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Das Haus mit den sieben Giebeln

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am17.03.2014
'Ein Roman wie ein Haus, wie ein Herz, wie Amerika'.
(Elmar Krekeler, Literarische Welt)
Ein düsterer Holzbau vermodert auf ruchlos ergaunertem Grund. Die Schrecken der Vergangenheit quälen seine verschrobenen Bewohner, Gefangene im Mief ihres bigotten Puritanismus. Kann eine neue Generation Licht ins Dunkel bringen? Dieser fulminante Roman zeigt Nathaniel Hawthorne, Vorreiter der gothic fiction, auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
«Gott wird ihm Blut zu trinken geben!» So verflucht Matthew Maule Ende des 17. Jahrhunderts Oberst Pyncheon, weil dieser ihn als Hexer hängen lässt, um an seine Ländereien zu gelangen. Prompt stirbt der Oberst schon bei der Einweihungsfeier des Hauses mit den sieben Giebeln. Und auch gut hundertfünfzig Jahre später, Mitte des 19. Jahrhunderts, steht das Schicksal der Familie noch unter einem schlechten Stern: Die alte Hepzibah Pyncheon fristet ein Dasein in Armut, ihr Bruder Clifford saß dreißig Jahre unschuldig im Gefängnis. Doch als die junge Phoebe Pyncheon vor der Tür steht, erhellt ihr frisches und ungezwungenes Wesen das Haus wie ein Sonnenstrahl. Für sie entflammt der etwas eigenwillige, aber stets beherzte Künstler Holgrave, letzter Nachfahre der Maules - ein Hoffnungsschimmer für ein Happy End.
Nathaniel Hawthorne (1804-1864), einer der Gründerväter US-amerikanischer Literatur, glänzt mit seiner Mischung aus dunkler Romantik und hintersinnigem Humor. Nachwortautor Hanjo Kesting erkennt in diesem Werk «Hawthornes Vision eines jungen, erneuerten Amerika, das sich aus dem Bannkreis Europas und seines puritanischen Erbes gelöst hat».

Nathaniel Hawthorne (1804-1864) wurde als Spross einer alten puritanischen Familie in Salem, Massachusetts geboren. Sein Vater starb, als er vier Jahre alt war. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als Journalist, später im Zollamt von Boston. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1828. 1841 schloss er sich den Transzendentalisten an, einer Gruppierung um Henry D. Thoreau und Ralph Waldo Emerson, die eine naturverbundene, antimaterialistische Gesllschaftsordnung anstrebte. Er lebte vorübergehend in der sozialutopischen Brook-Farm-Kommune, beendete das Experiment jedoch nach einem halben Jahr. 1853 wurde er amerikanischer Konsul in Liverpool und lebte bis 1860 mit seiner Familie in Europa.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR29,80
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR5,99

Produkt

Klappentext'Ein Roman wie ein Haus, wie ein Herz, wie Amerika'.
(Elmar Krekeler, Literarische Welt)
Ein düsterer Holzbau vermodert auf ruchlos ergaunertem Grund. Die Schrecken der Vergangenheit quälen seine verschrobenen Bewohner, Gefangene im Mief ihres bigotten Puritanismus. Kann eine neue Generation Licht ins Dunkel bringen? Dieser fulminante Roman zeigt Nathaniel Hawthorne, Vorreiter der gothic fiction, auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
«Gott wird ihm Blut zu trinken geben!» So verflucht Matthew Maule Ende des 17. Jahrhunderts Oberst Pyncheon, weil dieser ihn als Hexer hängen lässt, um an seine Ländereien zu gelangen. Prompt stirbt der Oberst schon bei der Einweihungsfeier des Hauses mit den sieben Giebeln. Und auch gut hundertfünfzig Jahre später, Mitte des 19. Jahrhunderts, steht das Schicksal der Familie noch unter einem schlechten Stern: Die alte Hepzibah Pyncheon fristet ein Dasein in Armut, ihr Bruder Clifford saß dreißig Jahre unschuldig im Gefängnis. Doch als die junge Phoebe Pyncheon vor der Tür steht, erhellt ihr frisches und ungezwungenes Wesen das Haus wie ein Sonnenstrahl. Für sie entflammt der etwas eigenwillige, aber stets beherzte Künstler Holgrave, letzter Nachfahre der Maules - ein Hoffnungsschimmer für ein Happy End.
Nathaniel Hawthorne (1804-1864), einer der Gründerväter US-amerikanischer Literatur, glänzt mit seiner Mischung aus dunkler Romantik und hintersinnigem Humor. Nachwortautor Hanjo Kesting erkennt in diesem Werk «Hawthornes Vision eines jungen, erneuerten Amerika, das sich aus dem Bannkreis Europas und seines puritanischen Erbes gelöst hat».

