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F. M. Dostojewskis Werke II

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
266 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am02.02.20241. Auflage
Dostojewski berichtet in seinem zugleich autobiografischen als auch dichterisch überhöhten Werk sachlich und genau das Leben des fiktiven Alexander Petrowitsch Gorjantschikow, wegen Mordes an seiner Frau zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt, in einem sibirischen Zuchthaus, inmitten einer aufgezwungenen Gemeinschaft unbußfertiger Sträflinge.

Der russische Dichter Fjodor Michailowitsch Dostojewski wird als Sohn eines Armenarztes am 11. November 1821 in Moskau geboren. Besucht 1838-1843 die Ingenieurschule der Petersburger Militärakademie. Tätig im Ingenieur-Departement für Festungsbau. Freier Schriftsteller. 1849 wegen revolutionärer Umtriebe in St. Petersburg verhaftet, zum Tode verurteilt, aber nach einer Scheinhinrichtung zu vierjähriger Zwangsarbeit in Sibirien begnadigt. 1859, Rückkehr nach St. Petersburg. Reisen nach Deutschland, Frankreich, Belgien, England, Italien. Spielleidenschaft. Epileptische Anfälle, Lungenemphysem. Er stirbt am 9. Februar 1881 in St. Petersburg. Hauptwerke: Erniedrigte und Beleidigte, Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, Verbrechen und Strafe, Der Idiot, Die Dämonen, Der Jüngling, Die Brüder Karamasow.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,85
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDostojewski berichtet in seinem zugleich autobiografischen als auch dichterisch überhöhten Werk sachlich und genau das Leben des fiktiven Alexander Petrowitsch Gorjantschikow, wegen Mordes an seiner Frau zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt, in einem sibirischen Zuchthaus, inmitten einer aufgezwungenen Gemeinschaft unbußfertiger Sträflinge.

Der russische Dichter Fjodor Michailowitsch Dostojewski wird als Sohn eines Armenarztes am 11. November 1821 in Moskau geboren. Besucht 1838-1843 die Ingenieurschule der Petersburger Militärakademie. Tätig im Ingenieur-Departement für Festungsbau. Freier Schriftsteller. 1849 wegen revolutionärer Umtriebe in St. Petersburg verhaftet, zum Tode verurteilt, aber nach einer Scheinhinrichtung zu vierjähriger Zwangsarbeit in Sibirien begnadigt. 1859, Rückkehr nach St. Petersburg. Reisen nach Deutschland, Frankreich, Belgien, England, Italien. Spielleidenschaft. Epileptische Anfälle, Lungenemphysem. Er stirbt am 9. Februar 1881 in St. Petersburg. Hauptwerke: Erniedrigte und Beleidigte, Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, Verbrechen und Strafe, Der Idiot, Die Dämonen, Der Jüngling, Die Brüder Karamasow.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758352683
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum02.02.2024
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.12024
Seiten266 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.13512138
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung
In den entfernten Gebieten Sibiriens, mitten unter Steppen, Bergen oder unwegsamen Wäldern, findet man ab und zu kleine Städte mit ein- höchstens zweitausend Einwohnern, aus Holz erbaut und unansehnlich, mit zwei Kirchen - die eine in der Stadt und die andere auf dem Friedhof, - Städte, die eher einem größeren Kirchdorf in der Nähe Moskaus als einer wirklichen Stadt gleichen. Sie sind gewöhnlich mit einer genügenden Anzahl von Isprawniks, Assessoren und sonstigen subalternen Beamten versehen. Im Allgemeinen ist der Dienst in Sibirien, trotz der Kälte, für die Beamten außerordentlich behaglich. Es leben da einfache, nicht liberale Menschen, und herrschen alte, festgefügte, von Jahrhunderten geheiligte Sitten. Die Beamten, die mit Recht die Rolle eines sibirischen Adels spielen, sind entweder eingeborene, eingefleischte Sibirier oder sind aus dem europäischen Russland, zum größten Teil aus den Hauptstädten zugezogen, von den Reisevorschüssen, die niemals verrechnet werden, den doppelten Vorspanngeldern und rosigen Hoffnungen auf die Zukunft verlockt. Diejenigen von ihnen, die des Lebens Rätsel zu lösen verstehen, bleiben für immer in Sibirien und fassen dort mit Genuss Wurzeln. Diese bringen später reiche und süße Früchte. Aber die anderen, die leichtsinnigen, die des Lebens Rätsel nicht zu lösen verstehen, haben von Sibirien bald genug und fragen sich mit Qual: »Warum sind wir eigentlich hergekommen?« Sie absolvieren mit Ungeduld die gesetzliche dreijährige Dienstzeit, nach deren Verlauf sie sich sogleich um eine Versetzung bemühen, und kehren heim, auf Sibirien schimpfend und es verspottend. Sie sind im Unrecht. Nicht nur in Ansehung des Dienstes, sondern auch in verschiedenen anderen Hinsichten kann man in Sibirien wohl ein glückliches Leben führen. Das Klima ist vorzüglich; es gibt viele außerordentlich reiche und gastfreundliche Kaufleute und auch viele vermögende Fremdstämmige. Die jungen Mädchen blühen wie die Rosen und sind im höchsten Grade tugendhaft. Das Wildbret fliegt in den Straßen herum und stößt von selbst auf den Jäger. Champagner wird in unnatürlichen Mengen getrunken. Die Ernte ist stellenweise fünfzehnfach ... Es ist überhaupt ein gesegnetes Land. Man muss nur verstehen, seinen Nutzen daraus zu ziehen. Und in Sibirien versteht man sich darauf.

