung über die Studierenden des dritten Bildungswegs in der Schweiz und Österreich in einer anderen Phase zu befinden als in Deutschland. Erstmals werden für Österreich die vorhandenen dritten Bildungswege systematisiert, um sie weiterer Forschung zugänglich zu machen. Ähnliches gilt für die Forschungssituation zum dritten Bildungsweg an Schweizer Hochschulen, wobei darauf hinzuweisen ist, dass sich die rechtlichen Rahmenbedingungen sowohl an den Schweizer als auch an den österreichischen Hochschulen gegenwärtig wandeln. Neue Hochschulgesetze wurden erlassen, die in der Schweiz die Möglichkeiten des dritten Bildungswegs in die Fachhochschulen einschränken, in Österreich hingegen den Weg an die Universitäten erweitern. Anzumerken ist, dass die Analyse der rechtlichen Regelungen zum Zugang und der Zulassung zu weiterbildenden bzw. außerordentlichen Studienangeboten ein Desiderat in diesem Themenheft darstellt. In ihrem Beitrag Studieren ohne Matura: Der dritte Bildungsweg an Österreichs Hochschulen argumentiert Magdalena Fellner, dass, obgleich mit Unterzeichnung des London Communiqués im Jahr 2007 eine Repräsentation der Gesamtbevölkerung in der jeweiligen landesspezifischen Zusammensetzung der Studierendenpopulation angestrebt wird, Österreich von diesem Ziel u. a. bei Personen, die aus nicht-akademischen Elternhäusern kommen, noch weit entfernt ist. Frühe Bildungswegentscheidungen, so ein wichtiges Ergebnis bisheriger Forschung, auf die die Autorin hinweist, wirken sich maßgeblich auf die Option, ein Hochschulstudium aufzunehmen, aus. Vor diesem Hintergrund weist Fellner den Möglichkeiten des Hochschulzugangs ohne Abitur, als dritter Bildungsweg bezeichnet, eine kompensatorische Funktion zu. Um eine Grundlage für die entsprechenden Regelungen zu erhalten, nimmt die Autorin erstmalig eine Bestandsaufnahme vorhandener rechtlicher Regelungen des Hochschulzugangs ohne Reifeprüfung für die vier Sektoren des österreichischen Hochschulsystems - Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen sowie Privathochschulen - sowohl für den ordentlichen als auch für den weiterbildenden Studienbereich vor. Auf Grundlage bislang unveröffentlichter Daten der österreichischen Studierenden Sozialerhebung für das Jahr 2019 zeigt Fellner, dass der dritte Bildungsweg bei den Studierenden der ordentlichen Studien mit einen Gesamtanteil von 1 Prozent aller Hochschulzulassungen statistisch von marginaler Bedeutung ist. Da bislang nur der Zugang zum Fachhochschulsektor, den Pädagogischen Hochschulen sowie den Privaten Hochschulen geregelt war, verweist Fellner auf eine im Jahr 2021 neu geschaffene Möglichkeit der Zulassung zu einem ordentlichen Studium an einer Universität. Den Universitäten ist es auf Grundlage des Gesetzes selbst überlassen, Eignungsprüfungen zur Zulassung von Studieninteressierten ohne schulische Reifeprüfung einzuführen. Die von Fellner vorgenommene Auswertung von Daten von STATISTIK AUSTRIA für den überwiegend privat zu finanzierenden weiterbildenden Studienbereich zeigt, dass 28 Prozent der Studierenden in Universitätslehrgängen im Studienjahr 2020 ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung studieren. Die Autorin vertritt die These, dass in diesem Bereich die rechtlichen Möglichkeiten stärker ausgeschöpft wurden.

Im Mittelpunkt des Beitrags von Nathalie Graber, Der dritte Bildungsweg an Schweizer Fachhochschulen. Eine Bestandsaufnahme , steht die These, dass aufgrund langwieriger und aufwändiger Anforderungen der Hochschulzulassung auf dem dritten Bildungsweg an Schweizer Fachhochschulen dieser wenig attraktiv ist, und potenzielle Studierende bevorzugt den zweiten Bildungsweg wählen. Graber verwendet zur Begründung ihrer These das Risikowahlmodell von Atkinson. Ergebnisse einer durchgeführten Dokumentenanalyse weisen zudem darauf hin, dass vonseiten des Schweizerischen Hochschulrats an der Berufsmaturität, einer parallel zur Berufsausbildung oder nachgelagert absolvierten Fachhochschulreife, als bildungspolitischem Goldstandard festgehalten und Fachhochschulen geraten wird, mit dem Angebot hochschuleigener Aufnahmeprüfungen zurückhaltend zu verfahren. Schließlich scheinen die Möglichkeiten, ohne (Berufs-)Matura an einer Fachhochschule zu studieren, aufgrund einer Reform der Zulassungsverordnung für Fachschulen im Jahr 2021 im Wandel begriffen zu sein. Nach Einschätzung der Autorin müssen die von der Schweizerischen Hochschulkonferenz veröffentlichten Auslegungen der Neuregelungen als Verschlechterung von bereits zuvor unattraktiven Zugangsbedingungen interpretiert werden.

In Deutschland hingegen ist die Zugangsberechtigung zur Hochschule über den dritten Bildungsweg bereits mit dem 2009 verabschiedeten Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte ohne schulische Studienberechtigung geöffnet worden. Bei der Umsetzung in Länderrecht haben mehrere Bundesländer landeseigene Zugangsregelungen erlassen, die über die Vorgaben der KMK hinausgehen (vgl. FREITAG et al., 2022). So können in Hessen seit dem Wintersemester 2016/17 beruflich Qualifizierte direkt nach dem beruflichen Abschluss ohne mehrjährige Berufserfahrung ein Studium in allen Fachrichtungen an allen Hochschulen aufnehmen, wenn die Abschlussnote der Ausbildung mindestens 2,5 beträgt und sie im ersten Studienjahr eine Mindestzahl an ECTS-Punkten erwerben. In den ersten fünf Studienjahren begannen 737 Studierende im Rahmen eines Modellversuchs auf diesem Weg mit dem Studium. Annika Greinert, Larissa Weber, Jan Hense und Joachim Stiensmeier-Pelster stellen im Beitrag Evaluation des Modellversuchs zum Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte in Hessen die Ergebnisse der Evaluation des Modellversuchs vor, dessen Regelungen 2021 auf Dauer gestellt wurden. Die Studierenden des Modellversuchs wiesen deutlich...
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Autor

Dr. Jessica ORDEMANN | Deutsches Zentrum für Hochschul- und
Wissenschaftsforschung | Lange Laube 12, D-30159 Hannover
https://www.dzhw.eu
ordemann@dzhw.eu