Nathaniel Hawthorne (1804-1864) wurde als Spross einer alten puritanischen Familie in Salem, Massachusetts geboren. Sein Vater starb, als er vier Jahre alt war. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als Journalist, später im Zollamt von Boston. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1828. 1841 schloss er sich den Transzendentalisten an, einer Gruppierung um Henry D. Thoreau und Ralph Waldo Emerson, die eine naturverbundene, antimaterialistische Gesllschaftsordnung anstrebte. Er lebte vorübergehend in der sozialutopischen Brook-Farm-Kommune, beendete das Experiment jedoch nach einem halben Jahr. 1853 wurde er amerikanischer Konsul in Liverpool und lebte bis 1860 mit seiner Familie in Europa.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641139261
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum17.03.2014
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse675 Kbytes
Artikel-Nr.1378400
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



KAPITEL 1

Das alte Geschlecht der Pyncheons

An einer Nebenstraße einer Stadt unseres Neuengland steht auf halbem Weg ein Holzhaus, verwittert, mit sieben spitzen Giebeln nach allen Himmelsrichtungen und einem mächtigen, mehrzügigen Schornstein dazwischen. Nach den Pyncheons heißt die Straße, nach den Pyncheons heißt das alte Haus, und eine Ulme vor dem Tor mit weitem Blätterdach und festen Wurzeln nennt jedes Kind der Stadt die Pyncheon-Ulme. Wenn ich gelegentlich die Stadt besuche, verzichte ich selten auf einen Abstecher zur Pyncheon Street und gehe durch den Schatten der beiden Altertümer - der großen Ulme und des sturmerprobten Hauses.

Das ehrwürdige Gebäude ist mir seit je wie ein Gesicht erschienen, das nicht nur von Wind und Wetter draußen gezeichnet ist, sondern von langem Erdenleben drinnen und dessen Wechselfällen redet. Wollte man diese angemessen schildern, würde eine Erzählung von nicht geringem Gewicht und Wert daraus, dazu erstaunlich schlüssig, fast wie von Künstlerhand gestaltet. Doch würde sie eine Kette von Ereignissen umfassen, die fast zwei Jahrhunderte umspannt und bei angemessener Würdigung einen stärkeren Folianten oder zahlreichere Duodezbände füllen würde, als man für die Chronik von ganz Neuengland während dieser Zeit vernünftigerweise beanspruchen dürfte. Es drängt sich daher auf, mit den meisten Legenden zum alten Haus der Pyncheons, auch Haus mit den sieben Giebeln genannt, kurzen Prozess zu machen. Skizzieren wir also nur die Begleitumstände der Grundsteinlegung, werfen wir einen Blick auf die vom vorherrschenden Ostwind geschwärzte alte Fassade - ohne die grünlichen Moostupfer auf dem Dach und den Mauern zu vergessen - und beginnen wir unsere eigentliche Geschichte in einer unsrer eignen noch nicht allzu fernen Zeit. Trotzdem gibt es eine Verbindung zu längst Vergangenem - einen Bezug zu vergessenen Geschehnissen und Menschen und fast oder ganz altmodischen Sitten, Gefühlen und Ansichten -, die, kundig vermittelt, dem Leser begreiflich machen könnte, wie sehr selbst das noch nie Dagewesene aus alter Substanz besteht. So ließe sich denn auch eine gewichtige Erkenntnis aus der wenig beachteten Wahrheit ableiten, dass das Tun einer flüchtigen Generation der Keim ist, aus dem in ferner Zukunft gute oder schlechte Saat aufgehen wird und muss; und dass die Menschen mit dem Samen zur vergänglichen Ernte namens Nützlichkeit zwangsläufig auch die Eicheln zäherer Gewächse stecken, die dunkle Schatten auf ihre Nachkommen werfen können.

