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Der Sohn des Pharao

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
688 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am31.03.20171. Auflage
«Gedge hat sich selbst übertroffen: Ihr Gruselroman aus der Zeit Pharao Ramses' des Zweiten kann sich an Nervenkitzel mit jedem Psychothriller messen.» (Brigitte) Der Arzt und Magier Khamwaset hat den Ruf eines hervorragenden Gelehrten. Er strebt danach, die legendenumwobene Schriftrolle des Gottes Thoth zu finden, von der es heißt, sie verleihe ihrem Besitzer die Macht, die Toten aufzuwecken und Unsterblichkeit zu erlangen. Als er dem Geheimnis auf die Spur kommt, ahnt er nicht, wie hoch der Preis für seine Entdeckung ist. Ein großer Roman über das Geheimnis der Unsterblichkeit im alten Ägypten.

Pauline Gedge, geboren 1945 in Auckland, Neuseeland, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in England und lebt heute in Alberta, Kanada. Mit ihren Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt sind, gehört sie zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane.
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Produkt

Klappentext«Gedge hat sich selbst übertroffen: Ihr Gruselroman aus der Zeit Pharao Ramses' des Zweiten kann sich an Nervenkitzel mit jedem Psychothriller messen.» (Brigitte) Der Arzt und Magier Khamwaset hat den Ruf eines hervorragenden Gelehrten. Er strebt danach, die legendenumwobene Schriftrolle des Gottes Thoth zu finden, von der es heißt, sie verleihe ihrem Besitzer die Macht, die Toten aufzuwecken und Unsterblichkeit zu erlangen. Als er dem Geheimnis auf die Spur kommt, ahnt er nicht, wie hoch der Preis für seine Entdeckung ist. Ein großer Roman über das Geheimnis der Unsterblichkeit im alten Ägypten.

Pauline Gedge, geboren 1945 in Auckland, Neuseeland, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in England und lebt heute in Alberta, Kanada. Mit ihren Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt sind, gehört sie zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644200326
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum31.03.2017
Auflage1. Auflage
Seiten688 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2288406
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1


«Gegrüßet seid ihr Götter all aus dem Tempel der Seele, die ihr Himmel und Erde auf den Waagen wiegt und gute Gaben den Toten gebt.»


DIE KÜHLE LUFT ERFRISCHTE IHN. Behutsam betrat Khamwaset das Grabgewölbe und war sich stets bewußt, daß er der erste war, der seinen Fuß in den grauen Sand setzte, seit jenem Augenblick vor vielen Jahrhunderten, da die selbst inzwischen längst verstorbenen Trauernden die Stufen hochgestiegen und erleichtert ins Freie getreten waren, wo das grelle Sonnenlicht und der heiße Wüstenwind sie empfingen. In diesem besonderen Fall, so dachte Khamwaset, als er sich vorsichtig durch den engen Eingangsschacht zwängte, war das Grab vor über fünfzehn Hentis versiegelt worden. Das waren demnach tausend Jahre, so errechnete er; ich bin also das erste Lebewesen seit tausend Jahren, das diese Luft einatmet. «Ib», rief er barsch, «was stehst du da oben und träumst? Bring lieber die Fackeln her!» Sein Haushofmeister murmelte eine leise Entschuldigung. Ein Hagel kleiner Steine traf nun Khamwasets nackte und staubige Knöchel, und Ib schlitterte, bis er neben ihm zum Halten kam. Unterdessen eilten Sklaven, die die qualmenden Flammen trugen, sichtlich widerwillig vorbei.

«Ist dir auch nichts passiert, Vater?» Horis helle Stimme hallte von den dunklen Wänden wider. «Müssen wir irgend etwas abstützen?»