In einem solcher lustigen selbstzufriedenen Städtchen mit der liebenswürdigsten Bevölkerung, die eine unauslöschliche Erinnerung in meinem Herzen zurückließ, lernte ich einen gewissen Alexander Petrowitsch Gorjantschikow kennen, einen Ansiedler, der im europäischen Russland als adeliger Gutsbesitzer geboren, wegen der Ermordung seiner Frau zu Zwangsarbeit zweiter Klasse nach Sibirien verbannt worden war und nach Abbüßung der gesetzlichen zehnjährigen Strafzeit ein stilles und bescheidenes Leben als Ansiedler im Städtchen K. fristete. Eigentlich war er nach einer in der Nähe dieser Stadt gelegenen Dorfgemeinde zuständig, wohnte aber in der Stadt, wo er die Möglichkeit hatte, durch Unterrichtung von Kindern seinen Lebensunterhalt zu verdienen. In den sibirischen Städten trifft man oft als Lehrer solche ehemalige Verbannte; man hat hier keinerlei Vorurteile gegen sie. Sie unterrichten vorwiegend in der französischen Sprache, die im Leben so dringend notwendig ist und von der man, ohne sie, in den entlegenen Gegenden Sibiriens keine Ahnung gehabt hätte. Ich traf Alexander Petrowitsch zum ersten Mal im Haus eines alten verdienten und gastfreundlichen Beamten, Iwan Iwanytsch Gwosdikow, welcher fünf Töchter verschiedenen Alters hatte, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigten. Alexander Petrowitsch gab ihnen Unterricht, viermal in der Woche zu dreißig Kopeken in Silber für die Stunde. Sein Äußeres weckte mein Interesse. Er war ein außerordentlich blasser und hagerer Mann, noch nicht alt, von etwa fünfunddreißig Jahren, klein und schwächlich. Er kleidete sich immer sehr sauber und nach europäischer Art. Wenn man mit ihm ein Gespräch begann, so sah er einen außerordentlich durchdringend und aufmerksam an und hörte mit strenger Höflichkeit zu, als sinne er über jedes Wort nach, als sähe er in jeder an ihn gerichteten Frage eine Aufgabe, oder als wolle man ihm irgendein Geheimnis entlocken. Schließlich antwortete er klar und kurz, aber jedes Wort dermaßen abwägend, dass man sich plötzlich aus irgendeinem Grund geniert fühlte und schließlich froh war, wenn das Gespräch ein Ende nahm. Ich erkundigte mich über ihn schon damals bei Iwan Iwanytsch und erfuhr, dass Gorjantschikow ein tadelloses und sittliches Leben führte; sonst würde Iwan Iwanytsch seine Töchter nicht von ihm unterrichten lassen; er sei aber furchtbar menschenscheu, gehe allen aus dem Weg, sei außerordentlich gebildet, lese viel, spreche aber sehr wenig, und es sei außerordentlich schwer, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Andere behaupteten, er sei entschieden verrückt, obwohl sie es im Grunde genommen für keinen so großen Fehler hielten; viele der angesehenen Bewohner der Stadt seien bereit, Alexander Petrowitsch auf die freundlichste Weise zu behandeln, er könne sogar nützlich sein und verstünde Bittgesuche aufzusetzen usw. Man nahm an, dass er anständige Verwandte in Russland habe, die vielleicht nicht zu den unbedeutendsten Menschen gehörten, aber man wusste, dass er seit seiner Verbannung alle Beziehungen zu denselben abgebrochen hatte, kurz, dass er sich selbst schädigte. Außerdem kannten bei uns alle seine Geschichte und wussten, dass er seine Frau im ersten Jahr des Ehelebens aus Eifersucht ermordet und sich dann selbst angezeigt hatte (was das Strafmaß bedeutend gemildert hatte). Solche Verbrechen werden aber stets als Unglücksfälle angesehen und erregen Mitleid. Trotz alledem ging aber der Sonderling allen hartnäckig aus dem Weg und erschien unter Menschen nur, um Stunden zu geben.