Das Haus mit den sieben Giebeln war trotz seines altehrwürdigen Aussehens nicht die erste Wohnstätte, die ein zivilisierter Mensch auf diesem Stück Boden errichtet hatte. Pyncheon Street hieß nämlich früher bescheidener Maule's Lane, nach dem ersten Grundeigentümer, vor dessen Tür sie noch als Trampelpfad vorbeiführte. Eine Süßwasserquelle mit wohlschmeckendem Wasser - eine seltene Kostbarkeit auf dem Landvorsprung, wo die puritanische Siedlung stand - hatte Matthew Maule früh dazu bewogen, eine notdürftige Hütte mit Strohdach hier zu errichten, obwohl der Ort etwas zu weit vom damaligen Dorfkern entfernt lag. Dreißig bis vierzig Jahre später jedoch, in der aufstrebenden Stadt, wollte ein bekannter, mächtiger Mann das Grundstück, auf dem die Hütte stand, unbedingt haben und berief sich auf die Behörden, die ihm dieses und ein großes angrenzendes Stück Land übereignet hätten. Nach allem, was wir von ihm wissen, zeichnete ein eiserner Wille Oberst Pyncheon, den Kläger, aus. Matthew Maule dagegen war zwar kein bedeutender Mann, doch verteidigte er hartnäckig, was er für sein Recht hielt, und schützte jahrelang das Stück Land, das er für seine Heimstätte samt Garten gerodet hatte, vor fremdem Zugriff. Ein schriftliches Zeugnis dieser Auseinandersetzung ist nicht bekannt, und wir kennen den Fall hauptsächlich aus der Überlieferung. Es wäre deshalb kühn und womöglich ungerecht, ein Urteil zu fällen, obwohl es zumindest fraglich scheint, ob der Anspruch des Obersten nicht ungebührlich weit ausgelegt wurde, bis er sich auch auf Matthew Maules kleines Anwesen erstreckte. Stark genährt wird dieser Verdacht von der Tatsache, dass der Streit zwischen den beiden ungleichen Widersachern über Jahre ungeschlichtet blieb - und dies zudem in einer gewiss löblichen Zeit, in der aber persönlicher Einfluss viel mehr als heute galt - und erst mit dem Tod der Partei, die das strittige Grundstück bewohnte, ein Ende fand. Auch die Art seines Todes berührt uns heute anders als sie vor eineinhalb Jahrhunderten auf die Menschen wirkte. Es war ein Tod, der den unauffälligen Namen des Siedlers in unfassbarem Entsetzen zunichtemachte und es beinahe als fromme Tat erscheinen ließ, sein kleines Besitztum umzupflügen und die Erinnerung an ihn zu tilgen.

Kurzum, der alte Matthew Maule wurde als Hexer hingerichtet. Er war eines der Opfer jenes schrecklichen Wahns, aus dem wir unter anderem lernen sollten, dass die einflussreichen Eliten und selbst ernannten Führer des Volkes genauso von Leidenschaften verblendet werden können wie der schlimmste Pöbel. Geistliche, Richter, Staatsmänner - die weisesten, besonnensten, frömmsten Zeitgenossen - umringten zuvorderst den Galgen, beklatschten die Bluttaten am lautesten und gestanden als Letzte ein, wie jämmerlich sie sich getäuscht hatten. Sollte man an ihrem Vorgehen überhaupt etwas nicht gar so verwerflich finden, wäre es die eigentümliche Unterschiedslosigkeit, mit der sie nicht nur, wie bei früheren Justizmassakern, die Armen und Alten verfolgten, sondern Leute jeglichen Standes: ihresgleichen und ihre Brüder und Frauen. Bei diesem allgemeinen Chaos und Verderben ist es nicht weiter seltsam, dass ein unscheinbarer Mann wie Maule in der Menge seiner Leidensgenossen fast unbemerkt den Märtyrergang zum Richtstatthügel antrat. Doch als sich in der Folge die Tobsucht dieser abscheulichen Tage gelegt hatte, erinnerte man sich, wie lautstark Oberst Pyncheon in den allgemeinen Ruf, das Land von der Hexerei zu säubern, eingestimmt hatte. Und es blieb auch nicht aus, dass geflüstert wurde, er habe die Verurteilung von Matthew Maule mit boshafter Schärfe betrieben. Es war wohl bekannt, dass das Opfer im Verhalten seines Verfolgers bittere persönliche Feindschaft erkannt und erklärt hatte, er werde um der Beute willen zu Tode gehetzt. Vor der Hinrichtung - mit der Schlinge um den Hals, in Gegenwart von Oberst Pyncheon, der die Szene zu Pferd grimmig beobachtete - hatte Maule ihm vom Schafott eine Prophezeiung entgegengeschleudert, die von der Geschichtsschreibung wie von der mündlichen Tradition wörtlich überliefert wurde. «Gott», sagte der Sterbende und wies mit furchterregendem Blick auf seinen Widersacher, der keine Miene verzog, «Gott wird ihm Blut zu trinken geben!»