Khamwaset blickte sich rasch um und rief ihm zu, dies sei unnötig. Seine anfängliche Begeisterung schlug in Enttäuschung um. Er war nämlich doch nicht das erste Lebewesen, so stellte er fest, das die geweihte Erde der letzten Ruhestätte dieses Prinzen aus längst vergangenen Zeiten betrat. Als er den Schacht hinter sich gelassen und sich wieder aufgerichtet hatte, erkannte er im Widerschein des flackernden Fackellichts die eindeutigen und schmerzhaften Beweise für einen Grabraub. Behälter, in denen die irdischen Besitztümer des Toten aufbewahrt worden waren, lagen wild verstreut herum und waren leer. Die Amphoren mit den kostbaren Ölen und den Weinen der besten Jahrgänge der Zeit waren nicht mehr vorhanden; die einzigen Überbleibsel waren einige wenige Bruchstücke des dünnen Siegellacks und ein zerbrochener Pfropfen. Möbelstücke lagen kunterbunt durcheinandergewürfelt am Boden - ein schlichter Schemel, ein geschnitzter Holzstuhl mit Beinen aus eingeschnürten Enten, deren leere Augen und schlaffe Nacken einen geschwungenen Sitz hielten, und einer Rückenlehne, die Huh, die Zunge des Ptah, darstellte, kniend und lächelnd, zwei niedrige Eßtische, aus denen die feinen Intarsien herausgebrochen waren, und ein Bett in zwei ungleichmäßigen Hälften, das achtlos gegen eine verputzte Mauer geschoben worden war. Nur die sechs Uschebtis, die regungslos und finster in ihren Wandnischen standen, waren unberührt geblieben. Diese mannshohen Figuren aus schwarz lackiertem Holz warteten noch immer auf das Zauberwort, das sie zum Leben erwecken würde, damit sie ihrem Herrn im Totenreich dienten. Es handelte sich um einfache Holzschnitzarbeiten von klarer und gefälliger Linie, die elegant und dennoch stark wirkten. Seufzend dachte Khamwaset an sein eigenes Haus, das mit so vielen glitzernden, reichverzierten Plumpheiten angefüllt war, die er nicht mochte, seine Frau dagegen als neueste Mode der Innenausstattung so sehr bewunderte.

«Pentawer», sagte er, sich an seinen Schreiber wendend, der inzwischen unaufdringlich neben ihm stand und die Schreibpalette und den Pinselköcher bereits in der Hand hielt, «du kannst damit beginnen, alles aufzuzeichnen, was auf den Wänden geschrieben steht. Arbeite aber so genau wie möglich, und achte darauf, daß du die fehlenden Schriftzeichen nicht nach eigener Vermutung ergänzt. Wo steckt der Sklave mit dem Spiegel?»

Es ist doch immer wieder, als würde man widerborstiges Vieh treiben, dachte er, als er sich umwandte, um den schweren Sarkophag aus Granit, dessen Deckel schief auflag, näher in Augenschein zu nehmen. Die Sklaven fürchten die Gräber, und auch wenn meine Diener nicht zu murren wagen, so hängen sie sich doch Amulette um und murmeln Gebete von dem Augenblick an, da die Siegel aufgebrochen werden, bis zu jenem Moment, da die beschwichtigenden Opfergaben abgestellt werden. Nun, heute brauchen sie sich nicht zu ängstigen, dachte er, indem er sich vorbeugte, um die Inschriften auf dem Sarkophag zu lesen, während ein Sklave ihm mit der Fackel leuchtete. Jedes Drittel dieses Tages ist glücklich, jedenfalls für sie. Ein glücklicher Tag für mich wäre jener Tag, an dem ich auf ein unberührtes, mit Schriftrollen angefülltes Grab stoßen würde. Er lächelte in sich hinein und richtete sich auf. «Ib, hol die Zimmerleute her! Laß die Möbel reparieren und wieder an Ort und Stelle bringen! Laß ebenfalls frisches Öl in die Amphoren füllen und auch Parfüm herbringen. Hier gibt es nichts Interessantes zu holen. Daher können wir bei Sonnenuntergang wieder auf dem Heimweg sein.» Sein Haushofmeister verbeugte sich, ließ den Prinzen vorangehen und folgte ihm den atemraubenden Schacht entlang und die wenigen Stufen hinauf ans Tageslicht. Blinzelnd trat Khamwaset neben dem Schotterhaufen, den die Erdarbeiter aufgeworfen hatten, als sie den Eingang zum Grabmal freilegten, ins Freie. Er wartete, bis sich seine Augen an das gleißende Licht gewöhnt hatten. Der Himmel war von einem strahlenden Blau und traf sich am Horizont mit dem reinen Gelb der endlosen Wüste, die in der Mittagssonne flimmerte.