Anfangs schenkte ich ihm keine besondere Beachtung, aber er fing mich allmählich zu interessieren an, ich weiß selbst nicht warum. Es war in ihm etwas Rätselhaftes. Mit ihm richtig ins Gespräch zu kommen, war absolut unmöglich. Natürlich gab er auf alle meine Fragen immer Antwort und sogar mit solcher Miene, als hielte er es für seine allererste Pflicht; aber nach seinen Antworten war es mir irgendwie schwer, ihn weiter auszufragen; auch drückte sein Gesicht nach einem solchen Gespräch immer Qual und Ermüdung aus. Ich erinnere mich noch, wie ich einmal an einem schönen Sommerabend mit ihm von Iwan Iwanytsch ging. Plötzlich fiel mir ein, ihn für eine Weile zu mir einzuladen, um eine Zigarette zu rauchen. Ich kann gar nicht beschreiben, was für ein Schrecken sich da auf seinem Gesicht zeigte; er verlor ganz die Fassung, fing an, irgendwelche unzusammenhängende Worte zu stammeln, warf mir plötzlich einen gehässigen Blick zu und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. Ich war sogar erstaunt. Von nun an sah er mich bei jeder neuen Begegnung erschrocken an. Ich beruhigte mich aber nicht; etwas an ihm zog mich an, und etwa vier Wochen später ging ich so ganz ohne jeden Anlass selbst zu Gorjantschikow. Natürlich war es dumm und taktlos von mir. Er wohnte am äußersten Ende der Stadt bei einer alten Kleinbürgerin, die eine schwindsüchtige Tochter hatte; diese hatte aber ein uneheliches Kind, ein etwa zehnjähriges, hübsches und heiteres Mädelchen. Alexander Petrowitsch saß, als ich kam, mit der Kleinen und unterrichtete sie im Lesen. Als er mich erblickte, geriet er in solche Verwirrung, als hätte ich ihn bei einem Verbrechen ertappt. Er verlor alle Fassung, sprang vom Stuhl auf und sah mich starr an. Endlich nahmen wir Platz; er verfolgte aufmerksam jeden meiner Blicke, als witterte er in jedem von ihnen einen besonderen geheimnisvollen Sinn. Ich merkte, dass er misstrauisch war bis zum Wahnsinn. Er sah mich mit Hass an und schien mich fragen zu wollen, ob ich nicht bald weggehen würde. Ich brachte das Gespräch auf unser Städtchen und auf die laufenden Neuigkeiten; er schwieg und lächelte gehässig; es zeigte sich, dass er die allergewöhnlichsten, allen bekannten städtischen Neuigkeiten nicht nur nicht kannte, sondern sich für sie nicht einmal interessierte. Dann sprach ich vom Land, in dem wir wohnten, und von seinen Bedürfnissen; er hörte mir schweigend zu und sah mir so merkwürdig in die Augen, dass ich mich plötzlich dieses Gesprächs schämte. Übrigens gelang es mir fast, ihn durch die neuen Bücher und Zeitschriften, die ich bei mir hatte, in Versuchung zu bringen; sie waren soeben mit der Post angekommen, und ich bot sie ihm noch unaufgeschnitten an. Er warf auf sie einen gierigen Blick, gab aber sofort seine Absicht auf und wies mein Angebot zurück, mit der Ausrede, dass er keine Zeit habe. Endlich verabschiedete ich mich von ihm und fühlte, als ich ihn verlassen hatte, wie mir ein schwerer Stein vom Herzen gefallen war. Ich schämte mich, und es erschien mir außerordentlich dumm, einem Menschen nachzulaufen, der es sich zur Hauptaufgabe gemacht hatte, sich so weit wie möglich von der...
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Der russische Dichter Fjodor Michailowitsch Dostojewski wird als Sohn eines Armenarztes am 11. November 1821 in Moskau geboren. Besucht 1838-1843 die Ingenieurschule der Petersburger Militärakademie. Tätig im Ingenieur-Departement für Festungsbau. Freier Schriftsteller. 1849 wegen revolutionärer Umtriebe in St. Petersburg verhaftet, zum Tode verurteilt, aber nach einer Scheinhinrichtung zu vierjähriger Zwangsarbeit in Sibirien begnadigt. 1859, Rückkehr nach St. Petersburg. Reisen nach Deutschland, Frankreich, Belgien, England, Italien. Spielleidenschaft. Epileptische Anfälle, Lungenemphysem. Er stirbt am 9. Februar 1881 in St. Petersburg. Hauptwerke: Erniedrigte und Beleidigte, Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, Verbrechen und Strafe, Der Idiot, Die Dämonen, Der Jüngling, Die Brüder Karamasow.