Nach dem Tod des angeblichen Hexers wurde dessen bescheidenes Heim Oberst Pyncheon zur leichten Beute. Als es aber hieß, der Oberst beabsichtige, einen Familiensitz - geräumig, aus schwerem Eichenholz und auf Wohlstand über viele Generationen angelegt - an dem Ort zu errichten, wo einst Matthew Maules Blockhütte gestanden hatte, schüttelten die Schwätzer im Dorf heftig den Kopf. Ohne rundweg zu bezweifeln, dass der stramme Puritaner während der ganzen geschilderten Vorgänge immer als Mann von Ehre und Gewissen gehandelt hatte, gaben sie doch zu verstehen, er baue sein Haus über einem unruhigen Grab. Sein Heim wäre auch das des Hexers, der tot und begraben war, und dessen Geist hätte darum eine Art Vorrecht, in seiner neuen Wohnung umzugehen und in den Räumen, in die künftige Ehemänner ihre Bräute führen und wo die Kinder der Pyncheons geboren würden. Schrecken und Schändlichkeit von Maules Verbrechen und das Elend seiner Strafe würden die frisch getünchten Wände verdunkeln und sie früh mit dem Moder eines alten und trübsinnigen Gemäuers verpesten. Rundum regnete das Laub unberührter Wälder auf den Boden herab - warum wählte Oberst Pyncheon da einen Ort, auf dem schon ein Fluch lag?

Aber der puritanische Soldat und Magistrat war kein Mann, der sich aus Furcht vor dem Geist des Hexers oder wegen noch so begründeter Empfindlichkeiten von seinem wohlerwogenen Plan abbringen ließ. Hätte man ihm von schlechter Luft erzählt, hätte dies vielleicht etwas bewirkt, aber mit einem bösen Geist gedachte er es aufzunehmen. Mit praktischem Sinn begabt, hart und massiv wie Granit, von einem unbeugsamen Willen wie mit Eisenklammern zusammengehalten, verfolgte er seine ursprüngliche Absicht, wohl ohne an Einspruch auch nur zu denken. Für Rücksichten oder Bedenken, die eine empfindsamere Natur gekannt hätte, war der Oberst wie die meisten Männer seiner Generation und Herkunft unempfänglich. Darum grub er seinen Keller und baute die Grundmauern seines Anwesens auf dem Stück Land, wo Matthew Maule vierzig Jahre zuvor als Erster das Laub weggefegt hatte. Es war eine sonderbare und, wie manche glaubten, unheilvolle Tatsache, dass der erwähnte Quell, kaum hatten die Arbeiter sich ans Werk gemacht, seine einst köstliche Reinheit völlig verlor. Sei es, dass er durch die tiefen Erdarbeiten beeinträchtigt worden war, sei es, dass eine verborgenere Ursache zugrunde lag, jedenfalls wurde das Wasser von Maules Brunnen, wie man ihn immer noch nannte, brackig und hart. So ist es noch heute, und jede alte Frau aus der Gegend wird bestätigen, dass man Bauchschmerzen bekommt, wenn man dort seinen Durst stillt.

Es mag dem Leser sonderbar erscheinen, dass der Baumeister des neuen Hauses ausgerechnet der Sohn des Mannes war, dessen Totenhand das Grundstück entrissen worden war. Aber wahrscheinlich...


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Autor

Nathaniel Hawthorne (1804-1864) wurde als Spross einer alten puritanischen Familie in Salem, Massachusetts geboren. Sein Vater starb, als er vier Jahre alt war. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst als Journalist, später im Zollamt von Boston. Seinen ersten Roman veröffentlichte er 1828. 1841 schloss er sich den Transzendentalisten an, einer Gruppierung um Henry D. Thoreau und Ralph Waldo Emerson, die eine naturverbundene, antimaterialistische Gesllschaftsordnung anstrebte. Er lebte vorübergehend in der sozialutopischen Brook-Farm-Kommune, beendete das Experiment jedoch nach einem halben Jahr. 1853 wurde er amerikanischer Konsul in Liverpool und lebte bis 1860 mit seiner Familie in Europa.