Zu seiner Rechten erblickte er auf dem Plateau von Sakkâra die nackten Säulen, die eingestürzten Mauern und das zusammengefallene Mauerwerk einer Totenstadt, die vor langer Zeit schon verfallen war und deren fein behauene Steine in blassem Beige eine einsame und feierliche Schönheit ausstrahlten. Ihre glatten Kanten und die langen Ritzungen erinnerten Khamwaset an manches seltsame Gebilde aus der Wüste, das so nackt und trostlos war wie der Sand selbst. Die als Stumpf erhalten gebliebene Stufenpyramide von Pharao Unas ragte aus der Ödnis hervor. Khamwaset hatte sie einige Jahre zuvor inspiziert. Am liebsten hätte er sie restaurieren lassen, die seitlichen Stufen zu einem gefälligen Ganzen ausgebaut und ihre symmetrische Front mit weißem Kalkstein eingekleidet, aber dieses Vorhaben hätte zuviel Zeit, zu viele Sklaven und zu viele zwangsverpflichtete Bauern erfordert sowie eine erhebliche Menge an Gold gekostet, da die Arbeiter mit Brot, Bier und Gemüse zu versorgen waren. Doch selbst als Ruine blieb diese Pyramide noch beeindruckend. Da Khamwaset trotz seiner sorgfältigen Suche am Bau des Großen Pharaos keinen einzigen in Stein gemeißelten Namen entdecken konnte, hatte er Unas durch die Hand seiner eigenen Handwerker mit erneuerter Macht und Leben versehen und natürlich folgende Inschrift einmeißeln lassen: «Der Herrscher hat befohlen, daß verkündet werde, der Herr der Handwerksmeister, der Sem-Priester Khamwaset, hat den Namen des Königs Unas von Ober- und Unter-Ägypten hinzugefügt, der auf der Pyramide nicht zu finden war, da der Sem-Priester Khamwaset gerne die Bauten der Könige von Ober- und Unter-Ägypten restaurierte.» Der Herrscher, so erinnerte sich Khamwaset, als er in der Hitze zu schwitzen begann und sein Baldachinträger zu ihm eilte, um ihm Schatten zu spenden, hatte nichts gegen die seltsame Leidenschaft seines vierten Sohnes einzuwenden, solange es Ramses II., User-Maat-Rê, Setep-en-Rê, als Verdienst angerechnet wurde. Dankbar nahm Khamwaset wahr, wie der Schatten des Baldachins sich auf ihn legte, und zusammen mit seinen Dienern machte er sich auf den Weg zu den roten Zelten, vor denen seine Leibgarde sich erhob, um sich vor ihm zu verneigen. Sein Stuhl wurde in den Schatten gestellt. Bier und ein frischer Salat standen für ihn bereit. Unter dem mit Quasten geschmückten Vorzelt ließ er sich auf den Stuhl fallen, nahm einen kräftigen Schluck von dem dunklen, erfrischenden Bier und beobachtete, wie sein Sohn Hori in dem dunklen Schacht verschwand, dem er selbst vor kurzem entstiegen war. Kurz darauf erschien Hori wieder und begann, die Reihe der Diener zu beaufsichtigen, die bereits mit Werkzeugen ausgerüstet waren und Tonkrüge auf den Schultern trugen.

Khamwaset wußte, daß die Augen eines jeden aus seinem Gefolge gleichfalls auf Hori gerichtet waren. Zweifelsohne war er das schönste Familienmitglied. Er war großgewachsen, besaß einen leichtfüßigen, anmutigen Gang und eine aufrechte Körperhaltung, die auf ihre Weise weder arrogant noch reserviert wirkte. Seine großen Augen mit den schwarzen Wimpern waren der Spiegel seiner Seele, so daß Enthusiasmus, Humor und jedes andere starke Gefühl sie zum Strahlen brachten. Seine zartbraune Haut spannte sich über hochstehenden Backenknochen, und unter diesen unwiderstehlichen Augen tauchten häufig lilafarbene Höhlen von scheinbarer Verletzlichkeit auf. Horis Antlitz dagegen war jugendlich und nachdenklich, doch wenn er lächelte, zerfloß es in Strömen von Fältchen reiner Freude, die seine neunzehn Jahre verwischten und ihm ein unbestimmbares Alter verliehen. Seine großen und geschickten Hände wirkten auf natürliche Weise anziehend. Mechanische Dinge mochte er sehr, und als Kind hatte er seine Erzieher und Ammen mit seinen Fragen und seiner unglücklichen Gewohnheit, jegliches Gerät auseinanderzunehmen, dessen er habhaft werden konnte, bis zur Raserei getrieben. Khamwaset wußte sehr zu schätzen, daß Hori sich ebenfalls für das Studium alter Gräber und Bauten und in einem geringeren Ausmaß auch für das Entziffern der Steininschriften oder der wertvollen Schriftrollen interessierte, die sein Vater sammelte. Er war der vollkommene Assistent, lernbegierig, geschickt im Organisieren und stets willig, Khamwaset viele der Lasten...
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Autor

Pauline Gedge, geboren 1945 in Auckland, Neuseeland, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in England und lebt heute in Alberta, Kanada. Mit ihren Büchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt sind, gehört sie zu den erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane.